Berlin, 14. Febr. Gemäß dem früheren Beschlüsse des Bundesraths ließ .der Justizminister einen Buudesgesetzentwurf ausarbeiten, wonach das deutsche Handelsgesetzbuch und die allgemeine Wechselordnung zu Bundesgesetzen erklärt werden.
Wien, 13. Febr. Die Presse erfährt, daß Rußland und Preußen gesonnen seien, sich bei der Pforte dahin zu verwenden, daß letztere dem Fürsten von Montenegro den Hasen von Spizza abtrete, damit Montenegro eine Verbindung mit der See erlange. Der Sultan soll nicht abgeneigt sein, dies zuzugestehen.
Wien, 16. Febr. Die Wohnungsnot!) in Wien ist gegenwärtig wieder bedeutend. Die Zahl der disponiblen Wohnungen beträgt nur 8000, während sie im Jahr 1866 über 23,000 betragen hat. Die Mietpreise sind seit einem Jahr entsprechend gestiegen. In Wien zählt ein Haus durchschnittlich 55 Bewohner (in London 8, in Berlin 32, in Paris 35, in Petersburg 52 Bewohner). (L>t.-A.)
Paris, 13. Febr. Die Konferenz wird am nächsten Mittwoch ihre letzte Versammlung halten, um die Beitrittserklärung Griechenlands zu Protokoll zu nehmen. Der Kaiser hat seine Anerkennung für die Haltung, welche Rußland und Preußen bei dieser Gelegenheit an den Tag gelegt haben, ausgesprochen. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten thut sehr ungehalten über die Polemik der „France" und des „Constitutione!" gegen Preußen, und diese, sowie die anderen halbamtlichen Blätter, sind ersucht worden, sich zu mäßigen und jedem Streit aus dem Weg zu gehen. Dieser Minister, wie Rouher, erklärt, daß dem Frieden keinerlei Gefahr drohe.
Florenz, 15. Febr. Garibaldi hat ein Schreiben an die Kretenser gerichtet, worin er ihnen rathet, sich wegen Erlangung ihrer Selbstständigkeit an die Bereinigten Staaten zu wenden.
St. Peter soll der erste römische Papst gewesen sein und 25 Jahre regiert haben. Es gibt eine uralie Prophezeihung in Rom für jeden Papst: non villodis annos Katri, d. h. keiner wird die Regierungsjahre St. Peters wieder erreichen. Bis jetzt haben nur 3 Päbste 24 Jahre regiert. Pius IX. tritt am 17. Juni d. I. sein 24. Regierungsjahr an und hofft die Prophezeihung Lügen zu strafen, da seine Voreltern rc. alle 90r geworden sind.
Am 10. April feiert der Pabst sein öOjähriges Priesterjubiläum. Die katholischen Bischöfe sammeln bereits zu einem Ehrengeschenk für ihn ein.
In Spanien wird dafür gesorgt, daß Napoleon die Karte von Deutschland und die Rheinsrage nicht einseitig studirl, die Spanier wollen ihm auch zu thun geben. Die Cortes sind seit dem 11. Februar in Madrid versammelt und sehr überwiegend monarchisch gesinnt. Die drei Männer der provisorischen Regierung sollen überein gekommen sein, den Cortes 1) den Vater des Königs von Portugal 2) den Herzog von Montpensier zum König vorzuschlagen. Von dem Portugiesen nimmt man an, daß er die Krone ausschlagen werde, von dem Herzog von Montpensier, daß er mit beiden Händen zugreisen wird. Ein Orlean aus dem spanischen Thron, — wer weiß, was das für Napoleon bedeutet.
Athen, 13. Febr. Die griechischen Truppen haben Ordre erhalten, ihre Kriegsaufstellung zu verlassen und ihre frrhcrcn Standquartiere wieder einzunehmen.
Von der Wittwe des Präsidenten Lincoln, welche sich in Frankfurt a. M. aufhält oder aufgehalten hat, ist an den Senat in Washington ein Gesuch um Gewährung eines Jahrgehalts ergangen. Es ist wahrscheinlich, daß der Kongreß diese Bitte genehmigen und der Wittwe Abraham Lincoln's ein Jahrgeld von 5000 Dollars aussetzen wird.
S t r u e n s e e.
(Fortsetzung.)
Juni 1770 trat der König eine Zerstreuungsreise nach den deutschen Herzogthümern an, diesmal in Gesellschaft der Königin und ebenso Strucnsec's, welcher hier die Gelegenheit wahrnahm, seinen Einfluß auch in der Staatsregicrung geltend zu machen, im aufrichtigen Bestreben, die bisherige Mißregierung zu beenden. Es war damals die Zeit, in welcher das unbeschränkte Königthum bereits im Aüsterben begriffen war, und einsichtige Staatsmänner, welche in der Ferne die Donner der künftigen Revolution brausen hörten, durch freiwillige Gewährung einer
mäßigen Freiheit dem drohenden Völkerungewitter zuvorzukommen suchten; es war die Zeit der freisinnigen Regenten und Minister, eines Joseph II., eines Clemens XIV., eines Pompal, Fr. Karl von Moser u. A. Struensee reiht sich der Zahl dieser erleuchteten Männer würdig an, keiner aber hat nach kurzem Traume des Glückes ein gleich unseliges Schicksal gehabt, als der freisinnige deutsche Minister in Dänemark.
Zunächst gelang es ihm, den König zu der Entlassung seines bisherigen Günstlings Holck zu bewegen; dagegen traten Graf Rantzau und der Kammerherr Brandt, beide mit Struensee eng verbunden, in das nächste Vcrhältniß zu dem König, welcher durch die Folgen des früheren tollen Lebens bereits zu völliger Willenlosigkeit herabgesunken mar. Die Regierung befand sich im traurigsten Zustande, durch unredliche Verwaltung und unerhörte Verschwendung waren die Finanzen erschöpft, der Einfluß fremder Mächte, wie Rußlands, aus die dänische Politik übermäßig; eine Ueberfülle von Beamten hemmte mehr als sie arbeitete, mit Titeln und Auszeichnungen ward ein förmlicher Wucher getrieben. Auf dem Schlosse Traventhal in Holstein, ward in jenem Sommer 17 70 unter den Eingeweihten in aller Stille über die bevorstehende Umgestaltung der gesammtcn Regierung verhandelt; den Beginn von Struensce's Staatsverwaltung kann man annehmen mit der ersten, nach der Heimkehr nach Kopenhagen unter seinem ausschließlichen Beirath ergangenen Verfügung vom 4. September 1770.
An diesem Tage nämlich erschien unerwartet ein vom König ohne Hinzuziehung des Staatsrathes ausgehender, von Struensee ausgehender Erlaß, durch welchen unter andern: die bisherige maßlose Verleihung von Titeln für die Folge auf die Anerkennung wirklicher Verdienste beschränkt, die Büchercensur aufgehoben, die Presse völlig sreigegeben ward. „Der König", so lautete die Begründung dieses merkwürdigen Kabinetsbefehls, „sei der Meinung, daß es der unparteiischen Untersuchung der Wahrheit schädlich sei, die Ausrottung veralteter Jerthümer verhindere, wenn redlich gesinnte Patrioten, denen das allgemeine Wohl und das wahre Beste iher Mitbürger am Herzen liege, abgehalten würden, sich nach ihren Kenntnissen, ihrem Gewissen und ihrer Ueberzeugung öffentlich durch die Presse zu äußern, Mißbräuche anzugreifen, Vorurtheile aufzudccken und zu beleuchten. Seine Majestät hätten daher beschlossen, in allen Ihrem Scepter untergebenen Landen eine unbeschränkte Preßfreiheit einzusühren, so daß von niemand mehr gehalten sein solle, die Bücher und Schriften, welche er dem Druck übergeben wolle, der bisherigen Durchsicht und Beurtheiluug zuvor zu unterwerfen." Dieser Kubinets- befehl Strucnsec's erschien in deutscher Sprache, wie von jetzt an alle Regierungscrlasse, ein Umstand, an welchem das dänische Volk billig Anstoß nahm. Denn wenn auch das regierende Königshaus deutscher Abkunft war, in Dänemark zahlreiche aus den Herzogthümern und dem übrigen Deutschland gebürtige Beamte angestellt waren, wenn auch die deutsche Sprache Hofsprache und von der neuerdings eingetreteuen nationalen Spaltung zwischen Deutschen und Dänen damals keine Rede war, so waren doch die königlichen Befehle, welche Dänemark und Norwegen betrafen, bisher immer in dänischer Sprache erschienen.
(Fortsetzung folgt.)
— lieber jdie Erfindung eines Kartoffelerntepflugs bringt die Land- und Forstwirthschaftliche Zeitung der Provinz Preußen folgende Mittheiluug: „Vor Kurzem hatte ein junger unbemittelter Mann, Namens Lenz, aus der Gegend von Gollnow in Pommern, eine für die norddeutsche Laudwirthschaft gewiß sehr werthvolle Erfindung gemacht, nemlich einen Pflug zum Ernten der Kartoffeln, der dieselben, von Erde und Kraut (nur nicht von Steinen, welche die Ausschüiter indeß aussammeln können) reinigt, gleich i» Körbe gefördert und, mit zwei Pferden bespannt, mit einer Bedienung von (außer dem Knecht) zwei Menschen, täglich sechs Morgen fertig liefern soll, wofür das Patent nächstens herauskommen wird. Es märe hiemit ein wichtiges Problem gelöst, denn die Ernte der Kartoffeln hat wohl manchem der Breunereibesttzer bisher zuweilen Kopfschmerzen, große Ausgaben und Verluste verursacht." Die bis zur Herausgabe des Patentes (das auf 15 Jahre bewilligt ist) geheim gehaltene sehr sinnreiche Maschine befindet sich in Stettin.
Redaktion, Truck und Vertag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.