Reg.: Oberstlieut. v. Egloffstcin, Hauptm. v. Seutter, Lieulen. Zimmerte, Zochel. 8.. JLzexWmllpw: Hauptpt. v. GrU, Pov- tepeefähnrich Berger, Graf v. Taube. Vermißt: K/ Fischer, Schneider, Portepee fühnrich Roger, Welle, Bader; Offtziersaspi- rantcn Palm, Beck, Müller, Freiwillige Berger. Leicht verwundet: Oberst v. Rampacher des 7. Jnf.-R'eg.; ferner 9 Offiziere, 9 Portepeefähnriche, 17 Ossiziersaspiranten und Freiwillige. Verlust an todten und Verwundeten und vermißten Un- terosfizieren and Soldaten 700 bis 800 Mann. v. Obernitz.
DreAdxn. 2. Dez^, Das Dresd. Journal veröffentlicht folgende»rDrahibericht Rs Prinzen Georg an den König von Sachsen: Chelles, 1. Dez. Gestern Mittag bis Abends hat die 24. Division mit Theilen der Korpsarlillerie in Gemeinschaft mit Württembergern bei Noissy und Villiers ein heftiges, aber glänzendes Gefecht bestanden. Die Franzosen, zwischen Brie und Villiers vorgedrnngen, sind über das Plateau zurückgemorftn worden, mehrere 100 Gefangene in unfern Händen lassend. Nach Aller Aussage standen uns 50,000 Mann gegenüber. Bislang wird als Verlust der Sachsen gemeldet 12 Offiziere und 100 Mann. Der für heute angckündigte abermalige Ausfall erfolgte nicht.
Französische Nachricht. Tours, 1. Dez. General Ducrot machte am 30. Nov. einen großen Ausfall mit mehr als 100,OM Mann; er setzte über die Marne und hatte vollständigen Erfolg; Details werden folgen.
Das Treffen gegen dieLoire- und gegen die St ord armee, die blutige Zurückweisung der Pariser Ausfälle und die totale Niederlage Garibaidi's und seiner Schaare» scheinen den baldigen Schluß des Kriegs in Frankreich zu bedeuten. Es scheinen dies die letzten Versuche gewesen zu sein, um sich aus der bedrängten Lage herauszureißen. Es ist dies Dank der Tapferkeit unserer Truppen und der tüchtigen Führung derselben nicht gelungen, und hat nur die totale Ohnmacht des letzten Rests der französischen Armee vollends konstatirt. Die mit so vielem Geflunker angekündigte Neubildung weiterer Truppenkörper des Feindes könnten au der Sachlage nichts ändern, und darf daher die Erfüllung des sehnlichsten Wunsches Aller, die baldige Herbeiführung des Friedens als sehr nahe bevorstehend erhofft werden. Auch ist Jules Favre in Versailles zu neuen Friedensnnterhandlungen an- gemeldct. (B.-Z.)
Bei der Ritterschafts-Abgeordnetenwahl für den Neckarkreis in Ludwigsburg wurde auch v. Varnbüler gewählt.
Am 29. Nov. d. I. brannte die Rehmühle, Gem. Aichelberg, O.A. Calw, vollständig ab. Schaden beträchtlich.
Kirchheim, 29. Nov. Die durch den Württ. Sanitäts- Verein angeregte Bitte des K. Bezirks-Wohlthätigkeits-Vereins um Kartoffeln für die durch den Krieg hart betroffene Cioilbe- völkerung der Rhein- und Saargegend lieferte ein glänzendes Resultat. Unter 24 Gemeinden des Bezirks lehnte nur eine das Ansinnen ab, alle übrigen wetteiferten, ihre deutschen Brüder zu unterstützen. 1154'/- Säcke oder 5773 Simri Kartoffeln wurden von den Gemeinden frei hieher geliefert und nach der Bestimmung des D. Sanitätsvereins per Eisenbahn versendet. — In den letzten Tagen erlegte Jagdpächter Etzel auf der Markung Hochdocf ein 126 Psd. wiegendes wildes Schwein. (St.-Ä.)
Nus B ay e r n haben sich mehrere Abgeordnete der Fortschrittspartei nach Berlin begeben, um ihre Gesinnungsgenossen im Reichstag zu veranlassen, den Vertrag mit Bayern in Bausch und Bogen anzünehmen, da sonst der Siegesjubel bei Rückkehr der deutschen Heere sehr beeinträchtigt und gestört werde.
Der König von Bayern hat dem Stiftsprobst. D ö lling er in München zum Mitglied des Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst ernannt, obfchon sich derselbe beharrlich weigert, an die Unfehlbarkeit des Papstes zu glauben.
Wiesbaden, 30. 'Nov. Mac Mahon, der Herzog,von Magenta, trifft heule hier ein; er hat im Hotel „Viktoria" Wohnung gemiethet.
Berlin,. 27. Nov. Auffallend ist die große Zahl der de- sertirenden fräuzös. Offiziere, 'die insgesammt ihr schriftlich gegebenes .Ehrenwort, keinen Fluchtversuch zu machen, freventlich gebrochen haben. Namentlich ist die Zähl .der' aus Schlesien fliehenden Wortbrüchigen beträchtlich. Sie werden von den zuständigen Militärbehörden steckbrieflich.verfolgt und ihre unschuldigen Kameraden werden unter . so schmählichem Trcnbruche zu leiden haben..
In der musikalischen Welt in Deutschland herrscht jetzt große Rührigkeit, den lOOjährigen Geburtstag Beethovens am 17. December festlich zu begehen. In manchen Städten hat bereits eine Vorfeier stattgefunden..
Berlin, 2. "Dez. Die Nationalparrei. wird im Reichstage beantragen, für Elsaß und Lothringen 3 Stimmen im Bundesrath vörznbehalt'en. (S- ÜN.)
Berlin, 2. Dez., Die Kreuzztg. schreibt: „Gestern und deute bcriethen die verschiedenen Fraktionen d^s Reichstags über die Verträge mit den'süddeutschen Staaten, die morgen zur ersten Lesung kommen sollen. Von verschiedenen Seiten, namentlich auch von den Sachsen, wurde der Vertrag mit Baien, stark
angegriffen. Im Ganzen glaubt man aber doch, daß die An- liphme dex. Pechrägx. iftattfindei, werds.- Wi es- hxißt, werden nach der'Genehmigüng der Verträge die deutschen Fürsten dem Könige von Preußen den Titel eines Kaisers von Deutschland antragen und zu diesem Behuse werde sich König Ludwig von Baiern, der, diese Angelegenheit besonders lebhaft wünscht, nach Versailles begeben. (§' MI
Berlin, 3. Dez. Der bairische Minister v. Lutz ist ein- getrossen, er besuchte Delbrück. (St.-A.)
Dresden, 30. Nov. Fürst Lynar ist von München (und Stuttgart) hier eingetroffen und hat dem Könige von Sachsen ein eigenhändiges Schreiben des Königs von Preußen (vermutlich Einladung nach Versailles) überreicht.
Wien, 30. Nov. Gutem Vernehmen nach nahmen Oesterreich, Italien und England den von Preußen gemachten Kon- serenzvorschlag au, nachdem ausdrücklich erklärt war, Rußland werde dem Vorschlag ohne Präjudiz bestreten.
Prag, 29. Nov. Dieser Tage hat die Polizei dem Unfug zu Gunsten der Franzosen und des Papstes ein Ziel gesetzt, indem sie die französischen Agenten, weiche einige nationale Heißsporne zum Eintritte in die Garibaldi'sche Armee verleitet hatten, verhaftete, anderseits die klerikale Adresse an den Pabst konfisziere.
Tours, 20. Nov. Keratry ist plötzlich hier eingetroffen, mit der Erklärung, die Westarmee nicht ferner befehligen zu wollen. Bourbacki hat das Kommando des 19. Armeekorps übernommen. Der Rückzug der Nordarmee geschieht unbehelligt. (S. M.)
Pari s. Die Regierung hat sämmtliche Kartoffeln requirirt und wird dieselben von morgen an an die Gemüsehändler verkaufen. Der Preis der Kartoffeln wurde fixirt, so daß Jedermann welche kaufe» kann. In de» Eenlralh-lleii wurden gestern die ersten Würste aus Pserdeblnt verkauft. Sie schmecken viel besser als, die Würste von Ochsenblut, die trockener sind. Die Pariser werden nun alle Tage 5M0 Kilogramme Pferdeblutwürste zur Verfügung haben. Auch gibt es nun einen Nattcnmarkt, der sehr reichlich versorgt ist. In Paris ist das eine Frage der Mode, und Sie werden erstaunt sein, zu hören, daß es nicht blos die ärmsten Leute sind, welche Ratten essen, sondern sogar recht vermögende Personen. Der Restaurant Brevan Hai das Mittel gefunden, aus diesem Nagethier eine köstliche Speise zu bereiten. Die Ratten werden in Champagner gekocht uud sehr stark gewürzt. Brevan kann gar nicht allen ihm zugehenden Aufträge Genüge leisten. In Paris gibt es mehr als 20 Millionen Ratten.
Einem Privatschreiben aus Paris den 17. Nov. entnimmt die Köln. Z. Folgendes: „'Nachdem wir seit einiger Zeit der nützlichsten Dinge beraubt waren und jetzt auf dem Punkte stehen, daß uns das unumgänglich Noihweudigc abgeht, werden wir bald in Wirklichkeit alle Schrecken einer Belagerung auszustehen haben. Der Gouverneu von Paris ergreift deßhalb auch die energischsten Maßregeln, um der Belagerung ein Ende zu machen. Wir erwarten in acht Tagen einen Ausfall, um die feindlichen Linien zu durchbrechen. Gelingt derselbe, so wird sich die Lage vollständig ändern und das Glück sich wieder zuwenden. Wenn wir aber eine neue Niederlage erleiden, so bleibt Paris nichts übrig, als zu kapituliren und einen schmerzlichen Frieden zu unterzeichnen. Paris setzt seine Hoffnung in die Hauptaktion, die bevorstehk, oberste muß ohne Verzug ausgeführt werden. Denn jeder Tag führt uns einer Katastrophe näher, nämlich: dem Hungertode.
Das früher franz. Lager bei Chalons soll jetzt aufs Neue hergerichtet werden und zur Aufnahme von Gefangenen nach der Kapitulation von Paris dienen.
Vom 18. meldet die „Korrespondance du Tours" aus der Hauptstadt Folgendes: Die Strauße, Nandus und Kasuars des Bois de Boulogne sind endlich — akklimatisirt.. Gestern wurde dieses große Wild in der englischen Metzgerei des Fcmbourg Sr. Honors gleichzeitig mit den Büffeln zum Kauf geboten. Die Hunde werden zu Tausenden verspeist. Das Vorurlheit unserer Väter geht zu Grabe. Ordentlich abgeschlachtet, wohl abgehäittet, passend zubereitet und mit einer guten Sauce angerichtet, ist der Hund eine vorzügliche Speise; das Fleisch ist delikat, rosig und keineswegs hart.
Brüssel, 30. Nov. Die Gräfin von Flandern ist heute mit zwei Prinzessinnen niedergekommen.
London, I. Dez. Viktoria besuchte am Mittwoch eine halbe Stunde die Exkaiserin, die noch diese Woche nach der Erwiderung des Besuchs nach Wilhelmshöhe abreist. (S- M.)
London, 2 Dez/ lieber Calais eingelangte Pariser Luftballon Nachrichten vom 30. melden die im Wesentlichen bekannten Details der Ausfälle vom 29. und 30. Sie geben die französischen Verluste au Verwundeten auf 2000 an, darunter die Generale Renault und La Chavwre. Der ehrenwortbrüchige General Ducrok, welcher bei Mont Mesly (also gegen die Wurt- temberger) engagirt war, hatte in einer Proklamation geschworen, nur tobt oder siegreich zurückzukehren. Am 1. Dezember sollte der Kampf auf der ganzen Linie fortdauern.
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Z a i s e r'scben BuLhandlu'ng.