Schwarzwald - Heimat

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Wieder ist Gpfersonnlag

In diesem Jahr ist die Nation noch mehr ver­pflichtet, das Höchste an Opfern zu geben." Das sei unser Leitgedanke, wenn wir zum vierten Opfersonntag, der am 3. Dezember durchgeführt wird, unsere Spende in die Sammelliste eintra­gen. In den Tagen vom 3 0. November bis 6. Dezember kommen also die Blockwalter und WHW.-Helfer zu uns ins Haus und holen unse­ren Opfersonntagbeitrag ab.

Auch der Dezember-Opfersonntag soll mit unse­rer aller Hilfe wieder zu einem vollen Erfolg werden.

Wüdcr Zuckel-Voransdcztta

In der 7» ZuleilungSperiodc für Lebensmittel, von, >1. Dezenider l9!4 bis 7. Januar 1945. blei­ben die Rationen an Brot, Mehl, Fleisch. Buiter, Margarine. Schlachlsctten lnur auf Zusatzkartenf. Quark, Getreidenährmittel, Teigwaren, Kassse- mittel und Vollmilch unverändert. Auf die Ab- schnitte C uud l) der Grundkarte für Normalver­braucher sowie C, Ö. L und ill für Jugendliche werden je 125 Gramm Butter abgegeben. An Etärkeerzeugnissen werden wieder, wie im laufen- den Abschnitt, die Anweisungen über je 25 Gramm nur mit der halben Warenmenge beliefert. Aus den Nährmittclabschnitten der X2-Karten wird diese Kürzung von der 7l. Zuteilungsperiode ab nachgeholt, so daß in der 70. Zuteilungsperiode diese Abschnitte mit der aufgedruckten Menge zu beliefern und abzurechnen sind. Speiseöl wird in der 70. Zuteilungsperiode nicht zugeteilt. Sämt- liche Margarine-Kleinabschnitte berechtigen alko zum Bezug von Margarine. Die Versorg» ngs- berechtigten von zehn bis achtzehn Jahren bekam- men jn der 70. Zuteilungsperiode 200 Gramm Marmelade. Mit Rücksicht aus die Versorgung?- läge wird künftig verstärkt Kunsthonig statt Mar- melade ausgegeben.

Zu Weihnachten erfolgt in diesem Jahr lediglich eine Sonderzuteilung von 250 Gramm Fleisch oder Fleischwaren und zwei Eiern für alle Verbraucher. Außerdem erhalten Kinder und Ju- «endliche bis zu achtzehn Jahren je 125 Gramnr Eüßwaren. Für die Sonderzuteilung berechtigen die Abschnitte T 1 und 2 2 sämtlicher Grundkarren der 70. Zuteilungsperiode zum Bezug von je 125 Gramm Fleisch, soweit sie nicht den Aufdruck 8V haben. Auf 2 3 der Grundkarten Jgd., K.. Klk. oder Klst. gibt eS 125 Gramm Süßwaren, wäh­rend die Eier auf die Abschnitte 1 und 2 der Eierkarte abgegeben werden. Der Ausaabezeitpunki für die beiden Eier wird durch die Ernährungs­ämter örtlich I. kanntgegeben. Das Fleisch bzw. die Fleischwaren müssen in der Zeit vom II. Dezem­ber bis 24. Dezember bezogen werden; möglichst frühzeitige Abnahme ist erwünscht.

Zur Entlastung der Zuckergroßlager sind die Verbraucher verpflichtet, in der 70. ZuteilungS- Periode den Zucker der 71. und 72. Zu- teilungsperiode vorwegzubeziehen. Daher enthalten die Grundkarten Zuckerabschnitte über insgesamt 1750 Gramm; sie sind nur wäh- «nd der 70. Zuteilungsperiode gültig.

NAD. und Volkssturm ^

- Das Dienstverhältnis nach der Einberufung Mit der Einberufung zum Reichsarbeitsdienst

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Führer und Männer des ReichsarbeitsdiensteZ tehen jedoch in den Abteilungen und den aus Führern der Stäbe gebildeten Verbänden als ge- chlossene Kampfeinheiten dem Volkssturm zur Verfügung. Sie werden auf Befehl des Reichsfüh­rers als Befehlshaber des Ersatzheeres im Einvernehmen mit dem Reichsarbeitsführer bei Kampfhandlungen eingesetzt.

lieber die Teilnahme einzelner Führer und An­gestellter des RAD. aus ortsfesten Stäben am örtlichen Volkssturmdienst erließ der Reichsarbeits- führer besondere Bestimmungen.

Meisterprüfung für Wehrdienstbeschädigle

Partei, Staat und Wehrmacht sind bemüht, un­seren Kriegsversehrten den Berufsweg zu ebnen und ihnen den beruflichen Aufstieg soweit wie möglich zu erleichtern. Es können z. B. Versehrte Handwerksgesellen, die zur Ausübung praktischer Arbeit nicht mehr fähig sind, auf Grund der dritten Handwerksverordnung die Genehmigung bekommen, sich in dem von ihnen erlernten Be­ruf selbständig zu machen. Damit haben sie aber noch nicht das Recht, den Meistertitel zu führen.

Um nun auch denjenigen Wehrdienstbeschädigten, die infolge ihrer Versehrtheit zur Ablegung der Meisterprüfung nicht mehr in der Lage find, sich

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Hvzrc-ttielcfsn. sammeln, lmmsi- wiscisi- lesen t

aber in aussichtführenden oder leitender Stellung befinden, den Erwerb des Meistertitels zu ermög­lichen, hat der Relchswirtschaftsminister mit Er­laß vom 12. Juli 1944 erleichterte Prüfungsbe­stimmungen für diesen Personenkreis festgelegt. Danach sind vom praktischen Teil der Mei­sterprüfung alle Wehrdienstbeschädigten zu befreien, die infolge ihres im Krieg erlittenen Körperscha- denS Meisterstück und Arbeitsprobe entsprechend den fachlichen Vorschriften für die Meisterprüfung nicht mehr anfertigen können. Voraussetzung für die Befreiung ist aber, daß der Prüfungsbewerber vor seiner Wehrdienstbeschädigung mindestens zwei Jahre als Geselle tätig war, außerdem ein Jahr in aufsichtsführender Stellung oder als Inhaber eines Handwerksbetriebs nachweist, und im übrigen den Zulassungsvorschriften für die Meisterprüfung im Handwerk entspricht. Für die Durchführung des theoretischen Teils der Meisterprüfung für Wchrdienstbeschädigte, die vom praktischen Teil der Prüfung befreit werden, gel­ten besondere Richtlinien.

Pauschale Geburtenhilfe

Die Bezieher von Kriegsbesoldung bei der Wehr- macht können für besondere zusätzliche Ausgaben in bestimmten Fällen auf Antrag Beihilfen erhol- len. Das bezieht sich z. B. auf außergewöhnliche Unkosten bei Erkrankungen in der Familie, cber auch für Beihilfen, für Mehraufwendungen aus der Geburt von Kindern. Danach erhalten die Angehörigen der Wehrmacht, sür die die Beihilsen- grundsätze gelten, vom 1. Dezember 1944 an bei Geburt eines Kindes aus Beihilfsmitteln automa- tisch ein« pauschale Geburtenbeihilfe. Sie beträgt beim ersten Kind 250 und kür jedes folgende Kind 200 RM. Die Auszahlung der Geburtenpauschale erfolgt durch die zuständigen Zebührnisstellen bei Vorlage des Geburtsscheins. Leistunqen der pri­vaten Krankenkassen bleiben bei der Geburtenpau­schale unberücksichtigt, während bei Leistungen von öffentlichen Krankenkassen an Pflichtversicherte die pauschale Geburtenbrihilfe um 100 RM. gekürzt wird.

Sind dem Antragsteller in besonderen Fällen durch die Geburt wesentlich höhere Auswendungen entstanden, als durch die pauschale Beihilfe er­stattet werden, so können auf besonderen Antrag "höhere Erstattungen erfolgen.

Besuche bei Verwundeten. Vom 1. Dezember ab werden Eisenbahnfahrten zum Besuch Verwun- deter und Fliegergeschädigter in Lazaretten und Krankenhäusern nur dann zugelassen, wenn eine schriftliche Bescheinigung des Chef- arztes des Lazaretts oder Krankenhauses vor- gelegt wird, wonach der Verwundete besucht wer­den kann. Diese Bescheinigung ist auch notwendig, wenn die dafür vorgesehen« Fahrpreisermäßigung in Anspruch genommen werden soll.

Postausweise gelten nicht im öffentlichen Ver­kehr. Nach einer Mitteilung von zuständiger Stelle gelten die Postausweise fortan nur noch im Ver­kehr mit den Postanstalten. Im übrigen werden sie Fls amtliche Lichtbildausweise im öffentlichen Verkehr, insbesondere bei polizeilichen und mili­tärischen Personenkontrollen, nicht mehr anerkannt.

Line unmenschliche Mutter

Vor der Ltrof' a m m er Tübingen mußte sich die ledige Hausgehilfin Anna Mi von Stammhejm, Kr Calw, ans Ungarn gebür­tig, wegen Kindstötung und Kindsaussetznng ver­antworten. In einer Dezembcrnacht des Jahres 1941 setzte sie ihr Kind, das sie außerehelich ge­boren hatte, in Salzburg in einem Park aus. Dort wurde es noch lebend gefunden. Im August dieses Jahres machte sich die unmenschliche Mut­ter aber erneut schultng, indem sie ihr drittes un­eheliches Kind bei der Geburt in eine Abortgrnbe fallen ließ, wo es erstickte. Die Strafkammer ver­urteilte die Angeklagte unter Zubilligung mildern­der Umstände zu 3 Jahren und 3 Monaten Ge­fängnis.

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Aus den Nachbargemeinden

Stammheim. Unteroffizier Paul Gugel von hier, Sohn der verstorbenen Straßenwart-Eheleute Gugel, wurde für Tapferkeit vor dem Feinde mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Gugel kämpft seit langem schon im Osten.

Hirsau. Der Gefreite Ludwig Morgeneier wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse aus­gezeichnet.

Gechingen. Dem Usfz. und Führer einer Melder­staffel Erwin Geh ring wurde das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen.

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.... .! anck 6e ckanleen eines Soldaten/ Von X/iesrberlvbter Vr-isckriek kkark Kaa,

?L. Das ist es, was wir Soldaten in uns tragen in all den Jahren dieses Krieges: das Bild unse- rer Heimat. Ob aus dem siegreichen Vormarsch oder auf einsamer Wacht, immer stand es vor uns als eine Erinnerung, zugleich aber auch als ein Ausblick in die Zukunft. Und gerade dann, wenn der Augen­blick uns alle Hoffnungen rauben wollte und das Schicksal uns hart anfaßte, wandelten unsere Gedan­ken besonders gern tn die Heimat.

Opfer und Entbehrungen haben in fünf Jahren Krieg das Bild der Heimat gewandelt. Während wir vorher lange die Geborgenheit der heimatlichen Fluren, unserer schönen Städte und Dörfer als glück­liche Gewißheit in uns fühlten, hat der Bombenter­ror unserer Feinde und ihr Vernichtungswille dieses Traumbild zerrissen. Aus dem Antlitz der Heimat ist vieles gewichen, was uns liebenswert erschien. Und trotzdem, ja vielleicht gerade deshalb: das Gesicht ist uns heut« noch viel teurer geworden. Zwar sind die Züge ernster und oft auch verhärmter, aber dafür auch entschlossener.

Wer in diesen Wachen der schwersten Belastungs­probe das Glück hat, für kurze Zeit in der Heimat weilen zu können, vermag erst so recht di« ganze Größe des schicksalhaften Kampfes unseres Volkes zu ermessen. Wir fuhren in diesen Tagen durch die be- drohten Grenzmarken des deutschen Westens. Aus Holland aina die Fahrt durch das Land der roten Erde und von dort zum llverryeln und in vcn

Schwarzwald. Wir sprachen mit Arbeitern in Düssel­dorf und Köln, in Essen und Wuppertal. Wir war­teten auf Bahnsteigen zusammen mit vielen, denen der Luftkrieg Hab und Gut und oft auch das Liebste geraubt hat. Wir hörten auf ihr« Gespräche. Wir «änderten in einer der weniaen alarmsreien Nächte

zwischen den Häuserrutnen von Frankfurt und Mann­heim, durch die der Mond sein aespensterhaste» Licht warf, und unterhielten uns am Oberrhein mit Män­nern und Frauen, di« vom Schanzen zurückkamen. Und wir hörten zwischen den Bergen des Schwarz­waldes aus dem Munde umquartierler Mütter und Kinder vom Schicksal derer, denen der Krieg die Hel­mat nahm. Sie alle sind durch die Schicksalsschläge der letzten Monate nicht zerbrochen. Sir sahen Hoff­nungen schwinden und verloren dennoch den Glau­ben nicht. Sie sind um manches ärmer geworden und sind heute reicher an Tapferkeit der Herzens. Je mehr der einzelne in diesem Krieg hingeben mußte, desto entschlossener ist der Wille, dafür zu sorgen, daß die Opfer nicht umsonst gebracht wurden. Sie alle aber weisen einen gemein­samen Zug auf: sie blicken mit Vertrauen auf di« kämpfende Front, mit der sie sich mit der ganzen Kraft ihrer gläubigen Herzen verbunden fühlen.

Nie vergessen sei das Wort, das uns ein alter, er­grauter Eisenbahner aus Aachen, der uns auf dem Weg vom Kölner Hauptbahnhof zu einem Vorort­bahnhof begleitete, nach einer Schilderung der letzten Tage in der alten deutschen Kaiserstadt sagte:Ich habe in meiner Heimatstadt alles zurllcklassen müs­sen, nur mein Leben und das meiner Frau konnte ich retten. Ich habe in wenigen Stunden di« mühsam er­worbenen Güter eines ganzen Lebens verloren^ nicht verloren aber habe ich meinen Glauben an den Führer und an den Sieg."

Das ist der Glaube, der das Bild der Heimat be­stimmt, das wir als kostbarstes Gut unserer Herzen hüten und bewahren.

Ungebetene Gäste im Keller

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Wo Vorräte eingekelleri sind, muß man immer mit den unerwünschten Kostgängern rechnen, die alsKeller-Stammgäste" Schaden anrichten. Da sind einmal die Mauer- und Kellerasseln. Kaum mehr als anderthalb Zentimeter groß, mit einförmig geformten, grauem und an der Ober­fläche gekörneltem Körper, finden sie sich in je­dem Keller, wenn er nur genügend feucht ist, denn ihr Feuchtigkeitsbedürfnis ist so groß, daß eine Mauerassel z. B. schon zugrunde geht^ wenn sie nur eine einzige Nacht rn trockener Zimmerluft zubringen muß. Je tiefer der Keller liegt und je feuchter und finsterer er ist, desto wohler fühlen sich die Asseln darin, während flachere und trok- kene Räume so ziemlich sicher vor ihnen sind. Verheerende Schäden verursachen sie natürlich nicht, aber sie fressen Obst und Gemüse an, und ihre Spuren sind dann ein wenig er­freulicher Anblick. Wenn sich dann an den offe­nen Stellen krankhcits- oder fänlniserregende Pilze ansiedeln, kommt zum ersten Schaden noch ein zweiter.

Zn den Obstliebhabern im Keller gehören fer­ner die Ob st maden, die kleinen, gelbrötlichen Räupchen des Apfelwicklers, eines unserer schlimmsten Obstschädlinge. Nun verlassen die Maden ihre Behausung, nämlich die durch sie wurmstichig" gewordenen Aepfel und Birnen, zwar gewöhnlich schon dann, wenn die Früchte noch am Baum hängen; die Insekten wollen sich noch vor dem Winter in einer kältegeschütz- ten Rindenspalte einspinnen, worauf sie sich im nächsten Mai verpuppen und zum Schmetterling entwickeln, der seine Eier dann wieder auf dem gleichen Baum unterbringen kann. Aber es gibt auch reichlich Ausnahmen von dieser Regel. Sehr ost wandern nämlich die Räupchen erst aus, wenn die von ihnen befallenen Früchte bereits im Keller lagern. Irgendein versteckter Platz, wo sie den Winter verbringen können, findet sich na- türlich, und weil sie sich nicht weit von ihren

Wirten entfernen, spinnen sie sich lieber in den Holzhorden selbst ein, und zwar in den Ecken oder Zwischenräumen der Bretter, aber auch in den Bretterwinkcln unterhalb der Gestelle, weil sie, wie übrigens alle Keller-Stammgäste, das Licht scheuen und hier völlig geschützt dem Früh« ling entgegenlcben können. Allerdings haben sie, wenn sie im Keller gelandet sind, ihr Zerstö- rnngswcrk bereits hinter sich; bleiben sie aber bis zum Mai ungehindert in ihren Schlupfwinkeln, so sind die jungen Früchte der in der Nähe stehen, den Apfel und Birnbäume von neuem von ihnen bedroht, und der Weg vom wurmstichigen Obst bis znm Keller öffnet sich abermals.

Als schlimme Vorratsschädlinge kommen auch die Schnecken in Betracht wnd unter ihnen, wie neue Untersuchungen feststellten, die Nackt­schnecken. Zunächst als Allesfresser die acht bis zehn Zentimeter lange gelbe bis rotgelbe Keller- schnccke, die Kartoffel und Gemüse ebenso gierig anfrißt wie Frischobst, süße Backwaren oder Fleisch, sich indes auch sehr gern an Aepfelvor- räte heranmacht, weil ihr Hunger fast unstillbar ist. Ein Konkurrent von ihr ist eine bis fünfzehn Zentimeter lange graugefleckte Nacktfchnecke. die große Wegschnecke, die ebenfalls gern in die Keller kriecht und sich an gelben Rüben, Rosenkohl, Kür- bissen und Kohlrüben und selbstverständlich auch am lagernden Obst gütlich tut. Da für die Schnecken feuchte Luft lebensnotwendig ist, sind feuchte Keller am meisten von ihnen gefährdet, und da sie nur während der Nacht auf Fnttcr- snche ansgehcn, entdeckt man ihre Fraßspuren immer erst, wenn sich die gesättigten Tiere längst wieder in ihre Verstecke verzogen haben. An den silbrig-weiß glänzenden Streifen ihres eingetrock­neten Schleimes läßt sich zwar manchmal ganz deutlich das Woher und Wohin der Schnecken- wege erkennen, aber ein verstecktes Tier im Kel­ler zu finden, um ihm den Garaus machen zu können, ist ein Zufall, der eine Ausnahme ist

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Walter Hansen zerriß auch den ornten «ogen. er räumte sein Schreibzeug weg. Er konnte, er durfte sich in diesem Augenblick nicht als Bit­tender der Frau nähern, die sich mit Rechtz von ihm abgewendet hatte.

Hansen zog am nächsten Tag den grauen Rock an. Er marschierte, er schoß und exerzierte, er wurde ein tüchtiger Grenadier und ein guter Kamerad.

Es schlug eben acht, als Irmgard mit der U- Bahn nach Dahlem hinausfuhr. Sie wollte Ihr Heil doch noch einmal in dem Lr" ' ' denn es erlcliien ikr uiimal'-'^ü r

uvermuüete Hausdiener wirklich in der Nacht inlensio noch der Mappe gesucht hatte.

Auch jetzt war das Lokal noch nicht offen Aber von drinnen klang es wie Plätschern und Schrubben. es wurde also dort gescheuert, es mußte jemand auf sein Nach kräftigem Klopfen fand Irmgard Einlaß: sie sah sich einer robusten Reinmachefrau gegenüber, und sie verlangte höf­lich aber bestimmt, den Geschäftsführer zu sprechen.

Die Frau schwieg verständnislos. Nun er­schien ein verschlafenes Hausmädchen, das Glä­ser zu spülen begann. Mit ihr war- schon eher eine Verständigung möglich. Sie hatte am Abend vorher die Garderobe verwaltet: gewiß, sie er­innerte sich noch gut an die lustige Gesellschaft, an die drei Herren, die beiden blonden Damen, an den roten Asternstrauß. Eine Mappe freilich erklärte sie nicht gesehen zu haben, jedenfalls war bei ihr an der Garderobe keine obgegeben worden.

Und wo hat die lustig« Gesellschaft gesessen?" erkundigte sich Irmgard.

Zuerst im Garten, glaube Ich," meinte dos Fräulein. Dann, als die Bowle fertig war, sind sie reingegangen, hier rüber, ja, an dem run­den Tisch da haben sie gesessen! Ich habe sie noch immerfort lachen hören. Sogar gesungen haben siel"

Irmgard ließ sich In den bezeichneten Raum führen, sie trat an den Tisch sie untersuchte das Sofa, die Polsterstühle, vergebens. Plötzlich durchfuhr sie siedendheiß der Gedanke, daß hier möglicherweise eine beabsichiigte Entwendung vorlag, daß es ein Fremder, der Reni gefolgt war, von Anfang an daraus abgesehen hotte, die Mappe an sich zu bringen.

Saßen noch andere Gäste in diesem Zimmer? fragte sie hastig.

Das Fräulein besohle.Es waren noch zwei Tische besetzt. An dem einen saß auch so eine lustige Gesellschaft bekommen, an dem andern zwei einzelne Herren, sie waren sehr lustig."

Irmgard horchte auf.Und wann sind sie weggegangen?"

Ich weiß es nicht genau. Es wird wohl kurz vor elf gewesen sein," lautete die Antwort.

Diese Auskunft war schlimm. Wenn wirklich einer dieser Herren die Mappe an sich genommen hatte, so würde sie nicht mehr auszufinden sein. Dann war nichts mehr zu machen. Reni würde nicht nur mit Schimpf und Schande ihre Stell« verlieren, es würden möglicherweise auch kriegswichtige Pläne und Mitteilungen in gänz­lich unberufene Hände fallen.

Irmgard dankte der freundlichen Bedienung. Sehr niedergeschlagen verließ sie das Lokal, ihre Hossn-mgen waren schon merklich herabge- stimmr. Sie überlegte, ob es setzt schon angezeigt war, sich mit dem Amtsrat Jlius in Verbindung zu setzen. Er hatte die Papiere ja schon gestern abend erwartet. Cs war immerhin möglich, daß er setzt bei Renis Chef anrufen würde oder schon dort angerusen hatte. Aber in diesem Falle würde ein Besuch oder Anruf ja nur ein Einge­ständnis von Renis Schuld bedeuten. Es war also besser, nichts zu unternehmen und lieber ab­zuwarten. Der Amtsrat würde vielleicht anneh­men. daß Dr. Bosse die Sachen noch nicht ent­behren könnte. würde sich noch einen Tag ge­dulden, wenn man Glück hatte.

Der nächste Weg führte Irmgard zum Fund­büro der Berliner Verkehrsgesellschaft in der Bernburgerstrahe. Es war jetzt schon seit ein paar Stunden geöffnet, es war also immerhin möglich, daß ein später Fahrgast oder di« Schaff­nerin selbst die etwa liegengebliebene Mappe in der U-Bahn gesunden und sie hier abgegeben hatte.

Irmgard hatte wieder Hoffnung gefaßt, als der Beamte sie setzt höflich und präzis nach ihren Wünschen fragte.

».Aktentasche? Sind heute schon zwei abge- aeben. Bitte, beschreiben Sie genaul"

Irmgard gab das Signalement der Mappe, das sie von Reni erhalten hatte.

Der Beamte prüfte seine Eingänge.

Dunkelbraun, mit zwei Schlössern, sagen Sie. Fräulein? Ne, sowas haben wir nicht, hier sind bloß schwarze abgegeben, und dann eine hell­braune, aber die liegt schon drei Wochen! Na, vielleicht kommt Ihre noch!"

Das war ein schwacher Trost sür Irmgard. Cs ging bald auf Mittag, und die Zelt drängte. Was nun? Was konnte sie noch unternehmen? Sie konnte doch nicht mit leeren Händen zu Reni zurückkommen, die ihre ganze Hoffnung auf sie gesetzt hatte!

Reni hatte inzwischen wirklich ein paar Stun­den geschlafen. Sie war völlig erschöpft nach all den Ereignissen dieser Nacht und nach der schreck­lichen Aufregung, die sie hatte durchmachen müs­sen. So war sie bald, nachdem Irmgard ge­gangen war, jn einen bleiernen Schlaf gefallen, aus dem sie erst nach Stunden unter angstvollen Träumen aufzuschrecken begann. Sie irrte durch den langen dunklen Tunnel der U-Bahn, sie stolperte über Schienen, sie lief keuchend vor­wärts, und doch gelang es ihr nicht, Olaf zu erreichen, der vor ihr herlief,, die braune Mappe unter dem Arm. Jetzt kam ein Zug von hinten, ein lauter Warnungspfiff ertönte, Reni schrie gellend auf. . .

Sie erwachte schweißgebadet. Zu ihrer Ver­wunderung befand sie sich in ihrem Bett, Helles Sonnenlicht flutete zum Fenster hinein. Er­schrocken sah sie auf die Uhr. Es war halb zwölf. Im gleichen Augenblick erwachte die Er­innerung an alles Geschehene mit voller Deut­lichkeit in ihr. und mit einem Schrei des Ent­setzens sprang sie aus dem Bett.

(Fortsetzung solgt>