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Nr. 4 Montag, den 6. Januar 1941 115. Jahrgang

-err Londoner Gtty attes Leben ansseidschi^

berichten neutrale AugenzeugenAn den Wiederaufbau des Wirtschafts- und Finanzzentrnms Englands nicht zu denken"

Angriff auf Avonmouth vom britischen Nachrichtendienst zugegeben

Inzwischen steht die Weltpresse noch immer, unter dem Eindruck des letzten deutschen Großangriffes auf Bristol selbst sowie auf London. Amerikanische Berichterstatter sprechen bezüglich Bri­stols von einem zwölfstiindigen Angriff Hunderter von deutschen Flugzeugen mit Brandbomben, der schweren Schaden verursacht habe. Die Bomben seien so dicht niedergeregnet, daß es den Feuerwehren, dem Militär und freiwilligen Helfern nicht ge­lungen sei, riesige Brände zu verhindern. Ein Londoner Eigen­bericht vonStockholms Tidningen" wird mit den Worten über­schrieben, daß fast die gesamte Londoner City niedergerissen wer- den müsse. Der Bericht stellt dann fest, daß die durch den Riesen- .brand entstandenen Schäden noch viel größer seien, als man zu­nächst wahr haben wollte. Aus Rauch und Ruinen werden ein vollkommen neues London aufgebaut werden müssen.

WehrmachSsbericht vom Samstag

Angriff stärkerer Kampfverbände gegen Bristol Große Brände und Explosionen Auch andere wichtige Ziele in Südengland angegriffen Trotz schlechter Wetter­lage gute Mfklärungsergebnisse

DRV. Berlin, 4. Jan. Das Oberkommando der Wehr­macht gibt am Samstag bekannt:

Trotz schlechter Wetterlage brachte die gestrige Aufklii- rnngstätigkeit der Luftwaffe gute Ergebnisse. In Südost­england wurde ein Flugplatz mit Erfolg angegriffen.

In der letzten Nacht griffen stärkere deutsche Kampfver­bände die Hafenstadt Bristol an. Zahlreiche Bomben aller Kaliber verursachten große zusammenhängende Brände und Ervlostonen. die a»f weite Entkernuna bin kicktbar waren.

Außerdem richteten sich Bombenangriffe gegen andere wich­tige Ziele in Siidengland.

Feindliche Flugzeuge griffen in der Nacht zum 4. Januar an vier Stellen Norddeutschlands an. Dabei warfen sie in der Hauptsache Brandbomben auf geschlossene Wohnviertel, in denen eine Anzahl Brände entstanden. Der militärische und kriegswirtschaftliche Schaden ist «nbeden- tend. Zwei britische Flugzeuge wurden abgefchossen» davon eins durch Marineartillerie. Ein deutsches Flugzeug wird vermint.

Wehrmachtsbericht vom Sonntag

Avonmouth und andere kriegswichtig« Ziele am Bristol» Kanal mit starken Kräften erfolgreich angegriffen.

Berlin, S. Jan. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Die Luftwaffe führte gestern nur bewaffnete Anfklärnna. durch. Luftbilder bestätigen den guten Erfolg de» Angriffe» auf Cardiff in der Nacht zum 3. Januar.

In der vergangenen Nacht wurden Avonmouth, da» als Hafenplatz für Bristol von besonderer Bedeutung ist. sowie mehrere andere kriegswichtig« Ziele am Bristol-Kanal mit starken Kräften erfolgreich angegriffen.

Feindliche Flugzeuge flogen ln der vergangenen Nachtimr mit schwachen Kräften in das Reichsgebiet ein. Sie warfen an wenigen Stellen «ine kleine Anzahl von Bomben, die nur unbedeutenden Sachschaden anrichteten. Militärischer oder wehrwirtschaftlicher Schaden entstand nicht.

in Vsv-iG

Berlin, 6. Ja«. In der Londoner City, dem Wirtschasts- und Finanzzentrum Englands, ist alles Leben ansgelöscht, be­richte« neutrale Augenzeugen. Der Anblick der Trümmerstätte sei trostlos. An den Wiederaufbau der City sei nicht zn denken.

Der Angriff auf Avonmouth wird vom englischen Nachrich­tendienst zugegeben.

H« de« Ruinenfelder« der Londoner City

Spanische Augenzeugenberichte

Madrid, 5. Jan. Der Londoner Berichterstatter der Zeitung da", Assta, schreibt, daß nach vier Tagen intensiver Arbeit die Brandbrigaden in der Londoner City, dem Stadtkern, ihre Ar­beit immer noch nicht beendet hätten. Technische Brigaden seien besonders zur Sprengung von einsturzgefährdeten Häusern ein­gesetzt worden. Darunter befinden sich zwei große Blocks von VLrohäusern. Andere Kräfte seien damit beschäftigt, die Kamine und Schornsteine abzureißen, die die Gewalt der Feuersbru <t allein Übrig gelassen habe. Die Räumkolonnen seien außerdem dazu eingesetzt, unter den Trümmern nach irgendwelchen übrig- gebliebenen Wertgegenständen zu suchen. Der Autobusverkehr werde nur bis zum Eingang der engen Durchlässe durch die Auinenberge des ehemaligenMaklertempels", der Börse, der heute in einenVulkantempel" verwandelt werde, geführt. Trotz­dem bewege sich bereits eine große Menschenmenge, darunter viele der jetzt arbeitslosen Viiroangcstellten, in dem Ruinenfeld, um da« Problem der Obdachlosen zu lösen, hätten viele der Firmen di« noch ein Dach über dem Kopf haben, von ihren Räumlichkei­ten ««geboten. Diese Gastfreundschaft sei aber in vielen Fällen sehr problematisch, denn entweder hätten diese Räume keine Fen­ster oder keine Heizung oder kein Wasser, oder keines von allen dreien.

Der Londoner Berichterstatter der ZeitungABC", Calvo, schreibt, daß die City einen trostlosen Eindruck mache. Er stellt fest, daß die Zahl der gesperrten Straßen und der zerstörten Häu­ser so groß sei, daß der Verkehr sich schwieriger denn je gestalte. Der Berichterstatter bezieht sich sodann auf die Zahl der Bom­bardierungen und Alarme in London im Jahre 1940. Wenn man bedenke, so schreibt er, daß die von britischer Seite genannte Zahl von 400 Luftalarmen und 1180 Alarmstunden sich nur aus die Monate September bis November beziehe also in drei Mona­te« fast fünfzig Tage Alarm (!) (der zusammenfassende OKW.- Bericht meldete 450 Aalarme vom 6. September bis zum Jahres­ende), dann könne man rechnen, daß der letzte großeKehraus" beginnen werde, sobald sich das Wetter bessere. Der Bericht­erstatter schreibt dann, daß in letzter Zeit ein neues Wort im englischen Sprachschatz geprägt wurde, das Wortcoventrisieren". Damit bezeichne man ähnliche Fälle wie die Zerstörung Coven­trys durch den deutschen Luftangriff. Die Londoner Zeitungen forderten die Bewohner dringend auf, dafür zu sorgen, daß so­fort überall die nötigen Löschgeräte angeschafft werden, um schnellstens die Brände löschen zu können, denn es sei jetztMo­de", Großbritannien mittels Brandbomben zucoventrisieren".

Der Korrespondent vonNya Dagligt Allehanda" in Stock­holm meldet: Den ganzen Tag stürzten dort Ruinen mit ge- nnrltigem Krachen ein. Ueberall wälzten sich dichte Staubwolken über das Gebiet der City. Große Warnungstafeln wiesen auf die Lebensgefahr hin, der sich diejenigen aussetzten, die sich in die Näh« der Sprengstellen begäben. Den ganzen Tag lang lagerte «m Samstag ein schwerzer Rauchschleier über London, und bis­weilen verschwand sogar der hohe Turm der St. Pauls-Kathe­drale völlig in Rauchwolken. Unmengen von Telesonarbeitern find dabei, provisorische Telefonleitungen zu legen, da die deut­schen Fliegerbomben über 20 Telefonhauptleitungen zerrissen haben. Da die Repnraturarbeiten an den zerstörten Telefonanla­gen überhaupt nicht mehr bewältigt werden können, müssen meh­rere provisorische Telefonämter eingerichtet werden, von denen aus im Falle eines telefonischen Anrufes Boten zu solchen Fern­sprechteilnehmern geschickt werden, deren Telefonleitungen noch nicht repariert werden konnten.

Englischer Bericht über den neuen Angriff

Berlin, 5. Jan. Von Tag zu Tag müssen Churchill und seine krlegsverbrecherische Clique mehr einsehen, daß ihre voreilige Prophezeiung, der Winter werde der beste Bundesgenosse Eng­lands sein, nur ein eitler Wunschtraum war, bestimmt dazu, das englische Volk über die sehr ernste Lage hinwegzutäuschen. Die deutsche Luftwaffe hat dies den Kriegsbrandstiftern an der Themse gerade in den letzten Tagen schlagend bewiesen. Ueber de« in der Nacht zum Sonntag mit starken Kräften durchgeführ­ten Angriff auf Avonmouth, das als Hafenplatz für Bristol von besonderer Bedeutung ist, sowie auf andere kriegswichtige ^Zele am Bristol-Kanal schweigt sich deshalb die britische Lügen- zentrale auch wieder nach altbekannter Gewohnheit so gut wie »Illig aus. In wenigen dürftigen Worten wird lediglich mitge- teltt, daß feindliche Flugzeuge in der Nacht zum Sonntag eine Anzahl von Angriffen gemacht hätten, die den größten Teil her Nacht über andanerten. Hauptsächlich sei eine Stadt im Westen vM England angegriffen worden, wo Brände entstanden sind undeinige Schäden" verursacht wurden.

Moral der italienischen Truppen unversehrt" wagen"Zeit zur Sammlung gewonnen

DNB. Rom, 5. Jan. In seiner an die italienische Wehrmacht gerichteten Ansprache erklärte der Direktor desTelegraso", Ansaldo, am Sonntag abend:Im hentigen Wehrmachtsbericht wurde gesagt, daß die Schlacht von Bardia noch weitergeht. Halten Bergonzoli und seine Soldaten, während ich zu Euch spreche, den Engländern noch stand? Es kann sein, daß sie an­gesichts der überwältigenden Lawine der Panzerwagen, der Flotte und der Artillerie der Engländer nachgebe« muhte«.

Die Tatsache, daß die entschlossene, starke und glänzende Ver­teidigung Bardias durch General Bergonzoli 20 Tage lang dauerte, ist für Euch, ist für uns, auch wenn Bardia gefallen ist, ein Anlaß, stolz zu sein!Durch das lange Standhalten sei, so führte Ansaldo aus, die englische Offensive unterbrochen und den italienischen Truppen in Libyen Zeit zur Sammlung gege­ben worden. Durch ihren Widerstand hätten aber auch General Bergonzoli und seine Truppen vor aller Welt bewiesen, dag der Kampfwrrt und Kampfgeist des italienischen Heeres unbe­irrt geblieben ist.

Darum wehe den Italienern, die mit einem Wehrmachtsbe­richt wie dem heutigen sich ihren üblichen Vergnügungen Hin­gaben, ohne nicht einmal heute, während man in Bardia so bitter kämpfte, für Minuten lang ernst nachzufinnen! Dies find keine Italiener, die dieses Namens würdig find.

Die Welt steht heute", so schloß Ansaldo seine Ansprache,an einem Wendepunkt inmitten furchtbarer Kämpfe und llmwäl- zungerr. Für den Einzelcn gibt es nur ein Heil, sich mit seinem ganzen Herzen und mit seiner ganzen Kraft und mit seinem gan­ze« Willen für sein Vaterland und nur für sein Vaterland ein­zusetzen".

Bisher 138 00ü VNT. feindlichen Schiffsraumes von italie­nischen U-Booten versenkt Die Schlacht um Bardia von neuem entbrannt

DNB. Rom, 4. Jan. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Samstag hat folgenden Wortlaut:

Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt am Samstag bekannt:

Im Grenzgebiet der Cyreuaika hat der Feind an der Front von Bardia zu Lande, zu Wasser «nd von der Lust aus mit star­ken Kre'ten angegrisfen; die seit 9. Dezember währende Schlacht ist von neuem entbrannt.

Unsere unter dem Befehl von General Bergonzoli stehenden Truppen leisten mit äußerster Erbitterung Widerstand und fügen dem Feind beträchtliche Verluste zu. Formationen der Luftwaffe nehmen unaufhörlich am Kampf teil und belegen Flotteneinhei­ten, Stützpunkte, Truppen und Kraftwagenkolonnen des Gegners mit Bomben und Masckinenaewehrfeuer. Die Schlacht dauert an.

Widerstand gegenüber einer Lawine von Panzer- " Ansaldo zu den Kämpfen in Bardia

Drei unserer Flugzeuge sind nicht zu ihrem Stützpunktzürück- gekehrt.

An der g r i e ch i s ch e n F r o n t Streifen- und Artillerietätig- keit. Trotz ungünstiger Wetterlage haben unsere Vombersorma- tionen wirksame Angriffe auf militärische Anlagen «nd Trup- penzusammenziehungen des Gegners durchgeführt.

In Ostafrika führte an der Sudangrenze unsere Artillerie mit sichtlichem Erfolg Beschießungen durch. Von feindlichen Ab­teilungen unternommenen Versuche, unsere vorgeschobenen Posten zu überraschen, scheiterten an unserer heftigen Gegenwirkung.

Feindliche Flugzeuge haben einen unserer Stützpunkte, ohne Schaden zu verursachen, mit Bomben belegt.

Eines unserer Unterseeboote unter dem Befehl von Kor­vettenkapitän Giuseppe Caridi hat im Atlantischen Ozean 15 000 Tonnen englischen Handelsschiffsraumes versenkt. Bisher haben unsere auf den Weltmeeren tätigen Unterseeboote 138 000 Tonnen feindlichen Schiffsraumes versenkt.

Heftige Kämpfe an der Vardia-Front Lebhafte Tätigkeit der italienischen Luftwaffe. Acht felnd» liche Flugzeuge abgefchossen.

Rom, 5. Jan. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Sonntag hat folgenden Wortlaut:

Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: Di« Schlacht an der Bardia-Front hat während des ganze» gestrigen Tage« mit zunehmender Heftigkeit angehalten und ist zur Zeit im Gange. Jagd- «nd Kampsformationeu habe« daran teilgenom­men, indem sie an verschiedenen Stelle» feindliche Truppe« «kt ME.-Feuer «nd Sprengbombe« belegt »nd Panzerwagen zu« Stehen gebracht und vernichtet haben. Trotz heldenhafte» Ein­satzes unserer Land- nud Luftstreitkräfte find einige befestigte Stellungen dem Feind in die Hände gefalle«. Die Luftwaffe hat wiederholt feindliche Flottenstreitkräfte vor Bardia sowie mili­tärische Kolonnen bombardiert.

- Feindliche Einflüge auf unsere Flugplätze haben den Mann­schaften und dem Material nur geringen Schaden zugefiigt.

Im Verlauf der Luftkämpfe haben unsere Jäger bisher acht feindliche Flugzeuge brennend zum Absturz gebracht. Drei unserer Flugzeuge find nicht zurückgekehrt.

»An der griechischen Front haben wir im Verlauf von Aktionen lokalen Charakters Waffen erbeutet und Gefangene ge­macht. Flugzeugformationen haben in Bewegung befindliche feindliche Truppen mit ME.-Feuer und mit Bombe« belegt.

InOstafrika haben feindliche Flugzeuge Bomben und Flug­zettel auf einige Ortschaften in Somali-Land abgeworfen.

An der Sudangrenze die übliche Artillerie-Tätigkeit.