Motto.

21 Juiü: Nimm Bcisviele, damit du sie nicht andern ziehst. -> 2 . Was kein Verstand der Acrständizen sieht.

Das übet in Einfalt ein kindlich Gemnth.

Herrn Gutsverwalter Schöttle.

Entgegnung.

Thierquälerci, wie sie durch den Schäfer, der Ihre Schaf­herde von hier nach Hause führte, an den Schafen und beson­ders am Hunde ausgeüdt wurde, dürfen und sollen als warnen­des Beispiel der Oeffeittlichkeit übergeben werden. Wenn Sie diesen Manu selbstsehr beschränkt" bezeichnen, der obendrein noch betrunken war, so hätte sich über diesen sehr beschränkten Mann mit Ihrer Schafherde Ihre ganze Aufmerksamkeit bis über die Feldergrenze erstrecken sollen, dann wäre gewiß keine Quä­lerei vorgekommeu, Ihnen aber immer noch so viel Zeit geblie­ben, um am Abend im strengen Galopp durch die hiesige Vorstadt (wo Ihr Gefährt zu überstürzen drohte) über die Insel nach Hanse zu fahren, um auch Ihrerseits einer Polizeistrafe zu ver­fallen. ' Der Gewährsmann.

T a g r s - N e u i g k e i t c ii.

T üb ingcn. Am 17. Juni wurde die Anklagesache gegen den ä i F chre alten ledigen Dienstknecht Michael Psäffle von Thailfin- geu, OA. Herrenberg, wegen Todschlags verhandelt. Derselbe hatte in Händeln den ledigen, 24 Jahre alten Bauernsohn Wilhelm Gräthcr von Haslach durch einen Stich in den Unterleib so schwer verwundet, daß er am 20. April starb. Die Geschwore­nen traten der Vertheidigung insoweit bei, daß sie die Absicht der Tödtung verneinten und nur durch Körperverletzung ver­schuldeter Tödtuug umrahmen, mit dem mittleren Grad von Wahr­scheinlichkeit, mit welcher der A. die Folgen seiner Handlung habe voraussehen können. Der Schwurgerichtshof verurtheilte densel­ben zu einer Kreisgefängnißstrafe von 1 Jahr. (T. CH.)

Der Weihbischof Dr. Lothar v. Kübel aus Freiburg wird am 21. und 22. Juni den Alumnen des Priesterseminars in Rottenburg die Diakonatsweihe ertheilcn.

Das Vermögen des berühmten Julius-Spitals in Würz­burg beträgt 4,902,105 Gulden.

Berlin, 13. Juni. In Beziehung auf die Münzenquete hat der Bundesrath dem Zollparlamentsbeschlusse wegen Betei­ligung der süddeutschen Staaten daran, insoweit Rechnung getra­gen, als er das Bundeskanzleramt ermächtigt hat, für den Fall, daß die süddeutschen Regierungen den Wunsch zu erkennen geben, sich an der Enquete zu beteiligen, gegenüber diesen Negierungen in derselben Weise zu verfahren, wie dieß den Bundesregierungen gegenüber geschehen soll.

DieProv.-Korr." schreibt:Das St rafg esetzbu ch für den norddeutschen Bund ist bereits im Bundcsblatt veröffentlicht. Beuchtungswerthe Mittheilungen aus Süddeutschland lassen er­kennen, einen wie bedeutenden und günstigen Eindruck das Zu­standekommen dieser Gesetzreformen auch in den dortigen rechts­kundigen Kreisen gemacht hat."

Im September d. I. wählt das Volk in Norddeutschland seine Vertreter im Reichstage. Die bevorstehende 3jährige Pe­riode ist vor allem wichtig durch das Aufhören des eisernen Militär-Etats am 31. Deccmber 1871. Die Wünsche gehen auf bedeutende Ermäßigung der Ausgaben für das Militär und damit auf Ersparungen, die in einem andern Theile des Staats­haushaltes kaum gemacht werden können. Diesen Hoffnungen tritt aber die preuß. Regierungspresse (Prov. Corr.) jetzt schon entschieden entgegen. Sie erklärt,eine Herabsetzung der Frie­densstärke und damit eine erhebliche Verminderung der Ausgaben für das Bundesheer ist nicht möglich, ohne die Wehrhaftigkeit des Bundes zu gefährden; wer dafür wirkt, erschüttert und ver­wirrt die Zustände. Kein patriotisch denkender Mann wird die Hand dazu bieten, die Einrichtungen in Frage zu stellen, auf denen die Kraft und Sicherheit unseres nationalen Gemeinwesens und damit die Wohlfahrt, der gewerbliche Aufschwung und das Gedeihen des Volkes beruht."

In Berlin haben die deutschen Vegetarianer getagt. Sie heißen so, nicht weil sie vegetiren, sondern weil sie nur Pflanzenkost und bei Leibe kein Fleisch genießen. Nicht einmal auf ihrer Festtafel stand ein Braten, auch kein Rhein-, sondern Apfelwein. Der bekannte Prediger Baltzer und der alte Democrat Struve gehören zu ihnen. Die Berichterstatter sagen etwas un­höflich, sie seien bis auf den einen Sparren ganz vernünftige Leute. Es gibt aber auch unter ihnen Orthodore und Liberale.

Brieg, 9. Juni. DerSchles. Ztg." schreibt man von einem entsetzlichen Ereigniß, das sich in Schrcibeudorf zugetragen. Die Wirthin des Gasthauses in genanntem Dorfe ließ am Pfingstabend einen an der Straße betrunken liegenden Mann für die Nacht mitleidig in den Gasthausstall schaffen. Am anderen Morgen wurde er dort im Blute schwimmend gefunden. Ratten waren über den im tiefsten Rausche, vielleicht auch in einem Starr­krämpfe sinn- und hiflos Daliegenden hergefallen und hatten ihm (buchstäblich verbürgt!) das Gesicht fast vollständig abgefressen,

Ohren, Nase, untere Augenlider, Wangen bis auf die Muskel­schicht, Lippen, Kinn, vollständig abgenagr. Die Augäpfel sind verletzt, aber nicht zerstört; die Kaumuskeln, namentlich auf der rechten, am meisten ausgesetzten Seite zerfressen. Der Unglück­liche, in dem eine Meile weiter entfernten Dorfe Leubusch am Walde ortsangehörig, wurde nach dem Krankenhause der Stadt geschasst und befindet sich dort in ärztlicher Behandlung. Das Unerhörte des (in allen hier dargestellten Einzelheiten vollständig verbürgten) Falles macht bigreiflicherweise in Stadt und Umge­gend das größte Aufsehen." (Wir sind der Hoffnung, daß die Ratten sich in eineEnte" verwandeln werden.)

In Hamburg sinken, vermuthlich durch auswärtige Agita­toren aufgereizt, Steinmetzen, Maurer und Zimmerleute, im Gan­zen 3500 Arbeiter, um eine Erhöhung des Taglohns von 1 Thaler auf 1 Thaler 6 Silbergroschen und Verkürzung der Arbeitszeit um 1 Stunde MittagsessenSzeit von 12 bis 2 Uhr, statt bis 1 Uhr zu erreichen. Die Arbeitgeber weigern sich bis jetzt, diesem Begehren zu willfahren.

Aus Ostpreußen wandern viele Mennoniten nach Ruß­land ans; sie wollen lieber Russen als Soldaten werden.

In Leipzig hat ein junger Mann von 21 Jahren, Bruno Werner, seine zwei Stiefschwestern von 18 und 9 Jahren mit dem Beil fürchterlich zugerichtet, um sie . und seinen Vater, einen Xylograahen, zu berauben. Die armen Mädchen liegen hoffnungs­los nieder, der Mörder ist entdeckt und verhaftet; er ist ein aus­schweifender, arbeitsscheuer und wegen Diebstahls wiederholt be­strafter Mensch. Die ältere Schwester wurde mit Beilhieben zu Boden geworfen, erhob sich später wieder, fiel ihrem mörde­rischen Bruder in die Arme und beschwor ihn, von dem Verbrechen abzustehen, die jüngere Schwester suchte ihn wegznziehen beide streckt der furchtbare Mensch nochmals mit Beilhieben nieder und führt seinen Raub aus. Die jüngere Schwester, ans zahlreichen Kopfwunden blutend und am Boden liegend, sieht alles, was vor­geht, verräth sich aber mit keinem Laute. Werner hat alles ein­gestanden.

Prinz Friedrich von Altenburg ist so tödtlich erkrankt, daß der regierende Herzog Ernst seine Kissinger Badekur abbrach und nach Altenburg zurückkehrte.

Franz Ritter v. Sträub, k. k. Vorspanns-Commisssar, ließ sich im 59. Jahre pensioniren und lebte ohne Sträuben glücklich und vergnügt noch volle 50 Jahre bis zu seinem am 31. Mai d. I. erfolgten Tode.

Wir halten es im Interesse des Publikums für geboten, darauf aufmerksam zu mache», daß die Oesterreicher-Sechser vom 1. Juli an ihre Giltigkeit als Münze verlieren.

Nicht im Programm stand, was einem deutschen Lehrer in Wien passirt ist. Um das Volksleben an der Quelle zu studi- ren, ging er mit einer Wienerin in ein Bierhaus im Prater. Es ging kreuzfidel her und der Lustigste war unser deutscher Lehrer aus dem Reiche. Als er aber bezahlen wollte, halte er nur noch einen Napoleonsdor nnd den wollte der Kellner nicht nehmen, weil er ihn nicht kannte. Die Stammgäste, denen der Franzos gezeigt wurde, schrieen: Eine Spielmarke! Den Kerl arretliren! Böse Worie flogen herüber und hinüber und schon wurde der fremde Mann der Schule gepackt, als ein junger Kaufmann eintrat, den Napoleonsdor vor aller Augen wechselte und dem Streit ein Ende machte.

Einen peinlichen Eindruck macht die Schwäche der Regierung von Genf gegenüber den unaufhörlichen Umtrieben des internatio­nalen Gesellenvereins, welcher alle Arbeit lahm legt und die Frei­heit der Arbeitsuchenden und der arbeiten Wollenden vernichtet. Das Striken dauert in den meisten Bauhandwerken den ganzen Sommer fort. (S. M.)

Paris, 13. Juni. Jules Simon und Dalmas haben im gesetzgebenden Körper eine Interpellation über die Sterblichkeit unter den Neugebornen angekündigt. Auch die Akademie der Medizin hat dieser wichtigen Frage jüngst sehr eingehende Studien gewidmet, deren Ergebnisse die genannten beiden Antragsteller ihren Ausführungen zu Grunde legen werden. Sie werden also demnächst zu allgemeiner Kenntniß gelangen. Für heute sei uns gestattet, einige Ziffern aus einem statistischen Werke von Legoyt anzuführen, welche darthun, wie nothwendig es ist, daß die fran­zösischen Gesetzgeber diesem Gegenstände endlich ihre Aufmerksam­keit widmen. Auf 10,000 Geburten findet man nach dem ge­nannten Werke für das Seinedepartemeut 610 eheliche, 856 un­eheliche Todtgeburten; für die städtische Bevölkerung im Allge­meinen 494 eheliche, 795 uneheliche; für die Landbevölkerung 368 eheliche, 641 uneheliche Todtgeburten. Faßt man die Sterblich­keit zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr in's Auge, so findet man auf dieselbe Zahl von Geburten im Seinedepartement 1511 Todes­fälle unter den ehelichen, 2068 unter,den unehelichen Kindern; für die Stadtbevölkerung bez. 1622 und 2541, für die Landbe­völkerung bez. 1619 und 4099. Diese letzte Zahl ist offenbar dadurch so angewachsen, daß man die in der Stadt gebornen natürlichen Kinder auf dem Lande unterzubringen pflegt. Wie es damit zugeht, mag man aus folgender Aeußerung eines aus­gezeichneten Arztes ersehen:Ich kenne nur sehr wenige gute