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R«tz»ldrr TagblattDer Sesrllschaster^

Donnerstag, de« 2V. FeLrvar 1941

Zn englische Dienste gepreßt

Erlebnisse eines schwedischen Matrosen auf britischer Konvoy-Fahrt

Stockholm. 19. Febr. Bei der Untersuchung eines neutralen Dampfers aus See wurde ein blinder Passagier entdeckt. Es war ein junger schwedischer Matrose, der sich in Liverpool an Bord geschmuggelt hatte, um der gefährlichen Seefahrt im Dienste Eng­lands zu entkommen, zu der er zusammen mit vielen anderen neutralen Seeleuten von den Engländern gepreßt worden war.

Im Verlaus von wenigen Monaten hatte der schwedische Ma­trose bei wiederholten Atlantikiiberquerungen im Konvoy vier Unterseebootsan griffe erlebt, bei denen insgesamt K Schiffe versenkt wurden. Jetzt hatte er genug und es gelang ihm, was nur wenigen seiner Leidensgefährten gelingt: Aus en'glaud zu entkommen. Unter abenteuerlichen Umstän­den ist er im Hasen von Liverpool von seinem Schiff geflüchtet, das von der englischen Polizei stark bewacht wurde. Das Schiff sollte gerade wieder mit seiner aus verschiedenen Nationen zu­sammengepressten Mannschaft in die Gefahrenzone geschickt wer­den Hocherfreut über seine Rettung gab der schwedische Matrose die folgenden Aussagen zu Protokoll:

Anfang 1910 ließ ich mich aus einem schwedischen Motorschiff anheuern, das nach Südamerika fuhr. Auf der Rückreise nahm das Unglück seinen Anfang Wir hatten noch einen nordamerika­nischen Hafen angelausen und wollten mit unserer fürSchwe - den bestimmten Ladung zurück in die Heimat. Zwischen Island und den Farörn nahmen wir Kurs aus Bergen, wurden aber bald von einem englischen Trawler angehalten und nach den Farörn gebracht.

In Kirkwall

Bei den Farörn lagen einige englische Vorpostenboote, die uns und einige andere Dampfer nach Kirkwall auf den Orkney- Inseln in Marsch setzten. Hier mußten wir etwa zehn Tage blei­ben. Kirkwall.war damals der berüchtigte britische Kontrollhafen. Schiffe fast aller Nationalnäten, besonders skandinavische, lagen hier vor Anker. Es mögen etwa 78 gewesen sein. Auch einige Tanker waren dabei. Unser Schiff wurde an die Mole gebracht, wir durften aber nicht an Land gehen. Wir durften keinen Pro­viant von Land holen. Wir durften nicht einmal frisches Wasser übernehnien. Einige Schiffsbesatzungen hatten unter dieser un­menschlichen Behandlung sehr zu leiden. Sie mußten das Wasser aus den Reservetanks der Rettungsboote aufbrauchen, um nicht zu verdursten. Bei uns wurde schließlich nur noch eine Tages­ration von einer Tasse Wasser verabreicht. In Kirkwall wurden die Kapitäne unter Drohungen gezwungen, von nun an für England zu fahren. Es wurde den Kapi­tänen gesagt, daß ihre Schiffe beim Verlassen des Hafens sofort torpediert würden, wenn sie nicht einen Kontrakt auf zwei Jahre abschließen würden Da sich unser Kapitän zunächst wei­gerte, wurde unser Schiff gegen seinen Protest nach Liverpool gebracht. Dort hat der Kapitän den Drohungen nachgcgeben und einen Kontrakt unterzeichnet, wovon der Mannschaft keine Mit­teilung gemacht wurde. Wir dursten nicht von Bord und als das Schiff schließlich auslief, wußte keiner von uns, daß wir für England über den Atlantik fahren sollten. Wir haben fast einen Monat im Hafen von Liverpool vor Anker gelegen. Unsere Vorräte, die von Land nickt ergänzt werden dursten, gingen zu Ende. Und es gab auch kein Geld. Unter diesen Umständen hat der Kapitän offenbar k-incn anderen Ausweg gewußt. Er war mit seinem Schiff von den Engländern in ihren Dienst gepreßt worden.

Die erste Fahrt im Konvoy

Meine erste Fahrt nachKanada machte ich mit einem Kon­voy von Liverpool aus mit. Wir liefen mit 30 Schiffen aus und vereinigten uns im Nordkanal mit einem weiteren Konvoy von 20 Schiffen. Dieser Eeleitzug von 80 Schiffen wurde von vier Zerstörern begleitet. Nachdem wir einen Punkt in einiger Ent­fernung von der Küste erreicht hatten, drehten die Zerstörer ab und fuhren wieder nach England zurück. Schon wenige Stunden, nachdem das Geleit uns unserem Schicksal überlassen hatte, waren wir einem deutschen U - V o o t - A n g r i s f ausgesetzt. Hierbei wurden vier Schiffe versenkt, darunter ein Tanker, der in weniger als zwei Minuten versank. Nach diesem Angriff wer­den wir nicht mehr von feindlichen Schiffen behelligt und kamen etwa nach drei Wochen Fahrt in Boston an. Die lange Dauer der Reise ist dadurch zu erklären, daß wir im Konvoy sehr lang­same Schiffe bei uns hatten.

Acht Schiffe sinken auf der Rückfahrt

Wir hatten die Hinfahrt in Belfast ohne Ladung gemacht. Jetzt nahmen wir drüben Flugzeuge, Automobile (Last- und

Ambulanzwagen) und Eisenerze mit. Es wurde nur Hdcy- druck gearbeitet. In drei Tagen war der gesamte Konvoy beladen. Von Boston liefen wir zunächst Halifax in Neuschottland an und wurden dort von sechs ehemals amerikanischen Zerstörern ins Geleit genommen. Als wir uns England näherten, gab eswre - der einen U-Boot-Angriff. Hierbei wurden acht voll­beladene Schiffe versenkt. Die Zerstörer, die von Amerika gekauft waren und mit englischer Besatzung fuhren, warfen fortwährend Wasserbomben, doch konnte ich weder beobachten noch habe ich später gehört, daß ein U-Boot vernichtet wurde. Durch diesen Angriff wurde der Konvoy völlig zersprengt. Jeder von uns dachte nur an seine eigene Rettung und versuchte eiligst, einen Hafen zu erreichen. Wir löschten unsere Ladung in Liverpool. Ich w'll noch erwähnen, daß wir diese Fahrt unter schwedischer 8 lag ge macksten. Die englischen Frachter hatten Kanonen und stlakgeschütze an Bord, uns hatte man lediglich einen Tarnanstrich gegeben. Die Löschung der Ladung in Liverpool dauerte fast drei Wochen, da wir nur am Tage löschen konnten und auch während dieser Zeit noch durch tägliche Luftangriffe gestört wurden.

Zum zweitenmal nach Amerika

Wie bei der ersten Fahrt waren es wieder 80 Schiffe, die auch diesmal nur von vier Zerstörern bis in die gleiche Gegend be- geleitet wurden. Nachdem uns die Kriegsschiffe verlassen hatten, dauerte es nicht lange bis zum U-Voot-Angriff. Vier Schiffe wurden aus unserem Konvoy herausgeschossen. Wir fuh­ren wieder fast ohne Ladung. In Montreal wurden wir in drei Tagen zur Ausreise fertig gemacht. Diesmal hatten wir Flug­zeuge, Autos, Stahl, Kupfer, kondensierte Milch und Schweine­fleisch an Bord. Unser Konvoy war schon bei der Ausfahrt stark zusammengeschrumpft. Nur noch 28 Schiffe traten die Rückfahrt an. In See wurden wir von 7 Zerstörern in Empfang genommen. Wieder waren es Amerikaner mit englischer Be­satzung. Wir steuerten einen anderen Kurs, aber es nützte nichts. Als wir ungefähr die Westküste Irlands erreicht hatten, erlebten wir einen Großangriffvon Unterseebooten. Es war meines Wissens der 16. Oktober 1910 und der Angriff dauerte von 10 Uhr abends bis 1 Uhr morgens. 17 vollbeladene Schiffe wurden versenkt. Darunter befand sich auch ein schwedi­scher Tanker von 18 000 Tonnen. Wenn ich gefragt werde, woher ich die genaue Zahl der versenkten Schisse weiß, so erkläre ich, daß ich dieses Wissen von dem Funker unseres Schiffes habe. Ich habe namentlich als Steward den Kapitän und den Funker zu bedienen gehabt und hatte hierbei Gelegenheit, genau zu er­fahren, wie viel Schiffe versenkt worden waren.

Jetzt aber genug

In Liverpool wurde die Ladung gelöscht, sie wurde auf Last­wagen geladen und sofort weiteroerfrachtct. Eine Lagerung kommt hier kaum noch in Frage wegen der Luftangriffe. Ich habe in Liverpool zwei zerstörte Dockanlagen und etwa zehn bis zwölf Lagerhäuser zählen können, die völlig vernichtet waren. Der Bahnhof am Hafen war ebenfalls von Bomben getroffen. Von Bord aus sah man eine völlig zerstörte Fabrik. Fast täglich

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gab es Bombenangriffe, meist nachts, aber auch am Tage wurde die Arbeit häufig durch Luftalarme gestört, da immer wieder Aufklärer auftauchten.

Wir rüsteten bereits für die neue Fahrt, aber ich hatte den Entschluß gefaßt, diese gefährlichen Reisen nicht mehr mitzu­machen. Da ein Gesuch abgelehnt wurde und keiner an Land durfte, mußte ich versuchen, heimlich zu entkommen. Ich bemerkte, daß ein anderer neutraler Dampfer im Hafen lag, von dem ich nach meiner Kenntnis von den gegenwärtigen Verhältnissen m der Schiffahrt annahm, daß er nicht nach Amerika bestimmt war. Jeder andere Hafen in der Welt war mir lieber, mein Glück zu versuchen, und so schlich ich mich als blinder Passagier an Bord. Unmittelbar darauf ging das Schiff in See. Am zweiten Tage meldete ich mich beim Kapitän und trug meine Lage vor. Ich wurde sofort in den Maschinenraum gesteckt, um meine Passage abzuarbeiten. Wie froh war ich, als unser Schiff von einem deutschen Kriegsschiff aufgebracht wurde und man mir die Rückkehr in die Heimat ermöglichte."

Lügenlärm aus USA.

Seit jeher hat bei der Beurteilung des Engländertums das englische Wortcant" eine entscheidende Rolle ge­spielt. Man kann es eigentlich nicht nach dem Wörterbuch übersetzen, da es einen Doppelsinn erhält, der sich am ein­fachsten vielleicht mitheuchlerische Anmaßung" widergeben läßt. Aber im Grunde steckt hinter diesem Wort viel mehr, nämlich eine Eesamtauffassung des Wirkens des Engländertums in der Geschichte, die dem schillernden Begriff erst seine lebhafte Realität verleiht. So hat einmal der Spanier Jose Ortega y Gassetcant" den schmählichsten Gegensatz genanntzwischen dem, was man zu tun glaubt, und dem, was man tut". Nach der ähnlichen Auffassung eines deutschen Beobachters bedeutetcant": die schwierige und salbungsvolle Kunst, sich schon im Unter­bewußtsein die Dinge so zurechtzurücken, daß man schon vor diesem von England entfesselten Kriege drei Formen des cant" unterschied: eine religiöse, eine soziale und eine außenpolitische. Religiösercant" lehrt gegen alle zehn Gebote zu sündigen mit dem Gefühl frommer Pflichterfül­lung; sozialercant", die fragwürdigsten Vorteile und Ge­winne als verdienten Lohn unerschütterlicher Tugend einzu­stecken; außenpolitischercant", die rücksichtsloseste Gewalt­politik als schweres Opfer eines selbstlosen Tugendhelden zum alleinigen Vorteil anderer zu betreiben und auszu­nutzen.

Man wird an diese vielfache Bedeutung des englischen cant" im gegenwärtigen Augenblick erneut erinnert, wenn man die Haßreden vernimmt, die in den letzten Tagen im Vollsenat der US A. gegenDeutschland und die Achsenmächte geschleudert^worden sind. Hier wurde der englischecant" zur religiös-politischen Heuchelparole des Angelsachsentums schlechthin erhoben. Und aus dem Geiste dieses umfassenden englisch-noroamerikanischencant" her­aus wurden Formulierungen für den Kampf der Demokra­tien gegen dieunmenschliche Revolution des Nationalsozia­lismus" geprägt, die in ihrer bodenlosen Ueberheblichkeit eine Ablehnung von allen denen verlangen, die sich der welthistorischen Bedeutung dieses von gewissen Kreisen der USA. provozierten Gegensatzes zwischen europäischem Den­ken und angelsächsischen Fälscherkunststücken voll bewußt ist.

In der Aussprache des USA.-Senals feiern die uralten, abgegriffenen, längst widerlegten deutschfeindlichen Lügen und Verleumdungen und das scheinheilige Selbstlob der sogenannten Demokraten fröhliche Urständ. Der Wahrheit zuwider wird hier wieder einmal frech gelogen: Deutschland wolle die Welt erobern; Deutschlands Ziel sei, der Welt moralische, wirtschaftliche und politische Kontrollen aufzu­erlegen; es handle sich um eine unmenschliche, bestialische Re­volution gegen jede Form der Freiheit, für die das Men­schentum seit Jahrhunderten gekämpft habe; Nazismus und Faschismus hätten sich verbündet, um mit Feuer und Schwert der Welt ihren Willen auszuzwingen. Der Zweck des Eng­landhilfsgesetzes müsse daher sein, die Westhemisphäre als Heiligtum der Freiheit zu erhalten. Den Gipfel der Lüge leistete sich schließlich ein Redner mit der Behauptung, nach den Erklärungen Adolf Hitlers stehe fest, daß einer der Be­weggründe dieses Krieges der Drang nach einer wirtschaft­lichen Weltbeherrschung sei. Dabei hat der Führer als eines der Ziele, um die der Kampf geht, ausdrücklich genannt: Erschließung der Welt für all?!

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Die Formalitäten waren schnell erfüllt. Es war alles in Ordnung. Sabine wurde das Seltsame dieser Stunde erst bewußt, als alle feierlich ihren Namen auf die Vorlage ge­schrieben hatten, auch sie.

Sabine Dahlen war jetzt Christof Holthausens Frau. Frau Sabine Holthausen ...

Auf der Straße war Unruhe und Leben. Eilige Men­schen gingen vorüber, niemand fah nach Sabine und Chri­stof Holthausen hin.

Sabine Holthausen schauerte ein wenig, denn nun war ^ doch kühl. Der Fahrer stand schon wieder neben seiner Taxe und trat nun an die beiden heran:

»Ich gratuliere auch nochmal schön, und wohin darf ich die Herrschaften nun fahren?"

»Zum Hauptbahnhof. bitte ich habe nur noch drei­viertel Stunden Zeit."

Christof Holthausen, der bisher so bestimmt und ruhig öewirkt hatte, war seit einiger Zeit wie abwesend. Und nun fürchtete sich Sabine plötzlich doch vor ihm. Was hatte er denn? Tat ihm die ganze Sache jetzt plötzlich leid?

Doch sie wagte nicht, zu fragen Und außerdem überkam

ein heftiger Trotz Holthausen durfte sich jetzt nicht so ^nehmen; er hatte sie da in etwas hineingezogen, für das kr grade zu stehen hatte.

Cr nnd nicht sie!

Aber Christof Holthausen wandte sich erst nach einer Konzen Weile seiner jungen Frau zu:

..Nicht böse sein. Sabine, wenn ich schweige. Es gibt voch soviel zu bedenken und Abschied- zu nehmen. Es ivar vielleicht doch falsch, diese Trauung, denn jetzt lasse ich

ja einen Menschen zurück, der zu mir gehört nicht nur die Tiere. Entschuldige aber ich muß es mir einmal ganz genau überlegen. Ich habe nun also eine Frau. .Dich. Sa­bine! Und das ist wohl so ziemlich das Erstaunlichste, was mir bisher begegnet ist. Eine junge und sehr hübsche Frau. Höre, Sabine, dies Kleid steht dir gut. Du mußt immer dar­auf achten, daß du Sachen trägst, die zu dir passen, vergiß das nicht."

Und plötzlich legte er seinen Arm um ihre Schultern und zog sie ein wenig an sich: i

Soll ich-wiederkommen, Sabine Holthausen?"

Sabine sah ihm mitten in die Augen:

Ich glaube, du mußt wiederkommen. Christof!"

Da lachte er leicht auf und strich ihr warm mit einer Hand über das Gesicht.

Du weißt nicht, was du dir da wünschest, Kind! Außer­dem ist unser Vertrag ja auf meinen Tod aufgebaut. Ich wollte nur sehen, was du sagst, ob du einen sehr großen

Schreck bekämst bei dem Gedanken, mit mir-leben zu

müssen"

Du verspottest mich."

Sabine machte sich aus seinem Arm frei.

Und wenn es dir leid tut?"

Aber es kam keine Antwort. Christof Holthausen hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als diesem Mädchen zu ver­raten, daß er sich einen Augenblick lang ganz unsinnig da­nach gesehnt hatte, zurückzukommen zu seiner Frau!

Dann war der Bahnhof da, nebeneinander gingen sie über den Bahnsteig. Hin und zurück, und Sabines Hand lag auf dem Arm des Mannes, der nun ihr Mann war. Einmal, am abgelegensten Ende des Bahnsteiges, blieb Chri­stof Holthausen stehen:Sabine gib mir noch einen Kuß!"

Aber er sah doch lange auf die roten Lippen herab, ehe er sie wirklich küßte.

Minuten dauerte es nur noch, bis der Zug einlief. Der Bahnsteig füllte sich, unter den vielen Reisenden kamen auch Hede Waller und ihr Verlobter. Hede etwas verweint, aber

nun doch sehr tapfer, der Rechtsanwalt blaß und sichtlich bemüht, seiner kleinen Braut den Abschied möglichst leicht zu machen.

Hede machte kugelrunde Augen, als sie Sabine sah:

Sabine? Du wolltest doch nach Hause"

Es ist was dazwischen gekommen, Hede."

Gut, daß der Zug mit Stampfen und Brausen jede Un­terhaltung abschnitt. Sabine Holthausen war nicht in der Lage, irgend etwas zu erzählen oder zu erklären. Sabine Holthausen war nur noch ein ganz jämmerliches kleines Menschenkind, das innerhalb der letzten 24 Stunden Dinge erlebt hatte, die zuviel für es waren. ,

Christof schnell hier rein!"

Der Rechtsanwalt hatte bereits zwei Plätze belegt.

Hedekind sei brav! Und schreib mir jeden Tag, hörst du? Du bekommst sofort meine Anschrift."

Christof Holthausen stand noch vor dem Abteil. Er hörte die Worte des Freundes, und ergriff plötzlich hart Sabines Hand:

Sabine solange ich am Leben bin, mußt du mir treu sein. Und hier nimm, damit du daran denkst."

Er zog sich den schweren goldenen Siegelring vom Fin­ger und steckte ihn Sabine an:

Er ist ein bißchen zu weit aber das schadet nichts. Wenn du aufpassen mußt, daß du ihn nicht verlierst, wirst du wenigstens immer an ihn erinnert. Leb wohl, Kind."

Ohne sich umzusehen, war er im Zug verschwunden. Sabine Holthäusen stand und klammerte die Hand um den Ring. Sie wollte etwas sagen versprechen bitten aber sie bekam keinen Ton-heraus. Sie konnte den Mann, der jetzt am herabgelassenen Fenster stand, nur immer an- sehen. Und die Augen der beiden hingen ineinander, bis der Zug sich in Bewegung setzte. Da machte Christof Holthausen mit kurzem Ruck dem Freund den Platz am Fenster frei.

Sabine er ist weg! Ach Gott, Sabine, wenn er nicht wiederkäme, ich wäre unglücklich!"

Die kleine Hede Walter warf sich schluchzend der Freundin in den Arm.

(Fortsetzung solM