Schworzwald - Heimat
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Das Wartezimmer des Zahnarztes ist kür man. chen eine unbeliebte Einrichtutig. In Erwartung kommender Unannehmlichkeiten sitzt man gedul- big, weil man Warten gelernt hat und weil es sowieso wenig eilt, unter den surrenden Bohrer zu geraten. Man blättert in Zeitschristen, die last innrer älteren Datums sind. Die Silben, und Kreuzworträtsel sind unter mehrfacher Beteiligung, wie die verschiedenen Schriften zeigen, überall gelöst. So sitzt man eben da. liest oder schaut unbeteiligt aus dem Fenster.
In diese ahnungsvolle Stille, in die nur manch, mal ein Wort des Arztes nebenan lädt oder da? Klappern der Instrumente hörbar wird, platzt da .neulich ein Dreikäsehoch mit seiner Mutter. Alles an ihm ist zappelnde Ungeduld. Die Beine sind in dauernder Bewegung, die Augen laufen er- wartungsvoll spazieren aus der Suche nach neuen Dingen. Und erst das Mäulchen: „Mutter, gib mir die Zeitung! WaS ist das? Und das? Und das? — Oooh Soldaten, viele Soldaten, grad wie Vater! Und Panzer. Mutter, gelt, das ist ein Tank? Was ist dann das? Und immer wieder: Mutter, dauert es noch sehr lange?
Geduldig gibt sie Auskunft, geduldig mahnt sie den ungebärdigen Sohn zur Ruhe, natürlich ver- geblich, denn der junge Mann ist viel zu aufgeregt. Kann man es ihm verübeln? Es ist doch allerlei verlangt, so lange stillfitzen und aus den zähn«, bohrenden Onkel Doktor warten zu müssen. Die Wartenden blicken voller Mitgefühl auf Mutter und Sohn. Da spricht diele als letzten erziehe- rischen Trumpf das große Wort: Frihle. wenn du jetzt nicht artig bist, darfst du nie mehr zum Zahnarzt!
Wahrhaftig, Fritzle. da? Quecksilber, erstarrt auf der Stelle — wenn auch nur vorübergehend — zu einem Musterknaben, und während wir halb beschämt ob der eigenen Zaghaftigkeit und balb erheitert ob der fürchterlichen Drohung den Kna- ben Fritz ob seiner unbefangenen Erwartung?, freud« willen bestaunen, belMe^en wir heimlich ihn uns so gut wie möglich zum Vorbild zu yehmen.
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Die Hiandaer'chie der Heimat
Ueber das Wesen der Sondergerichtr herrscht in der Oeffentlichkeit vielfach noch Unklarheit. Dabei kommen die Sondergerichte, die eS ja schon vor dem Krieg gegeben hat. dem ge- sunden Rechtsempfinden des Volkes am meisten entgegen. Sie schützen die Heimat vor Ueber- griffen asozialer Elemente.
Auch diese Gerichte sind an Gesetze gebunden. Von den Sondergerichten werden vor allen Dingen Bolksschädlinge abgeurteilt. Plünderer, Verdunkelungsverbrecher Diebe, die Luftschutzgepäck berauben, werden mit dem Tod oder mit Zuchthaus bestraft. Wer sich gegen schutzlose Frauen vergeht, deren Männer oder Söhne im Feld stehen, kommt vor das Sonder- gericht, ebenso, wer sich fälschlich als Verwunde- ter oder Bombengeschädigter ausgibt, um so Vor- teile zu erlangen. Auch Straftaten gegen die KriegswirtschaftSverordnung finden hier ihre kühne. Bolksschädlinge. die feindliche Angriffe aus die seelische Haltung des Voltes unterstützen z. B. durch Verbroitung zersetzender Nachrichten werden von den Sonde^oerichten abo-nrteilt. die im wahrsten ^-nn des Wortes die Standgerichte der Heimat sind.
Mir man das ^ «rocht
Der weitere- Fettaustausch von 250 Gramm Fleisch für 125 Gramm Butter macht manchen Hausfrauen immer noch Sorge, weil ihnen die- ler Teil der Fettration beim Kochen fehle, die dafür ausgetauschte Fleischportion aber gleich ver« braucht sei. Wenn diese Hausfrauen nun den fetten Teil des auf Abschnitt ^ 1 und ^ 2 der blauen Grundkorte für Normalverbraucher erhältlichen Schweinefleisches abschneiden und fein- geschnitten mit ein wenig Wasser in der zuge- deckten Pfanne langsam auslassen, dann können sie dennoch zu dem begehrten Fett kommen.
Fett kann man sparen, wenn man statt in der Pfanne gebratene Gerichte gedünstete Speisen, Klöße, Eintopfsuppen und dergleichen »»bereitet. Sehr zu empfehlen ist auch die Her- stellung von Aufläufen. Die Form wird ringe-
Die Berge rufen uns zur Pflicht.
Mädel leb wohl und weine nicht, der Berg ist unser Kainpfgebiet, hoch droben schallet unser Lied:
Wir sind' die Bergsoldaten droben in Fels und Eis, am sturmumtosten Höhen ganz nah dem Edelweiß.
Und halten wir dort oben Wacht, gedenk ich dein in stiller Nacht, denk dein bei Mond- und Sonnenschein herzallerliebstes Mädel mein.
Wir sind die Bergsoldaten droben in Fels und Eis auf sturmumtosten Höhen ganz nah dem Edelweiß.
Ich pflücke dir ein Sträußelein Almrosen und Vergißnichtmein und winde dir als Ehrenpreis den schönsten Kranz aus Edelweiß.
Wir sind die Bergsoldaten droben in Fels und Eis, aus sturmumtosten Höhen ganz nah deni Edelweiß.
Maria Mann, Nagold.
Die vorstehenden Verse wurden von dem be- kannten Professor Herms Niel vertont und werden bei einem der nächsten sonntäglichen Volks- konzerte im deutschen Rundfunk uraufgeführt
fettet, die Zutaten hineingegeben und etwas Reibe- brot übergestreut,' dann läßt man den Aufkauf im Ofen überbacken. Mancher Hausfrau ist auch noch nicht bekannt, daß man die verschiedensten Fleisch- scheiben ganz, gut ohne Fett garmachen kann. Die trockene Pfanne wird dazu erhitzt, dann erst legt man die trockenen, ungeial-enen Fleischscheiben hinein und läßt sie unter Umwenden bei guter Hitze auf beiden Seiten garwerden. Erst nach der Fertigstellung wird das Fleisch gesalzen etwas Fett bepinselt. Der große Fettverbrauch beim Zwiebelbräunen läßt sich gleichfalls ein- schrünken, wenn man die Zwiebelscheiben zunächst im trockenen, erhitzten Topf oder in der Pfanne anbrät und dann erst Fett hinzufügt. An Stelle der verschiedenen Fettsoßen zu Nudeln. Klößen und dergl. bereitet man vorteilhaft eine andere passende Tunke, z. B. Tomaten' ße. Will man jedoch aus irgendwelchen Gründen auf die Fettsoße nicht verzichten, so wird das Fett nicht gebräunt, sondern mit einigen Löffeln Wasser durchgekocht. Die Tunke hat ja vor allem den Zweck, ein ver- hältnismäßig trockenes Gericht durch Beigabe von Flüssigkeit schmackhafter zu machen. Bratkartoffeln backt man auf einem leicht gefetteten Blech oder in der Anslaufförm unter so viel Milchzusatz, daß die Kartoffeln beinahe bedeckt sind, dann ist auch hier der Fettverbrauch gering?
Wiuterwohnungen unserer Singvögel
Daß die Vögel während des Sommers in ihren Nestern wohnen, weiß jedes Kind, aber im Winter sind die freistehenden Nester leer und unbewohnt und doch bleiben auch in der kalten Jahreszeit viele Singvögel bei uns. Wo halten sie sich nun aber aus, wenn die lange, kalte Winternacht antritt? Für d>e Höhlenbrüter ist diese Frage rasch gelöst, weil ihnen ihre Wohnhöhlen, die sie sich in Baumlöchern anlegen, oder wie die Meisen mit ihren feinen Schnabelchen in morsches Stammholz einmeißeln, gute Unterkunft die ten. Schon deshalb sollte man also dafür sorgen, daß die Nistkästen auch im Winter in gutem Stand ble'ben, weil sie dann den Vögeln als Schlafhöhlen dienen können. Im Winter handelt es sich bei den Vögeln, die bei uns überwintern, ausschließlich um eine einigermaßen gesicherte Schlafgelegenheit, oa der Nestbau ja erst im Früh? jahr einsetzt und die Vögel in den frei auf den
Baumen gebauten Nestern nicht überwintern könnten. Beliebte Schlafplätze sind dichte'Hecken oder auch mit engem Efeugerank überzogene Wände und Mauern. Aber so abgehärtet, daß sic die Winternächte unter freiem Himmel verbringen können, sind nicht alle überwinternden Vögel. Es gibt ja auch genug Schlupfwinkel an und in den Häusern, Höfen, Lauben und Scheunen, wo sich leicht ein wind- und wettergeschütztes Plätz chen zum übernachten unter Dachbalken, in einem Eckchen möglichst nahe am Kamin, im Winkel einer Veranda usn. finden läßt. Die Vögel können auch einen kalten Winter überdauern, sofern sie nur einigermaßen ausreichend Futter finden. Selbst unser winziges Goldhähnchen, der kleinste deutsche Vogel, der nur tunf Gramm wiegt, hält den Winter durch, begnügt sich mit einem Winkelchen in der Scheune und läßt sogar an kalten Tagen sein zartes „Zitzit" hören.
Schashausen. Obrrgefr. Christian Landende r g e r wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.
Leonberg. Kleidungsstücke, wertvolle Uhren und Schmuckgcgenstönde wurden in der letzten Zeit aus hiesigen Wochenendhäusern gestohlen. Die geraubten Gegenstände stellen für die Bestohlenen einen schmerzlichen Verlust dar. Glück hatte ein Mann, der seinen au« einem solchen Häuschen gestohlenen guten Anzug nur deshalb wieder erhielt, weil er dem Einbrecher viel zu groß war und von diesem gegen einen kleineren in einem anderen Wochenendhaus umgetauscht und zurückgelassen wurde.
Geislingen a. St. Die Annahme, daß, wie gemeldet, der 74 Jahre alte Rentner Gottlob Aig - ner an? Geislingen aui dem Wea von Gusienstadt nach Waldhauien das Opfer eines SchneestnrmS aeworden sein könnte, hat sich bestätigt. Dieser Time wurde nun leine Leiche auf ft-eftm Feld »wischen Eusscnftadt und Waldhauien aufgesunden.
Gestorbene: Maria Joos, geb. Rath, Mechani- kermeisters-Witwe, 63 I., Pfalzgrafenweiler;
Alfred Kilgus, L3 I., Wittendorf; Walter Genth- ner, 20 I., Feldrennach; Rosine Müller, geb. Müller, 57 I., Herrenberg; Ludwig Schüttle, 32 I., Weil der Stadt; Otto Grözinger, 24 I.. Weissach; Christian Kogel, Landwirt und Kirchenpfleger, 75 I., Gebersheim.
Der Kreis der Dienstpflicht-Unterstützungsempfänger
Om8etrun§ an äie Kll8tun§8plätre müZIicstst otine 8oriaIe Klärte
Der Generalvevollmächtigte für den Arbeitseinsatz gwl zu,ammenia>jeno ve»an>u, oaß zu den drei k»ten oer Lien>ipstlchi.unrer>rutzu„g, oem Trennung-zuMag, der L-onoerunterstutzuag uuo der L>on>-^zuiveiwung, oyne jvrmucge Lceng- verpfuchtung eine Reihe von Gejotg>chal»sm«l- gtieoern zugelagen unro, die im Zug oes verparkten Rujlungsemiatzes aus «allegnngen, Um,etzungen ujw. up». lyren bisherigen turbens- Platz vertagen mäßen. Sie Men möglichst keine Ivznuen Hurten daraus erleiden. Ler enftpre- chenoe Ausgleich wird durch die genannte Zulassung folgenden Gruppen zugeganden:
1. Gesolgschaftsmitgliede rn, diedurch angeorünete ooer genehmigte Belriebsstilt- legung aus iyrem Bejchäftigungsverqältnis ausgeschleden sind und binnen drei Atonalen in ein neues eintreten,
2. Unternehmer, deren Betrieb durch An- ordnung oder Genehmigung stillgelegl oder zum Erliegen gekommen ist und die binnen sechs Monaten in ein Bejchäftigungsverhältnis eintreten,
3. Soldaten, die von der Wehrmacht zur Arbeitsleistung im Betrieb beurlaubt sind, vom Zeitpunkt des Wegfalls des Familienunterhalts an,
4. Gefolgschaftsmitglieder, deren Betrieb durch Lustangrisse oder Bejchuß zerstört oder beschädigt wurde, nach Ablauf der einschlägigen Fristen.
5. Gefolgschaftsmitglieder, die wegen eigenen Bombenschadens den Arbeitsplatz mit Zustimmung des Arbeitsamts wechseln müssen,
6. Arbeitskräfte, die bei Sosortmaßnahmen gegen Flieger- und Flakschäden anders eingesetzt werden müssen, als es ihrer letzten beruflichen Beschäftigung entspricht und
7. die den Dienstverpflichteten gleichgestellten Gefolgschaftmitglieder.
Zum Trennungszuschlag und zur Sonderunterstützung sind bis aus weiteres ohne förmliche Dienstverpflicht»«»« solche Schwerbeschädigte vom Zeitpunkt des Wegfalls der Wehrmachtgebührnisse an zugelassen, die Bersehrtengeld mindestens der Stufe II beziehen und vom Arbeitsamt zur Ar- beitsleistung eingesetzt sind.
Lediglich zur Sonderunterstühung sind ohne förmliche Dienstverpflichtung zugelassen:
1. Gefolgschaftsmitglieder bei Umstellung eine? Betriebes oder Betriebsteiles aus Rüstungsfertigung oder sonstige kriegswirtschaftlich wichtige Fertigung.
2. Gefolgschaftsmitglieder, die in Durchführung des totalen Kriegseinsatzes innerhM, eines Be- triebs umgesetzt und ohne Rücksicht auf ihre bisherige Tätigkeit mit einer außerhalb ihres Berufes liegenden Arbeit beschäftigt werden.
Grundlegende Vereinfachung in der Soldatenbesoldung
Ablösung äutrenäer kst>388e unct Lin8parunZ von Arbeitskräften unct Papier
Für alle Soldaten und ihre Familien ist die Neufassung des Einsatz-Wehrgebühtnis- gesetzes von großer Bedeutung, die ab 1. Ja- nuar 1945 für Kriegsdaucr verfügt und im Reichsgesetzblatt Teil I vom 9. November 1944 verkündet worden ist. Der Begriff „Gebührnisse" umfaßt alle dem Soldaten zustehenden Sach- und Geländegebühren, von der Bekleidung bis zur Frontzulage. Das Gebot der Kriegsvereinfachunq und der Schaffung von Klarheit hat nun mich hier zu einer umfassenden N -> «ordnung geführt, die gleichzeitig Verbesserung und Modernisierung bedeutet. Die nun vollz>"wne radikale Vereinfachung der Soldatenbesoldung bringt der deutschen Wehrmacht die einfachste und kürzeste aller bestehenden Besoldungsordnungen im Reich. Der eigentliche Wehrsold (z. B. täglich eine Reichs, mark für den Grenadier, zwei für den Ober- feldwebel usw.), der früher alle 10 Tage gezahlt wurde, wird jetzt monatlich im voraus gegeben. Neu wurde bestimmt, daß auch das Reisegeld von sechs Reichsmark für den Grenadier ebenso gilt wie für den General. Millionen von Soldaten, vor allem alle Berufssoldaten, sind Besol- dungsempfänger. Sie erhalten für sich und ihre Familie statt Familienunterhalt usw. die Kriegsbesoldung. Jeder Soldat, sobald er Obergefreiter oder Rottenführer bei der Waffen-ff ist, kann Kriegsbesoldung beantragen. Er wirb es tun, wenn er eigenes Einkommen nicht hat, oder wenn die Kriegsbesoldung höher ist als sein Einkommen oder höher als der Familienunterhalt. Wenn z. B. ein Rüstungsarbeiter, der Soldat geworden ist. für seine Frau und seine vier Kinder von der Gemeinde 200 RM. monatlich Familienunterhalt bekommt, dann aber aus einem U-Boot Obermaat wurde, stehen ihm nach der neuen Gehaltstabelle netto 232 RM. monatlich Kriegsbesoldung zu. Er wird also auf den Familienunterhalt verzichten und Kriegsbesoldung wählen. Witwen. Kinder und Eltern können die - Kriegsbesoldung auf ihren Antrag auch rückwirkend gezahlt erhalten, wenn der gefallene oder
gestorbene Soldat mindestens Obergefreiter war. Umgekehrt kann ein Beamter, der während seines Wehrdienstes in seiner zivilen Beamtenvosition befördert wurde, mit Kriegsbesoldung nach dieser Beförderung schlechter wegkommen, als mit dem ihm zustehenden Anteil seines Beamtengehalts. Es kann daher anch die Rück'" - ^"--'chnnq der Kriegsbesoldung beantragt werden. Auf diesem Gebiete des Soldatengehalts nun bringt die Neu- regelung eine radikale Vereinfachung. Bisher mußte das Gehalt in jedem Einzelfalle nach Grundgehalt Sonderzuschlag, Wohnungsgeld, Kindergeld. Ausgleichsbetrag ulw. berechnet wer- den. Mehr als 100 000 Einzelbeträge batten die Besoldungsbearbeiter zu berücksichtigen. Eine neue Besoldungstabelle erlaubt das Ablcsen der Gehälter aller Dienstgrade. Auch werden diese Gehälter ab 1. Januar 1945 gleich für zivei Monate aus einmal übcrwieseiz, Für jeden Dienstgrad wurde ein Mittelgehalt errech- net. Dabei war unvermeidlich, daß diejenigen, die darunter lagen, nun etwas mehr erhalten, während diejenigen, die über dem Mittelbetrag lagen, zurückgeseyt werden. Als Ausgleich für die letzteren Fälle wird der sich ergebende Mindestbetrag für 18 Monate am 1. Februar nachge- zablt. Wenn er über 300 RM. liegt, wird der lieberschuß über 300 RM. am 1. August bezahlt. Das Reich will io vermeiden, daß plötzlich für einen Teil der Soldaten das Gehalt herabsinkt, wenn es sich auch für die meisten nur wenige Mark ausmacht. Sollte der von der Kürzung betroffene Soldat in den nächsten 18 Monaten nicht befördert werden, dann muß er sich endgültig mit dem geringeren Gehalt abfinden. Diese ganze Neuregelung bedeutet die Ablösung Dutzenden von Vorschriften und Tausender von Erlassen. sowie die Einsparung von Papier und Millionen von Arbeitsstunden. Tausende von Menschen können daraüber hinaus aus den Be- soldungs-Gebiihrnisstellen der Wehrmacht herausgezogen und für andere kriegswichtige Zwecke eingesetzt werden.
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Sogar im Dienst war Reni jetzt häufig zerstreut. So eifrig sie sich anfangs im Büro gezeigt, so gern sie sogar gelegentliche Cptraarbeit übernommen hatte, so sehr war ihre Leistung jetzt zurückgegangen. Sie gab sich wohl die größte Mühe, ihre Gedanken zusammen zu halten: sie brachte es auch fertig, das ihr unmittelbar Auf- fetragene fehlerlos zu bewältigen. Aber darüber hinaus fehlte ihr jedes wärmere Jnt/resse. und Kriegsverwaltungsrat Bosse sah mit Enttäuschung die plötzliche Veränderung im Wesen seiner junoen Sekret:: ,
Trotzdem hatte er weiterhin Vertrauen zu ihr, ja, er glaubte, durch enge Heranziehung zu Sonderausgaben das Ehrgefühl der kleinen Hoff- mann wieder wecken zu können.
So trug er keine Bedenken, ihr eines Abends einen verantwortungsvollen Eitraauftrag zu erteilen. Eine Mappe mit wichtigen Papieren sollte sie dem Amtsrot Jlius in seine Wohnung noch Dahlem bringen. Der Amtsrat hatte Urlaub: er war aber in Berlin geblieben und hatte gewünscht, auch weiter Aber wichtige Vorgänge unterrichtet zu werden.
„Also, Fräulein Hoffmann, ich vertraue Ihnen diese Mappe an! Sie werden gut darauf acht geben! Jetzt, am Nachmittag, ist der Herr Amts- rat nicht zu Hause. Aber Punkt acht Uhr wird er da sein, und um diese Zeit werden Sie ihm die Mappe persönlich übergeben!"
Reni übernahm den Auftrag gern und versprach, olle» gut auszusühren Sie verließ da» Haus voll der besten Vorsätze.
An der Eschenallee wurde sie auch heute wie der wie stets von Olaf Lundström erwartet Strahlend ging er ihr entgegen, einen großen Strauß roter Astern in der Hand. Er zog sofort ihren Arm durch den seinen.
„Endlich bist du da. Mädelchen! Wohin gehen wir jetzt?"
Reni blickte auf ihre Mappe „Olaf, ich habe da wichtige Papiere, die muß ich nachher nach Dahlem bringen. Das beste wäre wohl, ich bringe sie inzwischen in unsere Wohnung in die Holzmarktstraße."
Olaf wehrte ab. „Kommt nicht in Frage, kleine Renata! Erst nach der Holzmarktstraße fahren. — bei diesem herrlichen Wetter. Nein, wir fahren in den Grunewald. da werden wir im Freien essen! Und von da kannst du dann wunderschön nach Dahlem gondeln und deine Sachen abliefern I"
Der Vorschlag schien einleuchtend. Reni stimmte zu. Die beiden fuhren mit der U-Bahn zur Krummen Lanke: hier fanden sie nah am See einen Platz unter den alten, leise gilbenden Rastanien. FUche mit Karlouellalal und einem Glas Bier dazu mundeten vorzüglich. Reni hatte die Mappe hinter sich auf ihren Stuhl gestellt, um sie fortwährend mit dem Rücken zu fühlen, aber Olaf riet ihr. sie lieber aus den Tisch neben sich zu legen, dann hatte man sie immer vor Augen. Reni war einverstanden. Es war jetzt last sieben Uhr. In einer halben Stunde würde man ausbrechen, dann konnte sie gerade zur rechten Zeit in der Podbielski-Allee sein und ihren Auftrag erledigen.
Plötzlich war Olaf mit einem freudigen Ausruf aufgesprungen. „Rusfelt. — Stensen, Men- schenskinder, — wie kommt Ihr hierher? Rasch, rasch, an unfern Tisch! Wollt ihr mich bitte der Dame oorstellen?"
Zwei junge Leute in billigen Hellen Sommeranzügen hatten in Begleitung einer eleganten jungen Dame den Garten betreten Russelt war groß und hager, während Stensen, mittelgroß und behäbig, von strahlender Lebenslust glänzte. Freudig begrüßten sie den Landsmann und machten ihn auch mit ihrer Begleiterin bekannt. Es war Russelts Schwester, die hier in Berlin studierte, während die beiden jungen Männer, ebenso wie Olaf im Arbeitseinsatz waren
Ein wenig besorgt beobachtete Reni von ihrem Tisch aus, wie sich Olaf über die Hand der jungen Dame beugte, sie zum Kuß an seine Lippen zog. Gleich darauf kamen alle vier an ihren Tisch, und nun wurden die Fremden auch mit Reni bekannt gemacht.
„Setzt euch Kinder!" rief Olaf aufgeräumt. „Was trinken wir?"
„O, wir haben vorsichtshalber Stoff mitgebracht!" erklärte Stensen verschmitzt. Wartet 'nen Moment! Ich werde mal mit dem Wirt sprechen!" Und er verschwand ins Innere der Lokals. Bald kam er zurück Er triumphierte.
„Paßt auf. Herrschaften! Gleich erscheint etwas Fabelhaftes. Aber wir wollen uns lieber nach drinnen verfügen, hier draußen wird es zu kühl
Ueberstürzt brach man auf. Reni griff nach ihrer Mappe, ihrem Asternstrauß. Jensine Russelt. schlank und blond, mit feinen, sympathischen Zügen, trat neben sie.
„Sie studieren auch, Fräulein Hoffmann?" '
Sie warf einen Blick auf di? Kollegmappe.
Reni schüttelte den Kopf. Nein, ich arbeite im Büro. Aber es ist da sehr interessant, ich habe wichtige Aufgaben." Sie preßte die Mappe fest an sich.
Drinnen war die kleine Gesellschaft schnell um einen runden Tisch versammelt. Und in die Mitte dieses Tisches stellte der Wirt schmunzelnd ein mächtiges Gesäß.
„Den Sekt müssen Sie sich zwar denken," sagte er, „aber auch mit Selterswasser wird es ganz gut munden."
„Pfirsichbowle, Herrschaften!" verkündete Stensen strahlend. „Was sagt Ihr dazck?"
Ein Jubelgeschrei antwortete ihm.
Olaf schlug dem Landsmann schallend auf di« Schulter. „Das hast du wunderbar gemacht, Men- fchenskindl Wir werden das erste Glas auf dein Wohl trinken!"
So geschah es. Die Mischung war ausgezeichnet, kalt und herbsüß, und Reni meinte, noch nie in ihrem Leben etwas so Wunderbares getrunken zu haben. Perlend stiegen die Kohlen- säurckügelchen aus, und der Geist des Weines begann alsbald bei allen Beteiligten lebendig zu werden.
Man lachte und scherzte, man sang sogar. Olaf streichelte Reni ganz unbekümmert das Gesicht, und Stensen rückte immer näher an die schöne Barbara heran. Russelt hielt eine Tischrede, die ganz ernsthaft mit Freundcstreue begann und schließlich mit Wein, Weib und Gesang endete.
«Fortsetzung folgt)