Theils, welcher von der Feldweide handelt, war schon in, Jahr 1857 bei den Ständen ein Entwurf eingebracht, kam jedoch, nachdem der Kommissionsbericht im Jahre 1861 erstattet war, nicht mehr zur ständischen Berathung. Um so mehr ist jetzt zu hoffen und zu wünschen, daß nun der neue Gesetzesentwurf im Interesse der Befreiung der Feld- und Waldkultur von lästigen Fesseln endlich zur wirklichen Verabschiedung gelange.
Die Lömeninutter im zoologischen Gurten von G. Werner in Stuttgart hat in der Nacht vom Freitag auf Samstag vier Junge, drei männliche und einen weiblichen Löwen, gebracht. Das erste Thier kam todt zur Welt. Die andern befinden sich mit der Mutter wohl. (T. Ehr.)
In der Brauerei von Zerweck zum Rößle in Herren berg fand am 20. Januar eine von 50 Bürgern besuchte Versammlung statt, um sich über die Einführung eines „Bürgerabends" zu besprechen. Die Bürgcrabende sollen je am Donnerstag Abend abgehalten und darin die wichtigeren städtischen Angelegenheiten besprochen werden. Mit der Lokalität wird in den verschiedenen Brauereien gewechselt und ist jeder solide und anständige Bürger willkommen. (B.-Z.)
M ünche n, 26. Jan. Der betreffende Ausschuß der Reichsrathskammer hat eine vom Referenten v. Härtest entworfene Antwortsadresse auf die Thronrede berathen und angenommen, ohne nur die Minister zur Ausschußsitzung eiuzuladen. Die Adresse soll in sehr schroffer Weise sich gegen das Ministerium Hohenlohe auSsprechen.
München, 26. Jan. Der vom Abg. Jörg dem Adreß- ausschust vorgelegte Adreßentwurf ist angenommen worden. Der Entwurf soll, sagt die „B. L. Z." , in der Form äußerst sein sein, aber sich entschieden gegen die Politik der Staatsregierung aussprechen. (St.-A.)
In Stralsund hat ein Pistolenduell zwischen zwei 15jäh- rigen Realschülern stattgefuuden. Dem einen drang die Kugel in den Rockschoß, dem andern in die Cigarrentasche. Als die Polizei die Sache erfuhr, meldete sie es dem Rektor der Realschule. (B.-Z.)
Berlich, 23. Januar. Der Köln. Commissions-Rath und Malzextractfabrik-Jnhaber Johann Hoff erhielt anläßlich seines zwanzigjährigen und segensreichen Wirkens nach vorhergegangener Einladung zum heutigen Ordensfeste von seinem Könige den Kronen-Orden, die vierte Auszeichnung, welche derselbe preußi- scherseits erhalten.
Berlin, 24. Jan. Gestern wurde im königlichen Schloß das Kröuuugs- und Ordensfest begangen. Die Zahl der neuen Dekorationen ist beiläufig 600.
Berlin, 24. Jan. Der Erzherzog Carl Ludwig von Oesterreich traf gestern Abend halb 9 Uhr nebst Begleitung, worunter sich auch die zur Dienstleistung bei Sr. Kais. Hoheit kommandir- ten Ossiziere : Generalmajor Graf v. d. Goltz und Flügeladjutant Major v. Alten befanden, mittelst Extrazuges der Anhalter Bahn von Dresden hier ein und wurde aus dem Bahnhof von dem Kronprinzen, dem Prinzen Karl, Albrecht, Friedrich Karl, Alexander und Georg, sowie dem österreichischen Gesandtschaftspersonal, dem Kommandanten und dem Polizeipräsidenten empfangen. Die königl. Prinzen, welche Chefs österreichischer Regimenter sind, trugen die Uniform derselben. Auf dem Perron war eine Kompagnie des Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regimeuts mit der Regimentsmusik als Ehrenwache aufgestellt. — Die „N. Pr. Z." gibt den Konservativen in den Provinzen den Rath, die konfessionelle oder konfessionslose Schule bei Zeiten und recht eindringlich als eine Frage der nächsten Wahlen zu behandeln, um die Behauptung der National-Liberalen Lügen zu strafen, daß das sogenannte Mühler'sche System in allen Theilen des Landes einstimmig verworfen werde. — Nach den Miltheilungen der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sind seit dem Bestehen der Gesellschaft 1866—1869 in der Nordsee 234, in der Ostsee 204, zusammen 438 Schiffe mit 2495 Personen verunglückt. Von den letzteren sind nachweislich 193 umgekommen; durch deutsche Rettungsanstalten wurden in jener Zeit 396 Personen gerettet.
Berlin, 25. Jan. Der König und die Königin empfingen gestern Vormittag den Besuch des Erzherzogs Karl Ludwig von Oesterreich im K. Palais. Der Erzherzog stattete alsdann I. M. der Königin-Wittwe in Charlottenburg und den Königlichen Prinzen und Prinzessinnen seinen Besuch ab. Abends war der Erzherzog mit dem Kronprinzen im Opernhause. Derselbe wird dem Vernehmen nach morgen Mittag die Rückreise über Prag nach Wien antreten. (St.-A.)
Nach Berichten aus Creuzot sind alle Werkstätten wieder in Thätigkeit. Die Truppen sorgen nur dafür, daß die freiwillig zur Arbeit Zurückkehrenden nicht belästigt werden. Der Strike ist zu Ende.
Die spanischen Cortes haben eine Resolution, nach welcher der Herzog von Montpensier von der spanischen Thronfolge ausgeschlossen werden soll, verworfen. Prim erklärte, daß die Wiedereinsetzung des Prinzen von Asturien unmöglich sei. Außer Topete hat sich keiner der Minister für einen bestimmten Thronkandidaten ausgesprochen und beabsichtigen dieselben vielmehr das
Interregnum fortdauern zu lassen. (B.-Z.)
In Mexiko ist eine größere Revolution ausgebrochen, und zwar im Staate San Luis Potost, wo die Empörer den Gouverneur und die Mehrzahl der Legislatur gefangen genommen haben. Der Präsident Juarez hat gegen sie einen Thcil der Na- tionalgarde zu den Waffen gerufen.
Tag und Nacht.
(Fortsetzung.)
— Hast du gehört, Life? fragte die Mutter. Dein Bruder ist von diesen vornehmen Herren eingeladen.
— Gehe nur, Andreas! flüsterte sie matt.
— Sie kann nicht aufstehen, sagte die Mutter entschuldigend; wir müssen das arme Kind mehr tragen als führen, wenn es wohin gebracht werden soll. Es ist ein wahres Glück, daß wir den guten Andreas haben, der so fleißig für uns sorgt . . . -
— Still, Mutter! unterbrach sie ernst der junge Mann. Ich thue meine Schuldigkeit und damit gut.
- Ist der Vater schon lange todt? fragte ich.
— Fünf Jahre, antwortete die Alte. Er ist beim Einfahren verunglückt.... Wir wissen heute noch nicht, wie dies eigentlich zugegangen. Gesund und kräftig ging er fort, als Leiche brachten sie ihn wieder.
Die Wittwe trocknete mit der groben Schürze die Thränen, die ihr über die durchfurchten Wangen rannen.
— Das war ein herber Schlag! fügte sie schluchzend hinzu. Gott gebe nur, daß meinem Sohne nichts passirt.
Andreas reichte der Mutter und der Schwester die Hand und wandte sich zum Gehen. Ich begleitete ihn.
— Die arme Mutter lebt in steter Angst, sagte er leise zu mir; aber ich kann doch nicht gleich eine andere lohnende Beschäftigung erhalten, darum muß ich ausharren.
Während er sprach, blickte ich zurück.
Mein Reisegefährte legte dem kranken Mädchen eine Banknote in den Schooß, dann eilte er, um sich mit uns zu vereinigen. Noch hatten wir den schmalen Weg nicht erreicht, der über den Bach führte, als uns ein junger noch rüstiger Bergmann entgegentrat, der von einem kleinen Knaben geleitet ward.
— Grüß Dich Gott, Conrad! rief Andreas.
Jetzt bemerkten wir, daß Conrad blind war; wir sahen . zwei eingedrückte Höhlen ohne Augen.
Der Angeredete hatte die Stimme des Untersteigers erkannt; er streckte tappend die Hand aus, die Andreas ergriff. Beide waren Freunde, wie sich aus dem kurzen Gespräch, das sie führten, errathen ließ. Der Blinde erweckte schmerzliche Betrachtungen in mir. Vollkommen kräftig und arbeitsfähig, fehlte ihm das Augenlicht; er war schwach und elend, auf die Führung eines Knaben angewiesen. Andreas erzählte uns, daß jener Conrad, ein fleißiger Bergmann, durch eine leichte Explosion in der Grube, deren Veranlassung nicht ermittelt sei, Verletzungen im Gesichte erlitten habe, während zwei seiner Kameraden erschlagen wären. Der Unglückliche sei nun auf die Mildthätigkeit Anderer angewiesen, da er nicht arbeiten könne. Auch diesen Blinden beschenkte mein großmüthiger Freund in herzgewinnender Weise.
Wir erreichten das Gasthaus.
Das einfache, aber schmackhafte Mahl mundete uns vortrefflich. Auch Gretchen mußte Theil daran nehmen und neben ihrem Untersteiger sitzen. Vater Reich hatte seine Freude an den Kindern, aber er seufzte doch mitunter recht schwer, als ob er sagen wollte: Es ist nicht alles wie es sein soll, die Sonne des Glückes scheint nicht ungetrübt.
— Wäre der Andreas nur nicht Bergmann! meinte er nach Tische.
— Warum? fragte ich.
— Die Existenz eines Bergmanns ist zu ungewiß.
— Ucbergeben Sie dem Schwiegersohn Ihre Wirthschafr.
Der Alte zuckte mit den Achseln.
— Ich würde es gern, wenn dies Haus meiir Eigenthum wäre. Bringt es Andreas so weit, daß er nicht mehr einznfahren braucht, dann mag er sich mit meiner Tochter trauen lassen, früher nicht.
— Sie sind hartherzig, alter Freund!
— So mag es dem scheinen, der die Verhältnisse in unserm Thale nicht kennt; ich glaube als Vater für meine Tochter zu sorgen, wenn ich vor der Hand noch die Einwilligung versage. O, es reißt mich zuweilen tüchtig herum, wenn ich sehe, wie lieb die Beiden sich haben; aber ich kann nicht anders. Die Erfahrungen, die ich gemacht, sind zu traurig. Ja, wäre ich ein reicher Mann!
Der Alte ging hinaus, um seine Bewegung zu verbergen.
Gretchen mochte das Gespräch belauscht haben, denn sie hatte trübe Augen, als sie uns den Kaffee brachte. Auf unsere Fragen antwortete sie zwar freundlich, aber sie konnte doch nicht mehr lächeln.
Andreas erbot sich, unser Führer durch die Umgegend zu sein. Wir nahmen den Vorschlag an, und wahrlich, wir hatten keinen Grund, unser längeres Bleiben in dem Dorfe zu bereuen. Der