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Nr. 169
Mittwoch, äen 22. Juli 1942
116. Jahrgang
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Operationsgebiet unserer Ll-Voote über tausende von Kilometern
Selbst nordamerikanische Flüsse nicht mehr vor deutschen U-Booten sicher
lischen Werften beurteilt, über deren mangelhafte Produktionskapazität immer wieder sensationelle Gerüchte verbreitet werden. Im Ganzen gesehen habe die Produktion der britischen Werften im Laufe der letzten zwölf Monate abgenommen statt zu wachsen.
In neutralen Kreisen wird gefragt, was es bedeute, wenn ein Blatt wie der „Daily Expreß" stolz erkläre, seit Beginn des Krieges hätten die britischen Werften „jeden zweiten Tag ein Schiff vollendet". Unter einer solchen Angabe könne sich niemand etwas vorstellen und sie sei lediglich zur Täuschung der ununterrichteten breiteren Öffentlichkeit bestimmt. Niemand wisse, wie groß diese Schiffe seien und ob es sich um 10 000-T.- Frachter oder um Kutter von 50 T. handele. Aber selbst wenn man eine Durchschnittsgröße von 3000 T. zugrunde lege, sei diese Vauziffer im Vergleich zur Versenkungsziffer geradezu.erschütternd niedrig.
„Wir geraten aus einer Krise in die andere, aus der Pro- duktionskrisevon1941 fielen wir in die S ch i f f a h r t s- krise des Jahres 194 2", erklärt die amerikanische Monatsschrift „Fortune" in einem Leitartikel über die immer ernster werdende Lage auf den Meeren.
Das Blatt fährt fort: „Zu allen Zeiten war es ein ungeschriebenes Gesetz schiffahrtstreibender Länder, die Schiffsverluste zu veröffentlichen. Daß die Zensur es heute verbietet, ist ein Zeichen dafür, wie ernst die Lage geworden ist. Zu Lande können wir aus taktischen Gründen einmal ein Stück zurückgehen, zur See können wir es nicht. Wir müssen die Ozeane behaupten, wenn England verteidigt werden soll, wenn wir unser Bündnissystem aufrecht erhalten und den Feind von unseren Küsten fernhalten wollen. Trotz aller Zensurvorschriften kann sich die Öffentlichkeit doch ein Urteil darüber bilden, wie ernst die Lage ist. Wir liefern der Sowjetunion nur einen Bruchteil der versprochenen Kriegsmaterialien. In Südamerika wächst die, Erregung darüber, daß die Schiffe der alliierten Völker immer stärker aus dem Südamerika-Verkehr herausgezogen werden, lleberall türmen sich auf den Kais die Frachten zu riesigen Bergen." Das Blatt erklärt weiter, alle Berechnungen der „Alliierten" über die Entwicklung der Tonnageverhältnisse im Laufe des Jahres 1942 seien durch den deutschen U- Bootkrieg über den Haufen geworfen worden. In London habe man offenbar für 1942 mit einer absoluten Zunahme des Schiffsraums um mehr als 3 Millionen Tonnen trotz aller Versenkungen gerechnet. In Wahrheit aber übersteigen die Versenkungen bei weitem di« Neubauten. Der Wettlauf zwischen den Werften und den Versenkungen ist noch längst nicht entschieden.
Die türkische Pressedelcgation bei Staatssekretär von Weizsäcker
DNV. Berlin. 22. Juli. Der Staatssekretär des auswärtigen Amtes, Freiherr von Weizsäcker, empfing am Dienstag
nachmittag im Namen des Reichsministers des Auswärtigen von Ribbentrop die zurzeit auf einer Deutschlandreise in Berlin weilende türkische Pressedelegation.
Der öeuWe WeürmaOtsbericht
Konzentrischer Angriff auf Rostow Neue große ll-Booterfolge
Im schnellen Vormarsch nach Südosten — Luftwaffe bekämpft die dicht belegten sowjetischen Rückzugswege — Eingeschlossene Kräftegruppe im mittleren Frontabschnitt vernichtet — Militärische Ziele bei Alexandrien bombardiert — Britisches Schnellboot im Kanal versenkt
DNV Aus dem Führerhauptquartier. 21. Juli.
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Südteil der Ostfront sind die deutschen und verbündeten Truppen im konzentrischen Angriff von Westen, Norden und Osten auf Rostow. Die Stadt steht in Flammen. Die Brücken über den Don sind zerstört. Weiter nördlich ist eine deutsche Armee im schnellen Vormarsch nach Siidosten und hat sich dem Donabschnitt westlich Stalingrad auf 80 Kilometer genähert. Feindliche Nachhuten und zersprengte feindliche Kräftegruppen wurden vernichtet. Die Luftwaffe bekämpfte die dicht belegte« Rückzugswege des Feindes und setzte die Angriffe auf FlußüLer- gänge und Eisenvahnanlagen im Raum von Rostow fort. Nördlich Woronesch wurden feindliche Angriffe abgewiesen.
Im mittleren Frontabschnitt vernichtete eine Infanteriedivision eine eingeschlossene feindliche Krästegruppc In erbitterten Nahkämpfen wurden 105 Kampfstände im Sturm genommen.
Südlich des Jlmcnsees und an der Einschlietzungssront von Leningrad scheiterten mehrere feindliche Angriffe zum Teil in erbittertem Nahkampf.
In Aegypten wurde« Vorstöße des Feindes abgewicsen. Nachtangriffe der Luftwaffe richteten sich gegen Militär, che Ziele bei Alexandria. Auf Malta wurden Bombentreffer in den Flugplatzanlagen von Lucca erzielt.
Im Kanal versenkten leichte deutsche Seestreitkräft« das Führerboot einer britischen Schnellboot-Flottille und beschädigten mehrere andere Schnellboote durch Artillerietreffer.
Im Bereich der Deutschen Bucht warfen am gestrigen Tage britische Flugzeuge ohne Erdsicht planlos Bomben ab. Eine ländliche Schule wurde getroffen; dabei einige Kinder verletzt. In der vergangenen Nacht führten einzelne feindliche Flugzeuge Störflügeüber Ostpreußen durch, ohne Bomben zu werfen.
Wie durch Sondermeldung bekannt gegeben, versenkten deutsche Unterseeboote aus einem stark aeiiekerten. m»t
Schwerpunkt: Kamps um die Don-Llebergänge
Hoher Anteil unserer Luftwaffe an den Kämpfen um Woronesch — Wuchtige Luftangriffe auf feindliche Truppenansammlungen und Nachschubverkehr —- Empfindliche Verluste der Sowjetluftwaffe
DNV. Berlin. 21. Juli. Bon neuen großen Erfolgen der deutschen U-Boote berichtet« Dienstag mittag eine Sondermeldung des Oberkommandos der Wehrmacht. In drei weit auseinander getrennten Seegebieten wurden innerhalb der letzten vier Tage abermals 16 feindlich« Handels- und Transportschisf« mit insgesamt 104 000 VRT. versenkt, darunter allein drei Handelsschiffe mit 15 000 BRT. durch ein U-Boot, das in den St. Lorenzstrom eingedrungen war und dort Angriffe auf stark bewacht« Eeleitziige durchführte. Insgesamt wurden in diesen vier Tagen in amerikanischen Gewässern neun Schisse mit 88 880 Bruttoregijter-Tonnen versenkt, weitere sieben Schisse mit 38 009 BRT. im Secgcbiet nördlich der Azoren. Unier den letzteren Schissen besand sich auch ei« vollbeladener Munitionsdampfer, der nach einem Torpedotresfer in die Lust flog und nach kürzester Zeit sank.
Von den Schwierigkeiten im Stromgebiet des St. Lorenz macht man sich einen Begriff, wenn man den Kranz von feindlichen Stützpunkten berücksichtigt, der das Mündungsgebiet des Stroms umgibt. Die ebenfalls dort liegenden französischen Inseln St. Pierre und Niguelon wurden im Verlaus dieses Krieges widerrechtlich von amerikanisch-britischen Truppen besetzt und ebenfalls in das feindliche Stiitzpunktsystem einbezogen. Zwischen dem ofsenen Atlantik und dem St. Lorenzstrom erstreckt sich ein buchtenreiches, teilweise seichtes Seegebiet von mehr als 600 Kilometer Länge, der St. Lorenz-Golf, der durch die Eabots straßc mit dem Atlantische« Ozean i« Verbindung steht.
Die Amerikaner und auch die Briten haben in der letzten Zeit den Schutz der amerikanisch-kanadischen Ostküste weitgehend verstärkt und insbesondere di« dort liegenden Stützpunkte für den Küstensichcrungsdienst ausgebaut. Wenn es trotzdem immer wieder deutschen Unterseebooten gelingt, nicht nur in den St. Lorenz-Golf. sondern in den St. Lorenz-Strom selbst einzudringen und dort die feindliche Schiffahrt zu stören, so ist dies ein Beweis sür das hohe seemännische Könne« der deutsche« U-Boot- Besatzungen.
Mehr als 4 000 Klm. von diesem Scegebiet entfernt, in den Gewässern nördlich der Azoren, wurde fast zur gleichen Zeit ein stark gesicherter feindlicher Eeleitzug durch deutsche Unterseeboote angegriffen und zerschlagen, i« der Sondermeldung des Oberkommandos der Wehrmacht hieß es. daß der Geleitzug Kriegsmaterial für Afrika an Bord hatte. Der Gegner hat inzwischen die Erfahrung mache« müssen, daß dieses Kriegsmaterial, das den bedrängten Briten in Aegypten Hilse bringen sollte, sein Ziel ebensowenig erreichen wird, wi« das Kriegsmaterial, das man über das nördliche Eismeer den Bolschewisten zusühren wollte und das fast restlos in der Barentsee versank.
Keine einzige Seeverbindung, selbst nicht die größte« und bedeutendsten nordamerikanischen Flüsse, sind sür den Gegner mehr sicher; überall, ob im Flußgebiet des St. Lorenz, in den Weiten des Atlantik, im Karibische« Meer oder im ehemals so lebhaften Seeverkehrsgebiet der Azoren werden seine Schisse versenkt und seine Gcleitzüge zerschlagen. Woche für Wochö wird sein Schisss raumbestand geringer und die Spänne zwischen Versenkungen und Neubauten größer. Das sind die Auswirkungen des Unterseebootkrieges sür den Feind aus einem Kampfgebiet von vielen Tausende« von Kilometern, vom Eismeer bis in die tropischen Zone« Mittelamerikas und der afrikanischen Westküste.
Wieder sechs Schiffe versenkt
DNB Berlin, 21. Juli. Die amerikanisch-britische Versorgungs- Schisfahrt erlitt durch deutsche Unterseeboote abermals neue empfindliche Verluste: Wiederum gingen sechs feindliche Schiffe auf den Grund des Meeres.
Von diesen Schiffen gingen vier amerikanische Frachtdampser unweit der amerikanischen Ostküste verloren, darunter ein mittelgroßes Handelsschiff nur etwa 80 Seemeilen von der Küste von Virginia entfernt. Zwei weitere Schiffe, und zwar das britische Walschiff „Cocker" und der britische Trawler „Kingston" fielen Unterseebootangriffen in britischen Gewässern zum Opfer. Von den versenkten vier amerikanischen Handelsschiffen wurden Ueberlebende in Häfen der amerikanischen Ostküste an Land gebracht.
Der katastrophale Schiffsraummangel
Keinerlei Aussichten für genügende Schiffsneu-auten.
Die Geheimsitzung des englischen Unterhauses über die Schisf- fahrtslage hat die öffentliche Meinung in England und in den USA. über die zur Zeit hoffnungslose Lage auf dem Gebiet des Schiffsbaus aufgeklärt, obwohl die Veröffentlichung irgendwelcher Ziffern sowohl in Washington wie in London streng verboten ist. Aber verschiedene Aeußerungen, die im Zusammenhang mit der Schiffahrtsdebatte in England und den Vereinigten Staaten fielen, zeigen, daß im Augenblick keinerlei Aussichten bestehen, daß die Werften auch nur im Entferntesten genügend Schiffsneubauten liefern können. Die amerikanische Schiffahrtskommission gab bekannt, daß die USA. im Jahre 1943 in der Lage sein würde, alle Schiffsverluste durch Neubauten zu ersetzen. Das Gleiche war aber bereits für 1942 angekündigt worden.
Noch bedeutend ungünstiger werden die Aussichten der eng
DNB. Berlin, 21. Juli, lieber den Anteil der deutschen Lustwasfe bei den Kämpfen um Woronesch gibt das Oberkommando der Wehrmacht u. a. noch folgendes bekannt:
Nach der Einnahme von Woronesch am 7. 7. 1942. an dessen Eroberung fliegende Verbände und Flakeinheiten der deutschen Luftwaffe entscheidenden Anteil hatten, richtete sich der Schwerpunkt der deutschen Luftangriffe in diesem Kampsabschnitk immer wieder aus die llebergänge am Don. Die Bolschewisten versuchten, durch Einsatz starker Panzer- und Artilleriekräste nördlich Woronesch das westliche Ufer des Do» zu erreichen «nd die Stadt wieder zu erobern.
Ihre von deutschen Aufklärungsflugzeugen stets rechtzeitig erkannten Durchbruchsversuche wurden durch pausenlosen Einsatz starker Kamps- und Sturzkampfflugzeuge vereitelt. Allein an einem Tage vernichteten deutsche Sturzkampfflugzeuge 44 schwere Sowjetpanzer und zerschlugen eine große Anzahl mit Munition und Truppe» beladener Fahrzeuge.
Diese Lustangriffe, die der Abwehr der feindliche« Vorstöße dienten, wurde« Tag für Tag mit unverminderter Heftigkeit fortgesetzt, so daß es de« feindlichen Kräftegruppen an keiner Stelle gelang, die deutschen Linien zu durchbrechen und das Stadtgebiet von Woronesch zu erreichen.
Auch der Einsaß von Sturmbooten brachte den Bolschewisten nicht den erwarteten Erfolg. Die Mehrzahl der feindlichen Sturmboote wurde mitsamt ihren Besatzungen versenkt. Zahlreiche feindliche Batterien wurden durch Bomben und Vord- wasfenangriffe deutscher Zerstörer- und Schlachtjlugzeuge vernichtet oder zun- Schweigen gebracht.
Durch diese fortgesetzte« heftigen Luftangriffe wurde der Feind so niedergeschlagen, daß es an einigen Stellen im Gegenstoß gelang, mehrere Ortschaften im Norde« und Nordosten von Woronesch zu erobern. Gleichzeitig richteten sich Angriffe starker Kampfflieger- und Zerstörerverbäude gegen de« feindlichen Rach- schubverkehr aus Straße« und Bahnen. Die Verluste der Bol schewisten bei diese« Angrifsen an rollendem Material waren außerordentlich hoch. Die Unterbrechung der feindliche., Trans
portwege brachte ebenfalls eine erhebliche Minderung der feindlichen Kampfkraft. Allein eine Staffel eines Jagdgeschwaders brachte unter Führung des Eichenlaubträgers Oberleutnant Setz an einem Tage 30 Gegner zum Abschuß.
Neue Ritterkreuzträger
DNB Berlin, 21. Juli. Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an: Hauptmann Josef Stigler, Bataillonsführer in einem Infanterieregiment; Hauptmann Alfred Dürrwange r. Kompaniechef in einem Jäger-Regiment,
Ritterkreuzträger Kapitänleutnant Kaden gefallen
DNV Berlin, 21. Juli. Im Kampf gegen England starb Ka» pitänleutnant Wolfgang Kadey mit einem Teil der Besatzung seines Flottillenverbandes den Heldentod.
Kaden, am 6. Dez. 1899 in Leipzig geboren, trat frühzeitig, entsprechend der Offizierstradition seiner Familie, in das sächsische Kadettenkorps in Dresden ein und meldete sich im April 1917 zur Kriegsmarine. Nach Weltlriegsende wurde der jun.-e Offizier verabschiedet. Beim Wiederaufbau der Kriegsmarine nahm er sofort seine Hebungen auf und wurde bei Kriegsbeginn als Kapitänleutnant Kommandant eines Unterseebootjägers. Während der Norwegenbesetzung machte er sämtliche Unternehmungen seiner Flottille, die llnterseebootsjagden und -Überwachung, Geleit von Truppen und Munitionstransporte, mit. Besonders hervorzuheben sind seine Erfolge bei der Bekämpfung feindlicher Unterseeboote, von denen mehrere durch die von ikm geführte U-2agd-Flottille vernichtet werden konnten. Bei einer dieser Unternehmungen wurde Kaden schwer verwundet, nahm aber nach seiner Wiederherstellung seinen alten Posten sofort wieder ein. Im Dezember 1940 wurde ihm in Anerkennung feiner Leistungen und Erfolge das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen.