Erzählungen für
Eine späte Begegnung
Von Lnri Votier
Abendlich« Ruhe lag über dem Land und der kleinen Vorstadtstedlung. Bon einer Wiese her hörte man das Zirpen einer Grille, das Knarren eines Heuwagens, die Zurufe eine« Bauern, und «S waren dies für die alte Frau Christiane Krä- mer, die selbst auf dem Land ausgewachsen war, uralte, vertraute Laute. Jetzt saßen sie in dem Siedlungshäuschen ihres Sohnes in der Wohn- stube mit Hans, ihrem fünfjährigen Enkel, zusammen. Sohn und Söhnerin waren noch aus eine Lsinnde zu Bekannten gegangen, und so hatte der kleine Hans, der eigentlich schon längst im Bett sein sollte, von seiner gutmütigen Großmutter noch eine weitere halbe Stunde Ausbleiben herausgeschunden. Er brachte dauernd allerlei Fragen daher und ließ Frau Christiane beim Strümpfestopfen nicht zur Ruhe und auch nicht zum Nachdenken kommen. Vielleicht war das ganz gut so, denn, alt und allein, geratet man abends leicht ins Hintersinniae. Allerlei krause Gedanken entwickelte der Bub und wie in der langsam herabsinkenden Dämmerung die ersten Sterne funkelten, versprach er seiner lächelnden Großmutter, daß er, wenn er erst einmal groß wäre, ihr einen Stern herunterholen und schenken würde.
Mitten in diesen großzügigen Knaben-Plan hinein läutet die Flurglocke, ungewöhnlich sacht, wie wenn ein besonders schüchterner Besucher auf die Klingel gedrückt hätte. Schnell flitzte der kleine Hans hinaus und öffnete. Vor der Tür stand in einem altmodischen, dunklen, aber sauber gebürsteten Anzug in leicht gebückter Haltung ein älterer Mann mit einem kränklichen und sorgendurchfurchten Gesicht und fragte mit brüchiger Stimme den strammen und kritisch blickenden Äu- ben, ob hier vielleicht eine Frau Christiane Krämer wohnen würde.
HanS besann sich nicht lange, sondern sagte so- fort ablehnend, wie dies solch kleine Bengel oft meisterhaft fertig bringen: „Mei Mutter heißt net Christiane ond se ischt net dr'heim ond mei Vad- der au net."
Auf diese ablehnend« Auskunft hin bewegte der ältere Mann einige Sekunden lautlos seine Lippen und fragte dann mit seiner leisen Stimme mühsam, wie wenn ihm die Frage nun besonders schwer fallen würde: „Aber vielleicht heißt bei Großmutter so?"
Eine zweite Frage hatte Hans nun überhaupt gar nicht erwartet, und deshalb sagte er noch ab- weisender als vorher: „Des weiß i net, mei Groß- mutter ischt halt mei Großmutter. Aber wart amol, i hol se g'schwcnd her!"
Kaum gesagt, ließ er die Flurtüre offen, fegte zur Wohnstube herein und rief schon an der Schwelle mit seiner kräftigen Junaenstimme so laut, daß jeder und somit auch der Draußen- stehende hören konnte: „Großmutter, gang amol nauS, a'n alter Mann steht draußa!"
Frau Christine war über die scheinbar so hart ausgesprochene Feststellung ihres Enkels mehr erschrocken, wie empört. Zitternd wickelte sie ihr Strickzeug zusammen, ging langsam über den Korridor, hlieb, wie sie den Drautzenstehenden sah, betroffen stehen nnd konnte mit einem starken Zittern in der Stimme nur sagen: „Ach, Fritz, du bist's?!"
„Ja - i ben's."
Sekundenlang sahen sich beide an, erkannten in ihren zerfurchten Gesichtern frühere vertraute Züge und erinnerten sich daran, wie sie als Nach- barskinder miteinander gespielt und später als junge Menschen am Dorfbrunnen abends ein- ander zugelacht batten. So schön dieses Erinnern war, so wehmütig war es zugleich, und mit verhaltener Stimme flüsterte Frau Christiane: „Nachdem du domols en d' Fremde bist, Han i lang, arg lang auf di g'wartet!" Nach diesen Worten wurde die gebeugte Haltung des Mannes noch gebückter, verwirrt drehte er seinen Hut in der Hand und antwortete auf diese leise Anklage bin: „'S ist mir halt draußen lang
den Feierabend
schlecht gegangen, kam net recht vmNvärts ond nachher Han i mi net hergetraut."
„So — so... ond jetzt?"
„Ond jetzt bene alt, fast alle, wo mr kennt bot. send weg ond jetzt Han i denkt, i könnt viel- leicht doch no irgendwo a still'S Plä«>le fenda?" Ans tiefstem Herzen bekümmert sah Frau Christiane den einst Geliebten an und mußte dann gegen ihren innersten Willen erklären: ..DeS Hänsle g'hört net mir, i bewobn selber bloß a kleine Kammer, i kann hier nix bestimma ond wenn mr alt wird, ischt mr balt leicht übrig. Aller vielleicht kommst amol wieder her?!"
Scheu lab der gebeugt Dastehende in die vor Tränen feucht schimmernden Augen der alten Frau, sab schnell wieder weg, murmelte tonlos „vielleicht?", wandt« sich langsam um, nickte seiner verlorenen Jugendliebe noch einmal zu nnd sagte dann, solange er die Trepve schon wieder hinunteraing. mit innigem, aber schmerzlichem Tonsall: ..Leb wohl, Nancle!"
„Leb wohl, Fritz!"
Langsam ging der Alte die Stufen hinunter, leise knarrte das Dielenholz, und langsam ging die Frau wieder in die Stube zurück unk setzte sich schwer aufatmend in ihren Sessel. Prüfend sah sie ibr Enkel an und fragte dann unbekümmert und wißbegierig: „Großmutter. Worom ischt der alte Mann komma?"
„Weil er für sich a still'S Plätzle g'sucht Hot!"
„Ond Worom Hot er kei's g'fonda?", bohrte der Bub weiter, und seine Großmutter konnte ihm darauf nur antworten: „Weil er z'spät komma ischt. Kend, viel, viel z'spät!"
^nslcclotsn — bunt gsmisclit Der praktische Fiaker
Der einst epochemachende Wiener Maler Makart war eines Tages zu seinem Kollegen Canon zu einem Gastmahl geladen, bei dem an Speisen und Getränken nicht gespart wurde. Makart konnte im Trinken nicht so sehr viel vertragen und sank deshalb nach einiger Zeit besinnungslos
in seinem Sessel zusammen. Canon überantwortete ihn in diesem bedenklichen Zustand eine« Kutscher und beschwor diesen, den berühmten Mann ja sorgsam zu betreuen und unversehrt nach Hause zu bringen.
Als der Rosselenker später zwecks etwaiger weiterer Fuhren wieder auftauchte, befragte ihn Cg- non angelegentlich, ob auch alles gut abgelausen sei; wenn etwa etwas im Wage» passiert sei, so werde er selbstverständlich für die Reinigung auf- kommen. „S'is em nix g'schehn", beruhigte ihn der Fiaker schmunzelnd. „I hoab eahms Futter- sackl umg'bunden."
Das Tempo verpaßt - ^
Ein hannoverscher Tierarzt war einst nach Tod- stedt auf einen Bauernhof zu einem kranken Pferd gerufen und nach der Untersuchung des Tieres von dem Bauern zu einem Frühstück eingeladen worden. Der Arzt legte, um auch an der Behandlung nichts zu versäumen, zuerst noch dem Pferd eine gebogene (mit heilendem, aber ziemlich kräftig prickelndem Pulver gefüllte) Röhre in den Nachen und gab einem Knecht den Auftrag, das Pulver dem Tier, sobald es einmal tief aufalme, schnell einzublasen.
Als sie nun beim Frühstück saßen, ertönte auf einmal draußen im Hof ein lautes Geschrei. Hinausstürzend fanden sie den Kpecht heulend und schimpfend von einem Bein auf das andere hüpfend. ..WaS ist denn bloß los?" fragst der Tierarzt. ,
„Der Gaul hat zuerst geblasen!" ^
Das Richtbeil gepfändet
Der seinerzeitige Magdeburger Scharfrichter Engelhardt war ein ziemlicher Trinker, hatte nie Geld und verpfändete gelegentlich die Gebühren für kommende Hinrichtungen im voraus. Alle paar Tage kamen dann die Gläubiger in sein Lokal und ärgerten sich, daß immer noch keine Hinrichtung stattgefunden hatte. Eines TageS kam der Gerichtsvollzieher, um bei ihm zu pfänden. Da er nichts anderes von Wert fand, pfändete er das Richtbeil.
Ahnenzauber
von knnclck
Eine seltsam« Entdeckung machte ich heute. Soll ich es sagen? — Gut, daß mein Vater es nimmer Hort, — es klingt wie Zauberei: ich bi» der Sproß eines Mönches.
Und nicht einmal eines Schwaben, sondern eines Thüringers, und wer weiß noch? — Aber es ist schon so lange her, daß mau wohl davon reden kann, ohne. . . 300 Jahre.
Ja. wie ging das zu?
Gaiq ordentlich. Da war ein Weingärtner in Reutlingen, meiner Vaterstadt, — von den Weingärtnern erbte ich dir Freude an einem Tropfen Wein, — oder soll ich lieber von vorn anfangen?
Ja, da war ein Franziskancrmönch zu Braunschweig, im Kloster zu den Brüdern, der hieß Konrad Fröhlich, und das ist wahr, er war aus Wunstorf gebürtig, im ^Thüringer Fähnlein" nachzulesen, und nun beginnt die Verzauberung. Wie kann man Fröhlich heißen und Mönch sein?
So dachte das Mönchlein auch. Und weil gerade Luther die Welt umwarf, so tat der Konrad mit, trat aus dem Kloster aus und wurde Pfarrer zu St. Andreas in der Stadt Braunschweig. Protestant. Das geschah 1531.
Und da er die Sache recht und ganz machen wollte, auf seinen ehrlichen Namen, so nahm er ein Weib und zeugte Kinder und starb betagt 1571; er war gelehrt gewesen bei aller Fröhlichkeit, denn man hatte »hn zu Entscheidungen des KirchenregimentS zugezogeu.
Eine Tochter hieß Margarete Fröhlich. Und sie schämte sich ihrer Eltern nicht, sondern lebte in ihrem Sinn, nahm einen Mann, der hieß Netze und war aus Thüringen, und ihr Sohn Abel, weil der voller Weisheit war, nannte sich Neze« »ius und wurde Adjunkt der philosophischen Fa
kultät der Universität in Jena, und das hieß etwas zu jener Zeit.
Philosoph? — Ruhig, es kommt schon noch.
Nun sind wir schon in Jena, und das Märchen geht weiter. Der hohe und gelehrte Adjunkt der Universität, Abel NezeniuS, vermählt sich wieder — hier kommen nchK andere Verzauberungen hinzu, aber für einmal mag'S genug sein —, und sein Sohn Georg wird — wie kann es anders sein im Dreißigjährige» Krieg? — Sekretär im Pikkolominischen Regiment, mit Stulpenstiefel und Degen und mit einer großen Gänsefeder. Er zieht in die Feldschlachten mit, gerät nach Süd- deutschland, nach Württemberg, verschmäht auch einen guten Tropfen nicht, und steht im Herbst in einem Weinberg in.Reutlingen an der Achalm. Die Trauben schmecken ihm so gut, und die sie spendete, das ist Barbara Dorn. Weingärtnerstochter, die er nicht mehr lassen kann. Mitten im Krieg, am 12. November 1631, reicht sie ihm die Hand zur Ehe in Sondelfingen.
Georg und Bärbele, Netze und Dorn, Soldat und Weingärtner, Jena und Reutlingen. Ist das nicht ein halbes Wunder? — Und da Georg Ne- zenius das Handwerk satt hat und den Soldatenrock an den Nagel hängst so wird er württem- bergischer Landzinser zu Reutlingen, und es läßt sich weiterspinnen: Kinder und Kindeskinder, und am End aller Kinder ein Mensch, der Bücher schreibt und den Ahnenzauber aufdeckst mich die Geschichte vom Goldenen Erbe, Von einem Mönch, der heiratete und eine güldene Kette fügte von Brannschweig nach Schwaben, von Konrad Fröhlich und Abel Netze vierhundert Jahre hinunter bis zu Ludwig Finckh der eine Tochter Bärbele und einen Sohn Konrad taufte, ohne daß er wußte, warum.
" Ihr neuer Freund
Von t-tss Dnrkert
Zwei Kinder trotten die Dorfstratze entlang und schauen aus großen verwunderten Augen um sich. Vorgestern waren sie noch in der fernen Stadt, mitten unter den Trümmern des schwer angeschlagenen Viertels und heute diese neue, seltsame Welt. Dia» weiß nicht, wessen man sich zu versehen hat von den kettenrasselnden Hofhunden. den tückischen Gänsen und den Kälbern, die so ganz Plötzlich den Schwanz in die Höhe warfen und losrennen können, daß man gar nicht schnell genug wegkommt.
Ganz fremd fühlen sich die Kinder im Dorfe. Wenn sie spielen, spielen sie noch immer Alarm. Sie raffen ein weniges, ein Sofakissen, ein Sche- melchen, rin Jäckchen, zusammen, schlüpfen unter den Tisch und sehen darunter hervor wie Mäuschen.
Die alte Verwandte hat ihre liebe Not mit den beiden. Freilich Britta hat es versprochen, sie will tapfer sein, die Paar Wochen bis die Mutter nachkommt. Der Kleine hingegen ist arg vertagt. Jetzt hat er schon wieder das Fingerchen im Mund und sieht ganz weinerlich aus den runden, grauen Augen. Man mutz schnell etwas finden, damit er seinen Jammer vergißt.
„Komm, ich zeig' dir was!" schmeichelte die Sechsjährige und zieht ihn in die Hintergasse. Dort klopft und hämmert der Schmied. „Hei, das wird lustig!" verspricht Britta. „Wir schauen zu." Jedoch als sie den Mann im groben Lederschurz aus dem Dunkel der Werkstatt hervor an den Amboß treten siehst preßt sie sich scheu an die Hauswand. Es ist auch gar zu unheimlich. Funken sprühen aus der Asche auf. Wild und gefährlich wirbeln sie durch den Raum, fliegen zur Tür heraus, wollen einem ins Haar springen. Man muß die Hände schüttend darüber halten. Der baumstarke Mann kümmert sich nicht im geringsten um die tanzenden Feuerflocken. Er greift nach einer Zange, reißt ein Stück rotglühendes Eisen aus der Esse, schleudert es aus den Amboß nnd läßt den Lämmer gewaltig darauf niederlausen. Das Weiße seiner Augen blinkt
dabei ganz gefährlich ans dem rußverschmierten Gesicht hervor.
Ehe Britta noch fertig ist mit dem Nachdenken läßt der Schmied den Hammer sinken und tritt unter die Türe. Verzagt weichen die Kinder zurück. Aber der Mann scheint nicht gewillt, sie ziehen zu lassen. „Also ihr seid die zwei aus der Stadt", sagt er. ,-Jhr werdet euch doch nicht fürchten." Und dann zu Britta gewandt: .Komm, ich weiß etwas für dich." Sagt es und löst einen schwere« Ackergaul von der Kette an der Hauswand.
,D>er Schmied will dich reiten lassen. Willst du?" mischt sich der Lehrling ein.
„Ja, ich will schon", piepst die Kleine und faßt schon wieder ein wenig Mut, als sie den Schmied lachen sieht. Viel behutsamer, als man es seinen groben Händen zugetraut hätte, saßt der hochgewachsene Mann die Kinder und setzt sie eines nach dem andern auf den warmen Pferderücken. Ein Wink und der Lehrjunge nimmt den Zügel. Ge- mächlich trottet das Pferd die Dorfstraße hinunter. Der Meister stapft nebenher und verwendet kein Auge von den Kindern. Da vergißt Britta ihre Angst. Sie greift in die dicke braune Mähne des Tieres und schaut strahlenden Auges herab auf Dorf und Gasse. Der kleine Walter wagt sogar einen leisen Juchzer.
Die Leute schauen hinter den Fenstern hervor, setzen dem seltsamen Aufzug nach uich brummen: „So ein Kindernarr, läßt die Arbeit liegen und reitet zwei kleine Kinder spazieren." Der Schmied kümmert sich nicht um ihre Worte. Ruhig wendet er das Tier und leitet es zur Schmiede zurück. Er weiß, wie einem zumute ist. wenn man von der vordersten Linie kommst Und die Kinder — kommen sie nicht auch aus dem Schützengraben? Kennen sie nicht das Heulen der schweren Bomben, das Donnern der einstürzendcn Häuser!"
„Dank dir schön!" sagt die Kleine zutraulich, als sie wieder ans festem Boden steht. „Dürfen wir wieder kommen und zuschauen?" Lächelnd nickt ihnen der Schmied Gewährung zu.
Hellauf klingen wieder die Hämmer, der große des Meisters und der kleine des Jungen. Tröst- lich ballt es den Kindern in den Ohre«, als sseKer
Schmiede den Rücken kehren und munter heimwärts gehen. Gar nicht mehr so fremd und verlassen kommen sie sich ieht vor. Sie haben einen Freund im Dorfe. WaS kan« ihnen da scho« geschehen?
3m Kochlopj etnkochen
Man kann manchen Kochtops als Einkochapparat »erwcnden. Diese Art des Einkochens ist besonders praktisch, wenn man nur ein Glas sterilisieren pill. Das mit Obst oder Gemüse gefüllte Ein» lochglas wird mit Gummiring, Deckel und Klam- ner fest verschlossen und auf eine Untertasse ge- tellt. Dann wird der Kochtops mit Wasser gefüllt, and zwar so weit, daß das Einkochglas mindestens iis zu dreiviertel seiner Höhe umspült ist. Wenn »er Kochtops für das Glas zu niedrig ist, wird line Schüssel übergestülpl, die aber mindestens den Zeichen Durchmesser wie der Kochtops haben muß. »amit sie als erhöhter Deckel fest schließt und keilen Dampf entweichen läßt. ^Lenn wir zwei oder nchrere Einkochgläser in einem Kochtops sterilisie- «n wollen, müssen die Gläser zusammen aus nner größeren Unterlage stehen, etwa einem Traht- lntersatz oder einem Brett. Außerdem muß Zei- aingspapier oder Holzwolle dazwischengesteckt wer- ien, damit sie nicht aneinanderstoßen. Sehr vor- eilhaft ist es, wenn man ein Thermometer hast im die Temperatur zu kontrollieren. Wenn es aber licht vorhanden ist, darf man Obst nur bis ungeiähr vor dem Kochen erhitzen und muß dann die Lemveratur auf kleiner Flamme zu halten ver- ucäen.
Diese Art des Einkochens wird auch willkommen ein, wenn z. B. ein Einkochglas mit Gemüse auf- legangen ist und man nicht nur deswegen den kinkochapparat in Betrieb setzen will. Es ist näm- ich möglich, ein einzelne? Einkochglas auf einer wrmal hingestellten Untertasse gleichzeitig tn einem Lops mit den gar zu machenden Pellkartosseln U sterilisieren, wobei man Wärmeenergie und Ar- >eit spart. Wenn die Kartoffeln tn etwa 25 bi« l0 Minuten noch dem Abkochen gar sind, ist da« mfgegangenr Einkochgla» ebenfalls lange genug irhitzt. Wenn der Topf nicht hoch genug ist muß mch i« diesem Falle ein« Schüssel -» Hllse gr- lomme» werde».
Therese und die 7 SchrvabeH
* Von HansvonQInlrsusen
Im Fronturlauber von Belgrad her lernte ich die Theres kennen. Sie saß da sozusagen mit in einem Abteil, das sechs Schwaben »nt Beschlag belegt hatten, während ich auf einer Zwischen! station der siebente wurde. Da war die Schwa»! benzahl glücklich voll und das Abteil auch. OH da für die Theres überhaupt noch Platz war« Jawohl Platz genug, noch mehr als sie brauchtet denn im wesentlichen beschränkte sich ihre Körperlichkeit auf zwei Feldpostpäckchen, die neben eine« langen Oberländer, einem Ravensburger, wie sich nachher herausstellte, auf der Bank lagen und dm derselbe mit wachsamen Blicken, hinter denen sich Wohl noch mancherlei verstecken mochte, immep wieder beobachtete. s
Aber es war noch mehr von ihr da, da« merkt» ich bald. Mindestens drei der andern Kamerad«! mußten die Theres selber kennen, hatten gewisse»?, maßen ihr Bild in sich und stellten es mit ihre« Gedanken in den Raum. "OVO" '.".V '
Der lange Xaver schaute mit gespielter Gleich»' gültigkeit aus seinen Augenschlitzen, während ich! die bohrenden Gedanken der übrigen fast mit de» Fingern greifen konnte. Aber ich tat »ieman« den Gefallen, dem langen Xaver schon gar nicht,! ich zuckte bloß ein wenig mit der Achsel und wollt« das Bild schon beiseite legen. Da schlüpfte mei< nem Nachbarn, einem rechtschaffenen Aelbler, doch? ein Wort durch die Zähne: „So ein Mädle find'«? net in jedem Laus, da kannst weit laufe." Aha, also für die Theres. Ja, für die Theres, eins, zwei, drei, und sogar vier und fünf. „Und einen Hof! Und kochen kann die! Und sauber ist's da!" So schwirrte das Lob der Theres plötzlich durch' die Luft und blieb vor dem langen Xaver vorwurfsvoll liegen. Der sah jetzt noch finsterer und abweisender drein als vorher, was ich gar nichk für möglich gehalten hätte. Daß er ein hagebüchener Geiclle war, für andere und sogar für! sich selbst recht schwer zu verbrauchen, daran war kein Zweifel.
So kam es auch dann vollends heraus. Der' Xaver hatte ein Verhältnis mit der Theres. Wen» man es so nennen wolle, meinten die Kameraden.-^ Wenigstens habe er nichts dagegen gehabt, daß si» ihn in Ulm während der schlimmen Rekrutenzeit besucht, ihm prima, prima Socken gestrickt unix nachher zwei Jahre lang Päckchen geschickt, und wer weiß, was sonst noch alles getan habe. ES wurde alles dargelegt, obwohl der Xaver gruuzend protestierte, und auch gesagt, daß es endlich Zeit! wäre, die notwendigen Schlußfolgerungen auM all dem zu ziehen und sich im bevorstehenden Ur« laub mit der Theres zu verloben oder gar zu ver<j. heiraten. -r
kmtedfvnö bn'rio- wol ins l.onö
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Daß der lange Xaver dagegen war, braucht? Wohl nicht mehr gesagt zu werden, wenigsten? schien das in allem Ernst >o. Er grunzte und brummte/ schüttelte den Kopf, runzelte die Stirn und was dergleichen Anzeichen für solche Gedanken noch! mehr sind. Ja, als die Angriffe noch heftige« wurden, mußte er sogar nocy schwerere Waffen« in Form von einigen richtigen, verständliche» Worten einsetzen. Aber seine Kampfsührung war trotzdem, oder gerade deswegen sehr beweglich! Ich merkte bald, daß sich der Xaver in keine« Weise festlegte. Das war mir von allem Anfang an verdächtig und wurde mir immer verdächtiger. So fuhren wir am Wörther See entlang. Di« Sonne spiegelte sich im Wasser. Leuchteten de? Xavers unergründliche Augen nicht ganz heimlich, so hinter drei Laden und sieben Vorhängen? Nch ich wurde mir nicht ganz klar. Wir fuhren übst; die Alpen, da saß der Xaver wieder da, als hält« er so einen Dreitausender auf dem Buckel. Auch Salzburg konnte ihn nicht weiter entzücken. Erst bei München glaubte ich zu merke», daß sich etwa» in ihm regte. Er brummte wieder ein paarmal^ räusperte sich, streckte die Beine und zog dann ei» ellenlanges Messer aus der Tasche. Aya, er gingt den Päckchen zu Leibe. Kein schlechtes ZeicheiH dachte ich, aber es kam noch besser, wir mußte« alle mithalten und zum Schluß servierte er un» plötzlich und unvermittelt seinen schwer erkämpf^' ten Entschluß: Also, er wolle zwar immer nochj nicht und wäre nicht dreißig Jahre ledig gewesei^ um sich nun plötzlich heiraten zu lassen, aber wen» die Theres heute nacht um eins in Ulm auf bei» Bahnsteig stehe, wenn der Zug ankomme, jawoU« dann wolle er doch-.
Das blieb seine letzte Bedingung. Wir rollte« in die sinkende Nacht hinein, bekamen in Münchs zwei Stunden Verspätung, in Augsburg tanzte«» die Schneeflocken um die Laterne und bald schim-H merte das Feld weiß durch die Ritzen am Fensters Der Xaver ließ sich nicht erweichen, aber er wa» selbst blasser geworden, das sah ich deutlich. So? ein hartgesottener Geselle! Ich gönnte ihm sein«. Blaßheit von Herzen, ihm, den kein verlorenes Brief, keine Krankheit, kein oberschwäbischem Eisenbahnunglück, einfach nichts erweichen konnte.,, Die Theres mußte da sein, sonst galt alles niiM Und sie war da. Als wir in Ulm einliefen, Pfiff, ein richtiger Schneesturm über die Geleise. ES war fast kein Mensch zu sehen, aber in der Mitt« des Bahnsteigs lugte hinter einem Pfeiler ei» winterfrisches Gesicht hervor. Die Theres! De» lange Xaver hatte zuerst das Ziel erkannt. Ha- mein Gott, warum brummte er denn nicht? Nerch er triumphierte sogar über uns alle und schrbr un« eins ums andere Mal an: „Gelt aber, ich hab's gewußt, gelt ich hab's gewußt, ihr LackH ihr!" Und dann war er draußen und benahm sich so zur Zufriedenheit aller, daß, als der Zug ab« fuhr, ein dreifaches Hurra aus dem Fenster schallte und der Aelbler dem Xaver als Anerkennung noch zuschrie; So «in Spitzbub» so «d» elendiger! * "