wird die Nachricht in 45 Sprachen in die Welt tclegraphirt, und wenn die Leute nun eine solche Nachricht als Telegramm lesen, so meinen sie natürlich, daß auch etwas daran sein müsse. Vor dem Mißbrauch der Telegraphie sind die wenigsten Leute noch auf der Hut. So wird nun die öffentliche Meinung in Frankreich und in Deutschland täglich bearbeitet. Es liegt im Interesse beider Länder, daß für ein solches Treiben die Mittel verstopft, abgeschnitien werden. Kommt es doch sogar vor, daß selbst Deutsche in der ausländischen Presse gegen uns Hetzen. Man macht mir oft den Vorwurf, daß ich solchen Dingen ge­genüber die diplomatische Ruhe nicht genug bewahrte; nun, meine Herren, wer solche Niederträchtigkeiten ertragen kann, der muß eben ein anderes organisirtes Nationalgefühl haben als ich!" (Lebhaftes Bravo!)

Köln, 16. Febr. Hier ist das Stadttheater diesen Mor­gen vollständig niedergebrannt. Neun Menschenleben gingen ver­loren.

Zu Wallbach im nördlichen Franken starb die 69 Jahre alte Anna Margarethe Feldmann. Seit einer Reihe von Jahren hatte sie einen Raum bewohnt, der einem Schweinstall ähnlicher sah, als der Wohnung eines Menschen; in schlechte Lumpen ge­hüllt, erbettelte sie, was sie zum Leben brauchte; zuweiten han­delte sie auch mit Hefe, wohl nur, um so ungestörter den Bettel betreiben zu können. In den Viehtrögen ihrer Nachbarn suchte sie nach Kartoffeln, uni damit ihren Hunger zu stillen. Bei ihrem Ableben fanden die Erben außer einem Grundvermögen von ca. 1500 fl. 4000 fl. in Werthpapieren, ca. 200 harte blanke Gul­den und Doppelguldcn und 4 Dutzend nagelneue Hemden und sonstige Wäsche. Geräuchertes Fleisch fand sich, was älter als 10 Jahre und total verdorben war.

Brüssel, 15. Febr. Die belgische Kammer hat nach einer ausgezeichneten Rede des Finanzministers einen Gesetzesentwurf genehmigt, der den Franzosen viel Aerger bereitet Nach die­sem Gesetz ist es den Eisenbahngesellschasten (Arlon-Brüssel und Luxemburg-Holland) verboten, die Verwaltung ihrer Bahnlinien der französischen Ostbahn zu übertragen. Die französischen Blät­ter schimpfen nun gewaltig über die belgische Regierung und Bismarck, welcher dieselbe gegen die französischen Intentionen aufgestiftet haben soll.

London, 16. Febr., Abends. Das Parlament wurde heute durch einen k. Kommissär eröffnet. Die Thronrede konsta- tirt die freundschaftlichen Beziehungen zum Ausland; sämmtliche Mächte theilen die Wünsche der Königin zur Erhaltung des Friedens. (S. M.)

In Arkansas ist der Dampfer ,,Nallie Sternes" auf dem Red River verbrannt; 63 Personen sind bei dieser Kata­strophe umgekommen. (B.Z.)

Struensee.

(Fortsetzung.)

Struensee ging seinen Weg rasch weiter. Am 13. Septbr. ward zu allgemeinem Bedauern des Volkes der verdiente und hochverehrte Minister des Auswärtigen, Gras Bernstorff, entlas­sen; es folgte eine Menge Entlassungen von Männern der an­gesehensten Stellungen, während Struensee als königlicher Lecteur die ganze Regierung in die Hand nahm. Der geheime Staats­rath ward erst in seiner Macht beschränkt im Dezember, dann, nachdem sich Struensee die Würde eines maitro <la roguotes zn- geeignet hatte, ausgelöst, und es begann nunmehr eine völlige Kabinetsregierung, welcher bei all' ihrem Wohlmeinen doch der Makel aller Kabinetsregiernngen anhing. Ein Volk will eben nicht als völlig nicht vorhanden betrachtet werden, will auch die Freiheit nicht von der Gnade des einzelnen annehmen, möge sie ein großer König oder an der Stelle eines geistesschwachen Für­sten ein erleuchteter Kabinetsminister darbieten; denn wer gibt daß dieselbe unbeschränkte Gewalt nicht morgen dem Staatswohle entgegenarbeitet? Das eben ist der Segen der wirklich durchge- sührten konstitutionellen Verfassung, daß der Regent, durch die Verantwortlichkeit seiner Minister und durch die Mitwirkung der Volksvertreter, nicht in die Lage kommt, in Widerspruch mit dem Willen des Volkes zu treten und selbst für jede Negicrungsver- handlung eiustehe» zu müssen. Daß König Christian VII. ein willenloser Schwächling war, lenkte den stets zunehmenden Haß

des dänischen Volkes von ihm ab aus den Mann, welcher im Bewußtsein seines guten Willens mit jedem neuen Schritte vor­wärts ein altes eingewurzeltes Unrecht zertrat, und doch damit schließlich nur den Zorn aller bisher Bevorrechteten wachrief. Struensee herrschte unumschränkt, ohne ein Volk, das Himer ihm stand; sobald eine Rotte von Verschwörern sich des schwachgeisti­gen Königs bemächtigte, wie er selbst es vorher gethan, so siel der Erneuerer Dänemarkts, ein unglückliches Opfer derselben ge­waltsamen Kabinetspolitik, welche er selbst vorher ausgeübt hatte; nur daß der Rückschlag gegen dieneue Aera" der Freiheit mit einer Brutalität vor sich ging, wie Struensee sie sich nie erlaubt hatte.

Die Aenderungen indessen, welche Struensee im Staatswe­sen einführte, waren, abgesehen von den einer Kabinetsregierung allezeit und naturgemäß anklebeuden Mängeln, im großen Gan­zen nur zu rühmen. Alle an den König gerichteten Vorstellun­gen sollten fortan schriftlich geschehen und des Königs Entschei­dungen ebenso erfolgen. Ordnung und Sparsamkeit in der Fi- nanzverwaltung wurden anbefohlen, der königliche und der Staats­haushalt getrennt, die Pensionen herabgesetzt, die Zahl der Ge­richtshöfe vermindert, der Geschäftsgang geregelt; die überflüssige Pracht des Hofes sollte eingeschränkt werden, und ebenso wirkte Struensee dahin, daß die Äemter fortan nicht Abenteurern, ver­dienstlosen Adeligen oder Empfohlenen, sondern solchen ertheilt wurden, die von unten auf gedient und sich einer strengen Prü­fung unterworfen hatten. Struensee schaffte die den geringer» Ständen so beschwerliche Salzsteuer ab, beschränkte die Zahl der Feiertage, gewährte den Reformirten dieselbe Religionsfreiheit wie den Lutheranern, steuerte der ausgebrochenen Hungersnoth durch Herbeiführung und billigen Verkauf von Getreide, errich­tete ein Versorgungshaus für arme Kinder und besteuerte dafür die Luxuspferde, richtete ein Findelhaus ein; weniger löblich war die Einführung der Zahlenlotterie. Die Frohndienste der Bauern wurden auf bestimmte Tage und Stunden beschränkt, rascheste Beendigung aller Kriminalsälle und Erbtheilungen, die Gleich­stellung des Adels vor dem Gesetz angeordnet, die Folter abge­schafft. Außer den zahlreichen Entlassungen ans bürgerlichen und Militärämtern, welche mitunter wie vom blanen Himmel herab­fielen, wurden gar manche Hofbeamte verabschiede!, eine Menge Gnadengehalte entzogen oder geschmälert, was natürlich das höchste Mißvergnügen der Betheiligten hervorrief. Hatte der Adel die bisherigen Maßregeln bereits mit Besorgniß und Aerger wahr­genommen, so wurden diese Empfindungen noch gesteigert, als im Mai 1770 die königliche Garde zu Pferde ausgelöst, und sofort darnach die Vorrechte der adeligen Offiziere einzelner be­vorzugter Heeresabtheilungen aufgehoben wurden.

Ließ der junge Staatsmann in allen diesen trefflichen Maß­regeln bisweilen den Arzt erkennen, welcher die Uebel, die nicht durch Heilmittel gebessert werden, mit Eisen und Feuer heilt, so gab Struensee auf der andern Seite wieder Anstoß dadurch, daß er den Kronprinzen mit einer für jenes Zeitalter unerhörten Ein­fachheit und Strenge der Lebensweise erziehe» ließ, eine Maß­regel, welche freilich in der späteren trefflichen Gesundheit und dem hohen Alter König Friedrich's VI. ihre Zweckmäßigkeit ge­nugsam an den Tag legte.

(Fortsetzung folgt.)

Professor Halford in Melbourne hat die Entdeckung, gemacht, daß der Biß giftiger Schlangen durch Einspritzungen mit Ammoniakgeist heilbar ist. In drei verschiedenen Fällen deren zwei sich in Melbourne, einer in Newcastle, Nensüdwales ereigneten hat das Mittel sich als wirksam erwiesen, nachdem alle anderen Versuche aufgegeben werden mußten. Der Ammoniak­geist wird mit 2 oder 3 Theilen Wasser verdünnt, und von dieser Mischung werden 2030 Tropfen in eine der Venen cingespritzt.

In einer Pußta in Ungarn pochten Freibeuter Abends an die Thür eines Schulmeisters, der im Ruse stand, gern ein Glas Wein zu trinken. Geld her! riefen sie drohend. Der Mann erhebt sich aus seinem Bette, öffnet das Fenster und ruft gemüthlich hinaus: Ihr Narren, wenn ich Geld hätte, so war ich jetzt nicht zu Hause, sondern säße im Wirthshaus! Die Räuber lachten und entfernten sich. _

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.