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Naqolder Tagblatt ..Der Gesellschafter"

Monivg, de« 29. Dezember 1941

Last dir nicht banqe machen, was wohl daraus werden möchte, wenn du jetzt dies beginnen möchtest oder jenes! Immer wird nichts als du, denn was du wollen kannst, gehört auch in dein Leben. Schleiermacher.

Z8. Dezember: 1836 Afrikaforscher Georg Schweinfurth geb.

Die Eröffnung dee Wollsamnriuug

am Samstag. 27. Dezember

Die Sammlung wurde von Ortsgruppenleiter Ratsch mit einer kurzen Ansprache eröffnet. Bereits am ersten Sammeltag, «n Samstag nachm., wurden u. a. folgende Gegenstände abge­geben :

41 Pullover und Westen. 77 Paar Socken und Strümpfe, 27 Hemden und Unterjacken. 14 Unterhosen. 9 Ohrenschützer. 45 Knie- und Pulswärmer. 98 Pelze. 5 Pelzwesten, 1 Paar Pelz- ftiefel, 1 Pelzmantel. 19 Paar Handschuhe. 43 Schals. 10 Woll­decken, 1 Paar Ueberschuhe, 1 Paar Schistiefel, 4 Paar Schi mit Bindungen und Stöcken.

Dieses Ergebnis von nur einem Tag zeigt, wie freudig die Heimat für die kämpfenden Truppen im Osten alle ihre Woll- «nd Pelzsächen. die einigermaßen während des Krieges ent­behrt werden können spendet. Die Sammlungsarbeit ist so «ganistert, daß dank der Mitarbeit der Frauenschaft in der Rähstube und der sonstigen Helfer Vorsorge getroffen ist. daß die gespendeten Sachen so rasch wie möglich und in sofort gebrauchs­fähigem Zustand den Soldaten zu Gute kommen.

Ein Opfer wird diese Spende für uns erst dann sein, wenn nicht nur die ausrangierten Sachen, sondern in der Hauptsache solche gespendet werden, die für uns auch ein tatsächliches Opfer darstellen. Die Sammelstelle in der Eewerbeschuie sl. Stock) ist bis einschließlich 4. Januar 1942 je von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet, ausgenommen am 1. Januar.

Eile tut not!

Weitere Einzelheiten zur Wollsammlung Wie bereits mitgeteilt wurde, erhält jeder Spender «4 « e Quittung über alle von ihm abgelteferten Gegenstände. Wo die dafür vorgesehenen Vordrucke noch nicht vorliegen sollten, «erden die gespendeten Sachen in eine Liste eingetragen, so daß d-e zuständige Ortsgruppe der NSDAP, über eine Grundlage »erfügt, auf Grund deren sie dann die Urkunden anfertigen kann, bi« später den Spendern zugestellt werden sollen, und auf denen bi« abgelieferten Gegenstände wiederum verzeichnet sein werden. Eine Erleichterung des Abholgeschäfts läßt sich auch dadurch er- »eichen, daß der Spender selbst ein Verzeichnis der von ihm zur Verfügung gestellten Sachen in doppelter Ausführung anfertigr, »ovon eine, vom Abholer quittiert, im Besitz des Spenders ' er- Zleibt, die andere vom Abholer mitgenommen wird. Die Spender »on Skistiefeln bekommen auf Wunsch einen Bezugschein für ein Paar Straßenschuhe, die Spender von Skiern eine Bescheinigung, bi« nach dem Krieg zum bevorzugten Bezug von neuen Skiern berechtigt.

Kein direkter Versand durch die Feldpost! .

Schließlich sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Ueberfüh- »ng der Spenden an die Front so beschleunigt durchgeführt «ird, daß die Sa^en dort viel schneller eintreffen werden, wie bies beim Einzelversand mit der Feldpost möglich wäre. Vor allem verkehrstechnische Gründe verbieten es, daß die Spender ihre Sachen selbst direkt an ihre Freunde und Bekannten an der Krönt verschicken

Die Frauen werden gerufen!

Die Reichsfrauenführeri« Scholtz-Klink hat einen Aufruf er- lbssen, in dem es heißt: Wir Frauen können unsere Hilfsbereit­schaft für die Front beweisen und unsere ganze Tatkraft für diese Aufgabe einsstzen. Nicht nur fertige Wintersachen sollen aus Kästen und Schrärken bereitgestellt werden, sondern wir wollen mit Geschick und Erfindungsgabe Altes zu brauchbarem Winter­zeug für die Front umarbeiten. Was aber in den Haushalten nicht umgearbeitet werden kann, wird in den Nähstuben der NS.- Hraucnschaft instandgesetzt. Dafür werden ungezählte helfende Hände gebraucht. Ich rufe daher die deutsche Frau zu diesem be­benderen Einsatz und bitte sie, sich in den Ortsgruppen zur Mit- «»eit zu melden.

Alle Skier für unsere Soldaten!

Um den Eesamtbedarf der Wehrmacht an Skiern und Skistiefeln zu befriedigen, werden alle Skiläufer aufgesordert, ihre Skier und Skistiefel für die Wehrmacht abzugeben. Ausgenommen "nd alle noch nicht zur Wehrmacht einberufenen Angehörigen der H2., ferner die gesamte Bergüevölkerung, soweit sie die Skier zu be­ruflichen Zwecken benötigt, und die Skilehrer. Die Spender von Skistiefeln erhalten für jedes Paar abgegebene Skistiefel einen Bezugschein auf Straßenschuhe. Wer Skier abgibt, erhält eine Vergütung. Die Auszahlung der Entschädigung erfolgt einige Wochen nach Abschluß der Sammlung gemäß näherer Bekannt­machung. Es wird erwartet, daß alle Skiläufer den Appell zur Abgabe ihrer Skier beherzigen. Unsere Soldaten benötigen sie dringend. Gleichzeitig ist für alle Verkehrsmittel eine Transpori- fperre für Skier verhängt worden. Der Reichssportführer hat die Skiveranstaltungen für diesen Winter abgesagt.

Vorschläge zur Verwertung von Wollstoffresten

Etnlegesohlen werden folgendermaßen hergcstellt: Zunächst wird ein Schnitt durch Ausstellen eines Herrensnßes auf ein Blatt und Abzeichnen der Konturen angeferiigt. Zu jeder her­zustellenden Sohle gehören zwei Stücke. Um eine gute Fütterung zu erreichen, legt man am zweckmäßigsten vier bis fünf Blatt Zeitungspapier, das in der gleichen Form ausgeschnitten ist, zwi­schen die beiden Stofflagen und näht nun mit der Maschine zu­nächst den äußeren Rand. Um ein Verschieben der Papierein­lagen zu vermeiden, mutz die Sohle nunmehr kreuz und quer durchgesteppt werden. Es werden Einlegesohlen von SÄukiqröirer» 41 bis 48 gebraucht.

Zehenschütze,, di« aus reiner Seide (alten Seidekleidern usw.f hergestellt auf der bloßen Haut getragen werden, sind ei» seht gutes Kälteschutzmittel. Der Schnitt hierzu wird genau 1» wie bei der Einlegesohle, jedoch nur bis zur halben Fußlänge, g»- zeichnet. Das Oberteil muß mit Rücksicht auf die Wölbung de» Fußes am Hinteren Ende 56 Zentimeter breiter geichnittr» sein. Beide Teile werden nun an den Kanten zrssammengenäht, so daß sich die so gewonnene Tasche bequem über den Ln» ziehen läßt.

Brust- und Lungenfchützer kann man sehr einfach aus Wokb- decken, Plüschportieren und dicken Vorhangstoffen unfertige». Man schneidet sich zunächst einen Streifen von 50 Zentimet»» Breite und 100 bis 110 Zenrimeter Länge, legt ihn in oer Breit» zusammen und schneidet nunmehr im Kniff der die Schulter« bildet in der Mitte das Halsloch aus. Die Maße hierfür e»- hält man am einfachsten durch Ausmessen einer Herrcnhutweit«. Von beiden Seiten des Kniffes werden nunmehr je 7 Zentimets» in leichten Bogen bis zur Mitte oer Seitenteile verlaufend «b» Achseln ausgeschnitten. Sofakissen lassen sich in der gleich»» Weise bequem zu Brust- und Lungenschützern verarbeiten.

Kopf- und Ohrenschützer können aus Damenftriimpfen he» gestellt werden Man schne-det von der oberen Beinlänge Stücke von 30 Zentimeter und zieht das engere Teil mit einem feste» Faden dicht zusammen und vernäht den Zipfel gut. Zwei bis dr«r dieser so erha'tenen Beutel iibereinandergezogen bilden em«t» hervorragenden Schutz gegen Kälte.

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Frau Luna"

Frau Luna" war jene Meisteroperette Paul Linckes, die, ursprünglich nur für die Berliner und ihre spezifische Atmosphär« geschrieben, sich mit ihren zündenden Melodien bald die Welt eroberte und den Ruf des Komponisten endgültig festigte. Auch heute sind diese Walzer und Couplets nicht weniger bezaubernd wenngleich es unmöglich wäre, etwa die Operette als solche z« verfilmen. Zuviel darin war auf den damaligen Zeitgeschmack zugejchnitten. Theo Lin gen hat sich aber mit Gewandtheit

ILOjShv. Lkederkvauz k« Kohedovs

Mit seiner 100. Generalversammlung, die traditionsgemäß am 2. Weihnachtsseiertage im Gründungs- und Vereinslokal zur Sonne" abgehalten wurde, verband der Liederkranz sein 100- läbriges Bestehen. Die Stirnseite des Saales schmückte die alte Vereinsfahne inmitten zweier Tannen. Eine ganz überraschend große Anzahl Zahl Sänger und Sangesfreunde hatte dem alten Verein die Ehre des Besuchxs gegeben. Vor allem war der Ver. Lieder- und Sängerkranz Nagold, dessen Vorfahren be­reits vor 100 Jahren liebwerte Gäste hier waren, mit stattlicher Sänaerzahl anwesend. Der Sängerkranz Mindersbach war ge­schlossen zu Tal gekommen, um am Jubiläum teilzunehmen. Wir freuten uns aber ebenso auch, als wir Ebhaufen vertreten sahen. Von weiteren Einladungen war abgesehen worden.

Der Hundert-Jahrfeier sollte zeitbewußt nur der bescheidenste Rahmen gegeben werden. Der erste Teil derselben, die General­versammlung. wurde deshalb mit dem Gruß an.oas um seinen Weiterbestand ringende VaterlandWir grüßen dich du Land der Kraft und Treue" eingeleitet. Ehrenvorstand Vareis entbot den Gästen den Sängern, auch den Weihnachtsurlaubern und den Sangesfreunden herzliche Begrüßungsworte und ver­band damit den Wunsch dieses große Zusammensein so vieler Sänger möchte dem deutschen Lied immer noch mehr Freunde zuführen. Vor Beginn der Tagesordnung wurde ehrenvoll des aus dem Kampffeld gebliebenen aktiven Sängers K. Bäuerle gedacht undMorgenrot" als letzten Sänqergruß ihm gewidmet Kassier Vollmer und Schriftführer Poeschel trugen ihre Jahresberichte vor. denen anerkennende Entlastung gegeben werden konnte. Zum Abschluß dieses gedrängt vorqenommenen geschäftlichen Teiles sang der Ver. Lieder- und Sängerkranz Nagold den Feierstimmunq weckenden Chor:Der Tag des Herrn" und gab damit dem weiteren Verlauf eine würdige Einführung.

Zur 100-Jahrfeier gab Ehrenvorstand Bareis ein erläu­terndes Wort, warum das Vereinsjubiläum so einfach geplant worden sei. Mit dem Chor des JubiläumsvereinsHebt die Herzen empor" kam die 100-Jahrfeier zu ihrem Recht. In ihrem Mittelpunkt stand das ist außer Zweifel die Ansprache des dazu berufenen alten Schriftführers. Ausgehend von der vaterlän­disch ernsten Stunde, di« nur einen in würdige Form gekleide­ten Hinweis auf ein so bedeutsames Vereinsqeschichtsdatum zulasse, nahm er den Anlaß wahr, die Altväterlieder hervorzu­holen. Aus ihnen klingt bereits, das stellte er unter Beweis, Heimat- und Vaterlandsliebe. Deutsche Sänger waren es. die die erste und nachdrücklichste Vorkämpferarbeit leisteten zur Eini­gung der deutschen Volksstämme. In dem großen vaterländischen Melodienkranz findet man manches Reislein, das durchs Volk

getragen wurde und zur Einheit aufrief. Von einst bis herauf zur Gegenwart strebten die deutschen Sänger danich. das Vater­land vor allem in ihren Weisen herauszuheben. Die aufmerk­same Zuhörer findende Ansprache schloß mir einem Gruß an de« Führer, an die Wehrmacht und an das Vaterland und de» Weiheliedern der Nation.

Bekräftigend dazu trug der Sängerkranz Mindersbach mit großem Beifall dafür belohnt, den Chor vor: ..Der letzte Ritt!" Hoheitsrräger Otto Bareis sprach dem Liederkranz in ga«j vortrefflichen Worten die Glückwünsche der Partei aus. ihm wünschend, daß die Sänger wie bisher in selbstloser Weise durch die Pflege des deutschen Liedes in alter' Treue für Gemeinde und Staat ihren hohen Idealen nachgehen. Bürgermeister Schmid beglückwünschte von sich selbst aus und im Namen k-er Gemeinde den Jubiläumsverein. Gemeinde und Liederkranr feien und bleiben miteinander eng verbunden. Vorstand Ott sprach im Namen des Vereinigten Lieder- und Sänqerkranzes Nagold. Der Rohrdorfer Liederkranz sei zwar ein^ kleinerer Verein, aber im großen Deutschen Sängerbund auch eine fürs Großdeutsche schaffende, tätige Zelle, die es mit Recht verdient habe, für ihre lange Kulturmitarbeit nicht nur beglückwünscht, auch durch Besuch beehrt zu werden. Einen weiteren beachtliche« Glückwunsch sprach Prokurist E. Gauß von der Schwarzwälder Tuchfabrik aus. Er begrüßte die Tätigkeit des Liederkranzes, dessen Begründer wie aus den geschichtlichen Unterlagen her­vorgeht - - dem Wollenqewerbe angehörten und beglückwünschte ihn clunfalls zum Abschluß des 1. Jahrhunderts Vorstand S. Spitzenberner gab für die zum Wehrmachtsdienst Einbe­rufenen der Freude Ausdruck, daß der Liederkranz durch das bereitwillige Einspringen der alten Sänger in die entstandene« Löcken noch sangesfähig geblieben sei. An die Alten müsse ma« sich jetzt wieder halten.

Ein rasch zusammengestellter MassenchorWo gen Himmel Eichen ragen" gab Anlaß zu kurzem edlem Sangeswettstreit. der der eindrucksvollen Jahrhundertfeier einen guten Ausklang qat. die in ihrer Schlichtheit dennoch Würde trug und eben deshalb erinnerungswert bleiben wird.

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Als Helene drei Schaufel Erde auf den Sarg wirft, bricht die Sonne für einen Augenblick durch das Gewölk.

Leb wohl, mein lieber Burschi, denkt sie und fühlt ein Frösteln über ihre Schultern rieseln.

Immer noch steht sie an dem Grab, als die Menschen Ich schon alle entfernen. Es läutet vom Turm der Aus- segnungshalle das Glöcklein schon wieder jemand anderem zur letzten, verläßlichen Ruhe.

Es regnet wieder, und der Regen baut eine rauschende Wand um das frische Grab und die junge, verlassene Frau. Der Regen tropft in ihren gesenkten Nacken, ohne daß sie er fühlt. Erst als eine Hand sich um ihre Schulter schmiegt, blickt sie verstört auf.

Komm, junges Weiberl", sagt er leise tröstend.Dein Leben geht weiter."

Und er führt sie langsam hinweg, ohne daß sie ihn fragt, woher er denn komme.

Benjamin hat in der Zeitung von dem jähen Tod des Malers gelesen und hat sofort gewußt: Die Helene braucht mich jetzt. Er bringt sie nach Haufe und fchläft diefe Nacht An Haufe. Am andern Morgen erst kann er die ersten, ver- »ünftigen Worte mit ihr sprechen.

Bom kommenden Frühling spricht er, vom Kar und »vn den Bergen um den Dornegg. Schrittweise gelingt es chm, ihr verschlossenes Herz ein wenig zu öffnen und ihre Sedanken auf die Zukunft hinzurichten. Bis sie endlich jagt:

Ja. ich will hier alle» abschließen und mit dir auf bas Kar gehen. Aber ich werde in meinem Leben nicht «ehr froh, Benjamin. Hier drinnen, in meinem Herzen

ist etwas gestorben und mit Burschi mitgegangen zur ewigen

Ruhe."

Der Alte denkt: die Zeit wird heilen und helfen. Ein Herz zerbricht nicht so leicht, denn es ist ein kleines und eigensinniges Ding und klammert sich an das Leben wie jedes lebende Ding.

*

Zur selben Stunde, als man den Maler Franz Fichten- thaler unter die Erde bettet, öffnet sich in einer anderen Stadt dem Dorneggbauern Peter Bichler das Tor des Ge­fängnisses.

Er ist frei und steht nun auf der Straße, ohne recht zu wissen, was er nun beginnen soll.

Es regnet auch hier. Die Tropfen schlagen kreischend auf die Fensterbleche und zerstieben blaß in lausend feinste Perlen, als weine der Himmel, weil da nun ein Mann steht, allein und verlassen auf fremder Straße und nicht weiß, wie er sich nun wieder hineinfinden soll in ein Leben der Ordnung und der festen Ruhe.

Fast zwei Jahre hat er gesessen. Eine lange Zeit, wenn man zeitlebens in einer solchen Freiheit gelebt hat wie auf dem Dornegg. Dorthin wird er nun wohl wieder zurück­gehen, denn schließlich ist sein Haus noch dort, leine Acker und Wiesen. Wenn er jetzt den Zug benützen würde, könnte er gegen Abend im Dorf sein. Aber es ist nicht gut, am Abend durch das Dorf zu gehen, wo jeder Mensch ihn sieht. Da ist's schon besser, man wartet, bis die Dunkelheit kommt. Und jo sucht zunächst Peter Bichler ein Heines Gasthaus auf, bestellt sich Bier und etwas zu essen, obwohl der Hunger nicht gerade groß ist. Aber es gelüstet ihn, das Essen ein­mal wieder anständig auf weißen Tellern auf den Tisch ge­stellt zu bekommen und nicht in grauen Schüsseln durch ein Guckfenster hereingereicht.

Kaum aber sitzt er in der gemütlichen Gaststube, möchte er schon wieder aufspringen und fortrennen. Ihm ist. als müsse ihm jeder Mensch ansehen, woher er soeben komme. Darum ist es ganz gut, wenn er auf den Dornegg zurückgeht. Dort sind keine Menschen, und er kann allein dort seine Schande austragen. Freilich, es wird ein hartes Anfängen

sein. Kein Vieh, die Acker unbestellt, die Wiesen nicht ge­düngt. Einfach gar nichts. Auch kein Geld, mit dem er hätte etwas anschaffen können. Die paar Mark, die noch in seinem Besitz sind, reichen vielleicht für eine Ziege. Die Herren, für die er einst geschmuggelt hat, die helfen ihm sicher nicht, ob­wohl sie allen Grund dazu hätten, weil er ihre Namen ver­schwiegen, und dadurch seine Strafe viel höher ausgefallen ist. Nur wegen seiner guten Führung hat man ihn einige Monate früher entlassen.

Endlich wird es Zeit, sich nach dem Bahnhof zu begeben. Nach ein paar Stunden Fahrt kommt er in seinem Heimat­dorf an. Es ist Nacht und es begegnet ihm bis zum Bürger­meisteranwesen kein Mensch. Dort sitzen sie gerade bei der Abendsuppe, als der Dornegger eintritt.

Vielleicht mag das schwache Licht der Petroleumsunsei schuld sein, daß man ihn nicht gleich erkennt. Vielleicht aber hat er sich wirklich so verändert in der Gefängnisluft.

Der Dornegaer räuspert sich.

Guten Abend!"

.Guten Abendl" antwortet der Bürgermeister.Was wünschen Sie?"

Ich glaub gleich, du kennst mich nicht mehr?"

Ja, wirklich, der Dornegger ist's", wundert sich der Bürgermeister, und die Kinder gaffen ihn mit offenen Mäu­lern an, denn sie wissen ja, daß der Dornegger eingesperrt war. So also sieht einer aus, der aus dem Gefängnis kommt, so mager und blaß.

Möchtest gewiß deinen Schlüssel haben?" fragt der Bürgermeister.

Ja, den Schlüssel möcht ich."

Komm mit in die Kanzlei."

Als der Bürgermeister dem Dornegger de« Schlüssel ausgehändigt, fragt er ihn:

Was willst jetzt tun?"

Peter zuckt die Achseln.

Von vorn ansangen halt. Vielleicht find ich so eine» Dummen, der mir ein paar hundert Mark borgt, daß ich wenigstens eine Kuh kaufen kann."

(Fortsetzung folgte