Ern nicht genannt sein wollender Leipziger Burger hat der ,Smdt Leipzig 20,000 Thaler znm Ban von Arbeilerwohnnn- gen geschenkt.

(W eibliche Geschäftsreisende.) Vor einigen Tagen sah nian eine junge Dame an der Seite eines Dienstinanncs viel in den Straßen von Leipzig verkehren und auffällig eine große Anzahl Läden und sonstige Geschäftshäuser besuchen. Es war die Vertreterin einer bremischen Leinenhandlnng, welche, wahr­scheinlich zuerst daselbst, das Wagstück unternommen hat, einen weiblichen Geschäftsreisenden auszusenden. (In der Schwei; trafen mir schon vor ca. 20 Jahre» eine solche Geschäftsreisende für eine Züricher Spitzenhandlung fügt dieD.V.Z." hinzu.)

Triest, 21. Febr. Die FregatteRadetzky", welche ge­stern Mittag 10 Meilen nördlich von Lissa in die Luft geflogen ist, hatte eine Bemannung von 365 Köpfen, von denen nur 23 gerettet wurden.

Paris. In den Tuilerien wurde angeblich nächtlicher Weile unmittelbar vor der Thüre des kaiserlichen Prinzei. ein fein gekleideter Mann verhaftet. (Wahrscheinlich der hannover­sche Student, der bis jetzt den Hru. v. Bismarck nicht finden kvnnie.)

Madrid, 25. Febr. Der Antrag, der provisorischen Re­gierung den Dank anSzudrückcn, wurde von den Kortes mit 180 gegen 62 Stimmen genehmigt.. Serrano, als Haupt der ausübenden Gewalt proklamier, sprach einige Dankesworte und forderte zur Einigkeit auf. Die Sitzung wurde um 2 Uhr Mor­gens geschlossen. (S. M.)

L t r u e il s e c.

(Fortsetzung.)

Ruhig und schweigend las Struensce das Urtheil; mehr als sein eignes Schicksal beunruhigte ihn das des Freundes. Beide hielten vergebens um Begnadigung an und wandten sich Ange­sichts des Todes von der früheren Freidxnkerei zu dem Christeu- lhum zurück. Der 28. April 1772 brach an. Bon Geistlichen begleitet, fuhren die Berurlheilten in zwei Kutschen von der Ei­ladelle zum Richtplatze, den eine ungeheure Menschenmenge um­wogte. Struensce trug ein blausammetnes Gewand, Brandt ei­nen grünen, reich mit Gold, besetzten Hofanzug, beide kostbare Pelzröcke, um dadurch den jähen Sturz von der höchsten Herr­lichkeit bis znm Richtblock anzudenten und dem Volke ihre angeb­lichen ungeheuren Verbrechen klar zu machen. Dabei blieben sie, wie zum Hohne, gefesselt. Mit unverändertem Angesicht und ruhiger Haltung bestieg zuerst Brandt das Blutgerüst, sah sein Wappen zerschlagen, entkleidete sich selbst, legie Hand und Haupt auf dem Blocke zurecht; im nächsten Augenblicke waren sie ge­fallen. Struensce hielt derweil im Wagen, erstieg dann mit dem Geistlichen mühsam das Schaffell, erklärte, daß er im Glauben sterbe und seinen Feinden verzeihe. Beim Entkleiden verließen ihn die Kräfte und er mußte die Hilfe der Scharfrichter ansprc- chen. Dann trat er zu dem mit dem Blute des Freundes über- flrömten Richtblock und legte sich zurecht. Beim Abhauen der Hand illkrd der ganze Körper des Unglücklichen von heftigen Zuckungen befallen, so daß der zweite Schlag, der zur Enthaup­tung, fehl ging; mit der Kraft der Todesangst warf Struensce sich in die Höhe, ward von den herbcispringeuden Knechten nie­dergedrückt,. und erst nach einem zweiten Fehlhieb machte der dritte dem Leben des Schlachtopfers dänischer Brutalität und fürstlicher Undankbarkeit ein Ende. Darauf schleppten die Hen­ker die Leichname auf den Richtblock, zerhackten sie in vier Stücke und warfen die Eingeweide i» ein Faß. Aus dem Schinderkar­ren wurde alles nach dem Galgenberge gefahren, die Eingeweide eingescharrt, Köpfe und Hände auf zwei Pfähle gesteckt, die ver­stümmelten Körpertheile auf acht Räder gelegt. Roch nach Jah­ren sah man dort die Schädel und Gebeine der Gerichteten. Das mußte alles so bleiben zum Ergötzen des bösen Weibes, der Kö­nigin Juliane Marie.

Mit dem Fernrohr in der Hand sah sie vom Thurme der Ehristiansburg der Hinrichtung zu, und als ihr besonders ge­haßter Gegner Struensce an die Reihe kam, rief sie, sich die Hände reibend:Nun kommt der Dicke!" Und auch in der Folge zog sie die schmucklosen Zimmer dieses Schlosses jeder anderen Wohnung vor, ihrer eigenen Acußerung nach darum, weil sie von hier aus ihren bittersten Feind auf dem Rabemtein habe liegen sehen. -

So war Smiensec durch ein Llutgericht ohne Gleichen hin- geschlachtet worden, ein unschuldiger Monn, dessen Hauptverge- heu darin bestand, daß er ein Bürgerlicher, ein Den.scher war, und daß er seinen wundcrgleichen Einfluß auf den König zur Förderung der Aufklärung, der bürgerlichen Freiheit und Gleich­heit benutzt hatte; und wenn er manchen Mißgriff, manche Will- kürlichkeit beging, so waren das immer noch keine todeswürdigen Verbrechen. Die übrigen Gefangenen wurden theils als völlig schuldlos entlassen, wie unter andern der Justizrath Slruensee, der Bruder des Ministers, theils unter allerlei nichtigen Vor­wänden auSgewiesen oder mit geringem Gehalte in irgend einen Winkel verbannt. Die Verschworenen und ihre Helfershelfer fanden reiche Belohnung an Ehrenftellen und Geldgeschenken. Mit Struensce fielen auch seine freisinnigen Reformen und die gute alte Zeit" kehrte wieder; ein neuer Staatsrath ward aus Kreaturen der Königin Witiwe gebildet, beim peinlichen Gericht die Peitsche wieder eingeführt, die Beschränkung der Frohndienste aufgehoben, nur das vielgeschmähte Zahlenlotto blieb zu Nutz und Frommen der Staatskasse unangetastet. Das Regiment der Junker- und Militärpartei stand in schönster Blüte, zwölf Jahre laug, bis der von Struensce angeblich mißhandelte Kronprinz Friedrich VI. 1784 anstatt des blödsinnigen Vaters die Zügel der Herrschaft übernahm und während seiner langen Regierung fast alle Neuerungen Struensee's, mit welchem dieser seiner Zeit vorausgegangen war, wieder in's Leben treten ließ.

'Roch ein Opfer der Verschwörung war übrig, und wohl das unglücklichste, die Königin Caroline Mathilde. Fast als Kind noch scstgeschmiedet an einen sittenlosen, geistesschwachen Gemahl, mochte sie wohl sich erfreut haben am Umgang mit dem geistreichen, liebenswürdigen Arzt und Minister, dem einzigen Manne, der ihr wahrer Freund war und dem sie ihre Klagen anvertrauen durste; obwohl stets von Spähern umlagert, mochte sic in ihrer jugendlichen Ungezwungenheit nicht immer den Ge­boten der strengen Hofsttte gefolgt sein; jetzt sah sie sich ange­klagt des schwersten Verbrechens einer Frau und einer Königin, der ehelichen Untreue. Auch gegen sie begann ein peinlicher Pro­zeß. Man legte ihr das von Slruensee unterschriebene Geständ- niß über seinen vertrauten Umgang vor; sie wies cs mit zornigem Er- röthen zurück. Der Geheimr. Schack-Rathlau spricht arglistig:Wenn das Geständnis; des Grafen Struensce nicht wahr ist, so wird kein Tod zu grausam sein für das Ungeheuer, das Sie in solcher Weise bloß­zustellen gewagt hat." Entsetzt über diese Drohung, unkundig aller Verhältnisse, entgegnete die Königin:Und wenn ich Struen- sec's Worte als wahr anerkenne, würde ich damit sein Leben retten? Kühn antwortete der Versucher:Gewiß, Madame, das würde sein Schicksal in jeder Weise mildern!" und breitet die Urkunde, worin die Königin jene furchtbare Beschuldigung als wahr anerkennt, vor ihr aus. Die Königin unterzeichnet die verhängnißvolle Schrift und sinkt ohnmächtig zusammen. Andere Mittheilungen berichten sogar, sie sei bereits nach der ersten Silbe zusammengebrochen und Schack-Rathlau habe der bewußt­losen Frau die Hand geführt zu völliger Unterzeichnung. (Schluß f.)

Abgang der Postwagen von Nagold

Ankunft dcr Post­wagen in Nagold

um:

nach:

uni: j

von:

U. M.

U. Al.

12 10

Calw (zum Anschluß au die ersten Po-

9 45

Horb.

Mrgs-

sten nach Ditzingen und Pforzbeim).

Lm.

Haiterbach.

1 10

Rottenburq (zum sofortigen Anschluß

10 15

Mrgs.

an den ersten in der Richtung nach

Nm.

Freudenstadt.

Stuttgart abgebenden Zug).

>0 25

10 10

Calw (mit Influenz nach Ditzingen,

Nm.

Bin.

Pforzheim und Witdbab).

3 15

Stuttgart u.-

Il 30

Haiterbach.

Nm.

Tübingen.

Mtzs.

4 35

Calw.

12

Tübingen und Stuttgart.

Nm.

Mtgs.

6 25

Nottenburg.

4 15

Freuden stabt.

Abds.

Nm.

10 10

Calw.

4 50

Horb (mit Jntlnenz auf die letzten Züge nach Reutlingen und Rottweil).

Nchts.

Freudcnstadt.

Nm.

10 35

10 15

Stuttgart (mit Influenz aus die ersten

Nchts.

Nckts.

Züge nach Brucksal, Nördtingen u. Ulm).

11 37

Tübingen

11 15 Ncht s.

Areudenstadt (zum Anschluß an die Murgthalpost).

Nchts.

Stuttgart.

Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zast'er'ichen VnchdKndtuna