z. Seite Nr. 33
Ra^wer Tagblatt „Der Gesellschafter
Samstag, de» IS. Februar 1»4t
Ser ewige Neaklionör
Stures Festhalten an überkommenen politilchen und sozialen Formen durch England
RTK, Fast zur gleichen Stunde, 'n welcher Adolf Hitler am z-, Januar noch einmal die tiefsten Beweggründe unseres Kampfes mit England aufwies, äußerte sich der nordamerikanische Unterstaatssekretär Sumner Welles zu ähnlichen Problemen, und er brachte es fertig, zu erklären, die Verwirklichung der von Deutschland und seinen Freunden angestrebten neuen Odnung bedeute für die Welt die Rückkehr zur „Steinzeit und Barbarei". Diese Aeußerung läßt erkennen, mit welcher Nachhaltigkeit England die wohl gröbste Lüge seiner Geschichte zu verbreiten weiß: es selber sicht, wie stets, nur für -je edelsten Ziele der Menschheit und der Menschlichkeit, während der Feind das Fortschreiten zu diesen hohen Idealen hindert: und jeder, „der guten Willens ist", muß natürlich an Englands Seite treten.
Diese englische Behauptung ist nicht nur vom ersten bis zum letzten Wort erlogen, sie ist auch die Grundlage alles dessen, was Englands Blätter und Sender zur Entstellung der Wahrheit unaufhörlich verbreiten. Das genaue Gegenteil der britischen Lügen ist richtig: es gibt wohl kaum ein Gebiet menschlicher Werte, auf welchem nicht gerade England von uns bereits sehr eifrig gelernt hätte, es gibt keines, aus dem wir ihm heute nicht überlegen wären, und nirgendwo gibt es unter den großen Völkern und Staaten der Erde mehr Notwendigkeit als gerade in England, überlebte Formen und Formeln endlich zu beseitigen, vom sturen Festhalten an längst überholten Standpunkten zu lassen und den Weg für eine wahrhaft neuzeitliche, bessere Entwicklung freizumachen.
Wir können uns als Beispiel hierfür jedes nur erdenkliche Gebiet des privaten wie des öffentlichen Lebens in England wählen. England hat sich vor etwa anderthalb Jahrhunderten eine Art Weltanschauung zurechtgemacht, die man nur als platteste Nützlichkeitslehre bezeichnen kann. Sie ging Hand in Hand mit Len Lehren von Malthus, der höchst schwarzseherische Warnungen vor einer drohenden lleberbevölkerung ausstieß und eine umfassende Verhinderung der Geburten als einziges Hilfsmittel anpries. Die Anwendung dieser Theorien hat für England zu einer sehr bedrohlichen Entwicklung der Vevölkerungsziffern geführt und zugleich zu einer stumpfsinnigen Abschließung vor mo- Lernen biologischen Erkenntnissen und vor wirklicher Lebens- bejahung, wie sie jungen, zukunftssicheren Völkern eigen ist.
Genau so, wie England ihnen gegenüber eine gefühlsmäßige Abneigung empfindet, hat es sich stur allem versagt, was auch nur im entferntesten einer Anerkennung ihrer Lebensrechte hätte glcichkommen können. Geographische Gegebenheiten, staatsrechtliche Grenzen und politische Machtverhältnisse oder Interessensphären auf Grund rechtzeitiger Erkenntnis auszugleichen? Eine Unmöglichkeit für jeden wahren Engländer! Wir brauchen hier wohl nur an die wahrhaft stupiden Scheingriinde denken, mit welchen man sich Deutschlands berechtigten Wünschen auf Beseitigung des kolonialen Unrechts widersetzte, obschon man sich im stillen Kämmerlein über die Haltlosigkeit der kolonialen Schuldlüge von Versailles durchaus klar war. Die bestehenden Zustände hätten ja geändert werden müssen, das nun einmal existierende „Gleichgewicht" — oder vielmehr das, was man unter englischer Anleitung als Gleichgewicht der Mächte auszugeben beliebte! — wäre erschüttert worden, und so hielt man mit einer Borniertheit, die wirklich ohne Beispiel ist, am System der organisierten Unordnung fest, bis das Lebensrecht und der Lebenswillen der jungen Völker die aufgezwungenen Schranken sprengte.
' Nicht minder verständnislos blieb England gegenüber dem Aufkommen neuer Formen im Leben anderer Nationen. Ihren Forderungen nach Lebensraum unterlegte man einen imperialistischen und welterobernden Sinn, das deutsche Ideal einer friedlichen Arbeit und Entfaltung zum Besten des ganzen Volkes, nicht nur einer kleinen Herrscherschicht wie an der Themse, emp- fend man dunkel als eine Bedrohung „gottgewollter" Ordnung, und daß man bei uns den Gedanken der echten Gemeinschaft nicht nur lehrte, sondern vorlebte, bedeutete für den Engländer einfach eine Revolution ohne Beispiel und von fürchterlicher Gefahr — nämlich für die Herrschaft über das eigene Volk und zahllose andere in Uebersee.
Ma» hatte fein Empire mit Raubzügen, Sklavenjagden und Unterjochung zusammengeträgen: wie sollte da auch eine wirklich« Gemeinschaft entstehen können? Etwa mit den seit Jahrhunderten terrorisierten Iren? Oder mit den Bure n, die man einst durch Raub der Kapkolonie aus holländischem Besitz auf das Schicksal unter Kitchener vorbereitet und deren Frauen und Kinder man zu Zehntausendcn gemordet hatte? Oder mit den In-
WM
Professor Dr. Günther 5V Jahre alt
Am 10. Februar vollendet der bekannte Rasseforscher Prof. Dr. Hans Günther sein 50. Lebensjahr. SoGre Rasseeinteilung ist heute Allgemeingut geworden. (Scherl-Archiv, Zander M.-K.)
dein, deren Kinder zu Tausenden schon in, Alter von 0 bis 10 Jahren in Fabriken fronen und deren durchschnittliche Lebensdauer man 1931 auf 22 bis 23 Jahre dank systematischer Ausbeutung herabgedrückt hatte? Nein, hier lag eine Gefahr, und mit dem Eigensinn des alten Juden Shylock beschloß man, lieber alles aufs Spiel zu setzen, als von den andern zu lernen.
Denn wohin sollte man in London und auf den Herrensitzen des flachen Landes wohl auch kommen, wenn von außen her jene Wahrheit durchdrang, daß jeder nicht nur ein Recht auf Leben, sondern auf Arbeit, Fortschritt und wirkliches Glück besitzt? Alan muß es sich einmal klarmachen, was es heißt, daß das reiche England vor fast genau hundert Jahren für Volksschulen ganze 30 000 Pfund, für königliche Stallungen aber 70 000 Pfund auswarf' Daß man weit später als die wichtigsten Länder des Festlandes mit sozialen Schutzmaßnahmen begann, daß man seit langem trotz aller Rcichtümer eine Massenarbeitslosigkeit kennt, die im November 1939 bei halber Bevölkerungsziffer gegenüber dem Reich zwölfmal höher war als bei uns, daß man nach nur dreizehnjährigem Bestehen schon 1932 wieder den Zwang zum Fachschulbesuch auf Druck der Arbeitgeber hin abschasfte! Daß man auch heute in England noch keine kollektiven Arbeitsverträge auf gesetzlicher Grundlage kennt, keinen Tarifvertrag, kein einheitliches Schlichtungswesen, keine Arbeitsgerichtsbarkeit und kaum einen wirklichen Schutz der Arbeit, daß man erst 1937 die ersten zaghaften Unfallverhütungsvorschriften erließ und bis zur Gegenwart keine Gesetze über eine einheitliche Regelung der Arbeitszeit!
Und ebenso reaktionär im eigentlichen Sinne des Wortes zeigt sich das England unserer Tage im Bereich des Völker- und des Kriegs rechts. Die planmäßigen Bombenabwürfe aus zivile und humanitäre Ziele entspringen jener Geisteshaltung, die 1921 England auf der 10. Rot-Kreuz-Konferenz einen Antrag zu Fall bringen ließ, der eine Untersuchung über die Verletzungen der Genfer Konvention im Weltkriege forderte, jener Abmachungen also, die England unzählige Male mit Füßen getreten hatte. Es ist alter englischer P i r a t e n g e i st, der durch die Bewaffnung der Handelsschiffe eine beispiellose -unaraiie im weerriegsrecyt yeraufvefchwor, er ist es auch, der an den barbarischen Prisen- und Kopfgeldern festhält, welche englische Matrosen für die Vernichtung feindlicher Kriegsschiffe erhalten! Es hat sich nichts geändert seit den Kümpfen gegen die nordamerikanischen Indianer, auf welche Zeit diese „menschliche" und so überaus „demokratische" Einrichtung zurückgeht.
Aber wir sind in ihren Augen, oder besser: lügnerischem Munde die Feinde des Fortschrittes, wir sind die Barbaren, die Feinde der Menschheit! Doch auf die Dauer hat selbst die häufigste Wiederholung der Lüge nicht verhindern können, daß die Wahrheit sich Bahn brach Und bis zum letzten Volksgenossen empfindet ein jeder bei uns an der Front wie in der Heimat, daß wir die bessere, gerechtere, soziale Sache gegenüber der britischen Reaktion auf allen Gebieten schlechthin vertreten. Wir haben Freundschaft geboten gehabt, und wir wurden der Falschheit bezichtigt: wir haben gewarnt, und London glaubte an Bluff; nun sind wir zum Kampf gezwungen worden, und wir empfinden ihn mit Recht aus tiefinnerster Ueberzeugnug als die Auseinandersetzung mit einer überlebten, verrotteten Welt, die es zu zerschlagen gilt, upi den Weg für Besseres, Größeres freizumachen.
Gespräch mit japanischem General
Generalleutnant Tomozuki Pamashita, der Organisator de» japanischen Luftwaffe, an der Kanalküste.
Von Kriegsberichter Udo Wolter
DNB...., 13. Febr. (PK) Der General ist breiter kräftiger Statur. Die Schlichtheit seiner Uniform, an der keine Orden und keine Schnallen von den vielen Auszeichnungen berichten, die Tomozuki Pamashita für die Verdienste um sein Land empfangen hat, ist bei ihm nicht gewollte Bescheidenheit, sie ist inner, ster Ausdruck seines Wesens, das in Jahrhunderte alten Gesetzen des Samurai geprüft wurde.
Generalleutnant Pamashita ist mit 40 Männern seines Volke» nach Deutschland gekommen, um während eines mehrmonatigen Aufenthaltes die deutsche Luftwaffe, die deutschen Panzer und d>e deutschen Produktionsstätten kennenzulernen, und stattet nun der Kanalküste einen Besuch ab. Vor den Fenstern der großen Halle dehnen sich die langgestreckten, flachen Dünen der Küste. Der General ist gerade von einer Fahrt nach Rotterdam zurückgekehrt und noch tief beeindruckt von der Wucht des deut» scheu Zugriffes, der ihm an den damaligen Kampfstätten von einem jungen Oberleutnant, Staffelführer einer bei den Kam« psen eingesetzten Aufklärungsstaffel, geschildert wurde.
„Ich glaube an den Sieg der jungen Völker in der Welt, weil ich ihre Söhne gesehen habe. Deutschland, Italien und unser Volk sind sich erst in diesen Entscheidungskämpfen, die bei uns mit dcm Vorstoß auf Mandschukuo begannen, ihrer Kraft bewußt geworden, die über die Jahrtausende hin geruht hat." Je mehr ich in Ihr Volk hineinsehe, das ich jetzt zum dritten Male in zwei Jahrzehnten besuche, um so stärker wird mir bewußt, welche Kräfte durch den Führer in die Menschen Ihres Volkes und in die jungen Söhne, die jetzt den Kampf führen, getragen worden sind. Ich lernte Deutschland zum ersten Male in den Jahren nach dem Weltkrieg kennen und fand es müde, voller Streit, Widersprüche und Unklarheit vor. In den Jahren von 1927 bis 1930, als ich als Militärattache in Wien tätig war, kam ich oft über die Grenze und stieß auf eine Resignation, die gerade bei diesem großen tätigen Volke unverständlich war. Vor wenigen Wochen schickte mich meine Regierung als Führer einer größeren Delegation wieder zu Ihrem Volk, das in diesem Kriege größten Ausmaßes seine Existenz verteidigen mußte. Ich fand Klarheit und Ordnung, ein sich in die breitesten Volksschichten erstreckendes Wissen um die Ziele und Voraussetzungen dieses Kampfes, das mich manchmal fast erschütterte. Man hätte zweifeln können, vor den gleichen Menschen zu stehen, wenn das Erlebnis es nicht bewiesen hätte."
Auf eine Frage über den Vergleich unserer Kämpfe mit dem japanischen Einsatz in China, meinte der General: „Diese Vergleiche sind weniger militärischer Art. Als ich mit dem Aufbau der japanischen Luftwaffe begann, die ja nicht ein eigener Wehrmachtteil, sondern eine Heereslustwaffe ist, hatte ich di« Riesenräume zu berücksichtigen, in denen Japan seine Kampfaufgaben durchzuführen hatte. Japan brauchte Fernaufklärer und Fernbomber von besonders großer Reichweite, es braucht weiterhin Jagd Maschinen, deren Reichweite um ein Beträchtliches größer sein mußte als bei den Jagdmaschinen der europäischen Luftwaffe. Japan hat diese Aufgabe in hervorragendem Maße gelöst, und der Kampf mit China, den ich vom Sommer 1937 ab mit ungefähr 15 großen Kämpfen als Kommandeur einer Frontbrigade und später als Führer einer Division mitmachte, hat bewiesen, daß unsere Luftwaffe damals ihren Ausgaben hervorragend gewachsen war. Eines hatten wir nicht — Sturzkampfbomber! Es stand jedoch den Offizieren unserer Bomber bei Angriffen wichtigster Art frei, sich mit der gesamten Maschine auf die befohlenen Ziele, Festungen und Panzerkuppeln zu stürzen und so unter Hingabe ihres Lebens ihre Aufgabe durchzuführen. Sie taten es! Wenn bei den Kämpfen bei Nantscho unsere Flugzeuge auf den feindlichen Plätzen landeten, auf denen fast alles durch die vorangegangenen Bombenwürfe im Keller saß, mxd die Besatzungen dann unter dem Schutz der Bord-MEs. die Hallen und Unterkünfte persön- in Brand steckten, ehe sie wieder mit ihren Maschinen aufstiegen, so war das auch ein Teil jener Einsatzbereitschaft, die dem Gegner so furchtbar und verderbenbringend wurde. Unsere Führer kommen wie bei dem deutschen Volk aus allen Schichten und Berufen. Als ich heute von den Aktionen um Rotterdam vernahm, die mit unvergleichlicher Kühnheit, Einsatzbereitschaft und Tapferkeit durchgeführt worden sind, da wurde mir bereits an diesem Beispiel klar, wie sehr die Söhne unserer beiden Völker gemeinsam auf der Wacht stehen, und daß gerade die Gemeinschaft ihrer Tapferkeit die neue Welt schaffen wird."
ssavptmonn
im«! «>a; 5ääl!<!isn 5obins
auL ZsvFen Fei/ von
Dsulreker Komon-Vvk'log vo^m. k. Unvei^iekr.
„Fürchten — im Wald? Wovor denn? Ich bin als Kind immer im Wald gewesen, auch oft am Abend, wenn es schon dunkel war. Ich bin ja auf dem Land groß geworden."
„Und bist nun eingesperrt in diese graue Stadt, so ein armes verflogenes Vögelchen."
Verflogenes Vögelchen? Das hatte doch schon mal jemand zu ihr gesagt. Mit einem Male sah Sabine es wieder vor sich. Den Abend, an dem sie so müde im Lehrerhaus angekommen war — den Onkel Lehrer: „Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise", hatte er zu ihrem Vater gesagt.
Mit einem Male konnte Sabine von dem allen erzählen, von ihrer Kindheit und von dem Lehrerhaus — und — ja, auch von Martin.
Christof Holthausen hörte zu und unterbrach sie nicht, «is sie von ihrem Beruf sprach, von der Stadt. Da blieb er stehen.
„Du gehörst hier nicht hin, Sabine, du verkümmerst wer. Man muß dich hier herausnehmen, wieder auf das Land verpflanzen, zu Bäumen und Blumen und Tieren. Sabine —"
Cr nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, und sie konnte im Dunkel seine Augen leuchten sehen — sah schattenhaft seine Gestalt.
"Sabine, ich will dich heiraten. Sag nichts, Kind, hör "nch erst an. Sieh, ich gehe in den Krieg, und weiß, daß ^ch nicht wiederkommen werde. Nein, unterbrich mich nicht, ^ch bin im Weltkrieg gewesen, Sabine — ich weiß, was as heißt: Krieg! Ich war damals ein junger Dachs — eich und verträumt — und mußte durch die Hölle gehen.
Es war manchmal zuviel für mich, Sabine, und ich bin nicht grade als Engel zurückgekommen. Aber als ein Mensch mit leeren Händen, mit Händen, die sich nach den Schönheiten der Welt ausstreckten und die niemand ergriff. Die
Eltern waren tot, als ich wiederkam-, als ich endlich
zurückkam aus den Kämpfen im Baltikum, ein zerrissener, erfahrener, und doch unreifer Mensch.
Ich habe damals nach einem Menschen gesucht. Sabine, nach einer Frau. Aber ich fand nur-Weiber, Pup
pen! Geschminkte, lachende Gesichter — und dahinter Schmutz und Grauen.
Vielleicht bin ich nur an die falsche Quelle geraten, Sabine, aber ich nahm alles, wie es sich mir bot. Ich ging den Weg. den das Schicksal mich stieß. Ich bin kein guter Mensch gewesen, Sabine, ich wurde rücksichtslos und hart. Daß ich ein Herz hatte — und einmal eine Mutter gehabt, wußte ich nicht mehr. Du brauchst nicht zu erschrecken, es ist nicht immer so geblieben. Ich bin ja älter geworden, Sabine. Und ich fand die Idee einer neuen Zeit und damit wieder einen Inhalt meines Lebens. Ich bin ein Schriftsteller geworden und ein Reisender, ich liebe Blumen und Tiere und weiß, wie schön die Welt ist.
Sabine — ich habe ein kleines Haus im Alpenvorland — dort, wo man die Zugspitze in der Ferne gegen den blauen Himmel stehen sehen kann. Ich habe ein Pferd, das ich liebe, und zwei wunderschöne Schäferhunde. Habe sie lieb, wenn ich nicht mehr für sie sorgen kann. Ich hänge an ihnen allen, mehr, als ich sagen kann.
Einen lieben Menschen habe ich nicht, aber der Gedanke, was aus den Tieren wird, wenn ich gefallen bin, der quält mich."
„Aber du kommst zurück —"
„Nein, Kind, glaub es mir! Es hat mich einmal bewahrt. diesmal bin ich reif zum Schnitt. Ich spüre es zutiefst in mir — ich habe die Gewißheit. Du wirst gut sein zu meinen Tieren, Sabine."
„Aber — ick —"
„Sabine! Warum zögerst du! Es ist nur ein schönem Vermächtnis, das du übernehmen sollst — eine freundliche Tat, die dir ein Leben sichert, wie du es brauchst. Ohne jede Gegenleistung! Du wirst in einem schönen Haus wohnen können — es ist nicht groß, Sabine — und brauchst keine Sorgen zu haben. Du darfst nicht nein sagen. Verstehst du denn nicht, daß man einem Menschen seinen letzten Willen erfüllen muß? Ich könnte dich ja auch als Erbin einsetzen, aber dann bekommst du ziemliche Scherereien, selbst wenn mein Freund Friedrich dir hilft. Als meine Witwe geht dir alles glatt, es gehört eben einfach dir, Sabine!"
Sabine Dahlen hatte das Gefühl, als drehe sich die ganze Welt im Kreis. Hatte sie doch zuviel getrunken vor hin? War dies ein Traum? Nein, es war Wirklichkeit Vor ihr stand der Mann^der dies alles sagte — und war da, war fast erschreckend wirklich und nah.
Nun griff er nach ihr. Sie hörte seine Stimme ganz dicht über ihrem Mund. Seine Arme hielten sie eisern um schlossen, sie konnte sich nicht wehren
„Kind, muß man dich denn erst zwingen zu deinem Glück?"
Sabine fühlte, daß sie eiskalt wurde, aber sie hatte seltsamerweise keine Furcht. Sie spürte, wie der Mann zitterte, der sie hielt, bekam eine Hand frei und streichelte chm ganz langsam von unten herauf über das Gesicht.
Da ließ er sie los:
„Verzeih mir, Sabine. Und komm, wir werden noch allerhand zu erledigen haben in dieser Nacht. Denn morgen vormittag fährt mein Zug."
Er schlug den Weg zurück ein, und Sabine folgte ge horsam. Sie hatte das Gefühl, daß sie überhaupt nichts mehr zu sagen hatte, daß sie nur tun mußte, was man von ihr verlangte. Sie war da in eine Situation geraten, auv der ihr niemand heraushelfen konnte.
(Fortsetzuna iolgt.)