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Nagoldkr Tagkllatt »Der v-cjollichaftcr

Dienstag, den 3V. März 1843

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Der Memch ist vereiirungswürLic!. der den Posten, wo er steht, ganz aussüllt Sei der Wirkungskreis noch so klein, er ist in seiner Ari groß. Schiller.

Ni. !570 Ada», Riese. Rechenmeister, gestorben.

Friedrich Wilhelm Reiffeisen. Gründer der landrv. Ge- nüslenschairc,!. in Hooon crn der Sieg, geb

Dev -tebsesan« »uv «Sommerzett

ging glatr oonstatten. Heute sind wir bereits an die neue Zeit­einteilung des Tages gewöhnt. Die Annahme, das; es sich bei der Sommerzeit um eine Erfindung aus dem Weltkrieg handle, ist übrigens falsch. Schon vor dem Jahre 1816. das in Deutsch­land zum ersten Mal die Sommerzeit kennenlernte, und über­haupt vor dem Weltkrieg ist der Versuch gemacht worden, eine der Sommerzeit entsprechende Regelung einzuführen. Obwohl die von einer grasten Schokoladefirma ausgehende Anregung von einer Eingabe mit nicht weniger als 120 000 Unterschrif­ten gestützt war. konnten sich die Behörden für die Neuerung nicht erwärmen. Das ist leicht zu begreifen: denn der Kohlen­klau w«r als der Räuber, der er ist. damals noch gar nicht erkannt und konnte ungestört Orgien feiern. Bemerkenswert ist. dast schon vor rund 50 Jahren einige kleinere südamerikani­sche Staaten einen Versuch mit der Sommerzeit gemacht haben, der allerdings nicht gelungen sein soll. Wenn man aber gar hört, dast schon im Jahr 1784 ein niederländischer Gelehrter einen Vorschlag im Sinn der Sommerzeit gemacht habe, der freilich als ..Narretei" abgetan wurde, dann sollte es uns gar nicht wundern, wenn eines Tages aus Keilschriften der Nachweis geführt würde, dast schon die alten Aegypter denen bekanntlich die Sonne nicht nur wichtig, sondern göttlich er­schien. von der Sommerzeit, die ja für den Menschen eine Ver­längerung der - Sonnenzeit bedeutet, gewusst Härten. Manches ist schon dagewescn.

GGuls« bei SffrnMGkD LuKmssnmrs

Nach der geltenden Regelung bleibt es der Bevölkerung überlassen, ob sie sich auf das SignalOeffentlichc Lustwar­nung". das bekanntlich von dem Signal ..Fliegeralarm" zu unterscheiden ist. luftschutzmästia verhalten will oder nicht. Es hat sich jedoch als notwendig hernusgestellt, für den Schutz der Schnlfuaend weiterqehende Mastnahmcn zu treffen. Der Reichs- minister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe hat daher im Einvernehmen mit den weiteren mastgebenden Stellen von Partei und Staat angeordnet, dast-sich die Insasien von Schulen bei öffentlicher Lufiwarnunq während der Umter- richtezeiten luftschutzmästia wie beim Fliegeralarm zu verhal­ten haben. Insbesondere sind die Luftschutzräume aufzusuchen. Das gleiche gilt für Tageskinderheime. Horte. Kindergärten und ähnliche Einrichtungen. Von, dieser allgemeinen Anordnung sind Ausnahmen zulässig, wenn durch häufige Unterbrechung des Unterrichts infolge öffentlicher Luftwarnung die Erreichung -es Schulzieles, zum Beispiel in Fach- und Berufsschulen und in den Oberklassen der höheren Schulen gefährdet wird.

Alle ^vMe müssen »uv Seefüsuns stehen!

Achte Aenderungsverordnunq zum Luftjchutzrcchi vom 13. 3. 1843

Ueberall dort, wo deutsche Städte das Opfer von Luftangrif­fen wurden, hat die Bevölkerung durch tatkräftigen Einsatz zur Bekämpfung der Schäden eine groste Luftschutzgemeinschaft der Tat gebildet. Um auch die Organisation des Selbstschutzes hiernach auszurichten, ist schon vor einiger Zeit die Einwoh­nerschaft zahlreicher Städte von den Ortspolizeibehörden auf Grund einer Anordnung des Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe durch allgemeine Verfügung geschlossen zum Luftschutzdienst im Selbstschutz herangezogen worden.

Durch die achte Aenderungsverordnung zum Luftschutzrecht sind nun im gesamten Reichsgebiet alle Personen, bei denen nicht körperliche Behinderung oder besondere Berufspflichten entHegenstchen, krwft Gesetzes zur Lustschützdienstpflicht im Selbstschutz herangezogen worden. Eine polizeiliche Heranzie­hung einzelner Personen zum Selbstschutz ist daher nicht mehr nötig und entfällt in Zukunft. Dementsprechend können alle im Hause zur Verfügung stehenden Kräfte von den vom ört­lichen Luftschutzleiter ernannten Luftschutzwarten nach seinen Weisungen für Aufgaben im Rahmen des Selbstschutzes einge­teilt werden. Wo Gefahren für Leben oder Sachwerte entstan­den sind, können ferner auster den Polizeibeamten alle Führer -des Selbstschutzes und ihre Vertreter sowie die. mit polizeilichem Ausweis versehenen Amtsträger des Reichsluftschutzbundes alle in der Nähe der Schadensstslle sich aufhaltenden Personen die

nicht anderweitig eingesetzr find, zu Dienstleistungen im Luftschutz einteilen und einsetzen.

Zu den Führern im Selbstschutz gehören die Luftschutzwarte, die Selbstschutztruppführer und die Führer der Luftschutz- und Landluftschutzqemeinschaften. Der Aufforderung der Polizei oder der vorgenannten Organe des Selbstschutzes, sich an der Brandbekämpfung, bei der Bergung Verschütteter oder bei son­stigen Hilfeleistungen zu beteiligen, must also auf Grund der Luftschutzdienstpflicht Folge geleistet werden. Bei Körperfchä- den. die infolge solcher Dienstleistungen im Luftschutz eintreten. wird vom Reich Fürsorge und Versorgung gewährt.

Der Weg zur Kraftfahrerin

nsg Wie schon mitgeteilt wurde, sind alle Frauen, die einen Führerschein besitzen oder die Eignung haben, ein Kraftfahr­zeug zu steuern, aufgerufen, sich bei den Arbeitsämtern als Fah­rerinnen zu melden. Es kommen nicht nur Frauen mit Führer­schein und Praxis in Frage, sondern auch diejenigen, die nur einen Führerschein ohne Betriebs-Berechtigungsschein be­sitzen oder ihn erwerben möchten. Von der NSKK. werden ent­sprechende Lehrgänge durchgeführt, und zwar Lehrgänge am Standort, in denen 20 bis 30 Frauen 10 Tage lang -4 bis 5 Stunden im Fahren ausgebildet werden und Lehrgänge in Lagern. Die Fachausbildung übernimmt das NSKK. Doch wer­den den Frauen auch allgemein interessierende Vorträge ge­boten. Dieser zusätzliche Lehrplan liegt in den Händen der NS.- Frauenschaft, wie auch die Führung der Lager und die gesamte Betreuung der Frauen vom Zeitpunkt ihrer Meldung an. Die Ausbildung erfolgt vollkommen kostenlos.

So wird man in Zukunft fast ausschließlich Frauen am Steuer der Lieferwagen für die Lebensmitteltransporte, am Steuer der Arztwagen und der Fahrzeuge für Post und Reichsbahn sehen. Ein Führen von schweren Lastkraftwagen wird ihnen nicht zu­gemubet werden, denn sie sollen nicht überanstrengt werden. Der Einsatz wird vornehmlich im Heimatort,'bei Unverheirate­ten auch auswärts erfolgen. Selbstverständlich wird hierbei auf einen vorhandenen Haushalt und sonstige persönliche Wünsche und Verhältnisse Rücksicht genommen. Sicher sind auch bei uns im Gau noch viele Frauen, die von früher her einen Führerschein haben oder Lust zum Fahren zeigen. Die Mel­dungen werden von den örtlichen Arbeitsämtern entgegen­genommen

Kleingärtner, im Reichsleistunaswettben-erb Trotz aller Erschwernisse noch mehr und noch besseres Gemüse

Nachdem die Kleingärtner während der Wintermonate man­nigfache Anregungen der Fachberatung des Reichsbundes deut­scher Kleingärtner über zweckmäßige Bodenfläche und Boden­bearbeitung, über sinnnvolle Gemüse-Aussaat und über die Schädlingsbekämpfung empfangen haben, nehmen sie jetzt wie­der Spaten und Hacke zur Hand und leisten ihren neuen Bei­trag zur Sicherung der Ernährung unseres Volkes auch aus der kleinsten Scholle.

Auch im vierten Kriegsjahr war eine weitere Steigerung des Gemüseertrages die vordringlichste Aufgabe der deutschen Klein­gärtner. Während 1939 von den rund einer Million Kleingärt­nern 400 Millionen Kilo Gemüse geerntet wurden, waren es 1941 schon. 530 und 1942 sogar 700 Millionen Kilo, also 75 v. H. mehr als 1939. Als in diesen Tagen Staatssekretär Backe die Sieger im Reichsleistungswettbewerb auszeichnete, befanden sich darunter auch die 22 Vertreter der einzelnen Landesbünde der Kleingärtner, deren Erfolge alle Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern teilweise sogar übertroffen hatten. Sie werden sich auch wieder an dem Reichsleistungswettbewerb 1943 bet-iligen.

Wenn die Kleingärtner in diesem Frühjahr alle ibre An­strengungen wiederum in den Dienst einer verstärkten Gemüse- Erzeugung stellen, so geschieht das unter folgenden vier R'cht- linien: 1. Sparsame und kriegsbedingte Verwertung des Ge­müsesamens. 2. Steigerung des Anbaus von Feingemüse gegen­über dem Kohlanbau, 3. Sorgfältigste Bodenbearbeitung und 4. Vorbeugungsmaßnahmen gegen Pflanzenkrankheiten und Be­kämpfung der Schädlinge.

Auf diese vier Punkte vor allem ist die Fachberatung des Neichsbundes abgestellt.

Auch in diesem Jahre kommt es besonders anf den Anbau von Wintergemüse an, ohne dabei oas Frühgemüse zu vernachlässigen. Vor allem wird Wert gelegt auf die Anpflan­zung von Wurzel-, aber auch Blattgemüsen, wie Spinat und

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Obergefrcirer Gerhard Lenz. Sohn des Schreinermeisters Alben Lenz in Nagold: Lalwerstraße 52 erhielt das Eiserne Kreuz 1. Klasse für tapferes Verhalten in den Kämpfen bei Orel. Herzlichen Glückwunsch zur verdienten Auszeichnung!

Mangold. Auch die noch lange nicht genug bekannten sogenann- ren Pastinaken, eine gelbe Mohrrübenart mit hohem Flächen­ertrag, verdient Beachtung. Bei Buschbohnen empfiehlt sich die sogenannte Stufenart, die sparsamer als die Reihensaat ist. Für Steckzwiebeln, Sellerie, Porree und alle Kohlartcn einschließlich Kohlrüben werden den Kleingärtnern Jungpflanzen zur Verfü­gung gestellt. Zum Tabakanbau kann nur bei geeigneten Voden- und Klimaverhältnissen geraten werden.

Haben die deutschen Kleingärtner den Eemllsemarkt im ver­gangen Jahr erheblich entlastet, haben sie das, was sie an Ge­müse und Obst für ihren Haushalt brauchten, fast ganz aus ihrer eigenen Scholle gewonnen, konnten sie sogar 1942 der Allgemein­heit erhebliche Gemüsemengen zuführcn, so gilt das im ver­stärkten Maße auch für vor uns liegende Monate. Und so lautet die Parole für 1943:Trotz aller kriegsbedingten Schwierig­keiten ob persönlicher oder sachlicher Art noch mehr und noch besseres Gemüse aus eigener Erzeu­gung!"

Verpflichtung der Jugend

Ebhausen. Am Sonntag fand hier die feierliche Verpflichtung der 14jährigen Jungen und Mädel und ihre Ueberweisung in die HI. frall. Die schöne Feier war im Ccmcindehaussaal und besuchi von den Eltern der Jungen und Mädel und Gästen aus der gesamten Ortsgruppe Ebhausen. Rohrdorf. Minder­bach und Walddorf. Der Vertreter der Schule Rohrdorf. Haupt­lehrer Pg. Reichte, verabschiedete sich von den seitherigen Schülern im Namen der Schule und gab ihnen in schlichten eindrucksvollen Worten Ermahnungen mit auf ihren ferneren Lebensweg. Die Ansprache des Hoheitsträgers Pg. Schick- Hardt stand unter dem Motto ..Nur der Freiheit gehört unser Leben". Nach dem Gelöbnis erfolgte die Verpflichtung von 21 Jungen und 33 Mädchen durch Handschlag. Diesem feier­lichen Akt folgte die Aushändigung der Gedenkblätter. Ver­flochten in diese Handlungen waren Lieder und Kernsprüche von Sprechern der HI. und des BdM. Selten schön war der Saal auszeschmückt. und so hatte auch die feierliche Veranstaltung einen würdigen Rahmen. Mit dem Gruß an den Führer und unsere siegreiche Wehrmacht und den Nationalhymnen schloß die Feierstunde.

Soldatentod

Ebhausen. Wiederum kam aus dem Osten eine Hiobsbotschaft, die Schmerz. Leid und Trauer in die Familie des Fritz Mall, Schreinermeister. und deren Verwandte brachte. Ihr Sohn Fritz. Gefreiter in einer Maschinengewehr-Einheit, starb am 7 3. 48 getreu seinem Fahneneid den Heldentod. Er wurde geboren am 8. 10. 23. Die kaufmännische Lehrzeit verbrachte er bei der Fa. Henßler, Altensteiq. Nach Beendigung derselben war er noch zwei Monate dort Gehilfe, bis zu seiner Einbe­rufung zum Arbeitsdienst. Am 24. 3. 42 wurde er zur Wehr­macht eingezogen und im Mai desselben Jahres kam er in den Osten. Eine kürzere Krankheit unterbrach seine Fronttätigkeit. Nach Genesung wurde er wieder eingesetzt und machte die schweren Kämpfe im Osten mit. bis ihn der Soldatentod er­eilte. Ein tapferer^ hoffnungsvoller und frischer Junge hat damit sein Leben geopfert., auf daß unser Vaterland erhalten bleibe. In der HI. war er verschiedene Jahre Kassenwart und stets der Aufgabe, die der deutschen Jugend gestellt ist. bewußt und pslichrerfüllt. In der Erkenntnis seiner musikalischen Be­gabung erlernte er schon in seiner Schulzeit in der Kapelle des Musikvereins Ebhausen. Trompete und Waldhorn blasen und war bis zu seiner Einberufung ein fleißiger Musikkamerad. Selbst im Felde unterwarf er sich der Prüfung zum Militär­musiker und bestand dieselbe gut. So.verliert auch der Musik­verein Ebhausen mit ihm einen seiner aktiven Musiker, in deren Reihen er nun d'er Dritte ist der fürs Vaterland sein Leben gab. Wir trauern mit den Angehörigen um den jungen Krieger und Kameraden.

Reiten und Fahren

Herrenberg. Die außermilitärische Ausbildung im Reiten und Fahren schließt in jedem Jahr mit der Reiterscheinprüfung ab, bei der die Prüflinge allen gestellten Anforderungen auch in der Pferdepfleqe genügen müssen. Sie erwerben sich so die Anwartschaft, bei Einberufung durch die Wehrmacht in einer bespannten oder fahrbaren Gruppe verwendet zu werden. Beim Reitersturm 7/55 Herrenberg fand die Prüfung für HI.-Rei- ter und die Schüler der Landwirtschaftsschule am letzten Sams­tag statt.

Eebb-äcköirlsr-psich^ni

(klrbekerrclillt, ckorcb L. 8tuttx»rt)

Der Verwundete hob etwas den Kopf. Eva reichte ihm das Weinglas und gierig schlüfte er den roten Trank.

Ich werde kurz sein, Herr Doktor, nur die nackten Tatsachen Ihnen schildern."

Dan begann er mit leisen, aber von innerem Fieber getriebenen Worten seine Beichte.

Er schilderte sein Iungleben im alten Schloß Arens­berg, wo er, der einzige Sohn des Vertrauten und Leib- Sieners Mühlhauser, mit dem (strafen Egon sich vergnü­gen durfte. Schilderte, wie Mühlhauser den Sohn nach der Stadt brachte und sich dem Kind vollkommen entfremdete.

Dann rief ihn sein Vater herrisch zurück Ihm aber graute vor dem Zusammensein mit dem fremdgewordenen Vater, der für ihn innerlich nichts bedeutete und in dem er auch die Ursache des frühen Todes der Mutter sah. Er blieb fern und der Vater sagte sich kurz und entschieden von ihm los, warf ihn zu den Toten.

Wie er als Glücksucher dann die Welt durchstreifte, jahrelang, bis ja, bis zu jenem dunklen Tage, der sein Schicksal wendete.

Ich hatte nichts mehr von der deutschen Heimat er­fahren, sie war gleichsam gestorben für mich," fuhr er leise fort. Eines Nachts stieg ganz plötzlich die ganze Bergan- genheit vor mir mit einem Schlag empor ich saß mei­nem Iugendgespielen gegenüber, dem Grafen»Egon von Arensberg.

Im afrikanischen Busch war es. in einer tropischen Nacht voll geheimnisvoller Schauer.

Wir beide, zwkj Deutsche ich, der Sohn des alten

Mühlhauser, und er. Graf Egon von Arensberg.

Graf Egon kam erst vor wenigen Tagen aus Kap­stadt, wollte als einfacher Reiter wie wir andern gegen das schwarze, treulose Gesindel kämpfen.

Aber jene Nachtstunde löste ihm doch die Zunge. Er sprach von seinem alten Schloß ich stutzte. und dann erkannten wir uns und hielten uns lange wortlos bei den Händen.

Er fragte mich nicht, warum ich die Heimat verlassen, um mich im afrikanischen Busch zu vergraben, ich stellte auch an ihn keine solche Frage. Wir waren hier, und das genügte.

Ich konnte ihm mit wenigen Worten sagen, weshalb ich in die Fremde ging, und er glaubte mir, daß mein Lebensbuch trotz aller Abenteuer rein blieb.

In dieser nächtlichen Stunde teilte er mir mit. daß er durch Vermittlung des Konsuls in Kapstadt einen Brief erhielt, in dem ihm der Notar sagen ließ, daß der alte Graf Arensberg sich nach seinem Sohn sehne, wohl in der Vorahnung eines baldigen Todes. Graf Egon möge heimkehren. Er rang noch immer mit einem Entschluß. Der alte Graf mußte ihm harte Worte mit auf den Weg gegeben haben, baß sein einziger Sohn und Erbe sich so lange bedachte.

Erst nachher erfuhr ich. um was es sich handelte. Ich redete dem einstigen Spielgenossen nicht zu und nicht ab, das mußte er mit sich selbst ausmachen. Da brachte das Schicksal die Entscheidung ... ^

Es war ein weit vorgeschobener Posten, den wir bei­de in dieser Nacht besetzt hielten, gefährlich, weil wieder­holt in dieser Gegend unsre Leute aus dem Busch überfal­len wurden und dem tückischen Feind unterlagen.

Unser Feuer war erloschen. Wir merkten es gar nicht . . . saßen noch immer da und nickten in dem Däm- merlicht der afrikanischen Nacht.

. Bis dann plötzlich etwas durch die Luft schwirrte.., Graf Egon mit einem gurgelnden Schrei in die Höhe

taumelte ... ich erst wie erstarrt, dann begreifend, ein Gleiches tat . . . und meinen Karabiner wie ein Rasen­der in die dunklen Schatten hineinfeuerte, die uns vom Busch her beschlichen hatten.

Ein Brüllen, Wutschrei . . . dann waren sie ver­schwunden.

Am verloschenen Lagerfeuer kauerte Graf Egon. Ein Pfeil hatte ihm den Hals durchbohrt. Ich untersuchte die Wunde Sie war an sich nicht lebensgefährlich, aber ich erschrak doch tödlich. Länger als der Graf mit der heim­tückischen Kampfesweise der Schwarzen vertraut, wußte ich. daß die Hunde ihre Pfeilspitzen vergifteten. Der Tod trat unfehlbar in einer Viertelstunde ein. .

Als ich keuchend vor Entsetzen, die Worte stockend hervorstoßend, den Grafen langsam darauf vordereiten wollte, lächelte er wie einer, der bereits mit dem Leben abschloß. Er wußte, was ich sagen wollte. Und da nahm er meine Hand, hielt sie fest ... bis zur letzten, schwersten Minute, und forderte mir ein Versprechen ab, das ich nicht geben wollte . , . um das er kämpfte und das ich dann doch gab. weil er ein Sterbender war.

Wer sich unter dem einfachen Reiter Frank Albing verbarg, das wußte sonst nur der alte Notar in Deutsch­land.

In meinen Armen liegend, bat mich der sterbende Graf, mit seinen Ausweispapieren, dem Schreiben des Konsulats, heimzureisen, um dort zu sühnen, was er selber einst verbrach.

Ich. der Sohn des alten Leibdieners ^seines Vaters, den daheim niemand mehr als solchen erkennen würde, nicht einmal der eigene Vater, sollte das Erbe Graf Egons antreten.

Das alles erschien mir so ungeheuerlich, so phan­tastisch. daß ich wie betäubt den Worten meines Kamera- den lauschte. Es war mir unmöglich, einen Entschluß zu fasten. Ich spürte nur die «rlöschende Stimme und nickte wie von Sinnen. (Forts, folgt)