deutschen Landen, und auf Jedermann, der, sei es mit dem Schwert oder mit der Feder, diesen Lag von so entscheidender Wendung zu erringen mügcholfen hat."
Paris, 1. Sept. Thiers soll entzückt über seine Ernennung sein. Die Hellen Thränen standen ihm in den Augen, als er nach der Sitzung beglückwünscht wurde. „Ich habe", so soll er zu seinen Freunden gesagt haben, „Unrecht gehabt, den guten Absichten der Majorität in Bezug auf meine Person zu mißtrauen; da mir nun die Versammlung einen solchen Beweis ihres Vertrauens gibt, so wird sie ihrerseits sehen, daß ich nicht der Tyrann bin, für den man mich ansgibt." Der Empfang, der gestern Abend bei dem neuen Präsidenten der Republik Statt fand, war glänzend. Die Vertreter der fremden Mächte waren anwesend und brachten ihm im Namen ihrer Höfe ihre Beglückwünschungen dar. Als erste Frucht ihres Sieges verlangt die Majoriiät der Nationalversammlung ein neues Ministerium, das aus ihrer Mitte genommen werde.
Paris, 3. Sept. „Journal ossiciel" schreibt: In Folge der Veränderung, welche das Gesetz vom 31. August in der Organisation der Exekutivgewalt veranlaßt-, haben sämmtliche Minister ihre Demission gegeben, jedoch hat der Präsident der Republik sie gebeten, ihre Funktionen wieder aufzunehmen. Ein Dekret Thiers ernennt Dufaure zum Vicepräsidcnten des Mini- sterralhes. Larcy hat seine Demission in Folge eines Briefes des Präsidenten der Republik zurückgenommcn.
Unter den in Paris eingetroffenen Telegrammen, die den Präsidenten Thiers beglückwünschen, sind namentlich hervorzuheben die des russischen Kaisers und seines Reichskanzlers Fürsten Gort- schakoff, der Königin Victoria, des Königs Victor Emmanuel, des Fürsten Bismarck und des Grasen Beust.
Versailles, 2. Sept. In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung machte der Finanzminister die Mitrheilung, daß er soeben die letzten hundert Millionen, welche noch an der dritten halben Milliarde der Kriegsentschädigung gefehlt hätten, nach Straßburg gesandt habe.
Versailles, 2. Sept. Das dritte Kriegsgericht hat folgende Urtheile gefällt: verurtheilt zum Tode werden Ferre und Lnllicr; zu lebenslänglicher Zwangsarbeit Urbain und Trinquet; zur Deportation an einen befestigten Ort Assi, Billioray, Ehampy, Regere, Erousset, Verdure und Ferrat; zur einfachen Deportation Jourde und Rastoul; zu 6 Monaten Gefängniß und 500 Fr. Geldbuße Courbet; zu 3 Monaten Gefängniß Clement; freigesprochen wurden Descamps und U. Parent.
Versailles, 5. Sept. (Nationalversammlung.) Der Kriegsminister erklärt bezüglich der Einsetzung einer Enquete betreffs der Kapitulation Bazaine's: Die Regierung sei im Begriff, Enquötemitglieder zu ernennen, welche am 15. Sept. ;u- sammkntreten, um sämmtliche Kapitulationen zu prüfen.
Lille, 4. Sept. Gestern Abend ereignete sich auf der Nordbahn bei Seclin, in der Nähe von Lille, ein großer Unglücksfall. Der Pariser Schnellzug stieß mit dem Personenzug von Doffai zusammen. Die Maschine des Schnellzugs wurde zertrümmert, zehn Personen blieben todt, gegen hundert Personen find schwer verwundet, viele erhielten Brandwunden. Der Unglücksfall entstand dadurch, daß der Schnellzug abgelassen wurde, obgleich sich der Personenzug verspätet hatte. Eine gerichtliche Kommission ist nach dem Schauplatz des Unglücks abgegangen.
London, 2. Sept. Ans Chislehurst erfährt man, daß die Ernennung Thiers zum Präsidenten der Republik vom Kaiser Napoleon keineswegs ungünstig angesehen werde, da der Präsident jedenfalls eine nur beschränkte Macht Habe, und da die Zufälle eines vorgeschrittenen Alters der Frage einer dauernden Regierung für Frankreich eine baldige Lösung versprechen. Der Kaiser, heißt es weiter, werde in keinem Falle einwilligen, die Macht für sich selbst wieder aufzunehmen; aber es soll keine Gelegenheit versäumt werden, dem französischen Volke den kaiserlichen Prinzen als das Haupt einer konstitutionellen Monarchie mit oder ohne den Kaiser als Regenten anzuempfehlen.
Brüssel. 29. August. Vorgestern wallsahrteten Tausende von belgischen Gläubigen nach Meckieln zum Patron der dortigen Metropolr- tankircbs, dem bell. Rombolt, um, durch Vermittlung der verichiedcncn belgischen Schutzheiligen, die Wiederherstellung der weltlichen Gewalt des bell. Vaters zu erstellen. Die Stadt war festlich geschmückt, und um 10 llbr schritt der Zug, in welchem Reliquienschreine und Banner zahlreicher inländischer Kirchen getragen wurden, vom nutzeren Boulevard nack der Kathedrale, wo der Nuntius das Hochamt und der Erzbnckof Dechamps eine kurze Ansprache des Trostes und der Ermuthigung hielt über die Worte: „Das Himmelreich erleidet Gewalt und die Gewalt- thätigen reißen es an sich."
Neu-Dork, 1. Sept. Ein Erdbeben mit Gewitter hat m St. Thomas am 21. August stattgesunden. Viele Häuser haben gelitten, einige sind zerstört. Man zählt 1o0 Todte.
(Fünflinge.) Unter der Ueberschrift „Gottes Segen bei Ulmenschneider" macht das „New-Aorker Journal" die Mittheilung, daß in der Hauptstadt des Staates Jersey eine deutsche Frau mit Fünflingen niedergekommen ist. Der glückliche Vater dieser Fünflinge, von denen jedoch das Letztgeborene kurz nach der Geburt starb, ist Maurer von Geschäft.
Allerlei.
— Zutrauliche Vögel. Im Hon wird von diesem Früdjabre felgendes oruitbologische Curiosum berichtet: „In ein Vorzimmer der Wohnung des Directors der Oerksnver Herrschaft, Herrn Johann Vas- varv, kam häufig eine Schwalbe, durch das Fenster geflogen, und da sie gesehen, daß ihr nichts zu Leide geschah, brachte sie auch -ie Genossen mit. Beide setzten sich nun auf das Fenslergestms und fingen au, den Hausbewohnern zu Ehre» ihre schönsten Duette auszusühre». Das wiederholte sich durch einige Tage, bis endlich das Männchen auf den Bücherschrank hinausflog, wo cs sein Schwalbenlied sortsctzte. Am andern Tage gesellte sich auch das Weibchen zu ihm, und beide concertirte» »un vom Bücherschrank herab. Am dritten Tage machte das Schwalbeupaar sich daran, in einer Zimmerecke nah am Plafond ein Nest zu bauen. Dieß wollte man ihnen jedoch nicht gestatte», und der Hausherr sann sich daher Folgendes aus: er befestigte nämlich mit Bindfaden ein viereckiges Brettstück an einem in den Plafond eingeschlagenen Nagel, so daß cs horizontal einen halben Schuh unter der Zimmerdecke in der Lust schwebte. Dann nahm er die Rudimente des NOtbaueS vorsichtig von ihrem Platz und legre sre aus das Brett. Die schwalben sahen vom Fenster aus dieser Operation zu, und als der Hausherr sich zurückgezogen hatte, flogen sie aus das Brett und unterhielten dort eine längere zwitschernde Zwiesprache. EndlichJlog das Männchen zum Fenster hinaus, kehrte aber bald mit einem Stückchen Äoth zurück. Dasselbe that nach ihm das Weibchen, kurz, sie begannen den Wiederaufbau des Nestes, verließen jedoch, nachdem die Arbeit einigermaßen vorgeschritten war, wieder das Brett, setzten sich auf's Fenster und schienen dort abwarten zu wollen, was weiter geschehen werde. Der Hausherr besichtigte nun vor ihren Augen das begonnene Werk und ließ es unberührt. Da gingen nun die Schwalben mit voller Energie an die Fortsetzung des Baues, und jetzt bängt dort schon das mit Flaumfedern wohl ausgepolsterte Nest, aus dem vier Junge ihre gelben Schnäbelcheu Herausstrecken. Papa und Mama sitzen über dem Nest und sehen ruhig Allem zu, was um sie voraeht. Die Hausleute geben ab und zu, lärmen, musiciren, ohne daß die schwalbenjamilie sich dadurch stören läßt. Im Fenster hat man ihnen eine Ocsfnnng gelassen, und durch diese stiegen sie aus und ein."
— (Hohes Alter.) Am vorigen Samstag starb in Kansas Citv (Amerika) im Alter von 134 Jahren Jakob Fournvis, ein französischer Kanadier, welcher mehr als ein halbes Jahrhundert einer französischen Pelzhändler-Compagnie als Jäger und Fallensteller gedient hat. Er war während feines langen Lebens niemals krank. Am Samstag fühlte er das Herannahen des Todes und sagte am Morgen der Familie, daß er die Sonne nicht mehr untergehen sehen werde. Gerade vor soimcuuuter- gang hörte sein Herz zu schlagen auf. Er hatte am 14. September !7l>9 auf einem Stück Urlaub arbeitend dem Tod General Wolf's in der Schlacht von Ouebeck beigewohnt. Er stand eine Reihe von Jahren im Dienst der Pelzhäudler-Compagnie und brachte de» Res! seines Lebens in Behaglichkeit und Ruhe zu. Sein sehnlichster Wunsch war, einen Eiseubahn- zug zu sehen, und als er in der Nähe von Kansas zum ersteumale eine Lokomotive keuchend, brausend und kreischend vor seinem Hause vorbei- rolleu sah, zitterte er wie ein Kind. Er sagte, er danke Gott, daß er eins Elsendabn gesehen habe, sprach aber nachher ine wieder über die Sache.
— Euticheiduiigsgründe aus dem Laude zwischen Württemberg und Oesterreich. In einem Orte —tz— hat der Psarrer das Glück, nur Drei in seiner Gemeinde zu haben, die nicht an die Unfehlbarkeit des Papstes glauben. Ader sie in Kirchenbann zu thun, hat seine Schwierigkeit. Der eine ist Doktor, der andere Apotheker und die Berührung mit solchen, auch wenn sie Ketzer sind, ist oft nicht zu vermeiden; der Dritte — ja da hat es einen besonderen Haken: Wissen Sie, meinte der geistliche Oberhirte, der braut das beste Bier — da wäc's eine Sünde, so Einen in Bann zu thun.
— (Der deutsche Bundeskanzler) wird demnächst auch auf dem Theater erscheinen, vorausgesetzt, daß sich eine Bühne findet, welche das neue Stück, worin er eine Rolle spielt, in Scene setzt. Gedachtes Lustspiel ist soeben in der Gottschick Witter'schen Buchhandlung in Ludwigshafen a. Nh. erschienen und führt den Titel: „Fürst Bismarck als Ehestester, oder: Wie man die Bis- marckerei kurirt. Dramatischer Scherz in 3 Abtheilungen von C. Bentlage".
Gute Ernährung, Verdauung und Leibesöffnung sind die wesentlichsten Stützen der Gesundheit. Ein so rationell zusammengesetztes Erzeugnis;, welches nährt, die Eßlust reizt, die Verdauung befördert, die Ausleerung unterstützt und ein angenehmes Gennßmittel ist, ohne Medikament zu sein, haben wir in dem L. W. Eger'schen Fenchelhonigextract. Der regelmäßige Gebrauch desselben bei diäter Lebensweise im Verein mit den Kräften entsprechender Bewegung in frischer, gesunder Luft kann Hämorrhoidal-, Unterleibs- und an Verstopfung Leidenden nicht dringend genug an's Herz gelegt werden. Da der L. W. Egers'sche Fenchelhonigextract zugleich den Schleimauswurs befördernde und die Reizzustände der Athmungswerkzeuge auffallend beschwichtigende, milde Substanzen enthält, so erklärt sich seine Verwendbarkeit bei den verschiedensten Formen von Husten und Katarrh, ja selbst bei eingewurzelten Hals- und Brust-Leiden. Möge sich das Publikum nicht durch wirkungslose Nachpfnschun- gen täuschen lassen und genau darauf sehen, daß jede Flasche des echten Fenchelhonigcxtracts Siegel, Faksimile, sowie die im Glase eingebrannte Firma seines Erfinders und Fabrikanten L. W. Egers in Breslau tragen muß und nur allein zu haben ist bei Gottlob Knödel in Nagold.
Auflösung des Räthsels iü Nr. 102: Teufelsdreck.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser 'scheu Buchhandlung.