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30. September: Es bleiben Sprüche Werte nicht, wenn du ibren Werth erkennst.

3!. Unser» Eingang segne Gott!

Unser» Ausgang gleichermaßen.

1. Oltobcr: Trau, schau, wem.

T a g c s - N r u i g k e i t e ».

Kriegsschauplatz.

Biwak der W ürttemberger vor Paris, bei Maluone (4 St. südöstl. von Paris, 1 St. östlich von Villiers sur Marne) 20. Lept. Seit heute früh ist die Einschließung von Paris be­endet. Die Brücken der Marne waren an allen Punkten ge­sprengt, sind aber zum großen Theil durch Pontonbrücken ersetzt worden. Einwohner gibt es in der Umgegend von Paris keine wehr, sie sind mit Vieh und Lebensmitteln nach Paris geflüchtet. Dort möchte man jetzt wohl gerne dos Vieh behalten und die Leute forljagcn, aber wir haben jeden Ausweg besetzt. Die ganze Gegend ist voll von Schlössern, Landhäusern und Som­merfrischen, die meisten sehr elegant eingerichtet, aber so viel wie möglich ansgeräumt. Nur die Keller bieten noch einige Schätze. Vorerst haben wir uns hier im Biwak möglichst bequem einge­richtet, um dem Frost der Herbftnächte Trotz zu bieten. Wir haben Befehl, alle Feindseligkeiten, sowie den Schußrayon der Forts bis auf weitere» Befehl zu vermeiden. Großartige Re­quisitionen, mit meist sehr kleinem Resultat, werden in der gan­zen Umgegend vorgenommcn. Gestern war Kriegsminister v. Suckow mit General Obernitz in unserem Biwak. Der König von Preußen, der längere Zeit Württemberger zu seiner persön­lichen Bedeckung hatte, hat sich in einem Tagesbefehl sehr lobend über das Verhalten und die Disciplin der württ. Truppen ge­äußert. Unsere Post fehlt seit dem 11. Sept. gänzlich.

Vor Paris, 21. Sept. Wie mir die Landleute sage», herrscht in Paris eine furchtbare Aufregung. Sie erzählen in ihrer Angst bereits, es sei wieder eine Guillotine anfgerichtct, alles sei in Todesangst vor dem Terrorismus der Exaltirten und Rothen. Es wird das wohl sehr übertrieben sein, ist indeß im­merhin bezeichnend für die Lage. Die Folgen des Wegschaffens aller Lebensmitteln machen sich bereits fühlbar bei den Eingebo­renen, die zurückgeblieben oder zurückgekehrt sind. Die Pfarrer, die ihren Platz behaupten, laufen mit gkmzen Scharen von armen Arbeitern umher, um Brod zu suchen. Einzelne dieser unglück­lichen haben schon seit mehreren Tagen keine Nahrung gehabt, gehen bei unseren Vorposten betteln oder ernähren sich von rohen Gartenfrüchlen. Das Elend der Bevölkerung ist entsetzlich um ganz Paris herum.

(Ans dem Feldpostbrief eines württemb. Offiziers vor Paris, 21. Sept.) Wir befinden uns seit 2 Tagen unter den Kanonen von Paris, dicht an der Marne, wo sie in die Seine fließt, auf Vorposten. Von den rückwärtigen Höhen sehen wir die Riesenstadt in ihrer ganzen Ausdehnung vor uns liegen, wir fetzen Notrcdame, Madelaine, Jnvalidenhotel rc. Die prächtigen Lusiorte und Pariser Ausflüge, wie z. B. Champiguy, sind ganz retlasse», und wir nisten uns in die schönsten Villen ein und leben von Trauben und dem prächtigsten Obst. Wein finden wir die schwere Menge von allen Sorten. Das jenseitige Ufer ist dicht von Franctircnrs in Blouscn und Rothhosen besetzt. Die Kerle feuern, sobald sich jemand dem Ufer nähert, und auf Reiter in großer Entfernung. Sie schießen aber sehr schlecht und es genirt uns nicht im mindesten mehr, in ihrem Feuer Ordon­nanz zu reiten. Sie haben uns bis jetzt einige Leute verwun­det. Von Zeit zu Zeit lassen wir einige gute Schützen antwor­ten, wobei auf jeden Schuß einer fällt, dann werden sie auf ei­nige Zeit ruhig. In Paris soll fabelhafte Verwirrung und eine Unmasse Menschen sein, was auch natürlich, da sich alles hincingeflüchtet. Auf den letzten 3 Tagmärschen fanden wir schon alle Dörfer und Städte leer. Von den Forts feuern sie auf große Entfernung heraus, ohne Schaden zu thun; auch gefällt es ihnen sehr, uns aus der Vogelperspektive zu betrachten; es steigt ein großer Luftballon nach dem andern- Das ändert aber alles nichts an der Einschließung, die sie so sehr genirt. Mit den Preußen stehen wir auf bestem Fuße und sind sehr von ihnen anerkannt. (S. M.)

Ferriöres, 21. Sept. Die Pariser Beobachtungsposten

auf dem Montmartre, dem Mont Valerien und den sonstigen Ueberhöhungspunkten können jetzt bereits rings um Paris her die preußischen Helmspitzen und die Bajonette deutscher Gewehre in der Sonne blitze» sehen, denn ein außerordentlich schönes klares, dabei nicht zu warmes Herbstwetter begünstigt unsere Operationen. Die Marnebrücken scheinen während der Dauer des Krieges nicht wieder hergestellt werden' zu sollen. Man begnügt sich mit noth- dürfliger Instandsetzung und überläßt den Wiederaufbau späte­rer französischer Betriebsamkeit. Bis jetzt hat noch keine dieser Zerstörungen die Annäherung unserer Armeen gegen Paris auch nur auf L-tunden aufhalten können. Ueberall sind die Ponton­trains und Pioniere an der Spitze der Kolonnen und haben die Kommunikation rasch wieder hergestellt. Schiff- oder Bockbrücken werden von der französischen Regierung, oder von den Kommunen wohl bald nach dem Kriege dem Verkehr wieder überantwortet werden können. Anders ist es aber mit den Eisenbahntunellen, welche ebenfalls zerstört morden sind. Diese werden auf lange hin dem Handel und der Industrie empfindliche Stockungen ver­ursachen. Es scheint bei diesen Zerstörungen ein ungewöhnlicher Leichtsinn obgewaltet zu haben, oder man müßte einen fast pani­schen Schrecken annehmen, denn nur eine dieser Annahmen erklärt diese rücksichtslose Vernichtung so wichtiger Arterien für den Volks­wohlstand.

Trier, 23. Sept. Betreffs des Ueberfalles einer preußi­schen Proviantkolonne vor Diedenhofen erfährt die Trier. Ztg. weiter: Der Zug war im Dorfe Königsmacher angelangt, das von feinen Einwohnern ganz verlassen schien: die vordersten Fuhren waren bereits durchs Dorf hindurch, die letzten noch nicht darin, als plötzlich die Thüren und Fenster sich öffnen, Schüsse aus denselben fallen und französische Soldaten über die Fuhrleute und deren militärische Begleitung hersallen. Den hintersten Wagen gelang es. Kehrt machend, zu entfliehen; die übrigen, wohl an IM, wurden nebst den Rosselenkern nach Dietenhvfcn geführt, 3 der letzteren, nebst einem Soldaten waren erschossen. Einer bald daraus hinznsprengenden Schwadron preuß. Husaren gelang es noch, einen Theil der Kolonne vor den Thoren der Festung Die­denhofen abzuschneiden und dem Feinde wieder zu entführen. Ein Theil der Fuhrleute wurden wieder entlassen, die anderen befin­den sich noch in Gefangenschaft. Das Dorf Königs mach er, wohin vorgestern die Truppen von hier aus marschirt sind, dürfte für das Gelingen dieses Handstreichs verantwortlich gemacht wer­den und allen Schaden zu ersetzen haben. Heute sind die meisten der Fuhrleute hier eingetroffen, lieber 116 Fuhrleute wurden mit ihren Pferden und Wagen in die Festung geschleppt und in die Kasematten eingesperrt. Dort brachten sie die Nacht auf den Pritschen zu, wo ihnen keine Decke, ja nicht einmal ein Bund Lagerstroh zu Theil geworden. Während ihrer 24stündigen Einsperrnng wurde ihnen, wie sie betheuern, keine Nahrung ge­reicht. Sie lebten so lange von dem trockenen Brode, welches sie zufällig noch bei sich hatten. Auf ihr flehentliches Ersuchen wurde ihnen ein Trunk Wasser gereicht und gestattet, eine Flasche Branntwein zu kaufen, die sie sehr theuer bezahlen mußten. In der Zwischenzeit wurden sie einer sehr unangenehmen Operation unterworfen. Sie wurden nämlich alle, wie es bei einer Mili­täraushebung geschieht, entkleidet und gemustert, darauf 64 Mann entlassen, die übrigen, 52 an der Zahl, zurückbehalten. Allein damit noch nicht genug, hat man sie ihres sämmtlichen Reisegel­des beraubt, welches sich, indem die meisten von ihnen je 20 bis

25, mehrere sogar über 100 Thlr. besaßen, auf die Summe von 3000 Thlr. berechnet. Der Gesammtwerth der Fuhrwerke rep­räsentier über 44,000 Thlr.

Tours, 27. Sept. Der Präfekt von Meziöres meldet vom

26. d., daß der behufs Wegschasfung der Verwundeten auf 48 Stunden geschlossene Waffenstillstand gekündigt ist und die Be­lagerung von Mezieres erwartet wird.

Stuttgart, 28. Sept., Mittags 12 Uhr. Dem Kriegs­ministerium ist soeben folgendes Telegramm zugekommen: Mun­delsheim, 28. Sept., 6 Uhr Morg. Soeben Nachts 2 Uhr Kapitulation Straßburgs durch Oberftlieut. v. Lcszynsky ab­geschlossen. 451 Offiziere, 17,000 Mann inkl. Nationalgarde strecken die Waffen. Um 8 Uhr werden Straßburgs Thore be­setzt. v. Werder.

Offiziell aus Ferriöres, 28. Sept. Vier telegraphische Leitungen von Paris nach Rouen und nach dem Süden sind im