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Ragolder Tagblatt „Der Gejettschafter
Dienstag» den 28. Januar 1S41
Der Berichterstatter schildert in diesem Zusammenhang, daß an einem einzigen Tage 300 solcher wirklichen Flüchtlinge die Stratzen auf- und abwandern, einige von ihnen dicht vor dem körperlichen Zusammenbruch, und keinerlei Unterkunft linden kannten.
Echlemmerleben für die Nichtstuer, die sich von der aufreibenden Tätigkeit des Couponschneidens erholen wollen, und keine Quartiere für die Opfer des Plutokratenkrieges. Diese Feststellungen der „Times" wird man diesmal kaum als Nazipropaganda abtun können.
Suez-Kanal-Gesellschaft in Nöten
Durch militärische Anordnung ihrer finanziellen Verpflichtungen entbunden
Genf, 27. Jan. In welchem Umfange bereits die Sicherheit des englischen Seeweges nach dem Fernen Osten erschüttert ist, bewies die kürzlich ergangene militärische Anordnung, wonach die Suez- Kanal-Gesellschaft von der Regelung ihrer finanziellen Verpflichtungen befreit wird. Der ägyptische Fiuanzminister erläuterte diese Anordnung nunmehr dahin, daß sie durch die gegenwärtigen Umstände notwendig geworden sei. Wie der Minister weiterhin erklärte, sei die Gesellschaft zur Zeit nicht in der Lage, ihre Verpflichtungen hinsichtlich der Dividenden und Schulden zu erfüllen.
Die „gegenwärtigen Umstände", die zu der erwähnten militärischen Maßnahme geführt haben, sind aller Welt nur allzu gut bekannt. Der Weg nach dem Fernen Osten wird für die britische Schiffahrt immer weiter und immer gefährlicher, wozu die in der letzten Zeit gesteigerte Aktivität der Luftwaffe der Achsenmächte noch besonders beigetragen hat.,
Entschließungen des japanischen Oberhauses
Der friedliche Aufbau Ostasiens, Japans Wunsch
Tokio. 27. Jan. Das japanische Oberhaus nahm am Montag folgende Entschließung an: „Die Regierung soll mutig mit allen Kräften die unerschütterliche Politik des Kaiserreiches durchführen und genatzestens die Aussichten der inneren und veräußeren Lage durchdenken. Dabei soll sich die Regierung an die kaiserlichen Erlasse halten, die bei verschiedenen Gelegenheiten in Verbindung mit der Festigung der asiatischen Lage gegeben wurden, um so dem Kaiser zu dienen und den Wünschen der Nation gerecht zu werden."
2m Oberhaus erläuterte Prinz Jtjchiyo sodann eine weitere Entschließung des Oberhauses, wonach Japan einen friedlichen Aufbau Ostasiens wünsche, was- einige Nationen auch richtig verständen. Mit diesen Nationen müßten die Beziehungen immer enger gestaltet werden. Die diplomatischen Bemühungen, auch die übrigen Nationen zum Verständnis zu bringen, seien fortzusetzen. Jedenfalls müßten alle Hindernisse, die Japan auf dem Wege zu seinem Ziel entgegenständen, beseitigt werden. Diese Entschließung versichert am Schluß, daß das Oberhaus die Regierung voll unterstützen werde.
Baumwollbörse in einer Kirche
DNB Genf, 27. Jan. Einen vielleicht unbeabsichtigten Beweis für di» Wirksamkeit der deutschen Luftangriffe, die sich als Vergeltung für die nächtlichen Ueberfälle auf nichtmilitärische Ziels in Europa durch die Royal Air Force gegen England dichten, gibt der „Daily Mail". Das Blatt berichtet nämlich, daß die großen englischen Baumwollgeschäftein Man- Hester in diesem Jahre in einer Kirche abgehalten werden ,mußten. Die königliche Börse von Manchester sei durch einen ^Bombentreffer beschädigt. Seit Beginn des neuen Jahres habe di« Börse daher in einer Phneumonia Alley, d. h. „Schwind- mchtsgasse", hinter der ehemaligen Börse, stattgesunden. Jetzt scheint aber auch diese Notunterkunft nicht mehr brauchbar zu sein, denn die Baumwollmakler, die am 10. Januar ihre Abschlüsse mit Indien, Brasilien und dem Kongo tätigen wollten, mußten dies in einer kleinen Kirche tun. Eine undurchdringliche Menschenmenge umbrandete, wie „Daily Mail" schildert, die Tafeln, auf denen die letzten Baumwollpreise und Kursschwankungen angezeigt wurden, und der ganze Raum war derartig überfüllt, daß ein Teil der Geschäfte aus der Straße abgewickelt werden grüßte. Noch schlimmer stand es aber um die Verbindung der Händler mit ihren Banken und Klienten. Für sämtliche Abflüsse stand nur ein einziger Fernsprecher zur Verfügung.
Kinder zu schweren Arbeiten gepreßt
^ Stockholm, 27. Jan. Die Tatsache, daß in England Hundert- ktausende von Männern arbeitslos sind, während man Frauen lünd Kinder zu schweren Arbeiten preßt, weil diese Arbeitskräfte ;hch wesentlich billiger stellen, wird durch einen Prozeß unter- ! strichen, der vor einem PolizeigerichtinNordenglaud stzur Verhandlung stand. Eine große Rüstungsfirma war von der s Aufsichtsbehörde angezeigt worden, weil sie nicht in einem Ein- sjelfalle, sondern ständig Knaben, die hier beschäftigt wurden, weit über den zulässigen normalen Arbeitstag hinaus Heber» stunden machen ließ (I). Die Firma berief sich jedoch, wie „Daily Herald" berichtet, darauf, daß das Versorgungsminist«, rium versprochen habe, alle derartigen Maßnahmen zu decken, wenn nur ja die Produktion innegehalten werden könnte. Auf die Idee, erwachsene Arbeitslose heranzuziehen, ist die Betriebsführung natürlich nicht verfallen. Das Gericht schlug jedoch be« reitwilligst das Verfahren nieder, bis eine Erklärung des Ver- sorgungs- und des Arbeitsministeriums vorliegt.
Verknappung von Futtermitteln
Notschrei des britischen Landwirtschaftsministers
DNB Neuyork, 27. Jan. Hiesige Agenturen verbreiten ein» Aeußerung des britischen Landwirtschaftsministers, die wieder einmal schlagartig die durch die Erfolge des deutschen Handelskrieges heroorgerufenen wachsenden Schwierigkeiten beleuchtet. Landwirtschastsminister Hudson machte nämlich in einer Red« in Dorchester das bemerkenswerte Eingeständnis, daß eine „verzweifelte Verknappung von Futtermitteln bevorstehe. Als Begründung gab er an, daß der Aufruf der Regierung zu starker Einschränkung der Schweine- und Geflügelhaltung seitens der Landwirte nicht genügend beachtet und die Einfuhr von Futtermitteln wegen der Schiffsverluste wesentlich unter der Erwartung liege.
Lord Wttlingbon schnorrt in Lima
DNB Lima, 27 Jan. Während der peruanische Präsident Prado im Regierungspalast der jetzt hier weilenden britischen Propaganda-Mission nur kurze Begrüßungsworte widmete, benutzt« Lord Willingdon auch diese Gelegenheit wieder zu einer großen agitatorischen Tischrede. Dabei erklärte «der Abgesandte Churchills mit typisch britischer Anmaßung und Verlogenheit u. a.: Die Aufgabe der Mission sei die Vorbereitung des Tages, wo die Wcltfreiheit wieder hergestellt sei. (!) Die durch England verschuldeten Absatzschwierigkeiten der südamerikanischen Länder
Der ungarische Außenminister Gras Lsaky 1*
Budapest, 27. Jan. Der ungarische Außenminister Gras Csaky, kn dessen Befinden seit zwei Tagen ein schwerer Rückfall eingetreten war, ist in der Nacht zum Montag in einem Budapester Krankenhaus gestorben
Der nach längerem Leiden verschiedene Graf Stephan Csaky stammt aus einer alten siebenbürgischen Adelsfamilie und wurde im Jahre 1894 in Schäßburg (Siebenbürgen) geboren. Cr besuchte die Wiener Konsularakademie und promovierte während des Weltkrieges zum Doktor der Staatswissenschaften an der Budapester Universität. An den Friedensverhandlungen in Trianon nahm er bereits als ungarischer Diplomat in der Eigenschaft eines Legationssekretärs teil. Seine Auslandsposten waren. Rom, Madrid, Lissabon und Bukarest. Im Jahre 1932 wurde Csaky Pressechef des Außenministeriums unter Graf Vethlen und wurde 1935 Kabinettschef des damaligen Außenministers Kanya. An der Münchener Viermächtekonferenz im Jahre 1938 nahm Graf Csaky als Beobachter der ungarischen Regierung teil.
Nach der Rückgliederung des Oberlandes im November 1938 wurde Csaky Außenminister noch im Kabinett Jmredy und bekleidete diesen Posten bis zu seinem Tode.
Rom. 27. Jan. Der Tod des ungarischen Außenministers Graf Csaky hat in ganz Italien lebhafte Anteilnahme hervorgerufen Der verstorbene Außenminister der befreundeten ungarischen Natron genoß, wie man in italienischen politischen Kreisen betont allgemein in der internationalen diplomatischen Welt lebhafte Sympathien und galt in Rom als eine der vornehmsten Erscheinungen der ungarischen Diplomatie. Mit der unmittelbar vor ferner Erkrankung erfolgten Unterzeichnung des Beitritts Ungarns zum Berliner Dreimächte-Abkommen und kurz darauf mit - dem Abschluß des ungarisch-jugoslawischen Freundschaftspaktes have Graf Esaky die internationale Stellung Ungarns in ent- scheidender Weise befestigt und damit die Wiedergutmachung des Ungarn im Rahmen des Versailler Vertrages angetanen Unrechts in die Tat umgesetzt. Das bleibe das geschichtliche Verdienst des verstorbenen Staatsmannes, mit dem Ungarn einen seiner besten Männer verloren habe.
verdrehte der britische Missionschef dahin, als wenn sie dis Folge der deutschen Besetzung zahlreicher europäischer Länder seien, deren Wirtschaftsleben dadurch zerstört sei. Die Tatsache der englischen Blockade ist nach den heuchlerischen Phrasen des britischen Agitators natürlich nur eine durchaus „humanitäre" Nebenerscheinung und an der Schrumpfung des südamerikanischen Außenhandels völlig schuldlos. Die Rede Willingdons klang in der gewohnten Behauptung aus, England fahre einen Kreuzzug für die Zukunft der Welt, wobei- bezeichnenderweise die Notwendigkeit, neue Bundesgenossen zu gewinnen nicht verschwigen wurde.
Verdi-Erinnerungsfekern in Italien
Mailand, 27. Jan. Die 40. Wiederkehr des Todestages von Giuseppe Verdi wird in Italien mit großen Feierlichkeiten begangen. In dem von dem Komponisten gestifteten Altersheim- für Musiker und Sänger in Mailand würdigte das Mitglied der Akademie von Italien, Angela Eatti, die Persönlichkeit Verdis in einem Vortrag über das Leben und Schaffen des großen Meisters, worauf ein von Maestro Marinuzzi dirigiertes Konzert von Verdis Werken stattsand. Auch in Busseto, dem Geburtsort Verdis, und in allen anderen Städten Italiens wurden Feiern zu Ehren des großen Komponisten abgehalten.
Der deutsche Unteroffizier
Mhrertagung des Neichstreubundes ehemaliger Berufssoldaten ^
Berlin, 27. Jan. Aus der Führertagung des Neichstreubundes ehemaliger Berufssoldaten sprach u. a. der Inspektor des Er- ziehungs- und Vildungswesens des Heeres über den Wiederaufbau der Heeres-llnteroffiziersvorschulen und Hceres-Unteroffi- ziersschulen. Diese Schulen sollen durch ihren Ausbildungsgang sicherstellen, daß dem besten Heer der Welt der beste Unteroffizier der Welt gegeben wird. Der Besuch der Heeres - Unteroffi- ziersvorschulen ist kostenlos, die Schule gewährleistet eine vorbildliche Erziehung durch allgemeinbildenden Unterricht und vormilitärische Ausbildung. Der Jugendliche tritt nach vollendeter Volksschulpflicht in die Heeres-Unterofsiziersvorschule ein, als Soldat besucht er im 18. und 19. Lebensjahr die Heeres- Unterofsiziersschule, dann tritt er in den Truppendienst über. Am Ende der zwölfjährigen Dienstzeit wechselt er seinen Arbeitsplatz nach vorausgegangenem erfolgreichem Besuch der Heeresfachschule und dient der Gemeinschaft als vorbildlicher Typ des soldatischen Beamten. Die Heeressachschule schafft ihm die Möglichkeit, je nach Leistung in die gehobene oder mittlere Beamtenlaufbahn einzutreten.
„Sieg im Westen-
Ein Dokumentarfilm des deutschen Heeres
Berlin, 27. Jan. Der große Dokumentarfilm des Heeres, „Sieg im Westen", der mit nicht weniger als sechs Prädikaten ausgezeichnet und als staatspolitisch und künstlerisch wertvoll bezeichnet wurde, wird demnächst in besonders festlich gestalteten Räumen seine Uraufführung in der Reichshauptstadt und in zahlreichen Städten des Reiches erleben.
Dieses auf Anordnung des Eeneralfeldmarschalls von Brau- chitsch während^er Westoffensive im Mai und Juni des vergangenen Jahres geschaffene Filmwerk stellt als dokumentarischer Film insofern etwas Erstmaliges dar, als er während der Kampfhandlungen selbst entstanden ist. In engster Zusammenarbeit mit den Kommandostellcn wurden bestimmte Gruppen von Filmberichtern an den Schwerpunkten des Kampfes eingesetzt, und so konnten von der Truppe bis in die rückwärtigen Dienste hinein zu gleicher Zeit Aufnahmen gemacht werden. Hinsichtlich der kriegsgeschichtlichen Darstellung ist dieser Film, mit dem eine sich auf längere Sicht erstreckende eigene Filmarbeit des Heeres eingeleitet wird, also durchaus neue Wege gegangen.
Das gilt im übrigen auch von dem Umfang des verarbeiteten Materials, bei dem nur zu einem geringen Teil das Material der Propagandakompagnien, das in den Wochenschauen gezeigt wurde, Verwendung fand. In der Hauptsache wurde es von den Berichterstaffeln des Oberkommandos des Heeres geliefert, und es wurden vor allem — das gibt diesem Dokumentarfilm einen besonderen Wert — das Filmmaterial benutzt, das auf dem Siegeszuge der deutschen Truppen von den Franzosen, Engländern und Belgiern erbeutet wurde. Insgesamt sind fast 900 000 Meter Rohfilm verarbeitet worden, und es bedarf keiner Unterstreichung, welch eine gewaltige Leistung der Berichterstatter und der mit der technischen Arbeit betrauten Filmproduktionswerkstätten bis hinunter zur Filmschneiderin damit verbunden war.
Das Ergebnis dieser Arbeit ist das abendfüllende, etwa 3500 Meter lange Filmwerk „Sieg im Westen", das den dritten Teil eines den ganzen Krieg umfassenden Heeresdokumentarfilms darstellt. Ein einleitender Teil „Der Entscheidung entgegen" zeigt in einer großen historischen Linie über drei Jahrhunderte hinweg mit dem Schwerpunkt der Zeit vom Weltkrieg bis zur Gegenwart den Einsatz des deutschen Menschen für den vaterländischen Gedanken. Im Hauptteil, der den Titel „Der Feldzug" führt, wird nicht nur die Operation der Westoffensive, sondern überhaupt das Soldatentum und die kämpferische Verpflichtung des deutschen Mannes in diesem Kriege aufgezeigt. Besonderer Wert ist dabei darauf gelegt, mit Hilfe zahlreicher Karten und eines besonders anschaulichen Textes die großen in der Kriegsgeschichte aller Zeiten einmaligen Operationen dieses Feldzuges verständlich zu machen. Zugleich wird durch eine Schilderung des deutschen Soldaten und seiner Erlebnisse eine starke Darstellung des Kampfgeschehens vermittelt. Bewußt zeigt das Werk immer wie
der Frontaufnahmen, stellt aber weiter einzelne Komplexe der verschiedenen WafseMattungen heraus, um das Verständnis förderen besondere Aufgaben zu erschließen, und hebt nicht zuletzt auch die Verbindung zwischen Front und Heimat hervor. Die Musik, die Herbert Windt für den Hauptteil und Horst Hans Siebet für den Vorspann geschrieben hat, unterstreicht die Wirkung des Films. Dazu soll auch eine Broschüre das Oberkommandos des Heeres dienen, die unter dem Titel zur Uraufführung herauskommt
Ein Feldpostsack voller Soldalenwiirische wird erfüllt
Es klopft. — „Herein!"
In der Türe erscheint ein junger Leutnant der Flak, begleitet von seinem „Schatten", dem kolbenringgeschmückten „Spieß" seiner Batterie. Beide sind braungebrannt und tragen stolz das Band des EK. II an der Brust.
„Entschuldigung, sind wir richtig hier?" fragt der Leutnant. Bei einer Zigarette unterbreitet er mir anschließend seine Sorgen und Wünsche.
„Wir kommen von der Front und haben mit unserer Bakterie eine neue Unterkunft bezogen. Die sieht bis jetzt noch recht, recht kahl und kalt aus. Mittel haben wir natürlich nicht, um uns Gegenstände zur Heimverschönerung anzuschaffen. Und wir hätten es doch auch so gern ein bißle gemütlich."
Dabei sehen mich die beiden treuherzig an.
„Ja, und da haben wir uns durchgefragt nach ein--r „billigen" Bezugsquelle (beim Soldaten heißt billig — umsonst!) und sind zum Schluß an Ihre Dienststelle verwiesen morden", fährt der Leutnant weiter.
„Was fehlt Ihnen denn noch an Ihrer Einrichtung?" frage ich.
„In der Hauptsache Bilder, Führerbilder. Und dann natürlich gute Bücher für die Mußestunden."
Nach einiger Zeit verlassen beide das Zimmer: der Spieß hat einen Pack Bücher unter den Arm geklemmt, der Leutnant ist mit Bildern versehen. „Herzlichen Dank! Wie werden sich jetzt meine Leute freuen!" Kurzes Händeschütteln, strahlende Soldatenaugen!
Wieviele Soldaten sind schon durch diese Türe gekommen, oft als schüchtern Bittende, und nach kurzer Zeit wieder hinausgegangen als glücklich Beschenkte. Das sind natürlich die wenigsten, die durch persönlichen Besuch in den Genuß eines Geschenkes dieser Dienststelle kommen. In der Regel verbietet die räumliche Trennung diesen Besuch. Wozu gibt's aber für die Soldaten an der Front Schreibpapier? Her mit Tinte und Feder! Und dann geht's. los: „An die Eauleitung der NSDAP., Stuttgart ..." Mach einer schreibt auch „Neichspropagandaamt". Beide Anschriften erreichen uns. Dann fließen die vielen stillen Wünsche aufs Papier und wir in der Heimat staunen oft über das gläubige Vertrauen auf die Unerschöpflichkeit unserer Bestände.
Was da alles gewünscht wird? Oh, eine Menge Dinge, teils zu erfüllen, teils nicht zu erfüllen!
Der Gefreite H. bittet um Zustellung einer Tageszeitung aus seiner Heimat, der Pionier I. hätte gerne eine Heimatzeitschrift. Der Unteroffizier K. hat kein Bild in seinem Quartier, der 9. Gruppe fehlt eines in der Stube. Hier fehlt ein Buch und dort ... So geht's weiter.
„Haben Sie kein Material für weltanschauliche und geschichtliche Vorträge?" „Soldatenlieder gibt's wohl nicht bei Ihnen?" „Haben Sie Noten?" „Wir liegen am d. d. W.? Ich will's Ihnen sagen, wo das ist: d. W ist die Abkürzung für „der Welt". Und das A.? Ja mhmm. Sie kennen doch den guten alten Eötz, nicht wahr?"
Der Fernsprecher klingelt. „Hier Dienststelle X- Gibt's noch Karten für den Bunten Abend? Ja? Reichts noch 175 Stück? Jawohl, werden sofort abgeholt, danke sehr!" Und prompt steht ein Gefreiter da und verstaut die Kostbarkeiten in seiner Mappe.
„Kann ich bald wieder kommen?" lacht er übers ganze Ge-' sicht, hat die Haken zusammen und bringt 175 Kameraden mit den Karten einige Stunden ungetrübter Freude und Fröhlichkeit.
Ich möchte nur wissen, woher unsere Soldaten von dieser seit dem Kriege getroffenen Einrichtung wissen! ^
Wenn Du wüßtest, lieber Freund, die in Norwegen sind so hell wie Du, und die im Westen regen sich auch tüchtig. Der Osten kommt so fleißig wie der Süden. Was würdest Du auch anfangen mit allem, was schon durch unsere Hände ging? Das sind rund 20 000 Tageszeitungen und 40 000 Zeitschriften. Dazu kommen etliche schwere Kisten Bücher und Bilder; zum Teil ganze Bibliotheken, die für größere oder kleinere Einheiten bestimmt waren. Und 400 Rundfunkgeräte wären Dir sicherlich auch etwas zu viel, nicht wahr?
Nein, nein. Wir verteilen gleichmäßig nach allen Richtungen der Windrose, in der Heimat, wie im besetzten Gebiet. Wir tun dies, soweit es in unseren Kräften steht. Aber unerschöpflich sind selbst wir nicht.
Wißt Ihr Soldaten, was uns das Schönste bei unserer Tätigkeit ich? Das sind Eure Dankbriefe! Aber Ihr braucht Euch doch nicht zu bedanken. Daß die Partei alle ihre Kräfte aufbietet, um Euch jeden erfüllbaren Wunsch auch wirklich zu erfüllen, ist eine Selbstverständlichkeit. Und über Selbstverständlichkeit spricht man nicht! Sprecht Ihr etwa überheblich von dem, was Ihr leistet? Fast alle, die an dieser Truppenbetreuung Mitarbeiten dürfen, haben in diesem oder im letzten Kriege schon den feldgrauen Rock getragen und kennen die offenen und geheimen Wünsche des Soldaten aus eigener Anschauung. Uns ist es Genugtuung genug, Euch glücklich und durch unsere Arbeit zu einem kleinen Teile immer der Heimat verbunden zu wissen. Das ist unser schönster Lohn! EdmundK-ch.