Schwarzwal- - Heimat
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Der Bahnhof war, wie immer, wenn gerade ein Zug eingetrvffen ist, voll von Menschen. Vor mir ging eine altere Frau, die sich mit einem schweren Koffer abmühte, aber doch mutig auf eine der angrenzenden Straßen znsteucrte. Jeder hatte seine Last an Koffern, Taschen, Paketen oder Bündeln zn schleppen Hinter mir klang ein harter, energischer Schritt aus. Em Mann, der in einer Hand einen Handkoffer trug, überholte uns und ging raschen Schrittes vorwärts. Als er die ältere Frau vor mir erreichte, hielt er etwas den Schritt an und sagte gutmütig: „Na, ist wohl ein bißchen schwer für Sie. ich werde ihn tragen, sicher haben
wir ein Stück den gleichen Weg-!" Damit
nahm er den Koster in die andere Hand und ging neben der Frau her, die, von ihrer Last befreit, nun auch rascher vorwärts kam. „Das ist aber wirklich zu nett von Ihnen!", hörte ich sie sagen.
Hundert Gelegenheiten bieten sich am Tage, wo wir zugreifen und einer dem andern helfen können. Man soll »ich: denken, daß diese Möglichkeit, zu helfen, immer nur bei den Jüngeren, Kräftigeren liegt. Oftmals ist es auch umgekehrt. Oft sind die Jüngeren, die beute alle im schwersten Arbeitseinsatz sieben, sehr dankbar, wenn ihnen einer der Alteren einmal eine Arbeit abnimmt, vielleicht einen Brief mit zur Post nimmt oder den Mantel aus der Reinigung abholt, die Schuhe zum Besohlen forlträgt oder einer Mutter einmal die Aufsicht über ein Kind abnimmt.
Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, merkt erst, daß er, bis in sein hohes Alter hinein, eigentlich überall gebraucht wird. Es sind immer Menschen da, nahestehende und ganz fremde, die auf seine Hilfe, seine Freundlichkeit, sein helfendes Zugreifen warten. Und wir wollen froh sein, daß es so ist...
Nachrichtenvermtttlungsstelle für das Elsaß
Die Häufung von Anfragen nach dem Verbleib von Personen, die bisher im Elsaß beschäftigt und wohirhast waren, hat Veranlassung gegeben, eine Nachrichtenvermittlungsstelle für das Elsaß einzurichten. Durch Sammlung und Ausgabe von Nach richten wird es möglich werden, über das Schicksal von Zivilpersonen, die durch die Kriegsereignisse im Elsaß überrascht wurden, Feststellungen zu treffen. Tie Nachrichtenvermittlungsstelle wurde unter Leitung des Oberbürgermeisters Dr. Ernst, Straßburg, beim Landrat in Offenburg eingerichtet. Sachbearbeiter ist Landrat Dr. Müller (früher in Zobern). Alle Personen, die entsprechende Beobachtungen im Elsaß gemacht haben (Gefangennahme, Verwundung, Zurückbleiben und so weiter), wollen ihre Wahrnehmungen ungesäumt der Nachrichtenvermittlungsstelle für das Elsaß in Ofsenburg anzeigen. Anfragen nach Angehörigen (nicht Wehrmacht) sind an die genannte Stelle zu richten.
«Feldpost" auch für den Volksfiurm
Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, sind die Gebührenvergünstigungen der Feldpost auch für den Deutschen Volks sturm und seine Angehörigen zugestanden worden, naturgemäß aber nur insoweit, wie sich der Volkssturm im Einsatz für Zwecke der Wehrmacht befindet. Diese für Zwecke der Wehrmacht eingesetzten Einheiten des Volkssturms genießen für die von ihnen ausgehenden dienstlichen Sendungen die Gcbührenvergünstigungen der Feldpost. Das.gleiche gilt für die von den Angehörigen dieser Einheiten ausgehenden und die an sie gerichteten Sendungen, solange die Volks- sturmangehörigen für Zwecke der Wehrmacht eingesetzt und durch ihren Einsatz von der Familie getrennt sind. Die an die Volkssturmangchöri- gen abgesandten Sendungen müssen an die Dienstanschrift der Bolkssturm-Einheit gerichtet sein. Sendiingen mit der Privatwohnnngsanschrift des Empfängers bekommen die Gebührenvergün- stigung nicht zugestanden. Auch müssen die abgesandten Sendungen durch Dienst stemPel- abdruck gekennzeichnet sein. Einheiten des Volkssturms und ihre Angehörigen, die nur zu Ausbildnngszwccken zur Dienstleistung zusammen, gefaßt sind, erhalten diese Gebührenvergünstigung nicht.
Die Weihnachlsferien der -Schulen
Von einer zentralen Regelung der schulischen Weihnachtsserien hat der Reichscrziehnngsmiuistcr in diesem Fahre abgesehen, um eine örtliche Anpassung an die jeweiligen kricgsbedingten Verhältnisse zu ermöglichen. Als Gesichtspunkte hat er jedoch als Richtschnur gegeben: möglichst kurze Ferien, um kriegsmäßig ausfallenden Unterricht nicht noch durch lange Ferien zu beeinträchtigen, andererseits aber Berücksichtigung der Notwendigkeit, nach Möglichkeit Kohlen auch durch die Schule zugmisten der Rüstung ein zusparen. Beide Ziele lassen sich dadurch erreichen, daß in der Hauptheizveriode mehr Fe- rien zu Lasten der Ferienzeit in den hcizuugS- freien Monaten genommen werden. Deshalb
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soll der größte Teil der vsterserren den Weih- nachtsferien zugeteilt werden, so daß nach Weihnachten der Unterricht im allgemeinen nicht vor Mitte Januar wieder ausgenommen wird.
Kuchen auch aus neuem Weizenmehl
Vom 6. November 1944 an ist im Interesse der Sicherung unserer Ernährung die neue Wet- zenmehlthpe 1350 eingeführt worden. Sie entspricht einem Ausmahlungsgrad von durchschnittlich 88 v. H., während die bisherige Type 1050 ein 83 v. H. ausgemahlenes Mebl brachte. Hiezu wird vom Institut für Bäckerei der Reichsanstalt für Getreideverarbeitnng mitgeteilt, daß die Maß. nähme eine um 6 v. H. bessere Ausnutzung unserer Weizenvorräte erlaubt. Bemerkenswert ist der Hinweis, daß im ersten Weltkrieg bereits im Mai 1916, also schon nach eindrciviertel Iah- ren Kriegführung, eine 93prozentige Ausmahlung bei Weizen angeordnct wurde, außerdem mußten damals 2l>'v. H. Kartoffclcrzcugnisse beige- mischt werden, nnd weiterhin war die Streckung mit Bohnen Erb'eu. Kleie und Mais erlaubt.
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muß vorher erst abdunkeln und zwar abends und morgens!
Die Verduntelungspflicht erstreckt sich nicht mehr bloß auf die seither üblichen amtlichen Verdunkelungszeiten sondern auf die ganze Zeit vom Beginn der abendlichen Dämmerung bis zum Ende der morgendlichen Dämmerung Licht lockt Flieger und gibt Ziele ab für Beschuß und Bombenwurf
Hinsichtlich der Verarbeitung der neuen Lupe kann die Praxis die Erfahrung auswerten, die vom 1. Februar bis 6. April 1942 mit Weizenmehltype 1470 gesammelt wurde, da diese Type einer 90prozentigen Ausmahlung entspricht und somit der Type 1350 sehr ähnlich ist. Die backtechnischen Eigenschaften unseres diesjährigen Weizens sind recht gut, so daß der Uebergang zu der neuen Type sehr erleichtert wird. Die Ku- chcnherstellmlg mit der Type 1350 gelingt durchaus, denn es ist ja bekannt, daß sich auch ans entsprechend hoch ausgemahlenem Noggenmehl ein sehr schmackhaftes Backwerk Herstellen läßt.
Nach wie vor Durchlaßkcheinzwang
Der Neichsführcr-ff und Chef der Deutschen Polizei gibt bekannt:
Aii der Binnengrenze gegenüber dem Generalgouvernement treffen wieder znueh- mend Reisende aus dem Altrcichsgebict ohne einen Durchlaßschein ein. Es wird deshalb nochmals ausdrücklich daraus hingewiesen, daß außer dem neuerdings für das Betreten und Verlosten des Generalgouvernements und des OstlandS erforderlichen militärischen Grenzübertrittschein Ost nach wie vor ein Durchlaßschein notwendig ist. Durchlaßscheine werden wie bisher nur beim Nachweis eines kriegswichtigen Grundes durch die für den Wohnsitz des Antragstellers zuständige Kreispolizcibehörde (Landrat, Poli.zeidirektorinm usw.) ausgestellt. Ter militärische Gren Übertritt- schein Ost ist unter Vorlage des Dm . Scheines bei der Durchlaßscheinstelle des OK M, Berlin W 35, Grohadmiral-Prinz-Heinrich Straße 11, oder einer Durchlaßstheinstclle der Wehrmacht in Kattowitz, Kntno, Litzmannstadt, Danzig oder Königsberg zn beantragen.
Verlängerung der Eiulicferungssrist für Wrih- »ie.u>ls-Feldpostpälkchen. Die mit grünen Zn- lassungsmarken versehenen Weihnachts-Feidpost- päckchen können bis 10. Dezember bei der Deutschen Reichspost zur Beförderung eingeliesert werden. Frühzeitige Eiulicferuiig wird jedoch dringend empfohlen.
Erleichterung bei der Vorführung von Kraftfahrzeugen. Der Reirysverkehrsminister hat durch einen im Reichsverkehrsblatt II. Nr. 31, vom 17. November veröffentlichten Rnnderlaß an die Zu- lassungsstellen bestimmt, daß zur Vermeidung unnötiger Fahrten von der Vorführung von Kraftfahrzeugen grundsätzlich Abstand zu nehmen ist. wenn der Zweck der Vorführung auch auf andere Weise erreicht werden kannn.
Verlängerung gewerblicher Ausweise. Der Reichs« wirtschaftsministcr hat bestimmt, daß die Geltungsdauer der mit dem 31. Dezember 1944 ablaufenden Stadthausierscheine, Legitimaticnsscheine, Legitimationskarten und Wandergewerbescheine bis zum 31. Dezember 1945 verlängert wird. Es ist vorgesehen, daß vor Erteilung des Verlängerungsvermerks die Frage eines anderweitigen Arbeitseinsatzes in jedem Einzelfall geprüft werden muß.
Sulz. Wilhelm Härtter, Sohn des Robert Härrter, Korbmacher, und Philipp Dreher, Sohn des Albert Dreher, Landwirt, haben das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhalten.
Rotfelden. Mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse tvurde der Uffz. Karl Braun, Sohn des Johann Georg Braun hier, ausgezeichnet.
Warum ist der Brief so lange unterwegs?
^eitAemLKes Kapitel llber äi« LckwieriZkeiten, mit «jenen auck die ?ost ru stampfen Kat
Der leise Vorwurf gegen die für die Beförderung der Sendung verantwortliche Post, der in solcher Frage mitschwingt, mag verständlich sein, wenn man an all die Sehnsucht und Sorge denkt, mit der heute viele auf Nachricht von Angehörigen und Freunden warten; berechtigt ist er nicht. Einsichtige Postbenutzer sagen sich schorr selbst, daß der Luftkrieg notwendig Verzögerungen im Postbetrieb der betroffenen Gebiete mit sich bringt. Außerdem gibt es für Verzögerungen Gründe, in die der Laie keinen Einblick haben kann. So ist zum Beispiel die Reichspost bei der Beförderung ihrer Sendungen von der Eisenbahn abhängig, welche posteigene Wagen in ihre Zuge etngliedert und mitnimint. Die Reichsbahn setzt ihrerseits alles daran, den Verkehr reibungslos weiterzuführen, doch Einschränkungen mutz auch sie vornehmen, und Zugverspätungen lassen sich nicht immer vermeiden.
Zurzeit fallen viele der durchgehenden schnell- fahrendcil Züge aus, die früher eine rasche Beförderung der Post möglich machten. Es kann auch leicht Vorkommen, daß ein Zug unvorhergesehen Wehrmachtwagen anhängen muß, daß infolgedessen der Bahnpostwagen abgehängt werden und auf den nächsten Zug warten muß. Zugverspätungen bringen ein Verpassen der Anschlußzüge für die Postsendungen mit sich; sie können auch zur Folge haben, daß der für den Gegenzug vorgesehene Bahnpostwagen nicht rechtzeitig zur Stelle ist, so daß dieser ohne Bahnpost abgehen muß, falls nicht zufällig ein Ersatzwagen zur Beifügung steht.
Dies sind nur einige Beispiele für die Schwie
rigkeiten, mit denen die Post bei der Beförderung der Briessendungen zu kämpfen hat. Im übrigen mußte die Reichspost wie auf allen, so auch auf diesem Gebiete Mittel und Wege finden, die eine möglichst rasche Bewältigung der ständig steigenden Flut von Sendungen erlaubten. Früher wurden die Stücke im Zuge während der Fahrt von den mitfahrenden Beamten, gut vorgebildeten, geübten und geographiekundigen Leuten, einzeln sortiert. Bei Ankunst an den Umsteigestationen lagen die umzuladenden Säcke und Bündel bereit, und die Arbeitsplätze waren frei für die hinzukommenden Sendungen. Heute läßt sich die Menge des anfallenden Materials nicht mehr innerhalb der Fahrzeit bewältigen, zumal da man die Wagen nicht mehr wie einst mit etwa 20 Mann besetzen kann, nnd zahlreiche Fachkräfte durch Aushilfskräfte ersetzt werden mußten. Die Hauptarbeit des Sortierens wurde daher in die Postämter verlegt, so daß die Bahnpost heute nur noch bündelweise sortieren muß. An Stelle des Unter- teilens nach Strecken ist das Sortieren nach Leitgebieten getreten.
Die Schnelligkeit, an die wir uns vor dem Kriege gewöhnt halten, läßt sich allerdings, selbst wenn man von allen anderen Hindernissen absieht, nicht ganz erreichen, solange außerhalb der Bahnpost sortiert werden muß. Darum werden auch die gebührenfrei beförderten Eilk arten, die nach Fliegerangriffen möglichst raschen Bescheid zu fernen Angehörigen bringen sollen, nach wie vor sofort der Bahnpost übergeben und von ihr bearbeitet.
Die Lohnsteuerlabelle
Der Vereinfachung unseres Steuerwesens entsprechend wird ein Arbeitnehmer, der außer Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit keine onde- ren Einkünfte bezieht, vom Kalenderjahr 1945 ab nicht schon bei einem Einkommen von mehr als 8 000 RM., wie bisher, sondern erst bei einem Einkommen von mehr als 40 000 RM. jährlich zur Einkommensteuer veranlagt. Die Steuerbe- träge der Lohnsteuertabelle sind deshalb bis zu dem Arbeitslohn, der einem Einkommen von 40 000 RM. entspricht, an die Stcuerbeträge der Einkommensteuertabelle angeglichen worden.
Der Reichsfinanzminister hat im Neichsstener- blatt Nr. 57 vom 18. November 1944 die so erweiterte Lohnsteuertabelle als Tagestabelle be« kanntgegcben. Man kann daraus die Steuersätze, die immer gleich den Kriegszuschlag ein- schließen, auch für längere Lohnzahlungszeit, räume errechnen, wobei die volle Arbeitswoche zu 6, der volle Arbeitsmonat zu 26 Arbeitstagen zu rechnen ist. Bei einem Lohnzahlungszeitraum von mehr als 6, aber nicht mehr als 23 Arbeitstagen sind die Sätze der Tcmestabelle auf den nächsten durch 5 teilbaren Reichspfennigbetrag abznrunden, während die Abrundung bei einem Lohnzahlungszeitraum von 24 Arbeitstagen oder länger bis zur Lohnstufe 278 (30,40—30,60 RM. Tageslohn) auf den nächsten durch 10 teilbaren Reichspfennlgbetrag, ab Lohnstuse L79 bis zur Lohnstufe Nr. 368 (30,60-30.80 bzw. 57,60 bis 58 RM. Tageslohn) auf den nächsten durch 50 teilbaren Reichspfennigbetraa und darüber hinaus auf den nächsten vollen Reichsmarkbetrag er- i»laen muß. ^
Insgesamt sieht die Tagestabclle 512 Lohnstu- en vor. Sie ist erstmalig anzuwenden bei lau- endem Arbeitslohn für den Lohnzahlungszeit- caum, der nach dem 31. Dezember 1944 endet, bei sonstigen Bezügen für die Bezüge, die dem klrbeitnebmer nach dem 31. Dezember 1944 zu- stießen. Der Reichsfinanzminister hat neue amtliche Lokmstcnertabclle» auch für monatliche und oierteljäbrliche Lohnzahlungen aufgestellt und da- fei die Abrundungen berücksichtigt. Die Arbeitgeber können diele Tabellen vom Reichsfinanz- jeugamt. Berlin C 2, beziehen.
In allen Fällen können die bisherigen lohnsteuertabeilen weiterverwen. e t werden, wenn der Arbeitslohn den in Lokm- infe 261 ausgewiesenen Endbetrag von 27,20 RM. äglich. 163.20 RM. wöchentlich. 707,02 RM. monatlich und 2121,60 RM. vierteljährlich nicht bersteigt.
Kriegseinsah über den RAD.
Die Schülerinnen der achten Klassen der höheren Lehranstalten sind im Rahmen des verstärkten Rüstungseinsatzcs gleichfalls für eine Umsetzung von der Schule zur Kriegsarbeit vorgesehen. Es ist dazu nun entschieden worden, daß ibr Rüstungseinsatz nicht unmittelbar erfolgt, sondern baß sie zur Ableistung ihrer Brbeitsdienstpslicht vom RAD. herangezogen und somit über den RAD. in dessen Kriegseinsatz kommen. Nur diejenigen Schülerinnen der achten Klassen, die einen Heranziehungsbescheid zum RAD. nicht erhalten, werden vom RAD.-Meldeamt den Schulen gemeldet und von dort erneut dem Arbeitseinsatz namhaft ge- macht. - ' - --
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sie hatte die Mappe nicht. Irmgard war noch nicht zurück. — und es war auch sehr unwichr- scheinlich, daß sie sie gesunden hatte
Um 12.15 Uhr aber ging Olafs Zug. Wenn sie ihn noch auf dem Bahnhof treffe» wollte, so war es höchste Zeit, jetzt dorthin zu fahren. Olaf würde es ihr bestimmt sehr übel nehmen, wenn sie nicht kam. Reni suhr hastig mit dem Kumm durch ihr dichtes, lockiges Haar. Olaf. — ja, sie mußte ihn noch sehen! Sie liebte ihn doch .
Aber plötzlich zögerte sie wieder Sie wollte hier fort. Irmgard würde vielleicht mit der Mappe zurückkommen. und dann war sie nicht da . Sie war nicht da. weil sie Olaf zum Zug bringen wollte Olaf Lundström, — ja, hatte er sich denn in dieser Nacht überhaupt als wahrer Freund ihr gegenüber gezeigt? Hatte er nicht über ihren Kummer gelacht? Hotte er sie nicht allein in die finstere Nacht hinansrennen lassen?
Nein, Otas war nicyl oer »amerao, oem man sich bedingungslos anoertrauen konnte! Aus den in jeder Lebenslage Verlaß war! Irmgard aber war es. Irmgard hatte sie noch nie im Stich gelassen. wenn es daraus ankam, — sie mar auch heute sofort für sie eingesprungen, obwohl sie doch selbst mit ihrem eigenen Schicksal genug zu tun hatte!
Renis Entschluß war Schätzt. Sie würde hier aus Irmgard warten. Sie würde nicht zu Olaf gehen. Mochte er auch böse auf sie sein, — es war ihr in dieser Stund« ganz einerlei.
Während sie sich ankleidete, wurde sie freilich noch ein paarmal wieder unschlüssig. Jetzt war es kurz vor Abfahrt des Zuges, — Olaf würde nach ihr Ausschau halten, er würde sie sehnsüchtig erwarten, immer ungeduldiger wörW er werden, — er hielt es doch für selbstversti daß sie kam! Er wußte ja, daß sie dienstire, war heute vormittag.
Aber nein, — sie konnte nicht kommen! Die Mappe war wichtiger. Was würde ihr Chef sagen, wenn sie über den Verbleib der Mappe keine Auskunst geben könnte? Wenn doch Irmgard zurück wäre. — sonst war es zu spät!
Voller Unruhe, wie gehetzt, lies Reni in der leeren Wohnung auf und ab, mit nervösen Händen vollendete sie ihren Anzug, sie begann, alle» für den Weg ins Büro fertig zu machen. Plötzlich horchte sie gespannt nach draußen.
Hatte sich nicht eben der Schlüsiel in der Korridortür gedreht? Sicher war es Irmgard. — Irmgard kam zurückl Hastig stürmte Reni nach draußen.
Und sah sich zu ihrem Erstaunen und in diesem Moment zu ihrer namenlosen Enttäuschung der Mutter gegenüber. Mutter Hofffmann trat eben mit ihrem Handkoffer in dunklem Reisemantel und schwarzem Hut in den Hausflur. Sie hatte bester« Farben und klarere Augen als vor Wochen, sah aber in diesem Augenblick sehr erschöpft und enttäuscht aus.
„Guten Tag, Reni, hier bist du also! Warum habt Ihr mich denn nicht abgeholt?" fragte sie ärgerlich. ,Hch erwartete euch aus dem Bahnhof, — habe mich mit dem schweren Koffer schleppen müssen, — und du bist zu Hause!"
Reni nahm der Mutter die Reisesachen ab.
„Wir haben keine Nachricht von dir bekommen, Mutter!" entschuldigte sie sich und dir Schwester. „Aber komm, — ruh dich aus, Mütterchen. Ich ... ich muh leider gleich weg ins Büro . . /
Di« Mutter hatte sich erschöpft aufs Sofa gesetzt. Die offensichtliche Zerstörthelt ihrer Jüngsten wäre ihr zu anderer Zeit zweifellos sofort ausgefallen; in diesem Augenblick aber war sie so von ihren eigenen Sorgen in Anspruch genommen, daß sie kein Auge für Renis Bedrängnis kielaß.
,Aa, ich weiß, du muht fort, Reni. Aber sao rasch: hattet ihr Nachricht von Erich Inzwischen?" stieß sie hastig hervor.
Reni schüttelte den Kopf. „Nein, nichts, Mutter, an uns hat er nicht geschrieben inzwischen l" Sie lauschte nervös nach draußen. Kam Irmgard immer noch nicht? Sie mußte doch fort, spätestens in einer halben Stunde .
Die Mutter seufzte ties aus. „Ich dachte es mir ja. O, es ist furchtbar, Reni. Seit vier Wochen keine Nachricht! Und gestern Hab' ich einen Brief zurückbekommen. — wo Ist er nur. dieser Brief . . Nervös begann sie in ihrer Handtasche zu suchen.
Nun wurde auch Reni hellhörig. Sie war ehrlich erschrocken. „Zurückbekommen?" fragte sie gedehnt. „Zeig doch rasch her. Mutter. — ach, wenn das nur nichts Schlimmes bedeutet!"
„Natürlich bedeutet es etwas Schlimmes I" Frau Hofffmann seufzte resigniert. Sir hatte den Brief jetzt in ihrer Handtasche gefunden und reichte ihn Reni, die sofort die Ausdrucke prüfte. Da stand: .Zurück an Absender. Neue Adresse abwarten." Sonst nichts. Reni wendete den Brief hin und her,, sie fand nichts anderes. Sie gab ihn endlich der Mutter zurück.
„Ich weiß nicht. Mutter, — aber ich glaube nicht, daß das etwas Schlimmes bedeutet!" meinte sie, ein wenig beruhigter. „Erich wird verseht sein, — sicher werden wir bald wieder von ihm hören!"
„Ach. ich glaube nicht mehr daran!" Die Mutter unterdrückte nur mit Mühe ein Schluchzen. ,Zch habe ja bis jetzt noch immer gehofft, — ich dachte, Ihr hättet inzwischen ein Lebenszeichen von dem Jungen, aber jetzt . . ." Sie brach ab, sie griff nach ihrem Taschentuch, und sie bemerkte nicht, daß Reni in neuer plötzlicher Nervosität zur Tür hin horchte.
Wirklich, — es kam jemand! Das konnte nur Irmgard sein! Zum zweitenmal stürmte Reni in den Korridor, sie riß erwartungsvoll die Flurtür auf. — wirklich, es war die Schwester! Aber sie sah so bedrückt und niedergeschlagen aus. daß . Reni auf den ersten Blick erkannte: Irmgards Bemühungen waren vergeblich gewesen.
„Nichts, Irmgard?" stieß sie aufgeregt hervor.
„Nichts, Reni!" antwortete die Aeltere bedrückt. Sehr müde und niedergeschlagen wandt« sie sich ins Zimmer.
„Du. Mutter ist zurückl" raunte Reni ihr an der Tür hastig zu. „Sie darf nichts willen, «er. stehst dul"
(Fortsetzung folgi)