Halle, wurden solche ohne Widerspruch und unverändert ange­nommen; ebenso die 3 weiteren Resolutionen, die inneren Ver­einsangelegenheiten betreffend. Am Abend fand ein ebenso zahl­reich besuchtes fröhliches Banket im gleichen Saale statt, wobei es an zahlreichen patriotischen Toasten nicht fehlte. (T. CH.)

Stuttgart, 19. April. Ein fetter Osterhase. Zwei 1415jährige Knaben, welche gestern Nachmittag im Hasenber­ger Walde einen Hasen oder Vogelnester suchen wollten, hatten das Glück, einen werthvollen Fund zu machen. Sie entdeckten nämlich in einem ausgehöhlten alten Baume ein in einen Pap­pendeckel und ein Zeitungsblatt vom 22. März 1870 eingewi- ckeltcs Gcldpaket, welches die Summe von 2509 fl. 45 kr., be­stehend aus 10 fl.-Scheinen und andere Sorten Papiergeld ent­hielt. Gestern Abend machten dieselben bei der Polizei Anzeige und hat sich in Folge dessen Hr. Polizeiobcrwachtmeister Kern heute früh an Ort und Stelle begeben, um den Fundort näher sestzustelleu. (B.-Z.)

Calw. In der Sitzung des K. Kreisstrafgerichts vom. März d. I. wurde I) Franz Jos. Bauer, Bauer von Altingen, OA. Herren­berg, wegen im Affekte verübter Körperverletzung zu k Monat Bezirks- gesängniß: 2) der ledige Schneider Andreas Bihler von Effringen und der ledige Maurer und Soldat Friedrich Bihler von da, wegen im Affekte verübter Körperverletzung, welche bei Andreas Bihler den ersten Rückfall begründet, lezterer zu 6 Wochen, und Friedrich Bihler zu :> Wochen Kreisgefängniß; 3) die ledige Fabrikarbeiterin Christine Irion von Alt­burg, OA. Calw, wegen zweier, ihren ersten Rückfall begründender Dieb­stähle zu 4 Monaten Zuchtpolizcihaus verurtheilt. 4) Der ledige Zim­mermann und Soldat Jakob Friedrich Martini von Emmingen und der Zimmermann Christian Martini von da, find am 15. Nov. v. I. mittelst gewaltsamen Eindrücke»» der versperrten Hausthüre in die Woh­nung des Schusters Gottlieb Bulmcr von Emmingen eingedrungen und haben den Bulmer in seinem Hausöhrn mehrfach zu Boden geworfen und gewürgt. Cs wurde jedoch nicht als erwiesen betrachtet, daß eine Krank­heit oder Arbeitsunfähigkeit bei dem Beschädigte» in Folge der erlittenen Mißhandlungen entstanden ist und hat derselbe seine Strasklage recht­zeitig zurückgenomine», daher die Beschuldigten von der gegen sie er­hobenen Beschuldigung des Hausfriedensbruchs und der Körperverletzung zwar sreigesprochen, übrigens zum Ersätze der Kosten verpflichtet wurden. Rechtsconsnlent Bohnenberger von Nagold stand den Beschuldigten als Verlheidiger zur Seite. (C. W.j

München, 17. April. Mit dem Eisenbahnzug, welcher diesen Brief befördert, reisen die Minister des Beichern und der Justiz, Graf Bray und v. Lutz, zu mehrlagigem Aufenthalt nach Stuttgart. Der würltemb. Gesandte, Frhr. v. Soden, ist schon gestern dahin abgegangcn. lieber die Absichten, welche die­sen Reisen zu Grunde liegen, gehen verschiedene Lesarten. Der König hat der hiesigen Garnison eine Osterfreude bereitet und für jeden Unteroffizier 24 kr., für jeden Soldaten 12 kr. aus der Kabinetskasse anweisen lassen. Dieser Betrag wurde zu einem Theil der Aufbesserung der heutigen Menage verwen­det, zum andern den Leuten baar bezahlt. Es sind etwa 6000 Mann, die der König so beschenkte. (S. M.)

Darmstadt, 17. April. Der Besuch des Großherzogs in Berlin ist nunmehr zweifellos und die Abreise auf den 24. d. Mts. festgesetzt. Der Aufenthalt in Berlin wird vier Tage dauern. Von da begibt sich der Großherzog zu kurzem Besuch nach Dresden. Auf der Rückreise findet in Gießen eine Begeg­nung mit dem Kaiser Alexander von Rußland statt. Kaiser Ale­xander wird bis znm 25. Juni zur Kur in Ems verweilen und sich dann zu achttägigem Aufenthalt nach Jugenheim bei Darm- stadt begeben. (S. M.)

Berlin, 16. April. Der heutige Staatsanz. veröffentlicht den Vertrag zwischen dem Nordd. Bunde und Baden wegen wechselseitiger Gewährung der Rechtshilfe.

Die Berliner Wespen stellten jüngst den Pabst dar, wie er auf einem von Bischöfen umringten Tische das Kartenhaus seiner Unfehlbarkeit aufbaut. Darunter steht als Canon XXII: So Einer am Tische wackelt oder puhstet, der sei verflucht! Die Römlinge getrösten sich des Spruches: Die schlechtesten Früchte sind es nicht, an denen die Wespen nagen.

Den Astronomen fallen die vielen dunkeln Flecken auf, welche die Sonne, namentlich auf der nördlichen Seite, zeigt. Durch geschwärztes Glas kann man sie sogar ohne Fernrohr erkennen.

Aus Graz wird derPresse,, berichtet, es werde daselbst ein Masscnaustritt ans dem katholischen Kirchenverband erfolgen, wenn die Unfehlbarkeit zum Dogma erhoben wird.

Lausanne. Den 11. April, Morgens 10s, Uhr, erklang plötzlich die Lärmglocke der Kathedrale. Eine Menge Menschen sammelte sich ans den Straßen, um zu hören, wo das Feuer ausaebrochen sei; Feuerspritzen rasselten über die Straßen. Da der Sturmwächter stumm blieb, so erstieg der Polizeichef den Thurm und fand da einen Engländer, der an der Glocke zog und aus die Frage, was das zu bedeuten habe, erklärte, daß er vergleichende Studien über den Klang der Glocken auf dem Kon­tinent anstelle. Er hatte für sein Experiment 12 Franken zu zahlen.

Paris, 16. April. Der Internationale Arbeiterbund" (französische Abtheilung) hat folgendeAdresse an die französischen Bürger" erlassen: London, 11. April 1870.Bürger! Das Plebiscit, welches dem französischen Volke vom Kaiserreich vor­geschlagen wird, ist nur eine Falle. Wir können weder für das

Lmpire p-wlemanlairn", noch für dasEmpire autoi-it-uro" vo- tiren. Wir werden alle für die Republik votiren, indem wir weiße Stimmzettel in die Urne legen. Keine Enthaltungen. Weiße Stimmzettel. Das Nedaktionskomita.

Eine Wittwen-Verbrenuung hat wieder in dem Dorfe Ioun- pore in Indien stattgefunden. Die englischen Behörden erhiel­ten zu spät die Nachricht, um den Vorgang hiudern zu können. Die Verwandten der Selbstmörderin sind zu 7 Jahren Einsper­rung verurtheilt worden, weil sie dieselbe zur Thal überredet hatten, und jeder Bewohner des Dorfes, welcher dem entsetzli­chen Schauspiel zugcsehen, hat eine dreijährige Gefängnißhast zu verbüßen.

Allerlei.

DieBe Nutzung alten Viehes und namentlich alter Milchkühe zur Mästung, ist nach Dr. Frühlings neuer laudwirth- schaftlicher Zeitung keine ökonomisch gute Maßregel. Eine alte Kuh kann im allgemeinen das Futter nicht so verwerthen, wie eine junge, die Thätigkeit und Empfänglichkeit ihrer Organe, ihre Verdauungs- und Assimilationsfähigkeiteu sind geschwächt, die Durchdringlichkcit der Capillargefässe ist vermindert, die Fleisch­faser ist zähe geworden und die Zellen des Bindegewebes, wo sich das Fett bilden soll, sind zum Theil nicht mehr repioduclions- fähig. Es ist nicht ökonomisch, für eine alte Kuh bedeutende Arbeils- und Kapitalaustrengungen zu machen; sie taugt nicht für einen Stall, wo intensive Viehhaltung betrieben werden soll; das Rohmaterial ist schlecht und ein Theil der darauf verwendeten Arbeiten und Kapitalien rcproducirt sich nicht. Eine Kuh, deren Extremitäten grob sind, deren Schultern lose, deren Widerrüst und Nacken schwach sind und dabei ein räumlich wenig ausge- brcitetes Euter mit schwachen Milchadcrn besitzt, wird voraussicht­lich die beste Fütterung und Pflege nicht in wünschenswerther Weise bezahlen, weil die natürlichen Anlagen, deren Ausnutzung der Zweck der Arbeit ist, gering sind. Ein ausgehungertes, ab- gcmagertes Stück verwerthet das Futter in einem Maststalle schlechter, wie ein bereits ausgefüttertes Thier, weil bei dem magern Thier zunächst der Trockensubstanzgehalt des ganzen Thierkörpers erhöht werden muß, ehe eine lohnende Gewichtsvermehrung er­reicht werden kann, und weil dieser Prozeß an und für sich eine längere Zeit, daher auch mehr Material erfordert, als wie die blose Vermehrung der Biudegewebszellen und die Umwandlung der proteinstoffhaltigen Substanzen im Fett. Der höhere Trockcn- substanzgehalt des Thierkörpers muß schon früher und während der Aufzucht bewirkt werden, er darf nicht erst im Maststalle nach­geholt werden, wo das Futter ^ich lediglich durch Gewichts­vermehrung des Fleisches und durch Fettbildung bezahlt machen soll. Ich erwähne diese an sich bekannten Verhältnisse hier aus­führlicher, weil ich noch in neuester Zeit Gelegenheit gehabt habe, in mehreren großen Milch- und Mastvichwirthschafteu zu sehen, daß man auf die Qualität des Viehes öfters gar kein Gewicht legt, ja, daß man sogar zuweilen meint, das schlechte Vieh be­zahle das Futter am besten, weil man ein sehr billiges Stück, wenn es fett geworden ist, allerdings öfter um den dritten Theil höher verkauft, als der Einkaufspreis betrug.

lieber den Werth eines Vogelnestes bringt der Thüringer Thicrschutzverein folgende, überall beherzigenswerthe Ansprache:Lieber Landmann! Dein Junge nimmt aus Lang­weile ein Vogelnest, Grasmücken-, Spatzen-, Nothschwanzuest oder ein anderes, gleichviel von welchem der obengenannten Vögelchen, sei es mit Eiern oder mit Jungen aus. Es sollen davon fünf im Nest sein. Jedes dieser Jungen braucht täglich im Durch­schnitt etwa 50 Stück Raupen und anderes Geschmeiß zur Aetzung, die ihm die Alten aus der Nachbarschaft zutragen, macht täglich 250 Stück. Die Aetzung dauert durchschnittlich 4' bis 5 Wochen, wir wollen sagen 30 Tage, macht für das Nest 7500 Stück. Jedes Stück Raupe frißt täglich sein eigenes Gewicht an Blättern und Blüthen. Gesetzt, sie braucht bis sie ausgefresscn 30 Tage und frißt täglich nur eine Blüthe, so frißt sie in 30 Tagen 30 Obstfrüchte in der Blüthe und die 7500 Raupen zusammen 225,000 Stück solcher Blüthen. Hätte Dein Junge das Vogelnest in Ruhe gelassen, so hättest Du und Deine Nachbarn um 225,000 Aepfel, Birnen und Pflaumen mehr geerntet. Wenn jedoch die Raupe, wie sie es aus Liebhaberei manchmal thut, 10, 20, 30 Blüthen frißt, oder wenn wegen des abgefressenen Laubes die Blüthen keine Nahrung mehr haben und welk abfallen, so be­ziffert sich Dein und Deiner Nachbarn Verlust noch viel höher. Du kannst dann leicht berechnen, was ein Vogelnest für einen Werth hat.

Ein Dienstmädchen wurde von ihrem Herrn nach Schnupf­tabak, und zwar nach ,,t1r»»ä 6sr<IinsC' gesendet. Als sie in den Laden trat, batte jie die Devise vergessen, half sich aber, indem sie dem Commis ihren Wnnsck mit der Erklärung zu verdeutlichen suchte:Ich wollte Schnup'tabak, habe aber den Namen vergessen, na, von der Sorte da, wie heißen sie den schnell sie sitzen jetzt in Nom, 's Loth kostet 7 Pfen­nige." Der Commis erinnerte sich nun schnell an die Tabaksorte und sagte:Ach, Sic wünschenCrrmä Lgräinsl^?Ja, ja," ergänzte das Mädchen,kranken Cardinal!" Sie erhielt das Gewünschte.

Redaction, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.