2. Seite - Nr. 253

Nagoldee Tagdlatt »Der Sesellschaster

Mittwoch, de, 4. November ig-tz

Der italienische Wehrmachtsbericht

Heftige Kämpfe in der Abwehrschlacht in Aegypten 19 britische Flngzeage «-geschossen Feindliches Untersee­boot versenkt

DRB Rom, z. Rov. Der italienische Wehrmachtbertchk vom Dienstag hat folgenden Wortlaut:

Die Schlacht an der Aegyptensront ist gestern mit »och gröbe­rer Heftigkeit entbrannt.

Der erneute Druck, der von beträchtliche« feindlichen Panzer» sstreitkräften ansgeübt wurde, wurde oon de« Truppen der Achsen­mächte aurgehalten, die mit groher Tapferkeit zu wiederholten Male» zum Gegenangriff «bergegange» sind.

Der Gegner hat sehr grob« Verluste, besonders an Panzerstreit- kriiften erlitte», oon denen mehr als SO zerstört wurden.

Auch unsere Verluste find hoch.

Heftige Kämpfe find noch im Gang«.

Die Luftwaffe nahm mit Flugzeugen aller Art am Kampf tesl. Sie warf sich der britischen Luftwaffe entgegen, griff die fttttdlichen Kolonnen an und wirkte unaufhörlich gegen das feindliche Hinterland. In zahlreichen Lustkämpfen wurden drei Flugzeuge von unseren Jägern, 12 von deutschen Jägern abge- schössen.

Italienische und deutsche Flugzeuge, die einen Geleitzug bereiteten, wiesen feindliche Luftangriffe ab und brachten vier zweimotorige Flugzeuge brennend zum Absturz.

Unsere Serstreiktes sie orrseukten ei« feindliches Unterseeboot.

SIS feindliche Flll Mllge an der Ostfront vernichtet

Verlustverhältnis 1:11 zugunsten der deutschen Luftwaffe

DNB Berlin, 3. Nov. In den letzten Wochen des Kampfes gegen die Sowjetunion haben die Verbände der deutschen Luft­waffe von der Murmanskfront im hohen Norden bis zur Schwarzmeerküste und den Ufern des Kaspischen Meeres in un­zähligen Angriffsflügen bei Tag und Nacht ihre ungeheure Schlagkraft bewiesen. Während Kampf- und Sturzkampfflieger pausenlos das sowjetische Hinterland, deck'Nachschub- und Eisen­bahnverkehr vom Unterlauf der Wolga aufwärts bis in das rückwärtige Gebiet des nördlichen Frontabschnittes bombar­dierten, bolschewistische Bereitstellungen von Panzer- und Jn- fanterieverbänden, Feldbunker- und Artilleriestellungen mit und schwersten Bomben belegten, errangen unsere Jäger wiederum entscheidende Erfolge im Kampf mit der bolschewistischen Luft­waffe. Wie das Oberkommando der Wehrmacht mitteilt, wur­den in der Zeit vom 10. bis 31. Oktober 815 feindliche Flug­zeuge an der Ostfront vernichtet. 535 sowjetische Flugzeuge wurden das Opfer unserer unermüdlich angreifenden Jäger, und 61 stürzten im Granathagel der Flakartillerie ab. Der Rest wurde am Boden zerstört. Im gleichen Zeitraum werden 5 6 deutsche Flugzeuge vermißt. Die von den Bolschewisten selbst wiederholt zugegeben« deutsche Luftüberlegenheit kann nicht eindeutiger bestätigt werden als durch das Verlustverhält­nis von 1:11 zugunsten unserer Flieger, die auch weiterhin bei Tag und Nacht den Luftraum über den erfolgreich vorwärts­dringenden deutschen Heercsverbünden sichert und der olsche- wistischen Luftwaffe keine einzige Möglichkeit zur Entfaltung lassen.

Kaltblütigkeit einer Flakbedienung

DNB Berlin, 3. Nov. An der Alam ei «front zeichnete sich bei den harten Kämpfer der letzte» Tage die Bedienung eines 8,8-Zentimeter-Flakgeschützes der Lustwaffe durch besondere Kalt­blütigkeit aus. Die in vorderster Anie mit ihrem Geschütz ein- ^setzten Flakartilleristen sahen stch plötzlich durch eine» bri- tischen Panzervorstoß von zwei Seite» umgangen. Die Granaten der Briten kamen gleichzeitig von links und rechts und rissen ganze Teile der sandgefüllten Säcke aus der Eeschütz- umwallung heraus. Eisern und zäh harrten die Flaksoldaten in dieser schwierigen Lage ans und nahmen zunächst die Panzer von der einen Seite unter Feuer. I« den Sekunden der Feuer­pause hörte» fie bereits das Tacken feindlicher Maschi­nengewehre. Britische Infanterie war also schon in Schuß­weite. Mit wenigen Keuerschlägen lagen vier Britenpanzer be­wegungsunfähig und brennend im Vorgelände des deutschen Ge­schützes- Damit war eine Flanke frei. Blitzschnell richteten die Kanoniere nunmehr ihr Geschütz auf die von der anderen Seite herasrollenden Panzerkampfwagen. Schon die ersten Gra­naten trafen die Raupenketetn eines mächtigen Stahlkolosses, der, in eine dichte Sandvolke gehüllt, liege» blieb. Die übrigen Pan­zer stießen direkt auf das 8,8-Zentiineter-Eeschütz zu, um es zu überresneu. Mit erhöhter Feuergeschwindigkeit setzten sich unsere Soldaten zur Wehr und brachten einen weitere» Panzerkampf­wage», den sechsten, im Verlauf dieses ungleichen Kampfes zum Stehen. Zwei weitere Sprenggranateu trafen die Muni- tionskammer des Panzers, so daß er in die Luft flog. Näher und näher kamen, unentwegt feuernd, die übrigen gepanzerten Ungetüme der Briten. Eine Granate krepierte un­mittelbar neben dem deutschen Geschütz. Zwischen den Minen­feldern kämpfend, schoß das Geschütz weiter. Mehrere Volltreffer zwaugen wiederum zwei Panzerkampfwagen zum Stehen, so daß fie mit dem nächsten Feuerschlag erledigt werden konnten. Da brache« die restlichen britischen Panzer, die sich gerade über eine Bodenwelle heranzogeu, den Kampf ab. Zu beide» Seiten des deutsche» Flakgesch^es lagen acht britische Panzer- kampfwageu modernster Bauart zusammengeschlagen und brennend, ein Bild restloser Vernichtung. Die Stellung war ge­halten und die Flanke der deutschen Infanterie gesichert.

Berg wechselt dreimal feinen Besitzer

Die Kämpfe nördlich Tuapse

DNB Berlin, 3. Rov. Im Raum nördlich von Tuapse zewinut der deutsche-Angriff,'- wenn auch langsam, so doch stetig in Raum. Auch am L.sNövenrber kämpften sich unsere Grenadiere vurch mehrere zäh,verteidigte ^Höhenstellungen hindurch. Wie vas Oberkommandoldar^Wehimachtl weiter mitteilt, vernichteten slowakische Truppen-bökschewistischAKräfte, die fie in den letzten Tagen etngeschlossen hatten.^ Der? Feind verlor hierbei außer vielen Gefangenen zahlreiche- Waffen, über 260 Minen und große -Mengen . von^ MünitiönH

NoMstchärtsßTüäpse «führten die Bolschewisten hartnäckige Eegenfmße/die in'erbitterten NaUämpfe» abgeschlagen wurden. Hierbei wechselte-ein Berg dreimal seinen Besitzer, bis der feind­liche Angriff endgültig gescheitert war.

Die Lnftwaffe half mit Sturzkampfflugzeugen nud Zerstörern beim Zerschlagen der feindlichen Angriffstruppen. Sichernd« Jagdflugzeuge^kamen nur vereinzelt mit feindlichen Flieger» in Eefechtsberührung, von denen fie vier zum Absturz brachten.

2m Raum der ossetischen und grusinischen Heerstraße

DNB Berlin, 3. .Rov. Süd ostwärts des Terek setzten unsere Truppen am'2. November Um Raum der ossetischen Heer­straße ihren erfolgreichen Angriffffort. Wie das Oberkommando der Wehrmacht mitteilt, hatten, die in mehreren Stoßgruppen vordringenden Heeresverbände große Geländeschwierigkeiten zu überwinden, da sich der Feind in den Schluchten der zahlreichen Zuflüsse zum Tschornaja zum Widerstand festgesetzt hatte.

» lUeses wgsieMÜche Hügelland war von denB.olschew.8hen schon

fett geraumier' Zelt «tt?st«S» BA^eiLigungsstellnnge» durch­zogen worden. In energischem Angriff erzwangen unsere Grena­diere den Durchbruch durch hinterriuander Agende Grabeu- systenee, stießen auf de» verminten Straßen vor »nd stürmten im Morgengrauen wettere feindliche Stützpunkte au der ossetischen Heerstraße. *

Mit der Wegnahme dieser Befestigungen wurde erneut ein breites Stück dieser,wichtigen transkaukasischen Verbindung mit seinen Seit entälern gesperA Wettere Kampfgruppe» stürmte«, von der Luftwaffe wirkmrgsvÄl u nt e r stützt , westlich davon liegende Stützpunkte und Ortschaften, de«« Säuberung von feindliche« Resten noch andanert.

Nene Ritterkreuzträger

DNB Berlin, 3. Nov. Der Führer verlieh das Ritterkreuz de« Eisernen Kreuzes an Oberst Karl Becker, Kommandeur eines Erenadierregiments.

Der Führer verlieh auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Reichsmaischall Göriug, das Ritterkreuz des Eiser­nen Kreuzes an Leutnant Echroer, Staffelführer in einem Jagdgeschwader.

n

Nitterkrenzträger Leutnant Semelka gefallen

An der Ostfront fiel der Ritterkreuzträger Leutnant Walde­mar Semelka, Flugzeugführer in einem Jagdgeschwader.

Roosevelt der .Demokratie-Diktator-

Der Wirtschaftsapparat der Bereinigten Staaten soll gänzlich in jüdische Hände gespielt werden

DNB Berlin, 3. Nov. Präsident Roosevelt forderte am Mon­tag in einer Botschaft an den Kongreß Vollmachten, die ihn ermächtigen, für die Dauer des Krieges alle Handels­schranken, Einfuhrabgaben, Zölle und andere Bestimmungen abzuschasfen, die irgendwie den freien Verkehr des Kriegsmat/ xials, der Lieferungen, der Personen, des Eigentums und der Informationen zwischen den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten hemmen könnten.

In der Botschaft des Präsidenten heißt es u. a. wörtlich: Der Präsident fordert, daß der Kongreß ihn für die Dauer des Krieges Vollmachten gewährt zur Außerkraft­setzung aller oder gewisser Gesetze, um neuen und unvorhergesehenen Problemen, wenn sie auftauchen, gerecht zu werden, und damit der Präsident und die Regierungsorgani­sationen sich mit ähnlichen Maßnahmen in anderen Ländern befassen können". Roosevelt fügt hinzu, daß es noch zahl­reiche gesetzliche Hindernisi« für die Bewegungsfreiheit gebe, die die Kriegsproduktionsbemühungen behinderten und ver­zögerten.

Diese neuen diktatorischen Vollmachten zur Errichtung einer totalen Kriegsproduktion bilden das letzte Glied in der Kette seiner Bemühungen, den Kongreß auszuschalten und ihm die letzten Einflußmögkichkeiten zu nehmen. Seine Forderung, nun­mehr auch in der Zollgesetzgebung und in den Ein-undAus- fuhrbestimmnngen freie Hand zu erhalten, läßt mit aller Deutlichkeit die dahintersteckende wahre Absicht erkennen: sich und seinen jüdischen Hintermännern und Freunden die unbe­schränkte Machtbefugnis über den gesamten Wirtschastsapparal der Vereinigten Staaten zu sichern.

Englisch-amerikanische Einheitswahrnng?

Berlin, 3. Nov. Wie ans Lissabon gemeldet wird, befindet sich der amerikanische Finanzminister Morgenthau auf der Rück­reise nach den USA., nachdem er in London mit de« dortigen zuständigen Stellen die beide Länder interessierenden Finanz­probleme eingehend erörtert hat. In englischen Finanzkrsisen ist man der Ansicht, daß Morgenthau sich zunächst einmal per­sönlich über die Finanzkraft Großbritanniens informieren wollte. Darüber hinaus dürfte aber wohl sein Hauptinteresse der Frage gegolten haben, inwieweit es möglich ist, England schon heute in irgend einer Form für die Deckung der Kriegslasten in der Nachkriegszeit zu binden. Man nimmt ferner an. daß in diesem Zusammenhang auch wieder das Problem der Schaffung einer englisch-amerikanischen Einheitswährung besprochen worden ist.

Neutralität der Presse

Reichspresiechef Dr. Dietrich vor der ausländischen Presse

DNB Berlin, 3. Nov. Reichspresiechef Dr. Dietrich sprach auf der Jahresveranstaltung, des Vereins der ausländischen Presse zu Berlin über verschiedene Fragen, die sich für die Arbeit der ausländischen Journalisten im Kriege ergeben. Insbesondere befaßte er sich in seiner Rede mit dem Begriff der Neutrali­tät der Presse. In einer Zeit, so erklärte er, in der die geistige Kriegführung eine so ungeheure Rolle spiele wie in diesem modernen totalen Kriege, sei der Neutralität eines Landes nicht dadurch Genüge getan, daß es durch seine Diplomaten platonische Neutralitätsversicherunaen abgebe, während gleichzeitig «in groher Teil seiner Presse Partei ergreife und die Geschälte de, Feind« besorge. Ein« Neutralität, dir sich nicht auf dem Gebiet der geistigen Kriegführung einer neutralen Haltung befleißig«, sei keine Neutralität. Als Mindestforderung einer neutralen Hgltung der ausländischen Presse bezeichnet« der Reichspresiechef absolute Objektivität in der nachrichtliche« Unterrichtung der Oessentlichkeit. Sie setze freilich ebenso wie in Kommentar und Leitartikel den guten Willen zur Objektivität vor­aus. Dieser Wille zur Objektivität sei zwar in den meisten Fällen bei den Korrespondenten der neutralen Presse in Berlin, leider aber nicht bei ihren Redaktionen im Aus­land vorhanden.

Für das von Englands Händlergeist befreite Europa, so be­tonte der Reichspresiechef. seien die. Zeiten vorüber, in denen der Journalismus nur ein Geschäft war und der Journalist ein seelenloses Werkzeug für die Willkür anonymer Auftraggeber. Es gebe heute ein europäisches Gewissen, dem alle europäischen Journalisten verpflichtet seien. In diesem Kampf müßten die Kämpfer von den anderen, wenn fie stch schon nicht zur Soli­darität bekennen, zum mindesten eine geistige Neutrali­tät verlangen. Es sei unerläßlich, daß sie endlich auch ihre Anerkennung in den Redaktionen jener Länder finden müsse, wenn diese weiterhin den Anspruch erheben, in diesem Krieg neutral zu sein.

Dentschlandsbesuch lettischer Jugendaüordnung. Aus Einla­dung der Reichsjugendführung uns des Neichsministeriums für di« befehlen Ostgebiete traf eine Abordnung von 30 Jugend- fiihrern aus dem Generalbezirk Lettland in Berlin ein. Sie werden in vierwöchigem Aufenthalt in Deutschland die Einrich­tungen der Hitler-Jugend kennenlernen.

Feldpo'iLriese an das Neserat S«4

Waffenverbesserung durch die Front

NSK Unteroffizier A. hat im Frankreichfeldzug folgendes Kampferlebnis: Bei überraschendem feindlichem Angriff unter Einsatz von Panzerkampfwagen springt sein MG.-Schütze aus der Deckung vor, um das ME. in Stellung zu bringen. Doch- das am ME. angebrachte Zweibein mutz sich während des -Sprunges unbemerkt verdreht haben, so daß es beim Instellung­gehen zusammenklappt und das ME. zu Boden fällt. Der Schütze müht sich redlich, seine Waffe wieder in Ordnung zu bringen. Aber inzwischen hat auch der Feind ihn erkannt. Schüsse peitschen herüber, schlagen um die Stelle herum ein, wo der Feldgraue leine eiligen Handgriffe verrichtet. Es sind bange Sekunden für den Schützen und auch für den Unteroffizier A., der alles genau beobachtet. Er bemerkt jetzt, daß der Kamerad seine Arbeit etn- 'stellt, kriecht näher heran, um ihm zu helfen, und muß dann entdecken, daß er verwundet ist, ohne auch nur einen Schutz abgegeben zu haben.

Lange geht der Vorfall dem Unteroffizier durch den Kopf. Er wird sich klar, daß hier ein kleiner Fehler an der Waffe einem Kameraden schwere Verwundungen eingetragen hat. Das Zwei­bein am ME. ist eine etwas umständliche Konstruktion aus einer zehn Jahre zurückliegenden Zeit. Unteroffizier A. unterhält sich -mit Waffenmeistern und Technikern über seine Beobachtung. Sie find sich alle einig darüber, daß eine Neukonstruktion fällig wäre. Einer der Kameraden, ein Waffenmeister, weiß näheres: Auch den obersten Heeresstellen ist die Notwendigkeit einer Aenderung des Gerätes nicht unbekannt, es wäre viel­leicht von dort aus schon eine Neukonstruktion angeordnet wor­den, aber andere Aufgaben sind in den Waffenfabriken vor» dringlicher. Solch kleine Dinge müssen dann zurückstehen.

Unteroffizier A. unterhält sich weiter mit Kameraden über den Fall. Als Techniker knobeln sie unter sich bei den Feier­abenden in Feindesland an dem Problem herum. Einer meint, man müßte Sperrfedern anbringen, ein anderer will es mit Schiebern versuchen. Immer wieder bleibt als letztes die Er­kenntnis, daß das alles noch zu kompliziert ist, um im Kriege eine Durchführung zu rechtfertigen. Eines Nachts hat der Unter­offizier eine Idee: Durch eine ganz geringe Aenderung, die in jeder Truppenwaffenmeistcrei oorgenommeu werden kann, wird >die Verdrehung des Zweibeins »«möglich gemacht und außer- !Lem dessen Handhabung in verblüffender Weise vereinfacht.

Am folgenden Abend sitzen sie wieder zusammen, die Männer der Front in einem stillen Haus an der Atlantikküste. Unter­offizier A. hat einen Vorschlag zu Papier gebracht. Jetzt fertigen >sie die Handskizzen dazu an. Der Waffenmeister ist dabei und will gleich morgen mit der praktischen Ausprobierung der Sache »in seiner Frontwerkstatt beginnen. Ein paar Tage später wissen >sie alle, daß diese Idee ihres Kameraden dasEidesKolum- Lns war.Das dürfe« wir nicht für uns behalten, sondern alle Kameraden sollen davon profitieren." Der Unteroffizier A. ist stch mit seinen Kameraden darüber einig.

Er packt seine Handsftzzen und schriftliche« Riederlegungen zu­sammen und schickt sie an die Feldpostnummer 12 000. Dadurch wandern sie a» ein« durch Führerbefehl ins Leben gerufene Sammelstelle, nämlich das Referat 264 beim Reichsministerium Speer. Ohne erst einen lange» Dienstweg durchlaufen zu müssen, gelangen auf diese Weise alle Frontvorschläge unmittelbar an die zuständige Prüfungsstelle.

Ein paar Tage später wird der Brief des Unteroffiziers mit vielen anderen auf dem Schreibtisch des zuständigen Bearbeiters beim Referat 264 des Reichsministeriums Speer gelegt. In sei­ner Gesellschaft liegen einfache Feldpostkarten, auf die ein paar Anregungen gekritzelt und gezeichnet find. Daneben stecken in Briefumschlägen einfachste Handskizzen oder es sind auch Feld- postpiickchen dabei, in die selbstgebastelte Modelle sorgfältig ein­gepackt worden sind, an denen oft noch der Schmutz des Schützen­grabens klebt.

Unteroffizier A. erhält schon wenige Tage nach Absendung seines Briefes eine Antwort: Vom Referat 264 des Reichs­ministeriums Speer wird ihm bestätigt, daß sein Vorschlag richtig eingelaufen sei und daß er nach erfolgter Prüfuitg weitere Nach­richt erhalte. Dann aber hört er lange nichts mehr. Inzwischen ist jedoch der Vorschlag vom Referat 264 zugleich mit unzähligen anderen karteimäßig erfaßt und ans technische Durchführbarkeit oorgeprüst worden. Alles, was diese Prüfung bestanden hat, wird vervielfältigt und'den zuständigen Prüfstellen der Wehr­macht, gegebenenfalls auch den Kommissionen zur weiteren Untersuchung vorgelegt.

So gelangt die Anregung des Unteroffiziers A. an Oberst­leutnant B. im H e e r e s w a ff e n a m t, der für Schnellfeuer­waffen zuständig ist und vor kurzein selbst noch im Einsatz an der Front war. Der kennt die Mängel des Zweibeins aus eigener Erfahrung und aus den vielerlei gleichlautenden Berichten, die über das Referat 264 an ihn gelangten. Und er sieht auch so­fort, daß diesmal eine Verbesserung vorliegt, die nicht .aus Fertigungs- oder Nachschubgründen abgelehnt werden braucht, wie alle anderen bisher. Er benachrichtigt das Re­ferat 264 von diesem Prüfungsergebnis und teilt gleichzeitig mit, daß in den Versuchswerkstätten des Heereswaffenamtes ein Modell im Beisein des Unterofsiziers A. angefertigt werden soll; wäre es eine umfangreiche Sache gewesen, so hätte man Verbindung mit dem Konstrukteur der betreffenden Ent­wicklungsfirma bzw. mit dem Reichsministerium für Bewaffnung und Munition wegen Einstufung in der DE-Stufe für dring­liche Entwicklungsaufträge ausgenommen.

Unteroffizier A. wird eines Tages von der Front auf einen kurzen Urlaub abberufen, um die Anfertigung seines Modells zu leiten, und hat dabei Gelegenheit, es mit den konstruktiven und fertigungstechnischen Forderungen des Heereswaffenamtes abzustimmen.

Das fertige Modell muß sich nun auch praktisch bewähren. Es wandert an Oberst C. von der Infanterie-Inspektion, der die llebereinstimmung der Konstruktion mit den Forderungen der Truppe zu prüfen hat. Die Vorführung, an der auch ein Vertreter des Referats 264 teilnimmt, ergibt, daß ein lang­jähriger Wunsch der Truppe erfüllt ist. Oberst T- ordnet daher die Anfertigung weiterer sechs Modelle an, die in einem mehrwöchigen Truppenversuch bei einer Versuchseinheit unter härtesten Bedingungen geprüft werden.

Erst nach Vorliegen eines günstigen Gutachtens seitens- der Versuchseinheit kann es verantwortet werden, die Verbesserungen zur Einführung bei der Truppe freizugeben. Nun werden ent­sprechende Anweisungen und Zeichnungen den Waffenmeistereien zugeleitet, die weil es sich in diesem Falle um eine hand­werklich auszuführende Umstellung handelt die Aenderungen an den alten Zweibeinen vornehmen. Die Waffenfirmen er­halte« gegebenenfalls nach Mitprüsung durch die Waffen­kommission Weisung, die Umstellung der Neufertigung ent­brechend vorzunehmen.

Unteroffizier'A. hat inzwischen durch das Referat 284 et« pe»^ sönliches Handschreiben des Reichsministers Speed erhalten, in welchem ihm für die Mitarbeit gedankt und ei»e angemessene Prämie in Aussicht gestellt wird.

Für das Referat 264 ist nach der Erfinderbetreuung und der Durchschleusung der brauchbaren Vorschläge dnrch den gründ­lichen Weg der Prüfung noch nicht alles geta«. Ls nimmt dar­über hinaus eine statistische Auswertung grundsätzlich aller eingegangenen Vorschläge vor «nd hat auch den beson­deren Auftrag, von Zeit zu Zeit nach besondere» Gesichtspunkte» zusammengestellte Auszüge dem Führer zu übermitteln. Den» der Führer zeigt dem Vorschlagswesen für die Front sei» gE besonderes Interesse und läßt sich von Reichsminister Speer immer wieder über di« Entwicklung dieser engen Zusammen-^ arbeit zwischen Frontsoldaten und Wafjenkonürukteuren be­richten. Hi . K.