Dcr Gesellschafter.

Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

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Nr. 40 . - halbjährlich hier 51 kr-, im Bezirk ! SaMStüg döN 6 . MpNt. ^ Zeile aus gewöhnlicher Schriit 18/^!.

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. Tages-Neuigkeiten.

Der Rechtsanwalt Zahn in Nagold hat auf dis Ausübung der Rechtspraxis Verzicht geleistet.

S t n t t g art, 2. April. Abgeordnetenkammer. Vicepräsident Sick spricht ehrende Worte zum Gedächtniß des verstorbenen Ministers v. Scheurlen. Die Kammer erhebt sich. Dieselbe be­schließt, die Regierung um die Erwägung zu bitten, ob nicht der Turnunterricht in den Volksschulen unter Beachtung der besonderen Verhältnisse der einzelnen Gemeinden obligatorisch einzusühren sei.

Stuttgart, 3. April. Seit Daniel Schubart hat schon mancher würlt. Staatsbürger die Reise nach Hohenaspcrg untreren müssen, insbesondere kamen Zeitungs-Redakteure zum Oestern in die Lage, eine Zeillang als Festungsarrestanten zu fignriren. Dieß hört jetzt ans, nachdem das deutsche Reichsgcsetz in Kraft getreten ist, der letzte zur Haft verurtheilte Redakteur ist Hr. Dr. Joseph Bücher, welcher im Deutschen Volksblatt seinerzeit eine unrichtige Begebenheit aus Munderkingen veröffentlicht, und wodurch der dagegen sich verletzt fühlende gewesene Hr. Stadt- schultheiß Schmid Klage erhoben hat. Wie wir erfahren, benützt Hr. Bücher die Musestunden seines unfreiwilligen Aufenthalts dazu, eine Chronik niederzuschreiben, worin verzeichnet ist, welche Personen schon seit Schubarts Zeit auf Hohenaspcrg gefangen saßen und was Veranlassung hiezu gegeben hat. Gewiß ein interessanter Lesestoff! (B. Z )

Nach der am 1. Dez. 1871 vorgenommenen Volkszählung beträgt die Einwohnerzahl im Bezirke:

Calw.

Männliche: . . 13,886

Weibliche: 13,819

Zusammen

27,705

Freud enstadt . . .

. . 13,992

15,205

29,197

Herrenberq . . .

. . 10,210

11,635

2l,845

Horb.

. . 9,676

10,913

20,589

Nagold ....

. . 12,118

13,913

25,683

Von den Städten zählen über 10,000 Einwohner:

Cannstatt 11,804. Stuttgart, Stadt 91,623.

Eßlingen 17,941. Reutlingen 14,237.

Heilbronn 18,955. Gmünd 10,739.

Ludwigsburg 11,785. Ulm 26,290.

Karlsruhe, 27. März. Bei der heutigen Gewinnziehung der ba­dischen 35 fl.-Loose fiel der Hauptgewinn von 35,000 fl. auf Nr. 266,383, 10,000 fl. fielen auf Nr. 116,349 , 5000 fl. fielen aus Nr- 220,533, je 2000 fl. fielen auf Nr. 57,582, 207,250, 392,0,3, 31,488, 57,575, je 100« fl. fielen auf Nr. 526,169, 277,065, 2,4,331, 266,358, 271,250, 31,223, 363,752, 21,353, 275,074, 260,697, 29.214.

Zweibrücken, 28. März. Ein hiesiger Familienvater, welcher der altkatholischen Religion zugethan ist, hat wegen der gegenwärtigen Religionshetzerei seine fünf katholischen Kinder protestantisch werden lassen.

Berlin, 1. April. Der Kaiser ist von seinem letzten Un­wohlsein völlig genesen und unternimmt jetzt täglich in offenem Wagen Spazierfahrten an der Seite seiner Tochter, der Frau Großherzogin von Baden. Allen Staatsarbeiten widmet sich der Kaiser in vollstem Umfange nach wie vor, und soweit es bis jetzt bestimmt ist, wird er am 8. April in Person den Reichstag er­öffnen.

Berlin, 3. April. Der Abschluß des Auslieferungs­vertrags zwischen Deutschland und der Schweiz wird in Bern erfolgen; der Niederlassungsvertrag zwischen den genann­ten Staaten wird in Berlin verhandelt. (S. M.)

Dresden, 31. März. In Chemnitz haben die Social- Demokraten eine stark besuchte Volksversammlung abgehaltcn, auf welcher von dem Redakteur derChemn. Fr. Pr.", Most, der Bebel-Liebknecht'sche Proceß besprochen und endlich unter allge­meinem Beifall eine Sammlung veranstaltet wurde, um Herrn Most einen Polsterstnhl zu kaufen, damit er die verwirkten Geld­strafen im Gefängnisse wenigstens weich absitze. Von dcr Stadt- Polizeibehörde Leipzigs sind nunmehr, unter Zustimmung der k. Kreisdirektion, Versammlungen der dortigen social-demokratischen Arbeiterpartei verboten und die Partei selbst ist endailtia aufae- löst worden. (Frkf. I )

Das war doch zu arg: sogar am ersten Ostenage Morgens 4 Uhr ließ Hauplmann von Spankern in Berlin seine Compagnie (2. der Garde-Pioniere) antreten und marschiere mit ihr zum I

Thor hinaus Die Leute raisonirten innerlich und machten finstere Gesichter. Da zeigt sich ein bekanntes Eichenwäldchen und der Hauptmann kommandirt Halt! und weiter: Offiziere und Mann­schaften!Ostereier suchen! 300 Stück sind im Busch ver­steckt!" Das mar ein Leben und Lachen. Auf und in Bäu­men, in Stränchern, in nachgemachten Nestern rc. waren die bunten Eier versteckt, in einer halben Stunde waren sie sämmt- lich (bis auf 10 Stuck) entdeckt. Jubelnd und singend wurde der Rückmarsch angetreten.

Am 9 April werden die deutschen Bischöfe in Fulda am Grabe des Bonifacius gemeinsam um Erleuchtung bitten 1) wie sie sich dem preuß. Unterrichtsgesetz gegenüber und 2) bezüg­lich der Excommunication der Unfehlbarkeits-Läugner zu verhalten haben. Auch wir bitten um Erleuchtung der Herren.

Die Professoren Knoodt und Reinkens haben, wie die Cobl. Z" hört, beim Cultnsminister und beim Provinzial- Schulcollegium Beschwerde gegen den Religionslehrer Beinroth in Boppard erhoben.

Die Betheiligung Elsaß-Lorhriogens an derWiener Welt- ausstellung 1873 verspricht guten Fortgang. Die Anmel­dungen von Ausstellern erfolgen nach derStraßb. Ztg." bei der Elsaß-Lothringischen Landeskommission in recht erfreulicher Weise

Linz, 28. März. Ein Benedictiner-Priester, Professor der Chemie am Stifts-Gymnasium zu Kremsmünster, hat sich als con- fessionslos erklärt; er soll die Stelle eines Fabrik-Dircctors an­genommen haben.

Die antiinfallibilistischen Priester erfreuen sich großer Aufmerksamkeit von Seiten der Ultramontanen. So meldet der Rauscher'scheVolksfr.", der altkatholische Pfarrer Alois Anton habe anläßlich seiner Krankheit vom hochw. Bischof von Linz ein sehr liebevolles, väterliches Mahnschreiben" erhalten, er möge in sich gehen und umkehren, welches Schreiben jedoch leider ohne Erfolg geblieben. Ebenso hat der Bischof Stroßmayer vom Papste die strikte Aufforderung erhalten, binnen 6 Wochen bestimmt zu erklären, ob er sich dem Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit unterwerfen wolle oder nicht. Gleichzeitig wurde Stroßmayer ausgesordert, seine berühmt gewordene Rede, die er im Concil gegen die Unfehlbarkeit gehalten und die insbesondere in Süd- deutschland in Tausenden von Exemplaren verbreitet wird, für apokryph zu erklären.

Paris, 3. April. Im Prozeß Trochu erkannte die Jury, daß nicht eine Verleumdung, sondern nur eine gröbliche Beleidi­gung vorliege. Villemessant und Vitu wurden zu einem Monat Gefängniß und 3000 Frcs. Geldbuße verurtheilt.

In Napoleons Kabinet in Paris haben sich mehr als 1800 deutsche Bettelbriefe gefunden, aus denen die Franzosen ein Buch gemacht haben, um zu zeigen, daß nicht alle Deutsche Heilige sind. Geärgert hat es die Franzosen, daß so wenig politische Briefe darunter sind, eigentlich nur zwei. Bürger in Landau bitten 1863 Napoleon die Pfalz zu annexiren, und eine geheime Gesellschaftder Bundschuh" ersucht 1865 den Kaiser um Einschreitengegen das brutale Vorgehen Preußens."

Der Punkt, an welchem Napoleon seinen Hebel ansetzen will, um nach Frankreich wieder hinein zu kommen, ist das Plebis- cit. Er schwört darauf, daß das Volk ihn wieder wählen wird, wenn es nur einmal zur Abstimmung kommt. Die mit Gold beladenen Esel hat er bereits vorausgeschickt, und um sie immer neu beladen zu können, eine große Besitzung bei Nerv-Dock um 4 Mill. Dollars verkauft.

Briese der Corresp. Havas aus London bestätigen die Nach­richt, daß der Exkaiser bei einem dortigen Banquier eine Anleihe von einigen Millionen unterhandeln lasse.

Brüssel, 3. April. DieJndependance meldet: Zu Ver­niers brach ein Stiike der Tischler und Zimmerlente aus. Die Z^hl der Stinkenden beträgt mehr als siebenhundert.

Die Kündigung des belgisch-französischen Handelsvertrages ist nunmehr erfolgt. Ob Belgien in der Zwischenzeit bis zum Ablauf des Vertrages sich ans Verhandlungen über eine Modifi­kation des Vertrages einlassen wird, steht dahin. England hat solche Verhandlungen bekanntlich von der Hand gewiesen.

Als Kuriosität, wie die religiösen Streitigkeiten Enropa's