binctsbefehle sollten dieselbe volle Giltigkeit haben, als we-.n der König sie unterzeichnet Hütte. Es liegt auf der Hand, daß damit Struensee thatsächlich als Regent an die Stelle seines gei­stesschwachen Herrn getreien war; allgemeines Staunen und lau­ter Unwille in Wort und Schrift kam dieser unerhörten Maßre­gel entgegen. Um jede Einwirkung aus den König unmöglich zu machen, war der bisherige Kammerherr Brandt, Strucnsec's vertrauter Freund, bereits früher zum steten Gesellschafter des Königs, zum Veranstalter aller Hosvergnügungen ausersehcn worden; er ward gleichzeitig mit Struensee in den Grafenstand erhoben, am 26. Nov. 1771 sogar zum Oderhofmarschall ernannt.

So nützlich die von Struensee ausgegangenen Aenderungen der Staatsverwaltung waren, so hatten sie doch vorläufig nur eine dumpfe Gährung in fast allen Schichten des Volkes her­vorgerufen. Der Adel war erbittert darüber, daß die Frohn- dienste beschränkt waren, daß er die hergebrachte ausschließliche Theilnahme an der Regierung, den Besitz der fettesten Aemter nun mit den Bürgerlichen theilen mußte, daß der adelige Schul­denmacher und Bankeroteur dem bürgerlichen vor dem Gesetze gleich stand, daß viele hohe Aemter eingingen, Titel nicht ohne Grund verliehen wurden, die Fürsprache für Lakaien und andere Schützlinge aufhörte. Der eine Theil der Beamten war entlas­sen und grollte, der andere bebte vor einem Schicksal, welches s sie jeden Augenblick ebenso treffen konnte; die Geistlichkeit zürnte > über die Gleichstellung der Reformirten, über die Minderung der > Feiertage, über die Entheiligung des Sonntags durch Hosfeste l und Theater, über die angebliche Beförderung der Sittenlosig- ! keit durch das Findelhaus und die Milderung der Gesetzgebung ^ in Bezug auf uneheliche Geburten. Von der verheißenen Spar- ! samkeit wollte man auch nichts gewahr werden; schließlich waren j alle Nationaldänen, und nicht ohne Grund, erbittert über den ! ausschließlichen Gebrauch der deutschen Sprache in allen königli­chen Erlassen, über die Nothwendigkeit, alle Eingaben an den j Kabinetsminister in deutscher Sprache zu richten. Dabei wurden ! aus Hofkreisen die ärgerlichsten Gerüchte über die angebliche Ge- ! fangenhaltnng des Königs durch Struensee und Brandt, über l die harte Behandlung des Kronprinzen, über ein zärtliches Ein- f Verständnis; der lebensfrohen ungezwungenen Königin mit dem ^ jungen schönen Kabinetsminister geflissentlich verbreitet. Die von ^ Struensee entfesselte Presse spie ungestört all' ihr Gift gegen den ! freisinnigen Deutschen, Droh- und Schandbriefe wurden ihm in's ^ Haus geschickt, an die Mauern angeschlagen. Schon ein Jahr ! nach Beginn seiner Wallung hatte Struensee alle Dänen von ! den hohen Beamten bis zu den Schiffbauern gegen sich. Es ^ galt nur, daß diese Erbitterung einen Kern, einen Kopf, einen ! thatkräftigen Arm fand. Warnungen, die ihm von Freunden zu ! Theil wurden, blieben ebenso wirkungslos aus den selbsttrauen- ! den Struensee, als die Drohungen der Feinde; eine stolze und vornehme Natur entgegnete er ans solche Mahnungen:Die Reinheit meiner Absichten ist mein Schutzgeist"; er baute blind ans seine Gewalt über den geisteskranken König, aus sein Ein­vernehmen mit der jungen unerfahrenen Königin. Daß der Kö­nig selbst zu einem Gewaltstreich gegen den Günstling bewogen werden könne, kam ihm nicht in den Sinn; fühlte er sich doch in seinem Rechte, gedeckt durch Wort und Auftrag des Königs.

Unter den Männern, die Struensee als Freunde aus der Verbannung an den Hof zurückgeführr hatte, befand sich auch Graf Rantzau-Asseburg, welcher aber bei dem allmächtigen Ka­binetsminister nicht den gehofften Einfluß fand. Er stand in geheimem Einverständniß mit der Stiefmutter Christians VII., der verwittweten Königin Juliane Marie und ihrem -Lohne, mit ihrem Kabinetssekretär Guldberg, den Obersten von Eickstedt und von Kölker und anderen Häuptern der nationaldänischcn, der Junker- und Militärpartei. Während sich so in aller Stille eine Verschwörung gegen den Günstling und die Gemahlin des ! Königs bildete, wuchs die allgemeine Mißstimmung gegen Ende , des Jahres 1771 dergestalt, vaß Struensee am 14. September ! die eingerissene Zügellosigkeit der Presse wieder mit gesetzlichen ! Strafen bedrohen mußte; das von dem königlichen Hofhalt be- § wohnte Schloß ward mit stärkeren Wachen besetzt. Schon vor- ^ her hatten einige rasch vorübergehende Volksbewegungen der j Matrosen und Schiffsbauer stattgefunden; als aber am 21. Dez. ein Erlaß Struensee's die bevorrechtete Garde-Infanterie in ge­wöhnliche Grenadier-Kompagnien verwandelte, brach am Weih-

nachlstage eine offene Empörung aus; die Soldaten mißhandel­ten ihre Offiziere, besetzten das Schloß^ Christmnsburg und er­zwangen ihre völlige Verabschiedung. So kühn Struensee oor- anging als Staatsmann, so bewies er doch bei diesen und ähn­lichen früheren Anlässen eine gewisse Zaghaftigkeit und Kopf­losigkeit, welche Schuld daran war, daß zu der gegen ihn herr­schenden Erbitterung sich eine zunehmende Geringschätzung seiner Widerstandskraft gesellte. Struensee dagegen, ungeachtet er fast allein zahlreichen Feinden gegenüberstand, wußte sich des Königs und der Königin sicher, verstärkte einige Schloßwachen und ließ im klebrigen die Hoffesre ihren alten Gang gehen.

Die Verschwörung schritt indessen in aller Stille weiter, an ihrer Spitze die Königin-Wittwe, Juliane Marie, eilt herrsch­süchtiges, ränkevolles Weib von bösem, ja blutdürstigem Herzen, während ihr L-ohn Prinz Friedrich eben so schwach an Geist als verkrüppelt an Leib war. Das Losbrechcn der Verschwörung war angesetzt aus die Nacht vom 16. zum 17. Jan. 1772. Am Abend war Hosball; der König spielte, die Königin erfreute sich am Lanze und glänzte in ihrer vollen einundzwanzigjährigen Schönheit. Nach Mitternacht begab sich der Hof zur Ruhe. Eickstedt und Köller, zwei der Verschworenen, hatten in dieser Nacht die Schloßwache. Dieselben versammelten ihre Offiziere und lasen ihnen einen von der Königin-Wittwe und dem Prinzen unterschriebenen Befehl vor, der König sei bisher von mehreren schlechten Leuten umgeben gewesen, deren man sich noch in der Nacht zu bemächtigen.habe. Um 4 Uhr früh drangen sämtliche Hauptverschworene, Juliane Marie, der Prinz, Guldberg, Ranizan, Eickstedt, Köller auf geheimem Gängen in des Königs Schlafge­mach. Sie erklärten dem geistesschwachen, schlaftrunkenen Manne, sie seien hier, um ihn und das Land zu befreien, daS Volk sei in Aufruhr, Struensee und die Königin beabsichtigten Anschläge auf des Königs Leben. Man drängt sofort den Willenlosen zur Unterzeichnung zweier Befehle, durch welchen Eickstedt zum Kommandanten der Hauptstadt ernannt wird, er und Köller Voll­macht erhalten, alle zur Rettung des Königs und des Vaterlan­des nüthigen Maßregeln zu ergreifen. Ebenso unterschreibt der König die schon vorbereiteten Befehle, die Königin nach der Feste Kronenbnrg zu bringen, Struensee, Brandt und vierzehn ihrer nächsten Vertrauten zu verhaften. >

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Definition der Ehe.

Der Arzt nennt die Ehe ein verkehrtes Fieber, welches mit .Hitze anfängt und mir Kälte aushürt.

Der Chemiker: eine einfache Wahlverwandtschaft.

Der Apotheker: ein niederschlagendes Pulver.

Der Mathematiker: eine Gleichung, wo bei zwei gegebenen Größen sich leicht eine dritte findet.

Der Jurist: einen Contrakt.

Der Kaufmann: eine Spekulation, welche eben so oft falli- ren als gelingen kann.

Der Dichter: ein Roman, der manchmal mehrere Auflagen erlebt.

Der Schauspieler: eine Tragikomödie, welche stets von dem Publikum beklatscht wird.

Der Theaterdirektor: ein Abonnement; eheliche Untreue ist einAbonnement suspendu."

Der Musiker: ein Concert, wo die Liebe die Flöte bläst, die Kinderchen die Querpfeife, die Nachbariu die Trompete und der Mann zuweilen ein Hornsolo.

Der Soldat: einen Felhzug, welcher sich manchmal zu einem siebenjährigen, machmal aber auch zum dreißigjährigen Kriege ausdehnt.

Der Gärtner: ein Füllhorn, in das sich Frau und Mann gleichmäßig theilen sie trägt die Fülle> er trägt das Horn.

Der Buchdrucker: eine Form, welche, wenn Setzer und Dru­cker nicht ordentlich daran gearbet haben, beim Abzug mir Ma­kulatur liefert.

Der Koch: eine Suppe, zu der, wenn sie schmackhaft wer­den soll, nicht blos frisches Fleisch, sondern auch Gewürz gehört. "Hattien, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.