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Nagolder Tagdlatt »Der Gejeltjchaster

Freitag, den 31. Januar 1911

zurückzubefinnen aus die Ursache dieses ganzen «atioualen Unglücks.

Was war der Grund zum Weltkrieg? Darüber ist be­reits zu viel an Abhandlungen geschrieben worden. Amerika­nische Doktoren haben im Auftrag des derzeitigen Präsidenten Roosevelt die Ursache des Weltkrieges untersucht und dabei fest- gestellt, dag es sich nicht um deutsches Verschulden handeln konnte, Persönlichkeiten spielen in so großen zeitgeschichtlichen Augen­blicken nur dann eine Rolle, wenn sie wirklich als überragende Erscheinungen in den Bannkreis der Umwelt treten. Das war damals nicht der Fall. Weder auf der deutschen, noch auf der an­deren Seite befanden sich Persönlichkeiten von überragendem Format. Es konnte aiso der Grund an sich gar nicht im Versagen oder auch nur im Wollen Einzelner liegen, sondern die Ursachen waren tiefere.

Zunächst konnte die deutsche Staatssorm keine Ursache zum da­maligen Krieg sein. Denn Deutschland war schon eine Demokratie, und zwar wa"s für eine! (Heiterkeit.) Streng kopiert nach den Vorbildern des Auslandes, des Westens, eine Kompromißlösung zwischen Monarchie und parlamentarischer Demokratie, also eine sogenannte konstitutionelle Monarchie mit praktisch parlamentarischer Führung. Dieser Staat also konnte in seiner Staatsform wirklich nicht die Ursache zum Kriege der Demokraten gegen das damalige Reich sein.

Deutschland als politischer Faktor der Welt gegenüber gesehen kouute schon mehr Grund abgeve», denn nach jahrhundertelanger Zerrissenheit und Ohnmacht hatten sich endlich die deutsche« Stämme und Staaten, wenn auch mehr äußerlich gesehen, zu einem neuen Staat zusammengeschlossen, zu einem Reich und da­mit in Europa dem sogenannte» Gleichgewicht der Kräfte ein neues Kraftelement eingesiigt, das verständlicherweise als Fremd­körper empfunden wurde. Noch zwingender war vielleicht die Abneigung gegenüber dem damaligen Reich als wirtschaftlichem Faktor. Während jahrhundertelang Deutschland seine wirtschaft­liche Rot z» beheben versuchte, indem es entweder die Menschen allmählich verhungern ließ oder sie zur Auswanderung zwang, begann das damalige Deutschland mit der Konsolidierung seiner politischen Macht sich auch steigend zu einem wirtschaftlichen zu entwickeln, d. h. statt Menschen Ware/? zu exportieren und sich di« notwendigen Absatzmärkte auf der Welt sicherzustellen. Ein Vorgang, der von unserem Standpunkt aus gesehen, natürlich und gerecht war, vom Standpunkt anderer allerdings als ein Eingriff i» ihre heiligsten Domänen empfunden wurde. Wir kommen da­mit gleich zu dem Staat, der dies als einen unerträglichen Ein­griff empfand: England!

300 Jahre lang vordem hatte England allmählich sein so­genanntes Weltreich gebildet. Nicht durch den freien Willen oder durch die übereinstimmenden Kundgebungen, Absich­ren oder Anschauungen der Betroffenen, sondern nur durch Ge­walt ist dieses Weltreich zusammengeschmiedet worden. Krieg um Krieg wurde geführt, Volk um Volk wurde seiner Freiheit be­raubt, Staat um Staat wurde zerbrochen, um endlich dieses Ge­bilde zu schassen, das britisches Imperium heißt.

Dabei war die Demokratie überall nur reine Maske; hinter ihr steht in Wirklichkeit die Völkerbeherrschung im großen, die Menschenunterdrückung und Knebelung im ein­zelnen. Dieser Staat kann es heute nicht wagen, seine Glieder wirklich abstimmen zu lassen, ob sie jetzt nach jahrhundertelanger Bearbeitung etwa bereit wären, freiwillige Glieder dieser Welt- gemeinschast zu sein. Im Gegenteil! Aegyptische und indische Na­tionalisten wandern zu Tausenden in die Kerker und Gefängnisse. Konzentrationslager sind nicht in Deutschland erfunden worden, sonder« Engländer sind ihre Erfinder, um durch derartige Insti­tutionen anderen Völkern allmählich das Rückgrat zu zerbrechen, ihren nationalen Widerstand zu zermürben und auszulösen, um so endlich die Völker geneigt zu machen, das britische Joch der Demokratie zu übernehmen. Dabei bediente sich England aller­dings noch eines anderen gewaltigen Mittels, des Mittels der Lüge und der propagandistischen Phrase.

Es gibt ein Sprichwort, das besagt, daß der Engländer, wenn er von Gott spricht, Kattun meint. Und so ist es auch heute. Wenn man bedenkt, wie fromm und gläubig nach außen hin diese Menschen tun, die eiskalten Herzens Volk um Volk in einen Kampf hineintreiben, der nur ihren materiellen Interessen dient, dann kann man nur sagen: selten ist die menschliche Heuchelei zu einer solchen Höchstleistung gediehen, wie das bei dem heutigen Engländer der Fall ist. Jedenfalls war das Ergebnis dieses 300- jährigen blutbedeckten Weges, den die britische Geschichte zuriick- legte, die Tatsache, daß 18 Millionen Engländer im Mutterlanoe heute rund ei» Viertel der Erdoberfläche raummäßig und auch menschenmäßig beherrschen, das heißt, daß aus 18 Millionen Menschen rund 10 Millionen Quadratkilometer Raum kommen.

Es ist wichtig, meine Volksgenossen, daß wir dies immer wie­der in die Welt hinausschreien, weil unverschämte demokratische Lügner auftreten und behaupten, daß die sogenannten totalitä­re» Staaten die Welt erobern wollten, während in Wirklichkeit unsere alten Feinde seit jeher die Welterobercr sind! (Lebhafter Beifall und stürmische Zustimmung.) Dieses britische Weltreich hat auf dem Wege seiner Entstehung nur einen einzigen Strom von Blut und Tränen hinterlassen. Es beherrscht heute ohne Zweifel einen gewaltigen Teil der Erde. Allein auch jetzt wird diese Weltbehrerschung nicht etwa durch die Macht einer Idee durchgeführt, sondern im wesentlichen durch die Macht der Gewalt und, soweit diese nicht ausreicht, durch die Macht kapitalistischer oder wirtschaftlicher Interessen.

Wenn wir uns dieses sonderbare Entstehen des britischen Welt­reiches vor Augen halten, dann wird dieser Prozeß verständlich durch die Tatsache des vollkommene« Ausscheiden» de» europäi­sche» Kontinents als geschlossener Faktor dieser Entwicklung gegenüber. Dies wurde vor allem dokumentiert durch das Aus­scheiden des Deutsche« Reiches. 300 Jahre lang hat «« ei» Deutschland praktisch nicht gegeben. Während die Briten wohl von Gott redeten, aber ihre wirtschaftlichen Interessen im Auge hatten, hat das deutsche Volk aus einer lleberspannung religiöser Streitfragen heraus jahrhundertelang innere blutige Kriege ge­führt, was mit die Voraussetzung war für die Möglichkeit der Entstehung des britischen Weltreiches. In eben dem Maße, in de« da» deutsch« Volk seine Krast im Innern verbrauchte und damit al» Machtfaktor «ach außen ausschied, konnte England sei« Weltreich zusammenräubern.

Aber nicht nur Deutschland war in diesen drei Jahrhunderten praktisch vom Wettbewerb dieser Erde ausgeschaltet. Das gleiche galt auch von Italien. Dort waren es ähnliche Erscheinungen wie in Deutschland, weniger religiöser, dafür staatlicher und dynastischer Art. Und wieder aus anderen Gründen kam das Aus­scheiden weiterer großer Nationen in Ostasien,, die ebenfalls seit 100 Jahren sich von der übrigen Welt abzusetzen begannen und, den eigenen Lebensraum nicht beachtend, sich in ihre freiwillige Zurückgezogenheit versenkten.

So entstand besonders in Europa eine politische Konstellation, dis England als sog. Gleichgewicht der Kräfte bezeichnet«, dis aber in Wirklichkeit eine Desorganisation des europäischen Kon­tinents zugunsten des britischen Jnselreiches war. Daher war es auch das Ziel der britischen Politik seit Jahrhunderten, diese Desorganisation aufrecht zu erhalten, natürlich nicht unter die-

Lleuerr Angriff anf den Guez-Bkana<

Berlin, 31. Ja«. I« den Morgenstunden des gestrigen Tages fand ein neuer Angriff auf den Suezkanal statt. So meldet der englische Nachrichtendienst. Man wisse nicht, so heißt es in der englischen Meldung, ob italienische oder deutsche Flugzeuge den Angriff aussiihrten.

Der deutsche Wehrmachtsbericht

Bewaffnete Aufklärung über den britischen Inseln In­dustrieanlagen in Mittel- und Südost-England sowie kriegs­wichtige Ziele um London angegriffen Wohnviertel im

nordwestdeutschen Küstengebiet vom Feind bombardiert

Berlin, 3st. Jan. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Bei bewaffneter Aufklärung über den britischen Inseln griff die Luftwaffe I pd u st r i e a n l a g e n a n d e r O st - kliste M i t t ei e n gl a n d s sowie im Süd osten Eng­lands an.

Fernkampfartillerie des Heeres beschoß militärische Ziele in Südost-England.

Stärkere Kampffliegerkräfte bekämpften in der Nacht zum 3V. Januar kriegswichtige Ziele um Lon­don mit Spreng- und Brandbomben.

Der Feind warf in der gleichen Nacht im nordwest- dentschen Küstengebiet an zwei Orten Bomben, die ausschließlich Wohnviertel, darunter ein Arbeitslager, trafen. Mehrere Zivilpersonen wurden getötet oder verletzt. Der angerichtete Sachschaden ist unerheblich.

Das im gestrigen Wehrmachtsbericht als vermißt gemel­dete deutsche Kampfflugzeug ist inzwischen zuriickgekehrt.

Der italienische Wehrmachtsbericht

Australische Abteilungen in Ostafrika zurückgeworfen Leb­hafte Artillerie- und Spähtrupptätigkeit in der Cyrenaika

Rom, 30. Jan. Der italienische Wehrmnchtsbericht vom Don­nerstag hat folgenden Wortlaut:

Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekaunt: An der griechischenFront verhinderte das schlechte Wetter Kampf­handlungen. Bei großen Patrouillenunternehmen wurden Ge­fangene und Waffen eingebracht.

In der Cyrenaika lebhafte Tätigkeit der Artillerie sowie der Spähtrupps und kleinerer schneller Einheiten, die von unserer Luftwaffe aktiv unterstützt wurden.

In Ostafrika haben wir an der Nordfront australische Ab­teilungen zuriickgeworfen und eine von ihnen erreichte Ortschaft wieder besetzt. Es wurden Gefangene und Beute gemacht. A« der Südfront haben wir an drei verschiedenen Abschnitten seindliche Kolonnen angegriffen und in die Flucht gejagt.

Verbände unserer Lustwasfe haben motorisierte Verbände, Truppen und Stellungen bombardiert.

Die englische Luftwaffe hat Angriffe auf einige Flugstützpunkte unternommen, wobei leichterer Schaden angerichtet wurde. Ein feindliches Jagdflugzeug abgeschossen.

Zwei fette Brocken

iv vo-BNT.-Kühlschrff mit Bombentreffern brennend anf Strand gesetzt Britischer Frachter versenkt

DRV. Neuyrk, 30. Jan. Associated Preß zufolge meldet das Reuyorker »Marine-Register", daß der britische FrachterThe­ta t i k a" (S1S8 VRT.) in der Nähe der irische» Küste torpediert wurde und gesunken ist. Ferner erhielt dasbritischeKühl- schifsBeacon Eräuge" (10119 BAT.), das eine Fleisch- sracht an Bord hatte, nach derselben Quelle zwei Treffer, die das Hinterschiss in Brand setzten. Die Mannschaft mußte das Schiss an der englischen Küste auf Strand setzen. Das Feuer konnte erst nach sechs Tagen gelöscht werden.

4 Stunden Luflalarm in London

Die Angriffe in der Nacht zum Donnerstag

Stockholm, 30. Jan. Der Londoner Nachrichtendienst gab am Donnerstag vormittag bekannt, daß die deutsche Lustwasfe in der vergangenen Nacht Luftangriffe auf London und die be­nachbarten Grafschaften durchgeführt habe. Bei diesen Angrissen, die schon vor Eintreten der Dunkelheit angesangen und gegen Mitternacht wieder aufgehört hätten, seien wiederum Brand- und Sprengbomben abgeworsen worden, die eine AnzahlHäuser und Eeschäftsgebäude" zerstört, andere beschädigt hätten. Unter der Bevölkerung habe die deutsche Lusttätigkeit ebenfalls eine ge­wisse Zahl Opfer gefordert. In einer früheren Mitteilung hatte der englische Nachrichtendienst gemeldet, London habe am Mitt­woch abend einen Luftalarn: von vier Stunden anszuhalte» gehabt.

sem Wort, sondern unter einem schöneren. Man redete, wie ge­sagt, nicht von Kattun und nicht von der Desorganisation der Volker, sondern von Gott oder vomGleichgewicht der Kräfte". (Stürmischer Beifall.) Und nur dieses sog. Gleichgewicht der Kräfte, das heißt in Wirklichkeit die innere Ohnmacht Europas, hat es England ermöglicht, immer wieder von Fall zu Fall und je nach Bedarf Staat gegen Staat ausznspielen, um dadurch die europäische Krast stets in innere Kämpfe zu verwickeln und sei­nerseits nun in aller Ruhe in verhiilnismäßig widerstands­ärmere Räume der Welt vorzustoßen.

Und doch, wenn wir heute noch von einer Weltmacht Englands oder von England als Herrn der Welt sprechen, so ist das nur ein Wahn. England ist im Innern trotz seiner Welteroverung der sozial rückständigste Staat, den es in Europa gibt. Ein Staat, dessen gesamte Ausrichtung nach den Interessen einer verhältnis­mäßig kleinen und dünnen Oberschicht hin erfolgt und einer mit ihr verbündeten jüdischen Genossenschaft. Die Interessen der breiten Massen spielen bei der Ausrichtung dieses Staates über­haupt keine Rolle. Auch hier behilft man sich mit Phrasen, man redet von Freiheit, man redet von Demokratie, man redet von Errungenschaften eines liberalen Systems und versteht dar­unter doch nichts anderes als die Stabilisierung des Regimes einer Gesellschaftsschicht, die dank ihres Kapitals die Presse in ihre Hand bekommen hat, sie organisiert und dirigiert und damit dieöffentliche Meinung" bildet. So ist es möglich, daß in einem von der Natur so gesegneten Gebilde, in einem Staat, der über die größten Reichtümer der Erde verfügt, dem gigantischen Lebensräume zur Verfügung stehen, der im gesamten gesehen, kaum einen Menschen auf den Quadratkilometer besitzt, Mil­lionen Menschen an diesen Segnungen keinerlei Anteil haben, sondern armseliger leben als die Menschen in unseren übervöl­kerten mitteleuropäischen Staaten. Das Land, das für einzelne Wenige ein Paradies ist, ist für die Masse in Wirklichkeit nur ein endloses Elend, ein Elend in der Ernährung, ein Elend in der Kleidung, ein Elend vor allem in der Wohnung, in der Sicherheit des Verdienstes und der gesamten sozialen Gesetz­gebung. And wenn heute plötzlich ein britischer Arbeitersekretär, der aber nebenbei alsOppositioneller" von staatswegey bezahlt wird, nun auftritt und sagt:England wird nach diesem Kriege, nach seinem Sieg beginnen müssen, soziale Fragen in Angriff zu nehmen und soziale Probleme zu lösen,"wir werden uns auch um die breite Masse kümmern müssen usw. so kann ich diesem Sekretär nur sagen: Das ist bei uns schon langst ge­schehen! (Brausender Beifall.)

Es ist dies für uns nur deshalb interessant, weil es unsere Behauptung bestätigt, daß England das sozial rückständigste Land der Welt ist. So ist also, nach innen gesehen, dieser gigantische äußere Reichtum eigentlich ein unfruchtbarer, wenn man von wenigen Menschen absteht und die breite Masse zum Ver­gleich heranzieht.

Aber auch nach außen ist diese Weltbeherrschung ein Schein! Die Welt hat neue Zentren erhalten. Riesenstaaten sind außer­halb dieses europäischen Kontinents oder weit über ihn hinaus- oreifend entstanden, die von England weder angegriffen, ja nicht einmal bedroht werden können. Die ganze britische Weltbeherr­schungsidee basiert jetzt nur noch darauf, immer wieder die "Hilfe Fremder zu bekommen, um gegen den Kon­tinent vorzu gehen. Außerhalb dieses europäischen Konti­nents kann die britische Diplomatie höchstens, durch den Versuch des Ausspielens anderer Kräfte ihre Stellung zu halten ver­suchen. Das heißt also, sie muß schon jetzt sich bemühen, das sogenannte Gleichgewicht der Kräfte in Europa zu einem Gleich­gewicht der Kräfte der Welt zu erweitern, mit anderen Worten, Weltstaaten gegeneinander ausznspielen. um wenigstens einen Teil ihrer Weltmacht uufrechtznerhalten.

In Europa hat das Erwachen der Völker die sogenannt» Eleichgewichtsthcoric. also das Prinzip der Desorganisation, be­reits beseitigt. In diesem desorganisierten Kontinent hat dis Volkwerdung der deutschen Nation und damit die Bildung des neuen Reiches begonnen. Im Süden von uns ging Italien den gleichen Weg. Damit sind neue Elemente gekommen, die das Gleichgewicht der Kräfte zu einer Schimäre werden lassen. And

darin sehen wir nun den wirklicheren und tieferen Grund zum Weltkrieg.

Seit 1871, seit sich die deutschen Stämme zu organisieren be­gannen und unter Führung eines großen genialen Staatsmannes wieder ein Reich bildeten, seit also die sich schon langsam ankün­digende nationale Wiedergeburt des deutschen Volkes die staat- Ache Einheit fand. Seitdem begann England dieses neue Gebilde mit seinem Haß zu versolgen. Schon 1871. schon 1870, sofort naü> ver Schlacht von Sedan, begannen britische Zeitungen darauf yinzuweisen, daß dieses neue Gebilde für England schädlicher, als es das alte Frankreich gewesen war. Man hatte schon damals gehofft, daß es Preußen gelingen tonnte, in einem langen Krieg Frankreich zwar wieder zurückzuwersen. aber man wollte »ichr, daß aus Preußen heraus eine nationale deutsche Wiedergeburt oder gar ein neues Deutsches Reich entstehen würde. So kam jene Zeit von 187l bis 1911, in der England unentwegt gegen Deutschland zum Kriege hetzte, bei jeder Gelegenheit Deutschland, anfeindete, bis endlich der Weltkrieg ausbrach, das Werk einer ganz kleinen Gruppe internationaler gewissenloser Strolche. Auch diesen Weltkrieg hat England nur führen können mit fremder Hilfe. Es ist dabei interessant, den ganzen Entwicklungsgang die­ser britischen Meltmachtpolitik seit etwa vierhundert Jahren sestzustellen. Erst Kampf gegen Spanien mit Hilfe der Holländer, dann Kampf gegen die Holländer mit Hilfe anderer europäischer Staaten, darunter auch Frankreich, dann Kampf gegen Frankreich mi^Hilfe Europas, dann endlich Kampf gegen Deutschland mit Hilfe Europas und der zur Verfügung stehenden anderen Welt. Der Weltkrieg, der 1911 bis 1918 Europa erschütterte, war aus­schließlich das gewollte Produkt britischer Staatskunst. Trotzdem nun damals die ganze gegen Deutschland mobilisiert wor­den war, ist Deutschland tatsächlich nicht besiegt worden. Wir können das heute ruhig aussprechen. Ich möchte nicht Kritiker der Vergangenheit sein, solange ich eine Sache nicht besser gemacht habe. (Stürmischer Beifall.) Heute aber kann ich als einer der Männer, die die Sache besser gemacht haben (langanhaltender, brausender Beifall), auch die Vergangenheit kritisch betrachten und beurteilen. And ich kann nur sagen: Der Erfolg des Jahres 1918 ist das außschließliche Ergebnis einer seltenen Anhäufung persönlicher Unfähigkeiten in der Führung unseres Volkes, einer einmaligen Anhäufung, die in der Geschichte bisher weder da war, noch in der Zukunft sich wiederholen wird, das können Sie mir glauben! (Erneuter stürmischer Beifall.)

Und trotzdem hat der deutsche Soldat über vier Jahre lang dem Ansturm einer feindlichen Welt standgehalten. Und er hätte noch länger standgehalten, wenn nicht als weite­res Moment die damals noch vorhandene Gläubigkeit des deut­schen Volkes in die Ehrenhastigkeit einer übrigen demokratische« Welt und ihrer Staatsmänner hinzugekommen wäre. Diese Gut­gläubigkeit des deutschen Volkes, die von vielen damals bedauert wurde, hat einen furchtbaren geschichtlichen Lohn erhalten.

Und wenn NU» heute die Engländer kommen und glauben, daß es genügt, die alten P r o p a g an d a w a lz e n des Jahres' 1917/18 wieder in das Erainmophon einzulegen, um eine neue^ Wirkung zu erzielen, dann kann ich nur sagen: sie haben nichts vergessen, aber auch zu ihrem Unglück! nichts gelernt!^ (Langanhältender Beifall.) Und darin unterscheiden sie sich vom deutschen Volk! Das deutsche Volk hat seitdem gelernt, aber es hat auch nichts vergessen! (Aufs neue erhebt sich brausender Bei­fall.) Wir wollen dabei nicht kleinlich sein. In der Geschichte sind einige Wortbrüche schon geschehen, was aber im Jahre 1918,1919, 1920, 1921 stattfand, ist nicht ein Wortbruch, sondern das waren Wortbrüche am laufenden Band! (Wieder stimmen die Masten dem Führer mit tosendem Beifall zu.) Nicht ein Wort hat man gebrochen, sondern kein Wort hat man gehalten! Noch nie ist eine große Nation so betrogen worden wie damals das deutsche Volk. Man hat uns zugesichert, was hat man diesem gutgläubi­gen Volk versprochen und was haben sie unserem Volk an­getan! Man hat es ausgeplündert und ausgepreßt. Man hat sich dabei eines fremden Staatsmannes bedient, eines Amerikaners, um eine größere Gläubigkeit beim deutschen Volk zu erziele«. Und vielleicht war das auch die Ursache, warum das deutsche Volk auf dieses Manöver hereinfiel. Es ist daher auch in dieser Hinsicht nun immunisiert gegen alle ähnlichen Versuche der Zu* kunst. Das deutsche Volk hat Jahr für Jahr damals Gelgenheit gehabt, über die Ehrenhaftigkeit demokratischer Zusicherungen,