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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Die äußeren Berrvattungsgrerizen des Grotzdeulfchen Reiches

Wenn auch die endgültige Gestaltung Europas und damit der Grenzen des Eroßdeutschen Reiches erst nach der siegreichen Be­endigung des Krieges erfolgen wird, so erfordert doch das viel­fältige Bedürfnis der praktischen Verwaltung schon jetzt mitten im Kriege die Festlegung von Grenzen, an denen sich das Inland vom Ausland (sei es auch vom be­setzten Ausland) scheidet. Denn zu viele Ordnungen, vor allem kriegswirtschaftlicher und verkehrsmäßiger, aber auch kultureller Art, sind nach Inhalt und Zweckbestimmung nur innerhalb des großdeutschen Verwaltungsbereichs anwendbar. Heber den Ver­lauf dieser äußeren Verwaltungsgrenzen gibt ein jüngst ergange­ner Erlaß, des Reichsführers ^ und Chefs der deutschen Polizei vom 9. Juli 1941 Auskunft Er knüpft an die polizeiliche Auf­gabe der Kontrolle des über die Grenzen gehenden großen Reise­verkehrs an und zählt die zugelasfenen Grenzübergangs­stellen des Eisenbahn-, Landstraßen-, Binnenschiffahrts- und Seeverkehrs mit Namen abschließend auf.

> Fassen wir die Landgrenze ins Auge, so ergibt sich fol­gendes: Nicht nur das Protektorat Böhmen und Mähren, son­dern auch das Generalgouvernement erscheinen in der Uebersicht als Bestandteile des Großdeutschen Reiches. Ferner sind (gegen­über dem Stand der Grenzen bei Beginn dieses Krieges) fol­gende Gebiete dem Inland gleichgestellt worden: die Untersteier­mark bis zur Save (bei der südöstlichsten Stadt des Reiches Rann an der Save ist eine neue Dreiländerecke zwischen dem Deutschen Reich, Kroatien und Italien entstanden), die nördliche Krain bis zur alten italienisch-jugoslawischen Grenze (die Strecke VillachTriest verläuft setzt also vom Karawankentunnel über das Alpenseebad Veldes bis zur Grenzstation Wocheiner Freistritz auf deutschem Gebiet), Elsaß und Lothringen bis zur alten Reichsgrenze von 1914, Luxemburg (in seinem unveränderten Ge­bietsumfang) und die wieder heimgekehrten Erenzkreise Eupen und Malmedy sowie einige vorgelagerte altbelgische Gemeinden des deutschen Sprachgebiets bei Bocholz und in der Umgegend von Montzen (westlich von Aachen). Die übrigen Grenzen ent­sprechen denen des Deutschen Reiches bei Beginn des Krieges. Dieneuen Gebiete" find besonderenChefs der Zivilverwal­tung" unterstellt worden, nur Eupen-Malmedy (nebst deutsch­sprachigem Hinterland) ist unmittelbar dem Regierungsbezirk Aachen und damit einer Verwaltungsbehörde des Altreichs wie­der eingegliedert worden. Der gesamte Ost raum (östlich des erweiterten Ostpreußens und des Generalgouvernements) wird in der Uebersicht alsbisher sowjetrusstsches Operationsgebiet" bezeichnet; hier sind auf der Strecke von Memel bis zur Quelle des San in den Karpathen die zugelassenen Grenzübergangs­stellen besonders dünn gesät. Es bedarf kaum besonderer Hervor­hebung, daß gegenüber de» bisher sowjetrusflschen Ostgebieten, wie sich das endgültige Schicksal dieser Länder auch gestalten mag. noch lange Zeit eine scharfe Verwaltungsabgrenzung als eine Art Absperrlinie gegen bolschewistische Verseuchung not­wendig sein wird. Bis auf weiteres ist hier Kriegsgebiet.

Im übrigen hat daß Großdeutsche Reich folgende zehn Länder als Erenznachbarn: die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Ita­lien, Liechtenstein, die Schweiz, das besetzte Frankreich, das be­setzte Belgien, die besetzten Niederlande und Dänemark. Die vier erstgenannten Länder find verbündet, die vier letztgenannten Staatsgebiete find besetzt; nur die Schweiz und ihr kleiner Tra­bant Liechtenstein verharren, vom Krieg bisher äußerlich un­berührt gelassen, in ihrer traditionellen Rolle der Neutralität.

Eine Stadt lebt von Reißwolle

Forst, das Zentrum der Lausttzer Tuchindustrie

NSK. Es ist nicht von ungefähr, daß sich in dem Sechsgestirn ver deutschen Städte Forst. Guben. Spremberg. Cottbus. Som­merfeld und Finsterwalde schon seit Jahrhunderte» ein großes Zentrum der deutschen Tuchmacherindustrie entwickelt hat. Es hat das seinen Grund in dem besonders weiche» Wasser der Neiße und der Spree, das eine ausgezeichnete Eignung bei verschiedenen technisch-chemischen Vorgängen der früher hand­werklich, seit etwa hundert Jahren industriell betriebenen Tuch­macherkunst besitzt. Innerhalb des erwähnten Sechsgestirns glänzt als Stern besonderer Größe die Stadt Forst, die sich infolge ihrer blühenden Textilindustrie von knapp 8000 Einwohnern noch im Jahre 1870 bis zu 4S000 Einwohnern im Jahre 1940 ent­wickeln konnte. Daß man von einem Stern besonderer Größe ohne Uebertreibung sprechen kann, erhellt auch schon aus der Tatsache, daß in der Textilindustire der Stadt Forst allein so viel Web- hühle klappern, wie in de« anderen genannten fünf Städten zusammen.

Aber das allein ist es nicht, was das besondere Charakteristi­kum der Förster Textilindustrie ausmacht. Ihr spezifisches Ge­präge erhält diese Stadt dadurch, daß in ihre« Textilwerke« fast ausschließlich Reißwolle versponnen wird, jener Rohstoff, der durch die Reichsspinnstoffsammlung 1941 in das besondere Interesse der Öffentlichkeit gerückt wurde. Und das kommt daher, daß vor etwa hundert Jahren ein findiger Tuch­macher die Entdeckung machte, daß in den Exporttuchen des einst­mals wollereichsten Landes der Erde, nämlich England, nicht nur garantiert reine Schurwolle" verarbeitet wurde, sondern zu einem gewissen Prozentsatz auchwool regained", zu deutsch regenerierte, das heißt aus Lumpen zurückgewonnene Wollfasern und Wollfäden. Der pfiffige Lausitzer Tuchmacher namens Groeschke erkannte weiter, daß sich durch die Beimischung anders­farbiger Reißwolle auch besonders schöne Muster er­zielen ließe«. Um sie Herstellen zu können, verpflichtete er sich einen Gesellen aus dem verwandten Leinenmacherhandwerk, was ihm zwar einen Jahrzehnte währenden Preetz wegen Verstoßes gegen die engherzigen Standes- und Verufsvorschriften, außer­dem aber den Ruf einbrachte, der Begründer der modern« Förster Textilindustrie zu sein, die neben Westdeutschland der bedeutendste Mittelpunkt der deutschen Streichgarnherstellung und -Verarbeitung wurde.

Eine Stadt lebt von Lumpen und von der aus ihr gewonnenen Reißwolle. Dieser Satz, den der Oberbürgermeister der Stadt Forst, Dr. Friedrich, prägte, erweist sich als keineswegs über­trieben. lleberall ragen die hohen Mauern der Textilwerke, von allen Eiebelflächen leuchten die Firmenschilder der Tuchindustrie, an jedem zweiten Haus fast wird darauf hingewiesen, daß sich hier eine Appreturanstalt, eine Lohnreitzerei oder eine Tuch­großhandlung befinde. Eine Unsumme von technischer Erfahrung auf einem Spezialgebiet verbirgt sich hinter diesen Mauern, eine Erfahrung, die es zuwege brachte, in normalen Zeiten jährlich rund 30 Millionen Meter Tuch aus Lumpen wieder hervorzuzau- bern, eine Erfahrung, die heute, da wir Textilrohstoffe nicht beliebig einführen können, besonders wertvoll ist. Den Rohstoff nämlich, den die Förster Textilindustrie seit fast hundert Jahren mit bestem Erfolg verwendet, haben wir in großen Mengen im eigenen Lande. Wurden die Lumpen früher vom gewerblichen Handel mobilisiert, so tritt heute, da ein hoher Prozentsatz seiner Männer im Wehrdienst steht, an seine Stelle die Reichsspinnstoff- ammlung 1941, die alle Alttextilien erfassen will, die sich durch sas Fehlen der Sammler feit Jahren in den deutschen Haus­halten angehäuft haben. Und auch den zweiten, zur Beimischung notwendigen Rohstoff erzeugen wir in riesige» Mengen inner­halb der großdeutschen Grenzen: die Zellwolle, die neben vielen »«deren hervorragenden Eigenschaften als dasweiße deutsche Gold" sich besonders gut mit der aus Lumpen gewonnenen Reiß­wolle mischen läßt.

Man könnte noch erwähnen, daß allein im Jahre 1931 21 Mil­lionen Kilogramm Lumpen dieReißwölf e" in den Förster Tuchwerken als feinste, selbst unter dem Mikroskop von der Aeuwolle nicht zu unterscheidende Reißwolle verließen, um dann als Neutuche Wiederauferstehung zu feiern. Aber diese Zahl schon deutet an, daß Lumpenverarbeitung nicht eine kriegs­bedingte Maßnahme ist. Und auch die Reichsspinnstoff­sammlung ist das nur insofern, als sie den Ausfall der gewerb­lichen Sammler ausgleiche« will. Den Nutzen dieser Sammlung hat über die hungrigenReißwölfe" und die klappernden Web­stühle in Forst und anderen Zentren der deutschen Textilindustrie tas deutsche Volk selbst, das durch seine Spende auch auf dem Textilgebiet den Bedarf von Front und Heimat sichern Hilst

Buntes Allerlei

Richtig frankieren!

Ein 37jähriger Angeklagter hatte Schretbmaschinendurchfchläge als Drucksache mit Dreipfennigmarken frankiert. Er war mehr­fach von der Post verwarnt worden, daß das nicht zulässig sei, und l> solche Durchschläge als Geschästspapiere mit 8 Pfennig Porto ;u frankieren seien. Trotz der Warnung schickte der Mann die Briefe weiterhin zu gering frankiert ab. Die Post zeigte ihn schließlich wegen Betrugs an. Das Amtsgericht Frankfurt a. M. verurteilte ihn zu ISO RM. Geldstrafe.

Sie sammelte Liebesbriefe

Aufsehen erregte in Schweden der Fall eines Ichkchrige« Mä­hens, das Liebesbriefe sammelte, und zwar sozusagen an der Quelle, nämlich im Postamt, wo sich die Sammlerin als Helfeei« hatte anstellen lassen, nur um ihrer Sammelleidenscheft fröne« ;u können. Sie konnte schon mit einem Blick an den Umschlägen rrkennen, ob die darin verschlossenen Briefe wert waren, i^m Sammlung einverleibt zu werden. Allmählich kamen jedoch allzu' viel Beschwerden über das fortgesetzte Verschwinden von Briefen

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Am gleichen Morgen machte sich Adelheid Kohlmann in der Villa des Generaldirektors Linholt bereit, mit der kleinen Hilde einen Spaziergang in den Anlagen des Grunewalds zu unternehmen.

Es ist gut, daß das Kind nun wieder seit einigen Tagen hinaus unter andere Menschen kommt!" erklärte Frau Linholt.Hilde spielt so gern mit anderen Kindern, die sie draußen trifft. Achten Sie nur darauf, daß dem Kinde nichts zustößt!"

Adelheid Kohlmann lachte breit.

Ich werd' schon aufpassen, gnäd'ge Frau, daß dem goldigen Kind nichts zustößt!" erwiderte sie beruhigend. Auf meiner vorigen Stelle habe ich vier Kinder gehabt, und nichts ist passiert! Auf mich können Sie sich verlassen!"

Der Chauffeur in grauer Korduniform hatte inzwischen den großen Wagen des Generaldirektors aus der Garage gefahren. Linholt kam die Treppenstufen herab. Bevor er einstieg, um zu seinem Werk zu fahren, hob er sein Töch- terchen stolz in die Höhe.

Die kleine Hilde jauchzte hell auf und schlang ihre run­den Ärmchen um den Hals ihres Papas. Linholt war glück­lich: seine Augen strahlten vor Stolz.

Papa muß jetzt fort. Geh' nun schön brav mit Fräu­lein Kohlmann spazieren!" sagte er.

Mit Tante Erna gehen!" rief die Kleine in ihrer kindlichen Ausdruckswelse.

Tante Erna hat jetzt keine Zeit!" erwiderte Frau Linholt beschwichtigend.Fräulein Kohlmann ist auch lieb zu dir!"

Das Kindermädchen nahm die kleine Hilde bei der Hand und ging mit ihr durch die stillen Straßen des vor­

nehmen Villenviertels zu den gepflegten Spazierwegen des Grunewalds, wo die Kleinsten miteinander im Sande spielen, während die zur Aufsicht mitgegebenen Frauen und Mäd­chen je nach Veranlagung schwatzen oder häkeln.

Adelheid Kohlmann fand eine Bank, die noch leer war, und zog ihre Handarbeit aus der Tasche. Die kleine Hilde nahm ihren Sandeimer und machte sich an einem Hügel zu schaffen. Das Kindermädchen warf ab und zu einen Blick auf das Kind, das mit Leib und Seele beim Spiel war.

Mit diesem Dienst war Adelheid Kohlmann sehr zu­frieden. So gut hatte sie es in ihrer letzten Stellung bei vier Kindern, die zudem manchmal recht lebhaft waren, nicht gehabt. Hoffentlich konnte sie sich recht lange bei dieser angenehmen Herrschaft halten. Den Gedanken, selbst ein­mal zu heiraten und eine Familie zu haben, hatte sie seit einigen Jahren schon aufgegeben, als sie gemerkt hatte, daß der spärliche Rest ihrer sehr bescheidenen fraulichen Reize keine Freier mehr anziehen oder gar festhalten konnte.

Plötzlich stand ein Herr vor ihr, etwa 4050 jährig, stattlich, mit leicht ergrauten Schläfen, in dunklem Anzug, eine Marguerite im Knopfloch, einen schwarzen Spazier­stock mit silberner Krücke in der fleischigen Hand. Ehe Fräulein Kohlmann alle diese Feststellungen machen konnte, sprudelte er schon los:

Ah, guten Tag, Fräulein Schmitz! Schon da? Das nenne ich pünktlich! Das ist nett von Ihnen, das gefüllt mir! Und ein Wetter haben wir heute! Herrlich! Sie ge­statten doch, daß ich.Platz nehme! Also denken Sie nur, beinahe hätte ich unsere Verabredung versäumt! Ich wäre wahrhaftig erst morgen gekommen. Aber zum Glück sehe ich mir heute in aller Frühe nochmal Ihren netten Brief an. .Herrjeh, Gustav!' sage ich zu mir. ,Du bist doch ein Dussel! Da hättest du beinahe dein Glück versäumt!' Da hat's also doch noch geklappt. Fein! Was?"

Adelheid Kohlmann war verblüfft. Aber sie hätte auch sonst den Wortschwall des zungenfertigen Herrn nicht eher unterbrechen können. Endlich brachte sie mühsam hervor:

Ich weiß nicht, Herr"

Montag, den 18. August 1941

zerave dieser Art. Man leitete eine geheime Untersuchung ein, t» »eren Verlauf das junge Mädchen dann auf frischer Tat ertapp» ivurde. Das Gericht verurteilte sie zu sechs Monaten GefSngnk.

Ter Maharadscha und die Engländer

Der indische Maharadscha Fürst Narojani von Kolapur, der oeben im Alter von 43 Jahren starb, hatte eine Vorliebe für veiße Tiere. Da diese verhältnismäßig selten sind, wurde er oft »eim Kauf betrogen. Ein Engländer verkaufte dem Maharadscha üne schneeweiße Hündin zu sehr teurem Preise, aber als der Maharadscha einmal mit dem Hund durch den Garten ging und nn Regenguß eintrat, verlor das Tier seine angepinselte Farbe rnd zeigte sein natürliches dunkelgraues Fell. Der Maharadscha, »hne sich weiter zu erregen, sagte nur zu seiner Umgebung:Dir kngländer wenden die Regeln ihrer Politik, wie es scheint, auch n ihren persönlichen Angelegenheiten an!" Die Erfahrungen nit den betrügerischen Versprechungen Englands hatten den Maharadscha diese Wahrheit gelehrt.

Der Bräutigam im Frauenhaus

Der Vorgang der Verheiratung bei dem Stamm der Dayak in Mittel-Borneo ist von einer kaum zu überbietenden Einfachheit und Primitivität. Unter dem Dache des Dorfhauses befindet sich ein bodenartiger Raum, in dem die Frauen schlafen. Bevor die letzte schlafen geht, zieht sie die Leiter herauf. Hat nun ein Jüng­ling sein Auge auf eine Maid geworfen, so steigt er nachts, wenn alles schläft, hinauf. Hat er dann mit vieler Schwierigkeit rm Dunkeln die Auserwählte gefunden, und will sie ihn erhören, so zieht sie ihn lautlos auf ihr Lager nieder. Im anderen Falle er­hebt sie einen gewaltigen Lärm, so daß das ganze Haus erwacht. Ist der Jüngling dann nicht gewandt genug, um seinen Ver­folgern zu entrinnen, so erhält er eine tüchtige Tracht Prügel. Hat die Auserkorene ihn aber erhört, so ist sein erster Gang am nächsten Tage, mit einem Schwein und einem Huhn beladen, zum Häuptling. Nachdem dieser die Gabe erhalten hat, erklärt er vor dem versammelten Dorfe die beiden jungen Leute für vermählt. Damit erhält der Dayakbräutigam auch das Recht, sich ein Stück an dem Hause anzubauen und dort sein Familienlager aufzuschlagen. Dafür muß er jedes Jahr ein Schwein an den Häuptling als Steuer abgeben.

Das wertvollste Element, das deutsche Radium

WPD. Lange Zeit hat das Gramm Radium auf dem Welt­markt einen Preis von 280 000 RM. gehalten, ehe er in den letz­ten Jahren auf etwa unter 100 000 RM. gesunken ist. Auch bei diesem Preis aber ist Radium Immer noch das wertvollste Ele­ment der Welt. Der Laie fragt natürlich, wie solch ein kaum vorstellbar hoher Preis zustande kommt und meint vielleicht, es sei das eben sozusagen einLiebhaberwert", nur dadurch ent­standen, daß einem verhältnismäßig hohen Bedarf eine sehr ge­ringe Menge dieses Stoffes gegenüberstehe. Tatsächlich ist das aber ein Irrtum, denn in Wirklichkeit ist der Gestehungspreis des Radiums eben so hoch, imß es bei den jetzigen Preisen von unter 100 000 RM. eigentlich schon gar nicht mehrlohnt", die llranpechblende ans dem Berg zu holen, die die Radiumspuren enthält.

Am besten zeigen das ein paar nackte Zahlen. Gewinnen wir in dem einzigen europäischen Fundort der Uranpechblende, dem sudetendeutschen Radiumbad St. Joachimsthal, 100 000 Tonnen Gestein (Berge) aus den drei dort betriebenen Schächten und Stollen, dann ergeben sich daraus im Durchschnitt 300 Tonnen Erz, d. h. Uranpechblende. Diese ergeben in der gleich nach der Förderung anschließenden Aufbereitung 30 Tonnen Erz mit 60 v. H. Uranoxyd, das find also 18 Tonnen reines Uranoxyd, «nd hieraus kann man dann in der eigentlichen Radiumgewin­nung je Tonne 0,28 Gramm, aus 18 Tonnen reinen llranoxyd also 5,04 Gramm reines Radium gewinnen. Jeder kann sich aus diesen Zahlen selbst ausrechnen, welcher Arbeits- und Einrich­tungsaufwand für die Förderung von 100 000 Tonnen Gestein und seine Weiterverarbeitung erforderlich ist, und daß aus den daraus gewonnenen S Gramm Radium dann auch noch sämtliche Unkosten des ganzen Bergwerks-, Aufbereitungs- und schließlich Reinherstellungsbetriebs gedeckt werden müssen. Dabei muh man berücksichtigen, daß nicht nur die Gewinnung, sondern auch die Aufbereitung und Reindarstellung des Radiums technisch außer­ordentliche Schwierigkeiten bereitet, weil die mechanische und chemische Auslösung des Edelerzes Radium aus dem Urgestein nur unter sehr erheblichem Arbeitsaufwand und nach sehr vielen Umsätzen gelingt. Hinzu kommt, daß die Bodenschätze an Uran­pechblende auch in St. Joachimsthal sehr selten sind. Im ganzen wurden seit der Entdeckung im Jahre 1898 in St. Joachimsthal etwa 80 Gramm, in der ganzen Welt etwa 1 Kilogramm Radium gewonnen.

Gustav Weinrich, Lebensmittel en grc>8! Entschuldigen Sie! Ich habe gar nicht daran gedacht, daß ich ja in der Anzeige nur die Offertennummer angegeben hatte. Und dann war ich ja so darüber erfreut, daß Sie schon hier waren, daß ich ganz vergessen habe, mich erst vorzustellen. Also Gustav Weinrich, Lebensmittel-Großhandlung!"

Ich bin etwas verwirrt, Herr Weinrich, ich glaube"

Natürlich, natürlich! Etwas verwirrt! Kann ich mir denken! Wenn man so vor der wichtigsten Entscheidung im Leben steht! Aber, offengestanden, in dieser holden Verwirrung sehen Sie allerliebst aus! Haben Sie schon übrigens darüber nachgedacht, wohin die Hochzeitsreise gehen wird?"

Adelheid Kohlmann schnappte nach Luft.

Herr-"

Weinrich, jawohl, Weinrich! Ich trinke zwar ganz gern ab und zu ein Gläschen Wein. Aber sonst hat der Name keine üble Bedeutung. Sie können ganz beruhigt sein! Brav, wohlerzogen, immer heiter, aber mäßig! Also keine Sorge!"

Herr Weinrich, Sie müssen sich irren! Ich bin nicht die Dame, die Sie hier treffen wollten!" Endlich war es ihr gelungen, sich Gehör zu verschaffen.

Herr Weinrich war verblüfft.

Wie? Sie wären nicht die Dame, die ich hier treffen wollte? Aber erlauben Sie mal, Fräulein Schmitz! Machen Sie, bitte, keine unpassenden Scherze! Hier! Einen Augen­blick! Hier ist Ihr Brief, den Sie auf mein Heiratsgesuch geschrieben haben. Schlanke Erscheinung, Ende der Zwanzig, stimmt das nicht alles? Treffpunkt Bank im Seitenweg hinter dem kleinen Stern! Erkennungszeichen: Handarbeit! Stimm: das nicht alles auffallend? Also, Fräulein Schmitz, Spaß bei­seite! Lassen Sie uns vernünftig reden wie zwei, die wohl wissen, was sie tun!"

Herr Weinrich, Sie sind bestimmt im Irrtum! Ich heiße nicht Schmitz! Mein Name ist Adelheid Kohlmann. Ich glaube..."

(Fortsetzung folgtz