endlich, weil der König nochmals Mahnungen zur > Versöhnlich-, !eit aussprechen will. Bis zu dieser Stunde hat Wrst Hohen­lohe noch nicht um seine Entlassung gebeten, doch wird dies in den nächsten Tagen geschehen. Die 10 Abgeordnetenwahlen von München und Günzbnrg sind von der Kammer für nichtig erklärt worden. Die Steuern wurden zur provisorischen Fort­erhebung bis Ende März verwilligt.

Der preußische Landtag wurde am Samstag Nachmittag mit einer Rede des Grafen Bismarck geschlossen. Es wird in der Rede eine außerordentliche Session des Landtags nach Been­digung des im Februar noch zusammentretenden Reichstags und des aus diesen folgenden Zollparlaments angekündigt. (B.-Z.)

Aus derRede des Grasen Bismarck in der Sitzung des Herrenhauses vom 7. Februar, in welcher der Verlagungs- antrag der Regierung abgelehnt wurde, theilen wir den Schluß mit; er lautet:Was den Vorwurf betrifft, als würde von uns der Reichstag rücksichtsvoller behandelt als das Herrenhaus, so muß ich aus ihn doch als Bundeskanzler einen kurzen Rück­blick werfen. Ich bedaure, daß bei früheren Gelegenheiten und auch heute eine unbegründete Scheidung gemacht wird zwischen den Interessen des Bundes und denen Preußens, als ob es Ele­mente wären, die in sich zwei verschiedene Völker darstellten, die nebenbuhlerische Interessen hätten, von denen zu befürchten wäre, daß das eine das andere erdrückte oder schädigte. Es ist sehr leicht möglich, daß ein mißverstandener preußischer Partikularis­mus (Sondergcist) den Bund schädigt und ihn in seiner Entwi­ckelung aushält; es ist mir aber undenkbar, daß der Bund die Interessen der 25 Millionen Preußen, die Vierfünttel seines Be­standes bilden, irgendwie schädigen könnte. Vergegenwärtigen Sie sich, welche wesentlich preußischen Interessen sind jetzt aus­schließlich im Bunde vertreten: die ganze auswärtige Politik, der ganze Kriegsstand, die Marine und die gaaze Handels- und Zoll­gesetzgebung Preußens wird dort behandelt, man kann dort ebenso gm Preuße sein, und ich möchte mich ein für allemal gegen diese ungerechte und unwahre Scheidung zwischen Preußen und dem Bund und gegen die Voraussetzung einer angeblichen Rivalität beider verwahren. Daß die nationale Interessen des weiteren Verbandes nach Bedürfuiß den Interessen der einzelnen Länder Vorgehen müssen, spreche ich hier offen aus, und deßhalb hat niemand das Recht, meinen preußischen Patriotismus in Zweifel zu ziehen, ebenso wenig wie ich an Ihrem deutschen Patriotis­mus zweifle. Aber wenn der preußische Landtag das Recht für sich in Anspruch nimmt, gerade Preußen, welches die bevorzugteste, welches eine ganze ausnahmsvolle Stellung im Bunde, unab­hängig von seiner Größe, cinnimmt, wenn Preußen partikularj- stische Auschrüche machen will, die cs seinem Bundesgenossen nicht ciuränmt, wenn der Reichstag zwar beschlossen hat und mit Recht, daß Landtag und Reichstag nicht zusammeufallen sollen, und Sie dagegen sagen wollen, das mag gut sein sür die anderen Bundes­staaten, aber nicht sür den preußischen Landtag, der hier zu Haus ist und hier sein Recht hat schlagen Sie diesen Weg ein, dann gehen unsere Wege so himmelweit auseinander, daß wir uns nicht mehr wieder finden."

Berlin, 1l. Febr. Der Bnudesrath des Norddeutschen Bundes erhielt in seiner heutigen (fünften) Sitzung eine Präsidial­vorlage, betreffend die Maß- und Gewichtsordnung. Es handelt sich darum, daß die Gewichie und Maße der süddeutschen Staate», welche die neue meterische Maß- und Gewichtsordnung ebenfalls bei sich eiuführcn, auch im Norddeutschen Bunde sollen gebraucht werden dürfen, resp. volle Giltigkeit haben sollen unter der Be­dingung der Reciprocität. Es ist dies ein Nachtragsgesetz zu der Maß- und Gewichtsordnung des Norddeutschen Bundes.

(L-t.-A.)

Berlin, 12. Febr. Nach Schluß der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses erschien in der Wohnung des Präsiden­ten v. Forckenbeck eine aus allen Fraktionen des Hauses zu­sammengesetzte Deputation, um dem Präsidenten als Ehrengabe des Hauses ein prachtvolles und kostbares silbernes Thccscrvicc zu überreichen. Als Sprecher der Deputation fungirte das lang­jährige Mitglied des Hauses, Graf Schwerin, der bekanntlich selbst viele Jahre hindurch das Präsidentenamt inne halte. For- ckenbcck sprach mit sichtbarer Bewegung seinen Dank aus. In Abgeordneteukreisen wurde heute mit Bestimmtheit behauptet, daß der Kultusminister o. Mühl er seine Entlassung erbeten und ! erhalten habe, und daß er bestimmt sei, die Verwaltung eines j Oberpräsidiums zu übernehmen. !

Berlin, 14. Febr., 3 Uhr Nachm. Soeben wurde der ! Re ichstag des Nordd. Bundes im weißen Saale des k. Schlos­ses von Sr. Maj. dem König von Preußen im Namen der ver­bündeten Regierungen eröffnet. Nach Aufzählung verschiedener Gesetze rc., die demselben zur Berathuug vorgelegt werden, sagt der König am Schluffe der Eröffnungsrede: DieGesammtheit der Verträge, welche den 'Norden Deutschlands mit dem Sü­den verbinden, gewähren der Sicherheit und Wohlfahrt des ge­meinsamen deutschen Vaterlandes die zuverlässigsten Bürgschaften, ! welche die starke und geschlossene Organisation des nordd. Bun- ^ des in sich trägt. Das Vertrauen, welches unsere süddeutschen i

Verbündeten in-diese Bürgschaften sehen, beruht auf voller Ge­genseitigkeit. Das Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit, dem die bestehenden Verträge ihr Dasein verdanken, das gegenseitig verpfändete Wort deutscher Fürsten, die Gemeinsamkeit der höch­sten vaterländischen Interessen verleihen unseren Beziehungen zu Süddeutschland eine von der wechselnden Woge politischer Lei­denschaften unabhängige Festigkeit. Als Ich im vorigen Jahre von dieser Stelle zu Ihnen sprach, habe Ich dem Ver­trauen Ausdruck gegeben, daß Meinem aufrichtigen Streben, den Wünschen der Völker und den Bedürfnissen der Eivilisation durch Verhütung jeder Störung des Friedens zu entsprechen, der Er­folg unter Gottes Beistände nicht fehlen würde. Es thut Mei­nem Herzen wohl, heute an dieser Stelle bekunden zu können, daß Mein Vertrauen seine volle Berechtigung hatte. Unter den Regierungen, wie unter den Völkern der heutigen Welt ist die Ueverzeugung in siegreichem Fortschritte begriffen, daß einem je­den politischen Gemeinwesen die unabhängige Pflege der Wohl­fahrt, der Freiheit und der Gerechtigkeit im eigenen Hause zu­stehe und obliege, und die Wehrkraft eines jeden Landes nur zum Schutze eigener, nicht zur Beeinträchtigung fremder Un­abhängigkeit berufen sei." In der von den Verträgen mit Süddeutschland handelnden Stelle wird alle Welt eine sehr deut­liche Kundgebung gegen die deutsch-feindlichen Bestrebungen in Süddeutschland, insbesondere in Baiern, erkennen; eine Kund­gebung, die, gemäßigt in der Form, loyal dem Inhalte nach, eine desto größere Wirkung machen wird, je schrankenloser und ver­letzender die antinationale Strömung im Süden gegenwärtig ihren Lauf nimmt. Daß die Verträge zwischen Nord und Süd, d. h. der Allianz- und der Zollvertrag, wenn man will, auch der Frie­densvertrag selbst, von Preußen als eine ,,Gesammtheit" auf- gefaßt werden, als ein Ganzes, das als solches verletze wird, wenn auch zunächst nur ein einzelner Theil angegriffen wird, ist zwar längst bekannt, wird aber von der feindseligen Agitation in Süddeutschland ganz geflissentlich außer Auge gesetzt oder gar- ausdrücklich in Abrede gezogen. Es konnte nicht feierlicher, als dies in der Reichslagseröffnungsrede von dem einen kontrahiren- den Theil geschehen ist, auf die bestehende Thatsache hiugcwiesen werden, die auch schließlich den Ausschlag zum Mißlingen jedes patriotisch sich nennenden unpatriotischen Bestrebens geben wird: auf ebeil jene Thatsache der solidarischen Verbundenheit der Ver­träge. Wer den Allianzvertrag zu erschüttern trachtet, unter­gräbt auch den Boden des Zollvereins , er mag das wollen oder nicht! 'Nicht oft, nicht dentlich genug kann dies warnend und wohlmeinend ausgesprochen werden. (S. M.)

Im Volkshaus in Preußen gab's über den nach Italien verwichenen Finauzminister v. d. Heydt Verdruß. Dieser hatte in böser Zeit (1807) 720,000 Thlr. budgctwidrig und äußerst heimlich zu viel ausgegeben und soll nun dafür bluten oder doch Blut schwitzen. Die Kammer hat die Ausgabe nicht genehmigt.

Frankfurt, 14. Febr. Die Londoner Times berichtet: Frankreich deutete dem Pabst das Mißvergnügen über die abso­lutistische Regierung an, drohte zwar nicht mit Truppenabbern- fung, bemerkte aber, daß dieselbe längst beschlossen sei, da Frank­reich die Integrität des Kirchenstaats ohne Besatzungstruppen garantiren könne. (S. M.)

Aus Köln ist nun eine mit zahlreichen Unterschriften bedeckte Zustimmnngsadresse katholischer Einwohner dieser Stadt an Stifts- probst Dr v. Döllinger abgegangcn.

DieN. Fr Pr." will wissen, daß Graf Beust in Ueber- einstimmuug mit den Ministern anderer Großmächte eine ver­wahrende Manifestation gegen den Syllabus vorbereite.

(Die Heiratslustj ist gegenwärtig in Wien ganz unge­wöhnlich groß. Vorigen Sonntag wurden in der Pfarre Rein- dors nicht weniger als 195 Paare aufgeboteu, in der Pfarre St. Elisabeth 126, in der Pfarre Landstraße 84; dem entsprechend in allen übrigen Pfarrkirchen Wiens.

P a r i s, 10. Febr. Die Unruhen haben jedenfalls den Nach­theil gebracht, daß die Fremden schaareuweise die^Hotels verlassen und abreisen. Die Nordbahn mußte deshalb heute einen Ergän­zungszug abgehen lassen. An den beiden ersten Tagen sind 18 Omnibusse zu Grund gerichtet worden; das Stück kommt etwa auf 7000 Frauken zu stehen. (St.-A.)

R o m, 13. Febr. Msgr. Melchers, der Erzbischof von Köln, hat denjenigen Professoren der theologischen Fakultät zu Bonn, welche die Zustimmungsadresse an Döllinger unterzeichnet haben, seine Mißbilligung ausgedrückt.

In R o m hält man einen Deutschen, 4>r. Albert Dresse! aus Magdeburg, für den Korrespondent der Allg. Ztg. in Augsburg. Er wurde auf speciellen Befehl des Papstes aus Stadt und Land verwiesen, obwohl er seit länger als 30 Jahren dort eingebürgert und wie er betheuert, unschuldig an den Berichten ist. Der Ge­sandte des norddeutschen Bundes hat sich ohne Erfolg für ihn verwendet. Die Redaction der Augsburgerin erklärt, Dressel fei ihr Berichterstatter nicht.

Redaction, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.