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Nagoidrr Tagblcut ..Der GeieUichaster
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«it Kefandtschaftsgebäude«, Schule«, Lanke». Kaufhäuser« ans dem Bahnhof der «ach Fe« in Franzöfisch-Marokko führende« Eisenbahn. Tanger war bis zu« Beginn des Krieg« einer der bedeutendsten Hafen- und Handelsplätze Marokkos. Die Aus- stchr umfaßte vor allem Geflügel, Eier. Fisch«, Ziegen- und Rw- derhäut«, während auf der Linfuhrseite die Jndnstrteerzengniffe »nd Fertigwaren überwogen.
Der vermehrte spanische Einfluß in Tanger ist in diese« Tagen durch einig« kennzeichnende Aenderunge« zum Ausdruck gekommen. Bisher trugen die Straßenschilder eine spanische, französische und arabische Aufschrift. Diese Schilder verschwinde« nach «nd nach und werde« durch zweisprachige ersetzt; di« Straßennamen werden nur »och auf spanisch «nd arabisch angegeben. Ein« der Hauptstraßen trug zu Ehren des internationale« Tanger-Statuts den Ramen Rue de Statut. Nachdem da« Tanger-Statut durch General Franco aufgehoben wurde, hatte auch der darauf bezugnehmende Straßenname keinen Sinn mehr. Jetzt steht auf den Schildern die neue Bezeichnung: „Straße Seiner königlichen Hoheit de» Kalifen". Die Straße, in der sich irüher die russische Zarengesandtschaft befand, ist auf den Namen de» ersten Gefallene» der spanischen Falange, Plateros, »m- benannt worden. Es ist überhaupt die Absicht vorhanden, alle große«, mit internationalen Namen versehenen Straßen nach und «ach ans rein spanische Sinnbilder abzustellen. Der politische Tharakter dieser zunSchft rein äußerlich wirkenden Maßnahmen liegt auf der Hand. Es find aber auch in der Verwaltung der Stadt und im Wirtschaftsleben unverkennbare Züge eines schnellen Abbaues der Eigenheiten zu spüren, die mit der früheren Jnternationalität verbunden waren. Aus der weiteren Tatsache, daß die spanisch« Verwaltung eine scharfe Preiskontrolle einrichtete, um der spekulative» Lebensmittelverteuerung ent- gegenznwirken, daß fie ferner die Löhne nach sozialen Gesichtspunkten regelte und daß fi« schließlich im ganze» Protektorat den Kampf gegen de« Kommunismus mit aller Energie führt, ergibt sich zur Genüge, daß fi« sich der Bedeutung ihrer neuen Ausgabe« voll bewußt ist.
KoLberg kapituliert nicht
Skizze von Wolfgang Jünemann
BSK S« de« letzten Tage« der Belagerung von Kolbecg, als die Franzosen mit erhöhter Wucht die Festung unter dem glühende« Hagel der Geschosse begruben und so ihren endgültigen Fall angesichts des, wie man raunte, nahenden Friedens »och za erzwingen suchten, geschah es, daß in den Trümmern der rauchende«, an alle« Ecke» entflammten Stadt, während die Granate« mitte« zwischen rasselnde Fuhrwerke platzten, Maga- »»» knatternd j» die Lust flogen, verzweifelte Frauen nach 'chreu Kinder» schrie» »nd alte Leute hilflos in diesem Höllen- türm de« Schutt ihrer einstige», für immer verlorenen Hab« wieder und wieder durchsuchten, voll vergeblicher Hoffnung, es «möchte, wen« sonst schon nichts, doch ein Andenken, ei» win. stges. a« glücklichere Zeiten ihnen in die Hände fallen. Denn baß weder König noch Gott ihnen da Helsen konnten, wußte ein fester in diese» armen Preußen. Da nun geschah er, daß der Bürgermeister Nettelb eck, der am Hafen eilends eine frei- »iMge Schar znsammengetrommelt hatte znr Löschnng eines soeben angekommenen englische« Schiffes, das Kanonen und Munition zweck» Ermunterung zu Kolbergs weiterem tapfere« Widerstand« gegen den gemeinsame« Feind herbeigebracht, mit Entsetze« bemerkt«, wie dies« Brigg, da di« Franzosen bedenklich nLherrnckte« nnd vereinzelt« Geschosse schon durch die Masten faulte», nun gar zwei der Matrosen verwundet zu Bode« sanken, plötzlich die Tane kappte, «m «och mit halber Ladung wirrer di« offene See zu gewinnen. Denn dazu, so brüllte der Engländer dem verdutzte« Bürgermeister durch die hohlen Hände M, seien fi« nicht gekommen, sich hier zusammen- schieße» z» lassen?
Mutlosigkeit n«d ratloser Jammer packte d,e Umstehenden, di« sich aller Hilfe des Himmels und der Engländer so beraubt sahen, »nd auch Rettekbeck verschlug es für eine» Augenblick küe Sprache. Dan« jedoch ritz er die Männer, die matt auf die bereits a«»geladenen Granaten gesund« waren, am Kragen hoch, wies auf ein Haus, das. von einer vielpfündigen Kugel getroffen, krachend in sich zusammen stürzte: „Was macht das. Leute! Wen« wir auch alles opfern! Unser König ist viel, viel strmer geworden als wir! Was den« ist unser Unglück im Vergleich zu dem seinen! Kommt helfe», Männer? Kommt mit zu Gneisenau!" And er rannte vor der sich aufraffenden Schar her durch di« flackernden, glühende» Eckt en. Da. — Gleichschritt erklang? Ein Krenadierbataillon marschierte, unbekümmert um pfeifenden Kugelregen, um wirbelnd« Steindrucken und her-
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unterschlagend« Ziegelsteine, aus der Stadt hinaus zum Gegenstoß ... K
Rettekbeck hatte die verbrannte Mütze vom Kopf gerissen. Das weiße Haar, verschmiert, verklebt von Schweiß und Ruß, sich aus der Stirn streichend: „Jungs, init solchen Soldaten. — die FHkung wird nicht übergeben!" Und die Schisser und Händler, die Handwerker und Schreiber, die neben ihm standen, sie nickte«, verächtlich ausspuckend, die Fäuste in den Taschen.
Wenige Schritte davon, in einem engen, dürftigen Gemach, das als Befehlsstelle diente, sagte zur gleichen Zeit Gneisennu M seinem Adjutanten, ans Fenster tretend und eine. Frau bemerkend, die, nachdem fie ihr Kind in den Rinnstein gesetzt, zwei Eimer packte und in die Kette der Löschenden sich reihte, indes die Kanonade nach kurzer Pause arger als zuvor von neuem an- hob: „Hut ab vor solcher Bürgerschaft! I« dieser Feste wird Preußens Herz verteidigt!"
Peler Bergmann rückt ei«
Bo« Anton Stieger
„Komisch", meinte Peter Bergmann, als er die Einberufung zwischen de« Fingern drehte. „Ich und — einrücken?" —
In der Tat, mit einer Einberufung hatte Peter Bergmann nicht gerechnet. Zum erste» hatte er hier in einem Wehrstetrieb eine Arbeitsstätte inne, die, wie ihm schien, seine beständige n.-k.-Stellung durchaus rechtfertigte. Es gehörte große, durch jahrelange Arbeit erworbene Sachkenntnis dazu, diesen Posten voll «nd ganz ausznfiillen, zumal bei dem spürbare» Personalmangel. Bergmann arbeitete von früh bis spät, ohne die lleberstnnden M zählen. Er wußte, daß auch er ein Repräsentant jenes gewaltigen Leistungswillens war. wie ihn die Heimat im Kriege aufbrachte. Und er meinte, feine Pflicht schreibe ihm die Seele vor, nicht die Zeitung oder das Radio And darum wetteiferte er i» seiner Arbeit mit allen Kameraden.
Dann aber auch meinte Bergmann, daß man als Soldat gesünder und kräftiger sein müsse. Peter war kein Hüne an Gestatt, und er hatte jährlich einigemale den Arzt ausgesucht. Seine Kollegen hatten ihn manchmal scherzhaft „Kränke!" genannt. und wenn er es sich auch nicht immer eingestanden hatte, es war nicht immer an ihm abgeprallt. War er minderwertig? Mitunter war ihm bei solchem Nachsinnen übel zu Mute.
„Du brauchst mir nicht allzu viele Sachen einzupacken, Grete", sagte er zu seiner Fra«, „es muß ein Irrtum sein. Ich wette, daß ich in einigen Tagen wieder zurück bin."
„Dann kannst du die Dinger ja wieder zuriicknehmen", meinte Grete. Und strich ihm über den Scheitel, um alsbald von neuem dafür zu sorge», daß alles Uebliche ordentlich in den Koffer kam.
Tage de» inneren Zwiespaltes vergingen, in denen Peter Bergmann seelisch zwischen Front und Heimat stand. Wohin gehörte « wirKich? Das Wehrmeldeamt Hatte die eine Seite ewGchieden: Der Betrieb mußte eben doch ohne ihn auskom- nwn. Mko hatte Beter st» Mt wie möalick Grete in seine Ar-
Richard Wagner
Zu seinem 80. Todestag am 13. Febeuae
Eh« Deutschlands Tondichter vor der Welt anerkannt war. hat er das Bitterste kosten müssen, und ehe Richa"^ Wagner sein Festspielhaus in Bayreuth eröffnet«, war er der Komponist, der die Niedertracht eines liberalistischen Zeitalters am ««Mittel- barste» erfuhr. Der Mann, der dem deutsche« Volk« die kraftvollsten Tondrame» schenkte und der ihm eine Welt großer lleberlieferungen erschloß, hat oft genug der nackten Not in da, Auge sehen müssen. Hat es ihn gebeugt, hat es ihn etwa nieder, gedrückt? Aus jedem der unzähligen Kämpfe ist er nur stärker und bewußter hervorgegangen! s
Nur wenig ist von jener Phase eines Kämpferlebens gesprochen worden, das am 13. Februar 1883 in Venedig seinen Abschluß fand. Wohl war Wagner in dieser Zeit dem lärmenden Tagesstreit um Kleinigkeiten entrückt, aber er war und blieb ganz Kämpfer und unermüdlicher Mahner in einer Zeit, di« viele Verfallserscheinungen aufwies. Wenn sich noch in dieser Spanne weniger Jahre der Gegensatz zwischen ihm und Nietzsche in kraftvollen Gewittern entlud, dann mag man da» bedauern, aber ma« wird doch feststellen wüsten, daß beide gar nicht anders konnten und daß sie beide eben in dem Kampf, der manche innere Wunde schlug, zugleich ganz p»r letzten Reife kamen.
1878 sagte Wagner nach dem gewaltigen Erlebnis der Bay reuther Festspiele bewegt zu den Hörern: „Sie haben jetzt gesehen, was wir können. Nu» ist «s an Ihne«, zu wollen. Und wenn Sie wollen, so haben wir eine Kunst!"
So spricht gewiß kein Ruhebedürftiger und im sicheren Hafen gelandeter Mann, so spricht nur ein treuer Eckart der deutschen Kunst, der den leeren Plunder einer stillos gewordenen Zeit früh durchschaut. Ls wird neue Kämpfe geben und neue Wunden, aber Wagner geht ihnen nicht aus dein Wege. Er ist auf Enttäuschungen und Rückschläge gefaßt. Dazu hat das Leben, ihn erzogen, den« — er selbst sagt es —: „Nicht zum Gewinnen, sondern zum Schaffen bi» ich da- Deutsch sein, heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun."
Der Mann, der am „Parfifal" schafft und der dann neue gewaltige Werke — nicht mehr Tondramen, sondern absolut« Musik — plant, schreibt mit eilender Feder sein« Gedanken über ewige deutsche Probleme nieder. Seine Zeitgenosten «erden ihn verlachen oder mißverstehen, aber er handelt ja nicht für fie, sonder« für das deutsche Volk, dem er dir „Meistersinger" schenkte und den „Ring der Nibelungen". '
Voller Gewinn ist eine neue Bekanntschaft mit dem bedeutenden Wegbahner des Rastegedankens, dem normannischen Grafen Gobineau. Der Ritter aus dem Wikingerblut staunt über die ungeheure Aufgeschlossenheit des alten Komponisten, dem die Schrift „Bon der Verschiedenheit der menschlichen Rasten" nicht mehr aus der Hand kommt. In Rom, Bologna, Florenz schöpft Wagner neue Kräfte und Eindrücke, in Palermo, der Stadt der Stauferkaiser, kämpft er gegen die ernsten Ermüdungserscheinungen. Sein Geist ist so rege wie zuvor. Und als er im Februar 1881 die erste Berliner Aufführung des ganzen „Ring" leitet und bald darauf in Bayreuth viele Pflichten auf sich nimmt, da häufen sich zwar die körperlichen Zusammenbrüche, aber sie bleiben auf den strikten Befehl des Meisters der Außenwelt und der Familie verborgen. Es ist ein großer Augenblick, als am 13. Januar 1882 die Arbeit am „Parsifal" vollendet ist, den er der altdeutschen Dichtung des Wolfram von Eschenbach entnahm. Im Herbst 1882 fährt Wagner zu einer kurze» Erholungspause über die Alpen. Es treibt ihn nach Venedig, der königliche» Meeresstadt, in der er so Entscheidendes am „Tristan" und an den „Meistersingern" vollenden durfte.
Im schönen alten Palazzo Vendramin wohnt Wagner mit de« Seinen und nimmt nun Abschied für immer von seinen getreuesten Freunden. Gobineau kommt »och einmal zu ihm und stirbt bald darauf an einem Schlag im Omnibus eines-Turiner Hotels. Genau am 13. Januar 1883 verläßt Liszt, der ihm immer die Treue hielt und der ihm die Tochter zur Gattin und Lebensgefährtin gab, der jedes Werk Wagners mit größter Selbstlosigkeit förderte, den Palazzo. Draußen rauscht — gerade von den Komponisten immer wieder behandelt — der Karner»»* von Venedig vorbei. Der deutsche Genius, der unter dem Kanonendonner der Völkerschlacht das Licht der Welt in Leipzig erblickte, arbeitet emsig und schmiedet neue Pläne. Da kommt dann ungerufen jener 13. Februar, an dem Wagner der Familie Mitteilen läßt, er fühle sich etwas schwach. Während man um die Tafel sitzt, kommt aufgeregt die Dienerin und ruft Cofima Wagner. Die findet in seinem Zimmer nur noch einen sterbende» Mann. Er hat in den Sielen gestanden bis zuletzt, er Hai sich in de* Zucht gehalten andrer geht nun still aus der Welt Und während man ihn über die Alpen heimgeleitet zum stille« Garten von Wahnfried in Bayreuth, da müssen selbst die ver> bistenstes Gegner di« Klingen salutierend senken. Ein Kämpf« ist er gewesen, ei» Mensch, der heldisch sein kampfreiches und oft persönlich widriges Geschick meMene: Eitel Kap«».
Samstag, den 13. Februar *313
beit eingeweiht, die schon bisher manche Arbeiten im Betriebe geleistet hatte.
Run, da er schon einige Tage die Uniform trug, würde sich die zweite Frage, die Frage seiner körperlichen Eignung zum Soldaten, entscheiden. Die neue Kompanie war zur Einstellungsuntersuchung angetreten.
„Kriegsverwendungsfähig!" Der Stabsarzt nickte ihm zu.
Meder war Peter Bergmann überrascht. Er war gar kein Frankel"? Er war gleichwertig, durste Waffenträger sein wie alle Kameraden, die schon manche Feuertaufe hinter sich hatten? Cs schien ihm im Augenblick, daß er schon manches versäumt habe und daß seine Tätigkeit daheim unwichtig gewesen sei gegenüber der großen Aufgabe, die nun vor ihm stand.
Und während er mit stolzer, freier Brust seine Kasernenstube aufsuchte, kam ihm ein Kamerad mit einem weißen Brief entgegen, ^rste Post von Grete!
„-und ich muß Dir sagen, daß Du beruhigt sein kannst.
Wenngleich ich dann und wann den Rat einer Betriebskollegin brauche, ich schasse es schon. Es ist gut, daß Du mir früher immer viel von Deiner Arbeit erzählt hast. Um so leichter finde ich mich jetzt drein. Und wenn es so weit ist. werde ich Dir alles in Ordnung übergeben, darauf kannst Du Dich verlassen —"
Peter Bergmann nickte und steckte den ersten Feldpostbrief seiner Frau ,zu den ganz wertvollen Papieren in die Brustlasche, Nie hatte er es so klar erkannt: Der Kampf war Sache des Mannes. Und dieser Kamps mußte siegreich bleiben, wenn die Kämpfer das Gesicht der Heimat vor Augen hatten. Dieses lbesicht aber war im Wesen doch ein weibliches. Es trug die Züge einer sorgenden und liebenden Mutter.
Aus der Wunderwerkstatt unseres Körpers
V. A. Nur allzusehr sind wir im alltäglichen Lebe» geneigt, unseren Körper als eine Selbstverständlichkeit hinzunehmen und machen uns darum für gewöhnlich über ihn und seine Funktion recht wenig Gedanken E.rst wenn hier und da einmal etwas in Unordnung geraten ist, kommt es uns zum Bewußtsein, wie weitgehend wir von dem unendlich feinen Zusammenspiel aller Organe abhängig sind.
Und doch ist das Wunder des Lebens und das Wunder de» Menschen das Größte, das es überhaupt auf dieser Erd« gibt. Nüchtern betrachtet ist der Mensch eine Wärmekraftmaschine, die anstelle von Kohlen, Zucker und Fett verbrennt. Man hat errechnet, daß der Mensch eine Wärmeeinheit verbraucht, um MO Kilo einen Meter hochzuheben, wäbrend die Dampfmaschine für di« gleiche Arbeit 1,6 Wärmeeinheiten und eine Lokomotive
12 Einheiten benötigt. Keine Maschine ist so unverwüstlich wie das lebende, zuckende Herz. 70 Jahre und noch mehr schlägt er tagaus, tagein hunderttansendmal an einem Tag und gönnt sich zwischen den einzelnen Schlägen nur eine kurze Pause von 6,2 Sekunden. Die Lebensarbeit dieses kleinen Motors von 1,375 PS ist dabei ungeheuerlich. Mit einem Schlag treibt das Herz eine Blutmenge in den Körperkreislauf, die dem Inhalt eines Weinglases entspricht. Das Herz würde also 7 Weim flaschen in einer Minute mit Blut füllen können. Die Blutmenge, die in zwei Tagen von einem Herren durch die Adern getrieben wird, müßte man mit einem Eisenbahnwagen fort- schaffen. Siebenmal in einem Jahr könnte der Herzmuskel «'»es Menschen das berühmte Heidelberger Faß leerpumpen und im Laufe eines siebzigjährigen Lebens eine ganze Flotte von 25 Tankschiffen mit dem roten Lebenssaft beschicken! Einen Zug mit 12 500 Wagen müßte man zusammenstellen, um di« 2 500 000 Hektoliter Blut, die in 70 unermüdlichen Arbeitsjah- re» von einem Herzen fortgetrieben werden, in Eisenbahnwagen zu verfrachten. Die Lokomotive dieses Riesenzuges würde bereits den Bahnhof von Stendal erreicht haben, wenn der letzt« Waggon den Berliner Bahnhof verließe !
Ungeheuerlich ist auch die Leistung, die der Darm im Laufe eines Lebens zu vollbringen hat. Nur 1,2 Quadratmeter, also etwa die Größe einer mittleren Tischplatte, betrügt die Oberfläche des ausgebreiteten Darms, der im Verlauf eines Lebens
13 800 Liter Wasser, 8100 Liter Milch,, 18 000 Kilo Getreide, 13 860 Kilo Gemüse, 10 80« Eier. 6600 Kilo Kartoffeln. 6000 Kilo Obst, 1530 Kilo Fett. 1002 Kilo Butter, 720 Kilo Fleisch, 360 Kilo Fische. 330 Kilo Hülsenfrüchte, 270 Kilo Käse und 150 Kilo Salz — um nur das Wichtigste zu nenne« -- verarbeiten muß. Das sind insgesamt über 71 000 Kilo, also etwa 5 volle Güterwagenladungen oder 13 hochbeladene Lastkraftwagen oder 71 Eintonner Lieferwagen!
Und wie steht es mit der Lunge? Durch fie wird unserem Körper der für alle Arbeitsproezesse unerläßliche Sauerstoff zugeführt. Diese Aufgabe kann nur dadurch erfüllt werden, daß sich die Lungen in unendlich feine Aestchen aufspalten, von denen jedes in einem winzigen Bläschen endet. Einen ungefähren Begriff vou der Feinheit dieser Verästelung ergibt die Tatsache, daß unsere Lunge nicht weniger als 300 Millionen derartiger Endbläsche« enthält, die ausgebreitet den Boden eines kleinen Saales von 10X10 Meter Größebedecken würde. Mit jedem ruhigen Atemzug wird 1/2 Liter Frischluft über diese Fläche verteilt. In Ruhelage genügt eine Ventilation von 6,7 Liter in der Minute, um den Sauerstoff des Körpers zu decken. Der Schwimmer benötigt bereits sechsmal so viel, nämlich im Durchschnitt 43,1 Liter. Nimmt man also eine mittlere Anstrengung für den Verlauf eines Tages an, so werden 32 000 Liter an einem Tage von den Lungen ausgenommen; das bedeutet auf das Jahr umgerechnet also 11Z4 Millionen Liter, was etwa dem Inhalt eines mittleren GrMtadtgasometers entspricht.
Diese wenigen Zahlen mögen genug sein, um stanz kurz dü Wunderwerkstatt des menschlichen Körpers stroiflichbartig Z« beleuchten.
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ZnteMgenzprüsnng der Tiere Zoologe« haben die verschiedenen Tierarten auf ihre Jnteki« ,ge«z hin geprüft und find dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß 'der Schimpanse das klügste unter den Tieren ist. Ihm folgt der ^Orang-Utan, an dritter Stelle steht der Elefant, an vierter der Gorilla. Der Hund nimmt intelligcnzmäßig den fünften Platz ein, der Biber den sechsten, das Pferd den siebenten. Der Eee- köwe steht an achter Stelle, der Bär an neunter und die Katze an zehnter.
Wie entsteht ei« Regentropfen?
Regentropjeu sind, entgegen der Annahme mancher Mensche», niemals hohle Bläschen, sonder» stets volle Wassertropfen. Me Tropfenbildung in der Wolke ist nur dann möglich, wenn Staubteilchen in der Lust vorhanden sind, um die sich das Wasser des Wasserdampfes znfammenballt. Regentropfen nehmen wählend ihres Falles an Umfang zu. Wenn sie die Wolke verlasse«, Gnd fie »och sehr Lei» und habe« einen Durchmesser vou hoch Gens eine» Hundertstel Zentimeter. Ans ihrem Wege zur Grd« nehmen fie nicht nur feste Bestandteile der Luft, sonder» auch «eue Feuchtigkeit in sich auf, die beide ihr Gewicht und ih« Ausdehnung vergrößern. Es ist wenig bekannt, daß die Tropfe» »ei Rege» zunächst sehr langsam fallen, ei» Regentropfen legt N Zentimeter i» der Sekunde zurück.