Schwarzwald - Heimat
jVaokeiokten an» eien XeekaZebieten <^ak«o «n«I fVagokrk
gezogen. Überschreiten zehn Prozent den Betrag von einer Mark je Woche oder fünf Mark je Mo- nicht, so wird die Sonderunterstützung nicht gekürzt.
Das ist die Antwort, die man ständig von „gescheiten" Leuten zu hören bekommt, wenn man sie darauf aufmerksam macht, daß sie mit Leben und Gesundheit spielen, indem sie die ele- mentarsten Verhaltungsmaßregeln für den Luft- krieg in den Wind schlagen. Entweder, indem sie nachts bei Alarm nicht dazu zu bewegen sind, aufzustehen, oder bei Tag, wo der Anflug der Bomberformationcn am blauen Himmel so harmlos aussieht, in den Luftschutzraum zu gehen, oder aber — und dies konnte man häufig während der letzten Wochen beobachten — kaum einer, der sich als Zielscheibe auf der Straße oder im freien Feld hinstellt, im Traum auf die Idee kommt, daß so ein einzelner Jäger es auf ihn abgesehen haben könnte. Bis dann da« Unglück da ist.
Biele verlassen sich auch darauf, daß ihre Stadt oder ihr Dorf noch nichts abbekommen hat. Jede der bombardierten Städte ist indessen eines Tages »um erstenmal angegriffen worden, und die Ver- luststatistiken zeigen, daß immer dieser erste Angriff der verlustreichste war, weil eben viele nicht damit gerechnet und sich luftschutzwidrig verhalten hatten. Was lOOmal gut abgelaufen ist. geht das 101. Mal schief. Die Lehren im Luftkrieg müssen aber leider mit Blut bezahlt werden.
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Ei« kühner 3Sger-2ffizier
Im Ehrenblatt des Deutschen Heeres genannt
Oberleutnant Oskar Nebele in einem Ulmer Jägerregiment, gebürtig in Calw (Vater wohnt in Eßlingen), wurde für hervorragende Tapferkeit vor oem Feind durch Nennung im Ehrenblatt des Deutschen Heeres ausgezeichnet. Er lag Mitte August mit seiner Kampfgruppe ostwärts Rowiska rechts und links einer Straße auf einer beherrschenden Hohe. Uederlegene Feindkräste in Stärke von 8 Panzern und 2 Bataillonen erzielten nach starker Feuervorbereitung beim rechten Nachbarn einen Einbruch und saßen damit in der Flanke der Kampfgruppe. Ungeachtet des auf seinen Stellungen liegenden Feindsxuers baute Oberleutnant Uebele, von Nest zu Nest springend, einen Flankenschutz auf. Kaum war dies geschehen, erhielt er die Meldung über starke Feindannaherung gegen seine eigene Stellung. Während er sich zu seinem Kompanie-Gefechtsstand an der Straße zurückarbeitete, waren schon vier feindliche Panzer mit aufgesejsener Infanterie bis dicht vor die Hauptkampslinie gerollt. Ein Panzer fuhr auf den Gefechtsstand des Oberleutnant Uebele zu, der aus seinem Loch heraussprang und den Panzer mit einer Faustpatrone anging. Der Panzer wurde im gleichen Augenblick von einer Pak abgeschossen. Plötzlich sah sich Oberleutnant Uebele der abgesprungen aus ihn einstürmenden feindlichen Jn- fanteriegruppe gegenüber. Mit soldatischer Entschlossenheit nahm er den Kampf auf und schoß die feindliche Gruppe mit seiner MP. zusammen. Inzwischen waren die drei anderen Panzer auf dem linken Flügel der Kampfgruppe durch das Kesselgelände in deren Rücken gelangt. Unter ihrem Schutze setzte die abgesxssene Infanterie zum Angriff von rückwärts an, während gleichzeitig zwei feindliche Kompanien frontal angriffen. In kühner Entschlossenheit, kalter Ruhe und vorbildlichem persönlichen Einsatz leitete Oberleutnant Uebele den erbitterten Kampf gegen den anstürmenden Gegner, der unter hohen blutigen Verlusten aus dem Einbruchsraum geworfen und ab- gewiesen wurde.
Hänke weg vom feuergeführlichen Dingen!
Junge in Sulz a. E. verletzt
In Sulz a. E. machte sich in diesen Tagen ein 16 Jahre alter Junge an einem Benzinbehälter zu schaffen Er löste den Verschluß und wollte Nachsehen, was sich in dem Behälter befindet. Zu diesem Zwecke nahm er ein Streichholz, entzündete es und leuchtete in denselben hinein. In diesem Augenblick gab es eine Stichflamme, wodurch der Junge Verbrennungen an Hand und Gesicht erhielt. Er wurde nach Herrenberg ins Krankenhaus eingeliefert. Wieder ein Fall, der lehrt, daß man feuergefährlichen Dingen gegenüber größte Vorsicht walten lassen muß.
Nagolder GtadLnachrichken
Saniiats-Obergefreiter Hermann Statt ele erhielt im Osteinsatz das Kriegsverdienstkreuz T Klasse mit Schwertern.
-Schleuse Arbeitsamt Die Lenkung der neuen Arbeitskräfte Die plötzliche Mobilisierung von Arbeitskräften durch Äuskämmung der Betriebe, durch Aus- tammung der Behörden und durch Heraufsetzung .er Altersgrenze für arbeitspflichtige Frauen auf ^ Jahre hat zunächst den Personalmangel der putschen Rüstungsindustrie fast schlagartig bcsei- W- ^übermittelt erlebten die Arbeitsämter einen Wtrom an Arbeitsuchenden, der ein schönes Beispiel dafür war, daß im deutschen Volk noch immer erhebliche Krastreserven stecken. Vielleicht bMg hier und da sogar der Eindruck entstanden üm, gegenwärtig wären mehr Arbeitskräfte frei geworden, als die Industrie unterzubringen vermag. Das wäre ein Trugschluß.
.Naturgemäß bedarf es einer gewissen Zeit, bis w viele Menschen neu in den Arbeitsprozeß eingeschaltet werden, zumal da sie zu einem Teil Freiemgen ersetzen sollen, die zur Wehrmacht gerufen werden und zum anderen Teil ganz neue Arbeitsplätze erhalten, die erst durch die aber- matige Erweiterung der industriellen Anlagen ent- nnr " ^)ud. Deshalb erfolgt in den meisten imnen di« Einberufung der neuen Rüstungs-
arvetter Zug um Zug, >o wte die Arbeitsplätze frei werden.
Das besagt nun keineswegs, daß die neuen Arbeitspslichtigen in der Zwischenzeit nutzlos herumlungern. Entweder sind sie noch an ihrem alten Arbeitsplatz beschäftigt und trogen mit zur reibungslosen Abwicklung ihrer bisherigen Tätigkeit bei, während die Hausfrauen, die nun zum Arbeitseinsatz kommen sollen, jeden freien Tag noch weitgehend nützen werden. Es fügt sich eine Beschäftigung an die andere an, und Arbeits- losigkeit soll und darf in der Regel nicht entstehen. Daß gelegentlich in irgendeiner Firma oder irgendeinem Amt Ucbereifer entfaltet wird und dasjenige Personal, das nach den neueren, strengeren Prinzipien entbehrlich geworden is wfort entlassen und dem Arbeitsamt zur Verfügung gestellt wird, vermag nicht das Bild zu trüben. Sicher ist es so, daß jede Hand in Deutschland gebraucht wird und daß die deutsche Industrie noch mehr schaffen muß. um ver dein- schen Wehrmacht das beste Rüstzeug für den Kampf zur Verfügung zu stellen.
-Sondern nterstüFungderDienstverpflick'fefen
Da sich in der Praxis die Notwendigkeit von Neuberechnungen der Arbeitseinkommen Dienstverpflichteter im Aufnahmebetrieb Verhältnis- mäßig häufig ergibt, bleiben Lohnuntcrschiede bis zu einer Mark bei den Lohnabrechnungs- veriooen von einer Woche, bis zu fünf Mark bei solchen von einem Monat bei der Berechnung des Arbeitseinkommens im Aufnahmebetrieb, die als Basis für die sonstigen Ausgleichszahlungen au Dienstverpflichtete erforderlich ist. ganz unberücksichtigt, solange nicht andere Gründe eine Neube rechnung erforderlich machen, zum Beispiel die Aenderung des Familienstandes. Eine Neuberechnung von Amts wegen unterbleibt, wenn das Arbeitseinkommen gegenüber dem zuerst sestge- stellten nach unten abweicht. Wenn sich also das Arbeitseinkommen vermindert, dann bleibt es künftig dem Dienstverpflichteten überlassen. An- trag auf Erhöhung der ausgleichen den Sonderunter st üyung zu stellen. Er muß hierbei Nachweisen, daß ihm der Rückgang seines Arbeitseinkommens nicht schuldhast zur Last fällt. Schließlich wird in Zukunft die Neuberechnung unterbleiben, wenn das Arbeitseinkommen gegenüber dem zuerst fcstgestellten um nicht mehr als zehn vom Hundert nach oben ab- weicht. In einem solchen Fall wird der Mehr- Verdienst abzüglich des unberücksichtigt bleibenden Betrags von einer Mark bzw. fünf Mank von der bewilligten Sonderunterstü'mng einfach ab-
Arbeiisdlenstpflicht aller Flamen
Mit Wirkung vom 10. Oktober 1944 hat der Landcsleiter von Flandern, Dr. I. van de Wiele, die Arbeitsdienstpflicht für alle flämischen Männer und Frauen eingesührt. Die Arbeitsdienstpflicht gilt zunächst für alle jungen Männer der Jahrgänge 1924^27, sowie alle un- verheirateten Frauen der Jahrgänge 1923-27: die Dienstzeit beträgt sechs Mcni--te Die Dienstzeit !m flämischen Arbeitsdienst wird zur Zeit in Deutschland abgeleistet.
Rückwanderer melden Anschrift
Reichsdeutsche, die auf Grund der militärischen Entwicklung in Frankreich und Belgien in das Gebiet des Großdeutschen Reiches zurückkehren mußten, haben sich zwecks N-sstellung eines Rück- wande^eranswei'es beim Nückwanr-reramt in der Leitung der Auslandsorganisation der NSDAP. V-rlin Wilw-rsdorf. W-stfäli'che Str. 1- 3 zu melden bzw. ihre Anschrift mitrnteilen.
Die MeJnng kann auch für den Kreis Lnd- wigsbnrq bei der Z i-'gs'-lle des Ruckw"nderer- nmts Stntta"rt. z. Zt. Ludwigsburg, Hospitalstraße 7. er^o-m.
Aus den Nachbargemeinden
Freudenstadt. Am 17. September verschied in Barcelona im 73. Lebensjahr Dr. med. Hermann Kau pp. Ter Verstorbene war in Freudenstadt als Sohn des Oberamtsarztes Dr.Kaupp geboren. 1898 ließ er sich acs Arzt in Barcelona nieder. Ueber 44 Jahre durfte er die ärztliche Tätigkeit in Barcelona ausüben. Neben seinem Beruf galt seine ganze Liebe der Förderung des Deutschtums im Ausland. Diesem Zweck diente vor allem die Deutsche Sciiule in Barcelona, deren Gründer er war und die er mit der Zeit so ausbaute, daß dort auch di.- Reifeprüfung für deutsche Hochschulen abgelegt werden konnte. Als 1937 in Spanien der Bürgerkrieg ausbrach, mußte Dr. Kaupp Barcelona verlassen. Er nahm die deutschen Lehrer und 400 Kinder mit sich nach Königswinter, wo der Schulbetrieb unter seiner Obhut solange sortgeführt wurde, bis ist Spanien wieder geordnete Verhältnisse emgetreten waren. Vierzig Jahre hindurch hat Tr Kaupp ehrenamtlich die deutsche Schule in Barcelona betreut, ein Dienst am deutschen Volkstum, den die Universität Tübingen mit der Verleihung des Titels eines Ehrensenators dankte.
Augen und Ohren auf!
>Vie man 8icli ^e§en keincsliclie PiefilieLer scliiitrt
Volle Tarnung ist eines der ersten Ge- bote des Frontsoldaten. Aber auch die Heimat lebt jetzt unter ähnlichen Bedingungen, seitdem sie den ruchlosen Ueberfällen feindlicher Tief- slieger ausgesetzt ist. Wir alle müssen nunmehr lernen, uns frontmäßig zu verhalten, und zwar je schneller desto besser. Dazu gehört nicht nur Mut, sondern auch Besonnenheit und Umsicht Behält man diese — und wir müssen sie uns ebenso aneignen wie der Soldat — dann braucht man sich auch nicht abhalten zu lassen, seinem gewohnten Tagewerk nachzugehen. Das möchte der Feind aber gerade durch seinen Terror verhindern. Im Freien, auf der Landstraße oder auf dem Feld, heißt es, Augen und Ohren offen halten! Keine auffallend Hellen oder farbigen Kleidungsstücke anziehen!
Sobald man, wenn auch noch entfernt, Flugzeuggeräusch wahrnimmt, muß man sehen, daß man schleunigst von der Straße weg- kommt. Ist ein Wald in der Nähe, wird man sich darin unsichtbar machen, sind aber nur einige Bäume in der Umgebung, so geht man unter diese, und »war nicht alles auf einen Klumpen.
sondern einzeln. Man wird sich die Bäume mit weit herabhängenden dichten Aesten. die auch seitlich gegen tiefanfliegende.Maschinen gut Tarnung bieten, aussnchen? Fahrzeuge werden gleichfalls möglichst unsichtbar nntergestellt.
Erfolgt tatsächlich ein Angriff, wirft man sich am besten zu Boden und bewegt sich nicht. Man sollte sich übrigens zur Gewohnheit machen, unterwegs ständig das Gelände auf die beste Deckungsmöglichkeit abzu- suchen. Wird man aber trotzdem von Tieffliegern überrascht, weil diele vielleicht plötzlich hinter Höhcnzügen oder Wäldern auftauchen, ohne daß man sie vorher gehört oder gesthen hat, heißt es schnellstens in den nächsten Deckungsgraben. Sollte es auch dafür zu spät sein, dann nicht kopflos davonrennen wie eine Schar verscheuchter Hühner, denn der Flieger ist doch schneller, sondern sich in den Straßengraben oder eine andere Vertiefung Hineinwersen; sie bieten immer noch einen besseren Schutz gegen Bombensplitter und auch gegen MG.-Kugeln als die glatte Straßendecke.
Frauen umsorgen Lazarettsoldalen
Omks88encIe 6etreuun§ cier I^8.-brauen8ckaft in allen l^araretten cle8 Krei8«8 Lalw
Zu den vornehmsten Aufgaben der NS.-Frauen- schaft gehört die Betreuung der Ehrenbürger der Nation, die verwundet in den Lazaretten liegen. Auch imKreise Calw führen der Ortsgruppen der NS.-Frauenfchaft diese Betreuung durch, wobei sich die Nagolder Frauen stets besonders ausgezeichnet haben und noch auszeichnen.
Da ist z. B. für jeden Krankensaal eine Frau eingeteilt, die mindestens alle 8—10 Tage ihre Verwundeten besucht, für alle Wünsche und Nöte der Soldaten Verständnis zeigt und Abhilfe schafft, wo sie zu schaffen ist. Manch einer redet sich dabei Kummer und Sorgen vom Herzen und findet ein aufmerksames Ohr. Tie Betreuerin aber macht sich zur Mittlerin der Anliegen des Soldaten.
Für die Bettlägerigen werden Besorgungen in den Geschäften gemacht, wobei es nicht immer leicht ist, allem gerecht zu werden, was sich die Soldaten wünschen. Doch gelingt es meist, den Wünschen nachzukommen.
Die Betreuerin schreibt, wenn dem verwundeten Soldaten das Schreiben fchwer fällt, gern an die Angehörigen, besorgt wenn möglich ihnen Quartier, wenn sie ihren Lieben besuchen wollen, sammelt Zeitschriften und Spiele, sorgt also für Unterhaltung der Soldaten, bringt ihnen Blumen und erfreut namentlich Schmerversehrte mit Obst und Kuchen. An Feiertagen wie Ostern und Pfingsten wird ein ganzer Saal mit Kuchen und Blumen beschenkt, Mehl und Zutaten haben dazu die Frauen der ganzen Umgebung gespendet. Bis jetzt war es möglich, an Weihnachten die Verwundeten und Kranken jedes Lazaretts in unserem Kreise überaus reich mit Gebäck, Obst u. a. zu bescheren.
Während des letzten Winters wurden oft 50 bis 60 Lazarettsoldaten zu einem Kaffee- und Kuchennachmittage einmal in der Stadt und dann wieder auf dem Lande eingeladen. Zentnerweise wurde das- Obst von der Einwohnerschaft zur Ver
fügung gestellt, sodaß es möglich war, fast jede Woche Körbe voll Aepfel den Soldaten zu bringen.
Aber auch die Jugendgruppen der NS.- Frauenschaft ließen und lassen es sich nicht nehmen, den Soldaten Freude zu bereiten. Auch hier ist'N agold vorbildlich. Die Jugendgruppen hielten Kaffee-Nachmittage ab und bereiteten den Soldaten zusätzlich. mit köstlichen, kleineren Aufführungen kurzweilige, vergnügte Stunden.
Nicht zu vergessen sind auch die Kindergruppen der NS. -Frauenschaft, die in den Lazaretten immer gern gesehen werden und deren frisch-fröhlich gesungene Liedchen dem Soldaten eine freudige Erinnerung sind.
Die Soldaten, die ausgehen dürfen, haben gern einen passenden Familien-Anschluß. Auch diesem Wunsche trägt die NS.-Frauenschaft gern Rechnung. Manche Familie macht sich eine Ehre daraus, einen Soldaten am Sonntage zum Mittagessen einzuladen unv, wenn der Soldat auch noch zum Kaffee und zum Abendessen bleibt, dann ist der Sonntag für beide Teile ein Ereignis.
Die Ortsgruppen der NS.-Frauenschaft machen es sich zur besonderen Pflicht, den Soldaten die Strümpfe zu stoppen und, wenn erforderlich, auch die Wäsche zu flicken. An zahlreichen Näh- und Flick-Nachmittagen und -Abenden wird diese wichtige Arbeit geleistet.
Die Lazarette haben aber auch noch weitere Wünsche an die Frauen, die alle gern erfüllt werden. Da sinv z. B. kleinere Schäden an Uniformen zu beheben, Hosen und Röcke aufzubügeln, Sand- und Kleiesäckchen herzustellen, Tupfer zu richten, Pantoffeln anzuferttgen, Hilfskräfte in der Küche zu stellen usw.
Kurz: Unsere Frauen leisten in selbstlosem Einsatz für die Lazärettsoldaten ihr Möglichstes und tun auch auf diesem Gebiet im Schicksalskampf unseres Volkes mehr als ihre Pflicht.
küo Itnmsn »u» llnsereo Isxeo von kvs ljrsnckensleik,
Malte sah verliebt und strahlend aus sein fröhlich-lebendiges Mädchen. Er suchte den Blick seines Vaters, und der alte Herr nickte ihm zu. Der Sohn atmete erleichtert aus — alles schien gut zu gehen!
Der Mittagszug nach München war wie immer überfüllt. Kaum war die Sperre geöffnet, so drängte und stieß auch schon die Masse der bereitstehenden Reisenden hinaus auf den Bahnste-g, — hinein in den Zug. Innerhalb weniger Miauten waren alle verfügbaren Plätze besetzt, und kurz daraus stauten sich Koffer, Rucksäcke und Tor- aister aus den Korridoren neben den Reisenden, die keinen Sitzplatz gefunden hatten und nun mmere gedrängter zuiammenrückten Irmgard, die Zugbegleiterin, stand vorläufig noch draußen auf dem Bahnsteig. Ihre Augen waren überall. Sie hals Müttern mit Kleinkindern, das Abteil „Mutter und Kind" zu finden, ie gab bereitwillig,Auskunft über Anschlüsse und lnkunstszeiten, Gepäckbeförderung und Speisewagen. Sie wies den schmerbeladenen abreilei.den lrlaubern den Weg zu ihren Wagen, beruhigte ifgeregte Frauen und gab auf allein herum- hende Kinder acht.
Noch zehn Minuten bis zur Abfahrt, — noch nfl Aufgeregtes Hin und Her. — Nachzügler, e eiligst, verzweifelt noch einen Stehplatz such- n, irgendwo unterzukommen, — letztes Ab- hiednehmen, Ermahnungen, Umarmungen. Küsse, ,-imliche Tränen, — ein Drängen an Fenstern nd Türen, — dann der Lautsprecher, der die Ab- chrt ankündigt--
.Lurücktretenl Türen ichuegem Der Bahnvorsteher gab das Signal, die Lokomotive zog an. Langsam, schnaubend und pustend, rollte sie aus der Halle, die lange Kette übervoller Wagen hinterher. Letzte Grüße und Zurufen, Tücherschwenken und Winken, — der Zug gewann schnellere Fahrt. Nach wenigen Minuten schon war auch der letzte Wagen den Blicken der Z'irückbleibenden entzogen.
Irmgard hatte sich im Augenblick der Ausfahrt rchch und gewandt in den letzten Wagen geschwungen. Geschickt bahnte sie sich ihren Weg durch das Gedränge der Reisenden, bis sie ausatmend die Tür des Dienstabteils hinter sich schloß.
Drinnen hatten schon der Schaffner Ellenberg und die junge neu eingetretene Putzfrau Margot Rothaas Platz genommen. Ellenberg, ein ruhiger blonder Mann in der Mitte der Dreißiger, hatte bereits sein Gepäck untergebracht und machte sich für den ersten Rundgang durch den Zug fertig. Margot Rothaas hatte Taschenspiegel, Puderdose und Lippenstift heroorgeholt, um sich für die Fahrt schön herzurichten, — sehr zu Ellenbergs Aerqer.
„Ich habe Ihnen schon ein paarmal gesagt, Rothaas, — wir haben hier keine Bar und sind kein Theater! Wenn Sie die Anstreicherei nicht lassen, mutz ich Sie melden!"
Die Rothaas hatte eine schnippische Antwort aui der Zunge, als Irmgards Eintritt das Gespräch unterbrach. Ellenbergs Gesicht wurde plötzlich freundlich, herzlich begrüßte er die Kollegin.
. Gut. daß Sie da sind, Fräulein Hoffmann! Dumm, daß das mit Frau Wolter passiert ist, aber wenn Sie sie vertreten, ist ja alle» in Ord- nungl Es kam Ihnen wohl ein bißchen plötzlich, wie? Hat'» denn zu Hause geklappt?"
„Natürlich! Es mußte ja!" gab Irmgard ruhig zur Antwort. Aber sie sah den Kollegen, der mit herzlichem Interesse ihren Blick suchte, nicht dabei an. Ihre Augen gingen zum Fenster. Dort draußen flog eben der Teltow-Kanal vorüber; leicht« Birken säumten seine Ufer. Einige Paddelboote mit lachenden, sonntagsfrischen Menschen darin glitten auf seinem Wasser dahin.
Irmgard wandte sich ab und seufzte leise. So fröhlich und frei könnte sie selbst jetzt auch sein, — mit Walter Hansen würde sie im Paddelboot sitzen, den blauen Himmel über sich, und er würd» sie zärtlich und verliebt ansehen, anstatt ihr zu grollen und mit Zorn an sie zu denken. Ach, wo mochte er jetzt sein? Ob er ihr immer noch zürnte?
Das Herz war ihr schwer geworden. Aber sie wußte schon, dagegen gab es nur ein Mittel, — oft erprobt, immer wieder gesucht: die Arbeit.
„Also los, Herrschaften! Erster Kontrollgangl Wir machens wie immer. Höchste Zelt, daß wir ' anfangenl"
Sie ergriff ihr Dienstbuch, rückte noch einmal die Mütze zurecht. Schon stand sie im Gang und begann gleich darauf ihren inspizierenden Rund- gang.
„Die Fahrkarten bitte!" '
Aus Iackentaschen, Handtaschen und Portemon- , naies wurden die Fahrtausweise hervorgesucht, - hastige und langsame, alte und junge, verarbeitet» - und weiche Hände reichten sie der Schaffne- ' rin hin. Irmgard prüfte die Karten, versah st« ' mit dem Blaustiftstrich, gab dazu ihre Ratschläge: > „In Halle müssen Sie umsteigenl"
,Ln Bamberg haben Sie Anschluß!"
„Wann wir ankommen? Drelundzwanzig Uhr dreiunddreißlgl"
Natürlich gab es auch Unstimmigkeiten, Streit und Rechthaberei.
„Frau Schaffnerin. — da» Fenster mutz zul Hier zieht es, das vertrage ich nicht!" jammert« eine alte Dame. Sie hatte den Vorderplatz an Fenster, sie hatte den Mantel an und noch ein dickes Plaid um sich gewickelt. Das Fenster war halb offen, im Abteil war es warm, alle» dicht besetzt mit jüngeren Leuten, die nun ihrerseits heftig auf die Schaffnerin einredeten.
„Zum Ersticken ist es schon jetzt, — da» Fenster muß offen bleiben, — diese Hitze!" Und ein junges Mädchen fügte schnippisch hinzu: „Soll zu Hause bleiben, wer das Reisen nicht verträgt!"
Irmgard kannte derartige Mißhelligkeiten. Freundlich, aber bestimmt schritt sie ein. Die alte Dame erhielt den gegenüberliegenden Platz, auf dem keine Zugluft sie treffen konnte. Da» Fenster wurde bis auf Augenhöhe hinaufgezogen.
„So kann es bleibenl" erklärte sie energisch. „Bei geschlossenem Fenster zu reisen bei diesem Wetter, — da» kann keinem Menschen zugemutet werden!"
(Fortsetzung folgt.)