A l t e n st a i g.
Aufforderung
zur Anmeldung von Guthaben!
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N ö s le r, Apotheker.
Nagold.
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A. Reichert.
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Dem vcrehrlichen Publikum mache ich
die ergebenste Anzeige, daß ich das Geschäft »«eines verstorbenen Mannes sort- führen werde und bitte das ihm geschenkte Vertrauen auch «nir znzuwendei«.
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D » il g s a l z
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priina, ca. 25 Centner bei _ A. Reichert.
Frucht-Preise.
Nagold, 25. Februar 1871.
fl- kr. f>. kr. fl. kr. Dinkel »euer .... 5 9 4 56 4 —
Kernen..6 —-
Gerste.5 4 48 4 40
Roggen ..... 5 2t 4 12 5
Haber .>5 20 5 8 5 —
Alt enst aig, 22. Februar 1871.
fl. kr. fl. kr. fl. kr.
Dinkel .5 24 5 1 4 6
Kernen. 6 48 6 39 6 30
Haber. 5 6 4 58 4 54
Gerste. 5 — 4 57 4 51
Roggen . 5 24 5 «8 5 12
Wei«en ..6 12 — —
T a g e s - N e u i g k e i t c ir.
Aricgsschauplah.
„Daily-Telegraph" «neidet ans Paris, 19. Februar: „Die Polizei hat bei Durchsuchung der unruhigen Bezirke nach Waffen und Handgranaten bereits deren viele saistrt. Die Behörden fürchten unliebsame Demonstrationen gegen Kaiser Wilhelm und Bismarck, wenn die Deutschen in Paris einziehen. Der deutsche Präfekt hat für St. Denis eine Contribution von 800,000 Frcs. ansgeschricben." (Frkf. Jonrn.)
Sövres, 20. Febr. Die Commission der Nationalversammlung, Thiers, Znles Favre, F-aidherbe, Chanzy und noch ein fünftes Mitglied (ich glaube Picard), ist Behufs Führung der Friedcnennterhandlungcn bereits gestern in Versailles angelangt. lieber die Art und Weise, «vie der Marsch durch Paris ausgeführt wird, vernimmt man heute schon, daß zunächst zwei Nrmeecorps die Stadt besetzen und dort den Sicherheitsdienst bis zum vollendeten Durchmarsch fämmtlicher Corps der Pariser Armee versehen werden, während der Kaiser in den Tnilcrien residirt. Hand in Hand mit unseren Einzugsvorbereitungen, als da sind: Parademarsch, Dislokationen, Bau von Schiffbrücken, gehen die Offensivarbciten gegen Paris; so wurde beispielsweise gestern trotz des heiligen Sonntags eifrig auf Fort Jssy geschanzt und an den Batterien im Norden gebaut, «vas der Aufmerksamkeit der Pariser nicht entgeht und ihnen offenbar ein ernstlicheres Nachdenken über ihre wirkliche Lage erweckt, als uns ihre Or- sinibomben. Die „Patrie" sagt in dieser Beziehung untern« 17. d.: „Fremde, uns befreundete Diplomaten, welche heute nach Paris gekommen sind und mit den Versailler Machthabern verkehrten, meinen, daß bezüglich des Durchmarsches der Preußen durch Paris noch nichts entschieden sei. Es tritt ein Witterungswechsel ein, die sieben Tausend Qrsinibonibeu, deren sich der Po- lizeipräfekt bemächtigt hat und von denen man lehrreiche Muster in einer großen Zahl von Bureaux, Ministerien und hohen Ver- waltungsäintern sieht, und anfgefangene Corrcspondenzen lassen einen furchtbaren Zusammenstoß zwischen den preußischen Truppen und der Bevölkerung besorgen. Und in der That bebt die Einbildungskraft schaudernd bei dem Gedanken des Kampfes Brust an Brust von 400,000 bewaffneten und verzweifelten Parisern gegen den eindringenden Feind zurück. Die von Hrn. v. Moltke einstudirte Marschroute könnte also wohl eine platonische Liebe bleiben. Herr v. Bismarck, welcher von Natur wenig sentimental ist, legt diesem feierlichen Abschluß nur geringen Werth bei; der Graf Moltke und der König hegen dagegen den Gedanken, uns eine letzte und äußerste Deinüthigung zu bereiten, mit Vorliebe. Sie sind unerbittlich. Der Kronprinz von Preußen ist gleichfalls nicht dafür, die Dinge so «veit zu treiben. Sein Herz ist der Großmuth zugänglich; er glaubt, daß 4'/r Monat ehren- wcrthen Widerstandes uns gerechten Anspruch auf die Großmuth des Feindes verliehen haben; er ist ei» ehrlicher Feind, der uns im schroffen Gegensatz der Krcuzzeitungspartei gern ein Zuge- ständniß machen möchte, welches Europa verlangt."
Hauptq. Versailles, 23. Febr. Die im Laufe des gestrigen Vormittags von Thiers und einigen Mitgliedern der Kommission mit dem Grafen Bismarck gepflogenen Verhandlungen haben einen solchen günstigen Verlauf genommen, daß der Reichskanzler keinen Augenblick Anstand genommen hat, den Waffenstillstand bis zun« 20. Febr. Nachts 12 Uhr zu verlängern. Es unterliegt keinem Zweifel, daß bis zu diesem Termin die festgestellten Friedenspräliminarien von beiden Theilen unterzeichnet sein werden und uns demnach nur noch wenige Tage von dem ersehnten Augenblicke trenne». Thiers soll sich in der'gesirigen Konferenz entschieden gegen die Herausgabe von Metz ausgesprochen und den Vermittlnngsvorschlag gemacht haben, die Festung Metz zu schleifen. Graf Bismarck hat, wie ich höre, die von ihm aufgestellte!, Forderungen als unerläßlichen Friedcnsbedingung bezeichnet, und es gilt als feststehend, daß Metz als Schutzmittel gegen erneute freventliche Herausforderungen Frankreichs dein deutschen
Reiche einoerleibt wird. Um zwei Uhr wurde Thiers vom Kaiserin besonderer Audienz auf das Zuvorkommendste empfangen und dadurch die neue Regierung indirekt anerkannt. Mit Recht schließt alle Welt daraus, daß die Verhandlungen den gewünschten Verlauf nehmen und die Unterzeichnung des Friedens jeden Augenblick zu. gewärtigen steht. — Der Einzug in Paris findet am 27. oder 28. statt. — Statt des Besuchs des Kaisers in Stuttgart und München wird wahrscheinlich eine Zusammenkunft sämmt- licher deutschen Fürsten in Karlsruhe stattfinden.
Bordeaux, 23. Febr. Ducrot, Segris, Forcade, Picard sind angekommen. Menotti und Ricciotti Garibaldi, sowie die meisten Garibaldinischen Offiziere deinissionirten. Die Ernennung des Admirals Penhoat zum Chef der Vogesenarmee wird bestätigt. Der „Agence Havas" zufolge ist das Hauptquartier Chanzy's in Poiiiers.
Nagold, 25. Febr. Heute Nachmittag hatten wir Gelegenheit, von unserem Candidaten für die Reichstagswahl, Hrn. Commerzienrath Chevalier in Stuttgart, sein Programm entwickeln zu Horen. Mußte schon das einfache und doch sichere Auftreten des alten, aber körperlich und geistig noch rüstigen Herrn guten Eindruck machen, so konnte auch mit dein, was er sagte, Jeder, der es aufrichtig mit der nationalen Sache meint, sich einverstanden erklären. Die Hauptgegensätze, welche es künftig in Deutschland geben werde, findet Herr Chevalier in den Deutschgesinnteu und Ultramontanen, welche letztere er aber mit den .Katholiken in keiner Weise verwechselt haben will; er hofft mit Zuversicht den Sieg des deutschen Bewußtseins. Nachdem er sodann geschildert, wie jetzt Deutschland und der Deutsche im Ausland eine ganz andere Achtung genieße, als dies früher der Fall gewesen, erklärt er, daß er vorerst an dis Möglichkeit einer Aenderung im Militärwesen nicht denke, daß er aber entschieden für die 2jährige Dienstzeit statt der 3jäh- rigen sei. Mit der Stellung Deutschlands zum Ausland, mit der Entwicklung seines Handels, mit seiner Sicherheit hänge nothwendig die Schaffung einer starken Marine zusammen, für welche er — sonst sparsam — nicht zu sparen gewillt sei. Hinsichtlich der innen« Fragen erklärt sich Hr. Chevalier als entschiedener Gegner aller Centralisation, deren Mängel jetzt in Frankreich so zu Tage getreten: er verlangt bei aller Bereitwilligkeit zu den für das Ganze durchaus nöthigen Opfern die Selbstständigkeit des Individuums, wie der Gemeinden, Provinzen und Einzel-Staaten; so erklärte er sich namentlich dafür, daß die Neichs- ausgaben, soweit sie nicht durch die indirekten Steuern gedeckt sind, durch nach der Kopfzahl zu bemessenden Umlagen auf die Einzelstaaten vertheilt und diesen dann nach freien« Belieben die Aufbringung dieser Kosten überlassen werde, während Andere für Erhebung einer Reichs- stzcuer sich aussprechen; er glaubt, daß die Verthciluug der Steuern in jedem Einzclstaate, in jeder Provinz je nach den örtlichen Verhältnissen richtiger geschehe, als wenn hierin für ganz Deutschland dasselbe Gesetz gelten würde. Indem Hr. Chevalier noch sein Bedauern aussprach, daß ihin seine sehr karg bemessene Zeit nicht gestatte, auch andere größere Orte des Bezirks zu besuchen, versprach er «wch für den Fall seiner Wahl, daß er — wenn auch nicht auf der Tribüne — doch sonst gewiß es an der Arbeit für die vielen hohen Aufgaben deS Reichstags nicht fehlen lassen werd». — Das Bedauern darüber, daß es Hrn. Chevalier nicht möglich war, seine Ansichten noch weiter im Einzelnen zu entwickeln, war wohl allgemein (eine gleich nach der Versammlung stattfin- dende Beerdigung machte den baldigen Schluß nothwendig), desto angenehmer war cs für diejenigen, denen es theils vor, theils nach der Versammlung vergönnt war, im vertraulichen Gespräch zu hören, wie sich Hr. Chevalier noch über manches aussprach, wie so deutlich zu sehe» war, welche hohe allgemeine Bildung und reiche Kenntnisse er besitzt, welch reiche Erfahrungen ihm zur Seite stehen. Interessant und geeignet, manche Bedenken zu beseitigen, war das, was Hr. Chevalier über seine religiösen Ansichten mittheilte; seine streng religiöse Richtung durchaus nicht verläugnend, sprach er sich über das Berhältniß von Staat und Kirche in so freisinniger Weise aus, als es nur irgend von einem Manne erwartet werden kann, der Willens ist, ohne gewaltsame Umstürzung des Bestehenden, durch allinählige Reformen das Richtige an- zustreben; Hr. Chevalier ist prinzipiell für die Trennung von Kirche und