kannte hannover'sche Nbg. Ewald erklärte nämlich, das Bndgte so lallte nicht bewilligen zu können, bis — Fürst Bismarck den König,Georg wieder^ in Hannover eingesetzt haben werde. Ein polnischer Abgeordneter' zeigte im Namen seiner Parteigenossen an, daß dieselben das Budget ebensalls nicht bewilligen könnten, erstens weil sie ihre Zugehörigkeit zum deutschen Reiche nicht anerkennen wollen, dann wegen der „ostensiblen Feindseligkeit der Regierung gegen das polnische Element". Endlich motivirte auch Kryger seinen dänischen Standpunkt. Das Resultat der Debatte war bekanntich doch die fast einstimmige Annahme des Etatsge- setzes.
Berlin, 4. Dez. Die ,,Spen. Ztg " berichtet von einem neuen, für die gesummte Bürgerschaft Berlins in seinen Folgen jedenfalls höchst gefährlichen Sinke, welcher in Aussicht stehen soll. Die städtischen Nachtwächter, deren mühevoller Berus mit monatlich 8 Thalern honvrirt wird, hatten eine Petition dem Polizei^Präsidium cingereicht, in der sie wegen Gehaltsverbcsse- rnng vorstellig geworden sind. Die Petenten sind am Montäg abschlägig beschieden worden; ein großer Thcil derselben beabsichtigt nun das Amt niedernilegen.
Berlin, 6. De;. Die „Prov.-Corr." bespricht die Verhängung des Belagerungszustandes in den occupirten französischen Provinzen. Diese Maßregel, welche zunächst nur zur eigenen Sicherheit der'"Derttschen in-Frankreich bestimmt ist, wird die Franzosen hoffentlich zum Bewußtsein bringen, daß sie keineswegs in der Lage sind, die'Milde Deutschlands ungestraft durch herausfordernden Uebermnth zn erwidern.
F r a n t s u r !, ft». .Dez. Td Aufgaben, welche der hier tagenden nMkäliotiakeä Kdmmissfotl ^näch Art 1 der Präliminarien zugethcilt waren, sind vollständig gelöst, so daß die Auslösung der diplomatischen Konferenzen am nächsten Sonnabend erwartet werden rann. Die Unterzeichnung soll in Berlin und Versailles und dann die Auswechslung der Ratifikationen auf diplomatischem Wege erfolgen. Die internationale Kommission hat sich, seitdem .Gras Harry v. Arnim sich in Versailles befindet, nur mit Post-, Telegraphen- und Zollangelegenheiten beschäftigt, während die Politischen Angelegenheiten lediglich in Versailles durch den Grafen v. Arnim erledigt worden sind.
Vom Jahre 1872 ab werden die bisher norddeutschen Gesandtschaften in München, Stuttgart, Darmsladt und Karlsruhe ans den preußischen Etat übernommen. Auf demselben stehen bekanntlich schon Gesandtschaften in Dresden, Hamburg, Oldenburg und Weimar, so daß Preußen also bei den deutschen Einzelstaaicn 8 Spezial-Gesandte unterhält mit einem Kostenaufwand von 103,900 Thaler. Außerdem sollen auch künftig in München und Stuttgart preußische Militärberwllmächtigte unterhalten'werden; nur der Karlsruher Militärbevollmächtigte ist in Wegfall gekommen.
A nsStraßb u r g, 4. Dezember, schreibt man dem „Staats- Anzeiger" : Gestern trafen 640 Rekruten hier ein, welche beim 8. Infanterieregiment' emgetheilt wurden. Heute fand deren Beeidigung in der Thomaskirche statt und war diese feierlicher als bei uns zu Hause. Nach einer höchst eindrucksvollen Rede des Militäroherpsarrers wurde der Eid aus die Fahnen abgelegt, wobei ein von jeder der 12 Kompagnien Ausgcwählter als' Depn- tirter seiner ALtheilung den Fahnenstock erfaßte; den Schluß machte der. Choral „Eine feste Burg ist unser Gott", von der Regimentsmusik geblasen.
Wien, 5. Dez. Tie „Neue freie Presse" bringt anläßlich des vom Grasen Beust auf seiner Reise nach London dem Präsidenten Thiers, abgesiatteten Besuchs einen Artikel, in welchem hervorgchoben wird, daß diesem Besuche nur die Bedeutung eines HöflichkeilsacleZ gegen Thiers und die französische Republik bei- znlegen sei. Oesterreich wünsche Frankreich alles Gute; von einer Verbindung mit Frankreich zu anderen als zu Friedenszwecken werde aber niemals die Rede sein können.
Paris, 2. Dez. Vorgestern wurden die zwei-Jndivid neu erschossen, welche einen deutschen Soldaten bei Nix ermordet und eine Anzahl Pferde gestohlen hatten.
Paris, 5. Dez. Wie man versichert, hätte Thiers sich dagegen ausgesprochen, daß die Prinzen v. Orleans ihre Plätze in der Nationalversammlung einnähmen.
Versailles, 5. Dez. Nationalversammlung. Grevy wurde mit 511 von 521 Stimmen zum Präsidenten wiedergewählt.
Wikokalendies, der rot he Häuptling.
(Fortsetzung.)
„Und nun?" fragte John, der das Messer gezückt in der Hand hielt.
„Nun steckst Du Dein Messer wieder ein," erwiderte der Alte gelassen, und nimmst sofort Deine Braut auf den Arm, um sie in unsere Behausung zu tragen."
„Und Du?" fragte der Sohn weiter.
„Ich bleibe einstweilen bei dem Verwundeten, um seine Wunden zu besorgen," entgegncte der Vater höhnisch. „So nämlich wirst Du zur Mary sagen, wenn sie etwa zu sich selbst kommen sollte! Hast Du sie aber in unserem Hause ihrer Dienerin übergeben,
s so ^eilft Du so schnell Du kannst, hieher zurück, denn unser Geschäft ist noch nicht ganz zu Ende."
^ John that, wie ihm besohlen war. Mit leichter Mühe lud er seine schmächtige Cousine auf den Arm und tkng sie der Hei- ! math zu; der Alle aber setzte sich neben den Verwundeten ans ! den Boden und stützte den Kopf in die Hand, als hätte er tief , iiachzndenken. Nach einer halben Stunde jedoch schien er voll- s kommen mit sich in's Reine gekommen zu sein, denn er lachte still ; vor sich hin, wie Einer, der etwas recht Kluges ausgeheckt hat.
! „Ans diese Art geht es," murmelte er, „denn ich kann ihr I jeden Eid, den sie verlangt, schwören, daß ihm nichts weiter zu t Leid gethan worden ist, sondern daß er vielmehr auf seinem eigenen ! Gaule die Weiterreise angetrelen hat. Nun ivohl bekomm ihm ! diese Reise," setzte er darauf mit einem teuflischen Grinsen hinzu.
Kaum war er mit diesem Selbstgespräch fertig, so stand er ^ auf und schnitt sich mit seinem Messer eine ziemliche Menge von l starken Binsen ab, die in großer Anzahl in der Nähe wuchsen, i die-Binsen aber fing er an in dicke Seile zusammen zu flechten,
! wie wenn er Vorhalte, irgend ein starkes Thier zu fesseln. Natnr- I lieh übrigens verwandte er dabei kein Auge von dem Verwunde- ! len, damit er sogleich bereit sei, wenn derselbe aus seiner Be- ^ wußtlosigkeit erwache, und so vergingen mehrere Stunde», bis ! endlich John wieder auf den Platz 'zurückkehrte.
„Nun?" fragte jetzt der Alte.
„Sie ist nnfgewacht," erwiderte der Sohn, „und ich sagte ihr, was Du mir zu sagen befohlen."
„Gut," fuhr der Alle fort. „Jetzt geh' hinter die Hütte, wo das Roß des Mannes da angefesselt steht, und binde dem- ftclbcn eine starke Gurte um den Leib, während ich hier vollends den letzten Strick flechte. Hüte Dich aber wohl, es losznlassen, denn sonst würde mein ganzer Plan vereitelt."
John ging, die Befehle seines Vaters auszuführen, kehrte aber schon nach kurzer Zeit zurück, das Geschehene diesem anzn- zeigen.
„Vortrefflich," sagte der Alte, und nun steh' mir bei, den Mann da anszutleiden."
Auch dieß war in wenigen Minuten geschehen; doch nicht, ohne daß der Unglückliche, als er so gar unsanft berührt wurde, laut ausgejeufzl hätte.
„Jetzt nimm ihn an den Füßen, während ich ihn am Kopfe halte," befahl der Alte weiter, „und nun fort mit ihm aus den Gant hinauf, aber nicht als Reiter, sondern als Waarenballen. Hoho, John, begreifst Du jetzt?"
John begriff und lachte wild ans vor Freude. So hoben sie denn den Armen ans und legten ihn der Länge nach auf das Pferd; dort aber banden sie ihn mit den Binsenseilen so fest, daß er unmöglich herabfallen konnte.
„Nur die Stricke noch tüchtig angezogen," rief der alte Estill, und die Arme an den Hals, die Füße aber an die Wcichtheile angeschnallt! So ist's gut, und nun noch einen starken Strick um den Leib, denn das Roß wird gar sonderbare Manöver machen, sobald es die ungewohnte Last ans sich spürt, und wcnn wir ihn daher nicht über die Maßen fest anbinden, so streift es ihn an einem Baume ab, oder wälzt sich mit ihm auf dem Boden herum, bis es ihn los hat. Ja stöhne nur, Du neuer Mazeppa, oder wie sonst der Kosackenhetmann hieß, den man auf ähnliche Art angebunden durch die Ukraine jagte; aber glaube mir, so gut wird Dirs nicht, wie's Jenem geworden ist, sondern wenn Dich das Roß ein paar Tage lang hernmgetragen hat, ohne daß ein Tropfen Wasser Deine lechzende Zunge benetzte, so bist Du sicher eine Leiche, als Du jetzt noch ein lebender Mensch bist, oder wenn Du je noch athmest, so werden die Geier und Aaskrähen bald ein Ende mit Dir gemacht haben."
Hat nun der Leser ebensalls begriffen, wie die grausamen Quälgeister mit dem armen Simon Girty verfuhren? Schrecklich, schrecklich — doch das Allerschrecklichste kam erst! Als nämlich, während der Verwundete gar entsetzlich stöhnte, die gräßliche Arbeit gethan war, riß der alte Estill ein Stück Tuch von seiner Kleidung ab, rieb dasselbe tüchtig mit Pulver aus seinem Pulverhora ein, schlug dann Feuer und zündete es an.
,,Nun merk' auf John," flüsterte er jetzt mit einem heiseren Lachen. ,,Jn demselben Augenblicke, in welchem ich den brennenden Fetzen dem Rosse in's Ohr stopfe, cndledigst Du es seiner Halfter, und dann wirst Du sehen, was es für Sprünge macht."
Noch ein Moment und es geschah, wie der Alte vorausge- schen hatte. Sobald nämlich das Thier den Schmerz des brennenden Schwamms fühlte, schlug es wild aus und rannte mit seiner Last ans dem Rücken in der wahnsinnigsten Eile in die Ebene hinein. In demselben Augenblicke.kam aber der Verwundete zum Bewußtsein und stieß einen furchtbaren Schrei aus!
„Den sind wir los für immer und ewig," sagte nun der alte Estill kaltblütig, „und können doch beschwören, daß wir ihm nicht an's Leben gegangen sind. Aber nun komm' nach Hanse, denn Deine Trauung muß heute noch stattfinden."
(Fortsetzung folgt.)
RedRttöm Drück^nd'Berlää der G. W. Zaiser 'scheu Buchhandlung.