ser Konvention. Sie konstatirt ferner die Anwendung von Sprenggeschossen und Patronen mit gehacktem Blei. Außerdem wird der völkerrechtswidrigen Kriegswasfen zur See gedacht, und die Verbrennung deutscher Schisse seitens der französ. Kriegs­schiffe erwähnt. Die deutschen Schisse werden deßhalb zu Re­pressalien gegen die franz. angewiesen werden. Die Note erwähnt ferner der deutschen gefangenen Verwundeten zu Theil geworde­nen schlechten Behandlung, sowie des von der französ. Negierung ermuthigten Ehrenwortbruchs gefangener französ. Offiziere. Eine Regierung, welche darauf rechne, in Zukunft an der Spitze des Landes zu bleiben, würde solche Maßregeln im Interesse des eigenen Landes vermeiden. In der Absicht der gegenwärtigen Machthaber Frankreichs aber liege es nicht, die Herstellung des Friedens zu ermöglichen, deßhalb hätten sie die freie Meinungs­äußerung durch die Presse und die Vertreter der Nation unmög- licb gemacht. Die Verantwortlichkeit für die Deutschland aufge- nöthigte strengere Handhabung des Kriegsrechtes falle auf die Personen, welche ohne Beruf und Berechtigung die Fortsetzung des Kriegs und die Lossagung von den Traditionen der euro­päischen Kriegsführung übernommen und der französ. Nation aus- gezwungen haben. (S. M.)

Berlin, 15. Jan. DieZukunft" schreibt:Johann Jacob! hat, wie wir zu unserer Freude mitthcilen können, ein­gewilligt, daß seine Candidatnr bei den Reichstagswahlen ausge­stellt werde. Aus Grund dessen ist ein demokratischer Wahlver­ein für Berlin in der Bildung begriffen." (Frks. I.)

Berlin, 17. Jan. Ein Schreiben des Königs Wilhelm an den Prinzen Heinrich der Niederlande hofft Beilegung deut­scher Beschwerden, erklärt, Deutschland und Preußen wollten keineswegs Luxemburgs staatlichen Bestand beeinträchtigen. Die Antwort des Bundeskanzlers an Luxemburg vom 6. Jan. behält die Dietenhoser Vorgänge weiterer Erörterung vor und kündigt die Beglaubigung eines deutschen Vertreters in Luxemburg an.

In einem Hause in Breslau wohnten unten drei französische Offiziere und oben unter dem Dache die arme Frau eines Land­wehrmannes. Der kleine Knabe der Frau war der tägliche muntere Besuch der Offiziere; plötzlich blieb er acht Tage aus und als er wieder kam, fragten ihn die Franzosen, wo warst du? Ach, sagte der Knabe, der Storch hat ein Schwesterchen gebracht und ich habe die Mutter und das Schwesterchen gepflegt; wir wollen das Schwesterchen auch taufen lassen, aber Niemand will Pathe sein. So? dann wollen wir's sein. Sie fuhren mit der Hebamme und dem Kindlein in die Kirche, hoben es aus der Taufe und baudem ihrem Pathen einen Hundertthalerschein ein.

AusderSocialdcmokratie. Ein Artikel des socialen Organs schließt, nachdem die angeblichen Uebelstände, welche die Socialdemokratie auLrvtten will, mit Ferkeln verglichen sind, mit dem Satze:Was Hilst es, die einzelnen Ferkel zu verfolgen, so lange das große Mutter- schwein immer neue Junge wirft? Die große G eneralsau muß abge­schlachtet werden und dann kann es der übrigen Schweinebrut an den Hals gehen. Lw lange die große Generalsau lebt, bleibt die allgemeine Schweinerei."

Wien, 13. Jan. Der Gesandte des Norddeutschen Bundes von Schweinitz hat seinen Aufenthalt in Pest verlängert und eine Audienz beim Kaiser uachgesucht. Dreizehutauseud für Frank­reich bestimmte Chassepot-Gewehre sind hier mit Beschlag belegt worden.

Nach derStraßb. Ztg." ivird im Elaß stark gewildert und dadurch, besonders auch durch Schlingenlegen, der Wildstand ernstlich bedroht; auch haben sich in den Kantonen Saar-Union, Drulingen und Lützelstein wieder Wölfe gezeigt, während ganze Rudel Wildschweine bis in die Ebene dringen.

Bordeaux, 14. Jan. Ueber den Inhalt des von der Regierung der nationalen Vertheidigung unterem 9. Jan. erlasse­nen Protestes gegen das Bombardement von Paris wird hier mitgelheilt, daß die betreffende Note auszuführen versucht, wie das Kriegsrecht das Bombardement von Privatgebäuden nicht gestalte, ferner die Belagerer stets gehalten seien, von der Absicht, einen Platz zu bombardiren, vorher Kenntniß zu geben, damit den Nichtcombattanten die Möglichkeit gewährt werde, sich zu retten. Im gegenwärtigen Falle liege keine militärische Noth- wendigkeit vor, aus Grund deren die Belagerer diese Anzeige unterlassen haben. Auch sei das Bombardement nicht die Vor­bereitung ei»er weiteren militärischen Action, sondern habe nur den Zweck, als Schreckmittel für die Bevölkerung zu dienen. Die Regierung der nationalen Vertheidigung fühle sich gedrungen, Angesichts der ganzen Welt gegen ein solches Verfahren, das den Zweck doch nicht erreiche, zu protcstiren.

Brüssel, 13. Jan. Sehr glaubwürdigen Prioatnachrichten aus Paris zufolge hat das Bombardement auf die Bevölkerung mehr aufregend als niederschlagend gewirkt. Alles, nicht nur Soldaten, Moblots und Nationalgardisten, sondern auch Mütter, Frauen und Schwestern fordern Ausfallsversuche und Erneuerung der Kämpfe. Die Blatter thun das Ihrige, die Kampflust und die Entsaguugsfähigkeit der Menge anzufachen. Louis Blanc und Victor Hugo veröffentlichen fast täglich Artikel, welche mit Heißhunger verschlungen werden. Die Stimmung ist eine so ge­hobene und kriegerische, daß derTemps", eines der gemäßigten

Organe, bei Gelegenheit der Aufforderung des Stadtcommandanten an dir Erwachsenen, ihre Rationen Milch den Kindern zu über­lassen, unter welchen bekanntlich eine große Sterblichkeit herrscht, ausruft:Thun wir dies Alle und laßt uns nicht vergessen, daß, sollten wir unterliegen, wir eine starke Generation erziehen und erhalten müssen, welche Paris an Berlin rächen wird!" (Frks. I.)

Brüssel, 13. Jan. In diplomatischen Kreisen zweifelt man nicht mehr daran, daß die Konferenz i» London die Frie­densfrage weder umgehen kann noch wird. Ein englischer Diplo­mat soll dieser Tage gesagt haben:Erst das rothe Meer, dann das schwarze." (Frks. I.)

Brüssel, 14. Jan. Das JournalLa Meuse" meldet, daß beabsichtigt werde, bei Brüssel 50,000 Mann zu concentnrcn, für den Fall, daß die Armee Faidherbe's über die Gränze ge­drängt werden sollte. Sollten die Franzosen beabsichtigen, durch Belgien zu entschlüpfen, so würden die belgischen Truppen der belgischen Neutralität Achtung verschaffen.

Brüssel, 15. Jan. DerJndependance belge" wird aus Paris unterm 11. Jan. geschrieben: Auch General Trochu hat einen Protest gegen das Bombardement erlassen. Die Namen von acht Mobilgarden (darunter auch Offiziere), welche zum Feinde übergingen, sind veröffentlicht worden. General Ducrot ist bedenk­lich erkrankt.

Brüssel. Die Union vom 11. Jan. meldet: Auch Graf CHambord erließ einen Protest gegen die Beschießung von Paris. (S. M.)

Brüssel, 16. Jan. DerNord" meldet aus Paris 12. Januar: Das Brod bestehe aus 60 Prozent Reis und Haber. In Paris ist das Gerücht verbreitet, Trochu habe den Plan zu den Ausfällen an Preußen verkauft. (!) DasJournal offiziell" enthält ein Schreiben Trochu's, worin derselbe warnt, Gerüchten zu glauben, welche bestimmt seien, Unruhen unter den Vertheidi- gern zu erregen.

Brüssel, 16. Jan. Heute um 1 '/s Uhr empfing dieEtoile" eine Ballondepesche aus Paris, wonach Jules Favre sich für den Besuch der Conferenz erklärt habe, sobald das Bombardement, das eine verheerende Wirkung auf die Stadt ausübe, eingestellt werde. (Frks. Journ )

^ In Rom ist am 12. Jan. die erste protestantische Kirche eröffnet worden. Ueber der Thür derselben ist die Ueberschrift angebracht: Freie Kirche im freien Staat.

London, 13. Jan. Die Daily News enthalten ein Te­legramm aus Wien, daß Oesterreich mit Friedensvorschlägen her­vortreten werde, anscheinend im Einvernehmen mit Bismarck; als die Basis der Präliminärien wird angeführt: Zahlung einer Milliarde Thaler und Herausgabe von zwanzig Kriegsschiffen Seitens Frankreichs, sowie die Vorrückung der Deutschen Grenze gegen Frankreich durchweg um vier Meilen, sowohl von Osten als von Norden.

London, 17. Januar. Die Konferenzeröffuung soll heute ohne Frankreich stattfinden. Times sagt: Die Hauptpunkte sind durch die Konfercnzmächte bereits befriedigend ärrangirt. Post sagt: Die Konferenzprotokolle werden vor dem definitiven Ab­schlüsse Frankreich jedenfalls unterbreitet. (S. M.)

Die württembergische Sparkasse in Stuttgart

leiht neuerdings wieder Gelder an Privaten und Gemeinden ge­gen Bestellung von Unterpfändern vorzugsweise in größeren Summen aus.

Die Ausleihungen geschehen gegen 5 pCt. Verzinsung und gegen dreimonatliche Kündigung, welche der Darleiherin, wie den Entlehnern frei steht.

Die von der württ. Sparkasse bewilligten Anlehen werden voll ausbezahlt; dieselbe macht also keinerlei Abzüge für Provi­sion, Rabatt, Anschaffungskosten und dergleichen.

Deo Werth der Unterpfänder muß mindestens das Zwei­fache des Anlehens betragen. Die Unterpfänder sollen vorzugs­weise in Grundstücken (Gütern) bestehen. Neben Gütern können auch Gebäulichkeiten (jedoch nicht Antheile von solchen) als Un­terpfänder angenommen werden; indessen sollen die Gebäulich­keiten in der Regel nicht mehr als den dritten Theil des Werths der sämmtlichen Unterpfänder ausmachen. Ausnahmen von dieser Bestimmung können gemacht werden bei Gebäuden in größeren Städten, welche leicht verkäuflich und vermiethbar sind, deßglei- chen bei Gebäuden mit gangbaren Gewerben, z. B. Mühlen, Wirthschasten rc.

Anlehensgesuche an die württ. Sparkasse müssen mit voll­ständigen Jnformativpfandscheinen versehen sein, welche außer den durch die Justizministerialverfügung vom 2. Juni 1828 vor­geschriebenen Erfordernissen bei jedem zu Unterpfand angebotenen Objekte Zeit und Preis der Erwerbung und Zeit und Betrag des letzten Pfandanschlags (eventuell unter dem früheren Besitzer) zu enthalten haben. Vergl. Art. 32 des Gesetzes vom 13. Nov. 1855, Reg.-Bl. S. 288.

Stuttgart, im Dezember 1870.

Verwaltungsko mmission der württ. Sparkasse. -

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlnng.