weisen. Dieselk-r wurde von den Geschworenen jedoch für schuldig erklärt und vom Schwurgerichtshofe, wie schon gemeldet, zu tz- jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt. (T. CH.)
(Aus Würzburg.) Unter den Verwundeten im Offiziers- zimmer lag ein Lieutenant v. L.; er hatte einen Schuß in die rechte Brust, die Lunge war oben verletzt. Man konnte die Kugel nicht entfernen, doch nahm die Heilung den günstigsten Verlauf, weil sich eine Verwachsung gebildet, welche das Sinken der Kugel in die Lunge verhinderte. So schärfte man dem Patienten eine möglichst ruhige Haltung des Armes ein, da jede Be- ! wcguug die Verwachsung zerreißen und die Kugel senken könne. Mit musterhafter Geduld hält der lebhafte Offizier acht Tage die schwere Geduldsprobe ans; er rührt den Arm nicht. Am Abend des 9. Tage tritt eine Ordonnanz in den Saal, fragt nach dem Lieutenant v. L. und überreicht ihm — das eiserne Kreuz. Begeistert streckt der junge Held die Rechte nach dem köstlichen Ehrenschmuck und drückt ihn an das Herz. Nachts werden alle Aerzte schleunigst hcrbeigerufen: die rasche Bewegung hat die Verwachsung zerrissen, die Kugel hat sich tief in die Lunge gesenkt und unser tapferer junger Freund wird sterben. Tödtliche Ehre, tödtliche Freude!
Berlin, 25. Sept. Von den zur Armee eingezogcnen richterlichen Beamten sind, wie der „B- B. C." mittheilt, bis jetzt schon einige dreißig auf den verschiedenen Schlachtfeldern verschieden. — Zwei neue von Krupp gefertigte Riesengeschütze, welche Bomben von 600 Pfund Gewicht werfen, sind nach Frankreich abgegangen.
Berlin, 26. Sept. (Berl. B.-Z.) Mit dem gestrigen Tage hat der Ausmarsch der dritten, unter dem Oberbefehl des Generallieutcnants v. Löwenfeld stehenden Reservearmee begonnen und wird voraussichtlich bis zum nächsten Sonnabend die beiden großen, nach Westen gehenden Eisenbahnrouten in Anspruch nehmen. Aus naheliegenden Gründen enthalten wir uns, über das Ziel des Marsches und die Zwecke dieser Armee Genaueres zu sagen, nur das Eine glauben wir andeuten zu dürfen, daß die Ansammlung irgend welcher erheblichen französischen Sireit- krüfte im Rücken der gegen Paris operirenden deutschen Truppen nunmehr völlig unmöglich sein dürfte.
Berlin, 28. Sept. Die „Provinzial-Korrespondenz sagt: Bei Frankreich steht cs, zu verhüten, daß schließlich die Friedensbedingungen größer werden. Graf Bismarck kündigt Forderungen an, welche Deutschland unbedingt stellen muß.
Berlin, 28. Sept. Die (Wiener) Nachricht über den Kampf und Untergang der preuß. Korvette Hertha ist gänzlich unbegründet. Die Hertha ist gar nicht in das rothe Meer gekommen. (S. M.)
Wiesbaden, 25. Sept. Für den Marschall Mac-Mahon ist hier eine Wohnung gemiethet worden. Im Ganzen sind etwa 150 französische Offiziere hier; unter denselben befinden sich mehrere Generale. Mac Mahon mit Frau ist bereits eingetroffen.
Auf Wilhelms höhe soll cs mittlerweile ganz gemüthlich hergehen. Napoleon hat die feste Ueberzeugung, daß die Franzosen ihn um die Rückkehr nach Paris bitten werden, sobald sie einmal die Freuden des Pöbelregimcnts werden kennen gelernt haben. Bis dahin ist Bonaparte heiter und guter Dinge, kor- respondirt fleißig mit der Gattin Eugenie und dem Söhnlein Lulu, mit der Tante Jsabella und dem Onkel Pius. Außerdem soll er sich viel mit der Dressur junger Hunde beschäftigen, während er das anfänglich mit Leidenschaft und großem Glück betriebene Kartenspiel ganz aufgegeben hat, seit die Mitspieler, seine Adjutanten u. a., sich ernstlich alles „Mogeln" verbeten haben. Der Kaiser wünscht übrigens sehr, daß Paris bald von den Deutschen besetzt werde, denn er will es lieber haben, daß die guten Weine aus den kaiserl. Kellern von unseren Soldaten ausgetrunken werden, als von Nochefort und Clnseret.
In dem zweimonatlichen Feldzug, den die Deutschen gegen die Franzosen führen, waren die Erfolge für die deutschen Waffen glorreich. Gefangen sind von den Franzosen der Kaiser, ein Marschall, 39 Generale, 3250 Offiziere, 104,750 ohne die Verwundeten, deren Zahl sich auf 14,000 beläuft, 10,280 Pferde, 56 Adler, 102 Mitrailleusen, 690 Feld- und Festungsgeschütze, über 400 Fahrzeuge, Magazine, Eisenbahnzüge, große Vorräthe an Waffen, Munition, Beklcidungsgcgenftände, Fourage und Proviant. j
Paris, 26. Sept. Die Regierung erließ eine Proklama- j rion, besagend, die Regierung werde die bisherige Politik ver- j folgen, keinen Zoll des Gebietes, keinen Stein der Festungen abzutreten.
Tours, 27. Sept. Das Journal officiel vom 25. Sept. veröffentlicht einen Bericht Favres über die Zusammenkunft mit Bismarck am 18. Sept. Favre ließ bei Bismarck anfragen, ob letzterer in die Verhandlungen eintreten wolle. Bismarck erwiderte, die Negierung sei nicht rechtmäßig, und fragte gleichzeitig, welche Garantien für die Ausführung einer Abmachung dieselbe bieten könne. Auf Anrathen Lyons suchte Favre um eine Unterredung nach. In derselben betonte Favre Frankreichs Friedensliebe, jedoch zugleich den unerschütterlichen Entschluß, keinerlei Bedingung anzunehmen, welche aus dem Frieden nur einen kurzen bedrohlichen
Waffenstillstand machten. Bismarck crwiedcrte: Frankreich werde Sedan so wenig vergessen, wie Waterloo und Sadowa, Frankreich werde Deutschland von Neuem angreifen; Favre bestritt dies. Bismarck erklärte alsdann, die Sicherheit Deutschlands empfehle, Elsaß, sowie das Moseldepartement mit Metz und Chateau-Salins (südöstl. von Metz) zu behalten. In einer zweiten Unterredung vom 19. Sept. Abds. erklärte sich Bismarck dem Waffenstillstand geneigter als vorher. Favre verlangt einen solchen von 14 Tagen. Am 20. Sept. Morgens forderte Bismarck als Waffcnstillstandsbedingung die Besetzung Straßbnrgs, Tonis und Pfalzburgs. Als Favre bemerkte, die Konstituante werde in Paris zusammentreten, forderte Bismarck Einräumung eines Pariser Forts, vielleicht Mont Vaücrien, sei jedoch alsbald davon zurück- gekommen, als Favre vom Zusammentritt der Konstituante in Tours sprach. Die Forderung Bismarcks, die Garnison Straß- burgs solle sich kriegsgefangdn ergeben, wies Favre entrüstet zurück. Als Bismarck nach Befragung des Königs darauf bestand, brach Favre die Unterredung ab und drückte die Ueberzeugung aus, Frankreich werde kämpfen, so lange in Paris noch ein Element des Widerstands vorhanden. Am 21. -sept. benachrichtigte Favre Bismarck durch eine Depesche, daß die Regierung der nationalen Vertheidigrmg die Waffenstillstandsbedingungen ablehne.
Von den französischen Nachrichten, welche noch immer von Siegen sprechen, nur diese kleine Probe. Aus Eure u x vom 27. Sept. sagen Privatnachrichten, daß in den Kämpfen der letzten Tage die Verluste der Preußen 10,000 Manu, 10 Kanonen und 2 Mitrailleusen betragen." Man weiß, was davon zu halten ist. Den Deutsche» sollen, sagen andere Privatnachrichlcn, beim Ueber- gang über die Seine in der Nähe von Triel 3 Kanonen ins^Wasser gefallen sein. — Marseille, 26. Sept. Der Maire laßt eine Anleihe von 10 Millionen ausschreibeu. Zaffiropulo, ein griechischer Kaufmann, hat der Munizipalität zwei Millionen für Ankauf von Waffen zur Verfügung gestellt. Junge Leute von 16 bis 20 Jahren bilden eine „Legion Frankreichs", um die Nationalgarde im Falle der Mobilisiruug zu ersetzen. 551 Ga- ribaldiner gehen nach Tours ab. — Diesen Abend wird Revue über 32,000 Nationalgarden gehalten, worunter 18,(XD wohl bewaffnet sind.
Offizieren, welchen es gelungen ist, nach der Schlacht von Sedan zu entkommen und sich nach Paris zu flüchten, sprechen sich sehr günstig über die Preußen ans und widerlegen die Berichte der belgischen und einiger englischen Blätter über die schlechte Behandlung, die ihnen zu Theil geworden. Es sei wahr, daß sie oft nicht viel zu essen gehabt, , aber die Deutschen hätten dieses Schicksal getheilt und mit ihnen gemeinsam Hunger gelitten.
Brüssel, 24. Sept. Die Prinzessin Mathilde ist gestern von Mons in Brüssel angekommen. Da kein anständiger Wagen zur Hand war, so sah sie sich gcnölhigt, in einem allen Fiaker ihren Einzug in die belgische Hauptstadt zu halten. Herr Benedetti, der ehemalige französische Botschafter in Berlin, begleitet sie.
Rom, 23. Sept. Der Pabst hält sich im Vatikan eiuge- schlossen, aber der weithin schallende Ruf so vieler tausend Stimmen hätte fein Ohr erreichen Müssen, säße er auch hinter zehn verriegelten Thoren. Außer seiner eigenen Palastwache hüten die königlichen Truppen den Vatikan. Es wird allein davon abhäugcu, wie lange Pius IX. diesen Zustand erträglich findet; für gewisse Fälle habe er, wie sonst Unterrichtete versichern, entschieden vorgesehen, er beabsichtige, sich in das Vaterland des Pater generalis der Jesuiten, Beckx, nach Belgien, zurückzuziehen. Die Wahl wäre unter allen Umständen die beste.
Rom, 26. Sept. Das Volk zerstörte die Druckerei des „Osiervatore Romano". Cadorna ist auch Träger der politischen Gewalten und regiert als k. Kommissär. Die begehenden Gesetze bleiben vorläufig unverändert. Die Justiz wird im Namen Victor Emmanuels II. „Königs von Italien durch die Gnade Gottes und den Willen des Volkes" ausgeübt. Der Grund der plötzlichen Abreise Bixio's soll in einer Differenz mit Cadorna zu suchen fein. Nachdem Antouelli seine Demission als Staatssekretär gegeben, trat Kardinal Capalti an dessen Stelle.
Londoon, 23. Sept. lieber Bombay, 21. Sept., wird aus Japan gemeldet, daß die preußische Corvette „Medusa" der französischen Corvette „Dupleix eine Herausforderung zngesandt habe; man erwartete ein Zusammentreffen in den japanesischen Gewässern.
Londo n, 28. Sept. Nachrichten aus der Pariser Umgegend melden: In Paris desertirten die gepreßten Mobilgarden in Schaaren von 20 bis 50 Mann in ihre Heimath. Gegen 200 wurden wegen Widersetzlichkeit erschossen. In die^ verlassenen Dörfer kehrt die von den Franzosen vertriebene Bevölkerung all- mähllg zurück mit dem mitgenommenen Eigenthum.
Die Kaiserin Eugenie und ihr Sdhir ist von Hastings nach Camdeu-House in Chislehurst (Kent) abgereist. — Die Königin von England richtete ein Beileidsschreiben an die Kaiserin Eugenie.
St. Petersburg, 27. Sept. Thiers ist heute Vormittags hier angekommen und im „Hotel Demuth" abgestiegen.
Redaktion, Druck und Verlag ver G.,W. Zaifer'schen Buchhandlung.