8. Seite — Nr. 16S
Ragol-er Tagblatt »Der Sesellschafter'
Mittwoch, de» 7. Mai Mt
Der 3raL
Der Irak ist ein Herzstück Vorderasiens; die Grenzen stoßen im Westen an Transjordanien und Syrien, im Norden an die Türkei, im Osten an Iran, im Süden an den Persischen Golf und an Arabien. Die längste Nord-Süd-Linie des Irak dehnt sich mit 1000 Kilometern von Kurdistan bis zum arabischen Fürstentum Koweit; die längste West-Ost-Strecke liegt mit 600 Kilometern zwischen der syrischen Wüste und der iranischen Landschaft Kir- manschah. In dem so umriffenen irakischen Staatsgebiet leben auf einer Fläche von 370 000 Quadratkilometern etwas über 2 800 000 Einwohner. Davon sind 2 Millionen Araber, 600 000 Kurden, 100 000 Türken und 100 000 Perser; der kleine Rest setzt sich aus Armeniern, Turkmenen und Syrern zusammen.
Die Regierung hat ihren Sitz in Bagdad, das mit über 200 000 Einwohnern die weitaus größte Stadt des Irak ist. Dann folgen in weitem Abstand Kerbela mit 63 000, Mossul mit 60 000, Basra mit 50 000, Suleiranije mit 30 000 und Nedjef mit 25 000 Einwohnern, aber selbst Städte, wie Kerkuk mit 17 000, Hilla mit 15 000 und Hit mit 8000 Einwohnern sind für irakische Verhältnisse von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
Unter den Ländern des Nahen Ostens ist der Irak eines der reichsten, weil es mit riesigen Bodenschätzen aus gestatt et ist. Im nördlichen Mesopotamien wird Asphalt, Salz und Schwefel abgebaut. Im Gebiet von Mossul quillt das Erdöl in unerschöpflichen Mengen; zwischen Kerkut, Karakut, Nasri- schirin und Kisilrobat bestimmen die Bohrtürme das Gesicht der Landschaft. Die Petroleumquellen sind in der Hauptsache bisher von englischen Gesellschaften ausgebeutet worden. Das Förde- rungsgebietvonMossul liegt 1000 Kilometer vom Mittelländischen Meer entfernt. Deshalb war der Abtransport des Erdöls ein Verkehrsproblem erster Ordnung; es wurde durch eine Röhrenleitung gelöst, die von Karakut 300 Kilometer nach Hadita führt und von dort in zwei Linien durch Syrien nach Taragulus und durch Transjordanien nach Haifa weitergeht. Etwa 250 Kilometer südwestlich von Hadita und 100 Kilometer vor der transjordanischen Grenze liegt in der Nähe der Oellei- tung die irakische Stadt Rutbah, wo die Engländer bei ihrem ersten Angriff durch die Verteidiger des Irak mit schweren Verlusten abgewiesen wurden. Südöstlich von Hadita, am Ostufer des Euphrat, entwickelt sich im Gebiet von Hit ein zweites Oel - zentrum.
Der Irak ist eines der wichtigsten Durchgangsländer zwischen dem Mittelmeer und Indien und dem Fernen Osten. Die Flugverbindung von Aegypten nach Indien führt über Basra; auch Bagdad ist durch den Flughafen Hamadije an den internationalen Luftverkehr angeschlossen. Alle Telegrafenlinien im Bereich des Nahen Ostens sind entweder mit Basra oder mit Mossul verbunden. Bei dem Ort Fao an der Südspitze des Irak ist ein Seekabel verankert, das bis nach Indien reicht. Obschon der Irak auf diese Weise ein Knotenpunkt im Weltverkehr ist, sind die Verkehrswege im Innern des Landes nur sehr mangelhaft ausgebaut, was in den wenigen Jahren seit der Erreichung der staatlichen Selbständigkeit trotz eifrigster Arbeittnur zu einem kleiner Teil nachgeholt werden konnte. Die Hauptverkehrsader ist die vor mehr als vier Jahrzehnten unter deutscher Leitung gebaute Vagdadbahn, die von Basra nordwärts nach Kerbala und Bagdad und von dort weiter bis in die Gegend der Mossul-Oelfelder führt. Von Bagdad gehen einige Zweigbahnen ins Landesinnere nach Chinikin, Kerbuk und Kut el Amara, das in der Nachbarschaft des alten Babylon liegt und im Weltkrieg oft in aller Munde war, weil dort eine englische Armee vor den deutsch-türkischen Truppen kapitulieren mußte.
. Die Straßen, die den Irak durchziehen, sind mit Ausnahme einiger hundert Neubaukilometer nur Karawanenwege. Eine Automobilstratze, die Damaskus in Syrien mit Teheran in Persien verbindet, zieht quer durch den Irak und verschafft auch der Hauptstadt Bagdad eine Verbindung mit den beiden Nachbarländern. Die Flutzschiffahrt auf dem Euphrat und dem Tigris beschränkt sich wegen der Sumpfgebiete in Südmesopotamien aus de» Verkehr kleiner und flacher Fahrzeuge. Der einzige bedeutende irakische Hafen ist Aberdan an der Mündung des Schai- el-Arab in den Persischen Golf. In der Zeit vor dem Kriege.wurden jährlich etwa fünf Millionen BRT. umgeschlagen, und damit .ist Aberdan zu einem der bedeutendsten Häfen im Bereich des Indischen Ozeans geworden.
Der Staat wurde nach dem Weltkrieg aus der Türkei losgelöst und 1921 zum Königreich gemacht, zunächst als Mandat des Völkerbundes, das England zugesprochen wurde. Es war ein vor
übergehendes Mandat, das nach einer llebergangszeit zur völ, ligen Freiheit führen sollte. Der Vertrag darüber wurde am 20. Juni 1930 in Bagdad unterzeichnet und trat 1932 durch Aufnahme des Iraks in den Völkerbund in Kraft. England behielt sich aber den militärischen Schutz vor! und wollte das Land überhaupt auch weiterhin als einen dem Empire angeglicderten Staat behalten. So ist die politische Geschichte des Königreichs der be - ständige Kampf gegen die englische Vormundschaft, der zu eben so beständigen Wechseln in der Regierung führte. Einmal stürzte England die Regierung wen sie ihm zu selbständig war, einmal das eigene Volk, -veil sie zu englandhörig war. Vis Ende 1938 hatte es schon 25 Regierungen in Irak gegeben. König Ehast ist am 4. April 1939 unter merkwürdigen Umständen verunglückt, im Mai 1940 wurde der Finanzminister ermordet. In beiden Fällen lag Englands Interesse auf der Hand. Nach diesem Mord übernahm Raschid el Kailani die Ministerpräsidentschaft und führte wieder oie Politik der Selbständigkeit. Deshalb wurde er am 3. Februar 1941 gestürzt und mußte einem englandfreundlichen. Kabinett Taha el Hachimi Platz machen. Nur zwei Monate konnte sich diese Regierung halten, am 1. April unternahm Kailani einen Staatsstreich, der ihn wieder zur Macht brachte. Es war ein neuer Versuch, eine unbedingt selbständige Politik durchzuführen, was bei den Engländern natürlich auf Widerstand stieß. Sie versuchten zunächst einen moralischen Druck und erklärten die Regierung für ungesetzlich. Am 17. und 18. April aber landeten sie in Basra Truppen, die einen Druck auf die irakische Regierung ausüber sollte», wenn sie auch angeblich nur zum vertraglich berechtigten Durchmarsch bestimmt waren. Darüber ist nun der Streit ausgebro- chen. Die irakische Regierung hat die unverzügliche Weiterbeförderung nach Palästina gefordert und zugleich erklärt, daß sie eine neue Landung nicht mehr zulasse und wenn nötig sich mit Waffengewalt widersctzen werde. England hat keine Vorbereitungen zum Abtransport getroffen, und so ist der Konflikt unvermeidlich geworden.
Lord Elgl« md der Parlheson-Frier
Englischer „Griechen freund" bestahl Athen
Das wahre Gesicht der angeblichen englischen „Liebe zu Griechenland" enthüllte im Jahre 1826 bereits der britische Gesandte bei der Türkei, Lord Elgin.
An einem Sommerabend des Jahres 1822 fahren in London vor dem Haus des „Englisch-Griechischen Klubs" elegante Kutschen vor, Diener springen vom Sitz und reißen die Wagentüren aus. Die bekanntesten Londoner Bankiers, Zeitungsbesitzer, Grotz- kaufleute und Politiker sind zu einem Vortrag des Lord El- g i n eingeladen, eines reichen Großgrundbesitzers, der sich für den Freiheitskampf der Griechen gegen die jahrhundertealte türkische Herrschaft begeistert und Griechenland im vergangenen Jahre sechs Monate lang bereist hat. „Wenn England seine Fittiche über das freiheitsstolze Volk der Hellenen breitet", ruft Elgin pathetisch aus, „dann schützt es eine jahrtausendalte unvergängliche Kultur, die der Menschheit von diesem begnadeten Volk« geschenkt wurde!"
Drei Jahre nach diesem Ereignis, über das dem britischen Premierminister ausführlich Bericht erstattet wurde, fährt Lord Elgin abermals nach Südosten, diesmal aber als neuer Gesandter der Königlichen Regierung bei der Hohen Pforte in Istanbul, die den Feind der Türkei mit sehr gemischten Gefühlen empfängt. Die Türken empfinden es wie eine Ohrfeige, daß man ihnen ausgerechnet diesen Elgin schickt, der sich in London als „Vorkämpfer für die Befreiung Griechenlands vom türkischen Joch" feiern ließ. Und der türkische Ministerpräsident glaubt nicht richtig verstanden zu haben, als der britische EZandte im April 1826 bittet, ihm sogar eine persönliche Audienz beim Sultan zu erwirken. Der Sultan hat zunächst die Absicht, die Taktlosigkeit Elgins mit einer Verweigerung des Wunsches zu beantworten, der Ministerpräsident befürchtet aber, daß dies Folgen nachziehen würde, die eine weitere Verschlechterung der englisch-türkischen Beziehungen herbeisühren könnten. So wird Lord Elgin vom Herrscher empfangen.
Als der Engländer nach einer einstündigen Unterredung den Palast verläßt, setzt der Sultan sofort seinen Ersten Minister von einer erstaunlichen und ungewöhnlichen Bitte Lord Elgins in Kenntnis. Der britische Gesandte hat den Sultan gebeten, die Erlaubnis zum Abbruch der Akropolis in Athen zu geben. Elgin möchte die kostbarsten Stücke dieses herrlichsten Bauwerks der Antike nach England schaffen lasten. Natürlich ließ der Engländer dabei durchblicken, daß „ein solches Entgegen
kommen für das Verhältnis zur Hohen Pforte nur von Lotteil sein könne". Und diese Versicherung gibt bei der Entscheid««- des Sultans den Ausschlag: Als Lord Elgin wiederkommt, teilt der Herrscher ihm mit, daß er seinen Wunsch erfüllt habe.'En». land darf die griechischen Kulturschätze rauben und entführe« England, das „seine Fittiche über sie breitet!" '
Im Juli 1826 begibt sich Elgin nach London und erwirkt vom Minister für Seefahrt eine Transport-Flottevonacht
Schiffen, welche den Raub aus Griechenland wegschasfen soll Die Griechen ahnen lange Zeit nichts von dem Diebstahl der von ihren angeblichen Freunden und Beschützern geplant ist Erst als im Piräus die britischen Schiffe anlegen, als die Ab^ tragungsarbeiten an der Akropolis beginnen, merke« sie, daß England sich seine Sympathien für den griechischen Freiheitskampf teuer bezahlen läßt. Sie werden Lei der Hohe« Pforte vorstellig. Dort erklärt man ihnen, daß Lord Elgin sich für die Kunstschätze „lediglich als Privatmann" interessiere, und tatsächlich füllt der Gesandte mit den Kostbarkeiten seine vier Landhäuser in Schottland, wo sie über ein Jahr verbleibe». Erst 1829 gehen sie still und heimlich in den Besitz des Briti - schen Museums über, wie es von vornherein mit Lord Elgin vereinbart worden war. Dort kann man heute die schönsten Teile des Parthenon-Frieses bewundern, während das griechische Volk sich mit Gipsabgüssen zufrieden geben mich. Diese Schandtat Lord Elgins ist für das Verhältnis Englands zu Griechenland ein Symbol.
Humor
Statnen-Liebe
Da ritt einen jungen Mann, der nächtlicherweise mit seiner Liebsten in den Stuttgarter Anlagen spazieren ging, der Teufel des Uebermuts. Er stieg auf den Sockel einer der Statuemhinauf und bedeckte mit einem Lippenstift die marmorbleichen Wangen der Göttin und einige andere diskretere Stellen mit jenem knalligen Rot, das manche Mädchen zu ihrer eigenen Verschönerung den Lippen aufzulegen pflegen.
Gewiß, es hat im alten Hellas Statuen gegeben, die bemali gewesen find, aber so weit wollten wir die Treue der Nachbildung doch nicht treiben. Außerdem dürste die „Kriegsbemalung" der antiken Damen, wenn auch unbestreitbar ist, daß sie die Kunst des Schminkens bereits gekannt haben, etwas anders ausgesehen haben. Und nun gar eine Göttin! Zwar hat sich der Scherzbold als Objekt seiner Rotmalerei eine Venus ausgesucht Wir wissen nicht, ob es die von Milos, die Venus Anadyomene, die von Arles, die des Phidias oder des Canova, oder ob es die Venus Kalipygos, zu deutsch, die mit dem schönen Hinterteil ist, von deren berühmtester Schöpfung im Museum von Neapel die Kunstgelehrten behaupten, es sei zweifelhaft, ob wirklich Venus damit gemeint sei, ob es sich hier nicht vielmehr um dis Nachbildung einer Hetäre, also einer Dame des Altertums mit immerhin nicht sehr gefestigten moralischen Grundsätzen, gehandelt habe. Aber selbst, wenn der Attentäter solche Erwägungen angestellt hätte, berechtigte ihn das noch lange nicht, dazu, die marmorne Kopie mit jenen Attributen zu versehen, die vielleicht das Urbild geschmückt haben könnten. Uebrigens dürfte die Polizei, wenn sie den Statuenbemaler erwischte, eine solche „Verunreinigung" der Anlagen kaum sehr scherzhaft ausfassen.
Matrosen fuhren zusammen auf Urlaub.
Einer zeigte dem anderen seine Wohnung.
Er zeigte ihm aber auch den Nähtisch seiner Frau auf erhöhtem Tritt am Fenster.
„Was ist das?", fragte der Kamerad.
Der Matrose lachte:
„Die Kommandobrücke meiner Frau!"
»
Musketiere sprachen von daheim.
Hippe sprach von seiner Hütte.
In der Entfernung wurde sie zum Palast.
Ein Kamerad kannte die Hütte.
„Was willst du sein, Hippe?"
„Hausbesitzer!"
„Schöner Hausbesitzer! Wenn die Katze bei dir auf dem Dach hockt, hat üe den Schwanz auf der Erde!"
Ltn MtiMiUsromaa von Lesuenlietz« «ndckeLuenleist von karrs krnli-
Uch«vn-»«»«,lch«U: 0«ulI<I,e, N»m,n-Verl»« ,»lm. L. ün,«nicht. L»U S-ch-» <Lüüti,n;
1SI
Erschrocken umklammert sie seinen Arm.
„Was hat er denn g'jagt?"
„Daß er mir den Hof net verwiesen hat, war alles. Aus Spitz und Knopf ist es schon gestanden."
„Mein Gott, was soll das noch werden."
„Ja, siehst, drum sag ich ja allweil: nur still sein bei der Sach, mäuserlstill. Die Lieb ist am schönsten, wenn sie ganz heimlich ist."
Da drückt sie ihren Kopf an seine Schulter und sagt hart ausschluchzend:
„Es wird sich aber bald nimmer verheimlichen lassen."
Jakob versteht noch nicht ganz.
„War schon gut. Verheimlichen laßt sich alles. Bloß g'scheit sein mußt und darfst net schimpfen, wenn ich einmal längere Zeit nimmer komm."
„Das hilft alles nichts. Offenbar wird es doch."
Allmählich dämmert es in seinem Hirn.
„Du tatst mich g'freun —" sagt er kleinlaut und un- sicher. Ein Blick in ihre Augen bestätigt ihm, was er ver- mutet hat. Ein kalter Schreck geht durch ihn hin. Sein Gesicht wird grau, als hätte ihm jemand Asche hineingeworfen. „Du wirst doch net sagen wollen —?"
Monika hebt die nassen Augen zu ihm auf und sagt bittend:
„Jetzt darfst mich net verlassen, Jakob. Jetzt mußt zu mir halten und mußt zeigen, daß du mich so gern hast, wie du allweil gesagt hast."
„Kreuzsakrament!"
Das ist alles, was Jakob herausbringt.
„Net fluchen", bittet Monika. „Deswegen wird es auch picht anders. Zu ändern ist da nichts mehr."
Fassungslos starrt Jakob vor sich hin und zwirbelt an seinem Bärtchen. Er sieht wirklich keine Lücke in dem Netz- das sich um ihn gesponnen, durch die er sich durchschlängeln könnte.
„Das ist ja sauber", sagt er. „In einer schönen Suppe sitz ich da. Du hast mich hergerichtet auf'n Glanz."
„Sag nur gleich, daß ich schuld bin."
„Das sag ich net. Aber was meinst denn, was mein Alter sagt dazu?"
„Gar so hartherzig wird er dann doch net sein können", meint Monika zaghaft. «Wenn du hintrittst vor ihn und ein offenes Wort mit ihm redest —"
„Da kennst ihn aber schlecht", unterbricht er sie. „Der wirft mich zum Haus naus. Kreuzsakral Ausgerechnet mir muß das passieren."
Bis zu diesem Augenblick hat es gedauert, dann hat Monika ihre Schwäche überwunden. Hastig wischt sie sich über die Augen, dann steht sie hochaufgerichtet vor dem Burschen.
„Jakob! Denkst denn du nur an dich und an mich überhaupt net? Hab ich net viel mehr zu tragen unter der Schand wie du? Was meinst, was meine Base sagen wird? Die Höll werd ich haben bei ihr. Aber ich ertrag es gern, weil ich dich lieb Hab, so lieb, wie man nur einen Menschen haben kann. Net erst seit heut und gestern. Als Kind Hab ich dich schon gern gehabt. Der Glaube an dich ist so fest in mir gesessen wie Stahl und Eisen. Und kann kommen was will, ich halt zu dir. Ich Hab noch nie in meinem Leben gebettelt, aber wenn es sein muß, dann knie ich hin vor deinen Vater und bitt ihn, daß er ein Einsehen mit uns hat. Und wenn alles nichts nützt, dann gehn wir deswegen auch net unter. Zwei Menschen, die jung sind und ein paar starke Arm haben, für die gibt es überall ein Platz! auf der Welt. Ich will mich gern schinden und plagen für unser Glück."
Jakob hat nur halb zugehört. Inzwischen hat er sich gefaßt und sich einen Plan zurechtgelegt.
„Jetzt laß einmal g'scheit reden mit dir, Herzerl." Er wird rücksichtsvoller als je. „Drinhängen tun wir jetzt einmal in den Schlamasseln. Da heißt es halt diplomatisch sein,
weißt. Du meinst allweil, mit Gewalt laßt sich was zwingen/ Das ist aber net wahr. Drum laß nur mich machen. Also, vorerst darf er einmal nichts erfahren, mein Vater. Da muß ich schon eine günstige Stund abwarten, wann er gut aufgelegt ist, weißt. Die Stund kann bald kommen, es kann aber auch lang dauern. Wenn alle Strick reißen, dann muh halt'» Kindl auf die Welt kommen — ohne Vater."
Monika starrt unbeweglich vor sich hin.
„Ich soll dem Kind den Vater verleugnen?" fragt sie mit zuckendem Mund.
„Freilich ist es eine zwiderne Sach, aber —"
„Mein Gott, was wird das werden. Das weiß ich jetzt schon, was sie alles sagen, wenn ich für das Kind net einmal einen Vater angeben kann."
„Es geht halt net anders, Monerl. Schau, da muß der Mensch stark sein, wenn es um sein Glück geht und muß sich sagen: hernach bring ich alles wieder rein."
„Wenn es ums Glück geht", spricht sie langsam und schwermütig nach. Dann schaut sie ihm eine lange Zeit fest in die Augen, streckt ihm dann unvermittelt die Hand hin: „Kannst dich verlassen auf mich, Jakob, ich sag nichts.
„Und wenn dich deine Bas' vom Hof jagt?"
„Sag ich auch nichts. Was ich einmal versprech, da« halt ich, und wenn ich zu Grund gehen müßt dabei."
„Du bist halt eine", sagt er anerkennend. „Das vergeh ich dir im ganzen Leben net. Weißt, ich darf nämlich meinen Alten net drängen, daß er mir den Hof übergibt. Ein paarmal schon, wenn ich so rumgeredet Hab, hat er mir zur Antwort geben: .Kannst es net erwarten, bis ich von selber übergeb? Willst mich schon nausbeihen.' Aber ich glaub, bis zum Frühjahr wird es ihm von selber recht. Drum sag ich allweil wieder: nur still sein bei der Sach Da kommen wir zwei am weitesten."
Monika ist schon wieder ganz voll Zuversicht.
„Ich bin nur froh, daß du kommen bist heut", sagt sie. „Jetzt ist mir viel leichter, weil ich mich dir anvertrauen Hab können. Kannst du dir denken, wie schwer für mich d" Zeit hier war?"
(Fortsetzung folgt)