Serrano: Die Volksvertreter sind berufen, nach Zertrümmerung s der alten Fesseln ein neues Staatsgebäude aufzüführeu. Die Finanzlage ist zwar schwierig, doch ist Hoffnung, daß die Cor­tes durch Reformen in der Staatsadministration derselben auf- helsen. Die Regierung hofft, daß die Cortes die Religionsfrci- ! heit, Unterrichtsfreiheit, Preßfreiheit, das Versammlungsrccht si- ! cher stellen. Die Sklaverei in den Kolonien soll abgcschafft ! werden, jedoch ohne Ueberstürzung. Die auswärtigen Beziehuu- > gen find befriedigend, theilweise sind sie intimer geworden. !

Bukarest, 10. Febr. Nachdem der Fürst die Entlassung s des Ministeriums nicht angenommen, wurden beide Kammern ! soeben ausgelöst.

Nach einer Mittheilung aus Plymouth stieß die preußische Barke Emma, die sich aus der Fahrt von Cardiff nach Barce­lona befand, in der Nacht vom Samstag mit dem Schiffe Kal­kutta zusammen, welches«, mit Telegraphenkabcl befrachtet, von London nach dem persischen Meerbusen unterwegs war. Die ! Emma versank augenblicklich. Von ihrer Mannschaft konnten sich nur vier an Bord der Kalkutta retten, die übrigen sieben ertranken. Aber auch die Kalkutta war durch den Zusammen­stoß so arg beschädigt, daß sie im Stich gelassen werden mußte. Das geschah 15 Meilen vom Lizard, der südwestlichen Spitze« von Cornwall, woselbst eines der Boote der Kalkutta mit acht Mann in verflossener Nacht landete. Ein anderes Boot mit 15 Manu war früher vom lecken Schiffe abgestoßcn. Noch blieben i 6 Boote mit 43 Mann zurück, von denen zur Stunde noch nichts ! bekannt ist. j

In Rom (Staat New-Aork) wurde kürzlich ein Mörder ! nach einer gänzlich neuen Methode durch den Strang hingerichtet. ' Man ließ den Delinquenten Chloroform einathmeu, und als l BesinnungslosiAeit eiutrat, riß ihm der Scharfrichter den Boden ! unter den Füßen fort, so daß der Tod ohne die mindesten An- ^ Zeichen von Schmerz eintrat, und der Puls nach Verlauf von 12 i Minuten zu schlagen aufhörte. !

Struensee.

(Fortsetzung.) !

Bald aber zogep über diesem fröhlichen Leben dunkle Wol- ^

ken empor. Bewogen durch die unglücklichen Rathschläge ihrer ! Obcrhofmeisterin, welche glaubte, so am ersten durch ihre Her- ! rin zu Einilnß zu gelangen, bewies sich Caroline Mathilde spröde « und zurückhaltend gegen ihren Gatten; dieser ward gleichgültig, ^ sogar fast erbittert gegen seine Gemahlin und wußte sich bald in ! Gesellschaft stadtbekannter Schönheiten, unter welchen die söge- ! nannteStiefelett-Katharine" die Hauptrolle spielte, zu entschä- ! digen. Graf Holck, ein Altersgenosse, aber vom König zum Hof­marschall ernannt, war sein Genosse bei diesen Ausschweifungen, deren Ende in der Regel darin bestand, daß der König und seine Freunde Nachts auf den Gassen von Kopenhagen umherstreiften, in Häuser eindrangen, Laternen und Fenster zerschlugen, sich mit den Nachtwächtern prügelten; natürlich empfing die Polizei den Befehl, gegen derartige Lustbarkeiten des Königs und seiner Ge­nossenschaft die Augen zuzudrücken, so daß es zu einem öffentli­chen Skandal der Hauptstadt ward. Die Regierung überließ Christian VII. seinen Ministern, unter welchen die Grafen Moltke und v. Bernstorff die einflußreichsten waren.

Um den König seinen bisherigen Umgebungen zu entziehen und ihn zu einem anständigeren Leben zu bringen, beschloß das Ministerium, auf BernstorffS Rath, Christian VII. eine größere Reise machen zu lassen. Mai 1768 trat er dieselbe au, während Caroline Mathilde bei ihrem ein Vierteljahr alten Söhnchen, dem nachmaligen König Friedrich VI., zurückblieb. Ein zahlreiches Gefolge machte die Reise mit, welche über Hamburg, Holland und Brüssel nach England ging, dann über Paris, Straßburg und Braunschweig zurück. Ueberall mit glänzenden Festlichkeiten empfangen, gewann Christian VII. die Herzen aller, die ihm nä­her traten, durch seine anmuthige Erscheinung und sein feines Wesen, wie durch eine, allerdings die Mittel seines kleinen Rei­ches stark angreifeude, glänzende Freigebigkeit; nur hatten die rauschenden Vergnügungen und die Ausschweifungen, denen er sich auch in der Fremde nicht fern hielt, seine leiblichen und gei­stigen Kräfte noch mehr erschlafft, als sie es bereits vorher ge- ! wesen. Als er Eingang 1769 von der Reise heimkehrte, brachte er einen Manu nach Kopenhagen mit, welcher bestimmt war,

wunderbar rasch die höchste Stufe der Ehren zu ersteigen un^ rascher in das tiefste Unglück bcrabzusiuken. Dieser Mann war des Königs neuer Leibarzt Struensee.

Johann Friedrich Struensee war geboren am 5. August 1737 zu Halle an der Saale, wo sein Vater Prediger war. Den ersten Unterricht erhielt er an der Waisenhausschule seiner Vaterstadt, und bewies dabei bewunderungswürdige Auf­fassungsgabe, Lernbegierde und das glücklichste Gedächtnis); zeitig aber setzte sich auch sein klarer Geist in Widerspruch zu der pie- tistisch-religiösen Richtung seiner Lehrer, und der übermäßige Ei­fer, womit der fromme Vater ihn stets auf die Lehren der recht­gläubigen Dogmatik hinwies, diente mir dazu, Struensee's frei­sinnige Ansichten zu steigern. Schon im fünfzehnten Jahre konnte er die Hallesche Hochschule als Student der Heilkunde beziehen, und noch nicht völlig zwanzigjährig, war er bereits Doktor der Medizin. Als der Vater 1757 als Hofprediger nach Aliona be­rufen ward, folgte ihm der Sohn dahin und ward alsbald zum Physikus der Stadt Altona und der Herrschaft Pinneberg er­nannt. Gesucht als Arzt und durch glückliche Kuren rasch be­rühmt, trat er 1763 auch als Schriftsteller auf mit einer nach sechs Monaten wieder entschlafenenMonatsschrift zum Nutzen und Vergnügen", mit gemeinfaßlichen philosophischen und medi­zinischen Schristchen. Seine umfassende Kenntniß, sein feines Benehmen und sein vortheilhastes Aenßere machten ihn zu einem unter dem Adel des Landes vielgesuchten Arzte, besonders auch der Frauenwelt. Struensee war hoch und schön gewachsen, hatte hellbraunes Haar, blaue, durchdringende, funkelnde Augen und eine gebogene Nase.

So günstig bis dahin das Schicksal den jungen Arzt geführt hatte, so war doch Struensee's unruhiger, hochfliegcnder Geist in seiner ärztlichen Stellung nicht befriedigt; da bot sich ihm plötzlich die Gelegenheit, durch Empfehlung des Grafen Rautzau- Ascheberg, des Hofmarschalls Grafen Holck und des Kammer­junkers Enevold Brandt, die Stelle eines Reisearztcs bei König Christian VII. zu erhalten. Struensee nahm dieselbe an, wachte über die Gesundheit des schwächlichen Königs, machte ihn häufig und offenherzig aufmerksam auf die schlimmen Folgen seines zü­gellosen Lebens und wußte sich zugleich durch fesselnde Unterhal­tungsgabe, wobei er jedes Gespräch über Staatsgeschäfte absicht­lich fern hielt, zu einem unentbehrlichen Gesellschafter zu machen. Gunsterweisungen für sich und seine Freunde suchte er nie, kei­nerlei politischen Einfluß, und so fand bald der König großen Gefallen an ihm, führte ihn Eingang 1769 mit sich nach Kopen­hagen und ernannte ihn zum Leibarzt, im Mai auch, um ihn zur Theilnahme an allen Hoffesten zu befähigen, zum Etatsrath.

Als Leibarzt verweilte Struensee stets am Wohnsitze des Hofes, war stets in der Nähe des Königs, in dessen erschlaffter Seele er die Lust an der Arbeit zu wecken, dessen täglichem Le­ben er Gehalt und Ordnung zu geben bemüht war. Ebenso ar­beitete er mit Erfolg an einer Versöhnung des hohen Paares, und gewann dadurch das wachsende Zutrauen des Königs und der Königin, wie er den Neid und das gesteigerte Mißtrauen der hohen Angestellten und der verschiedenen Hofparteien rege machte. Die im Mai 1770 von ihm mit glücklichem Erfolge unternommene Impfung des von den Blattern ergriffenen Kron­prinzen, welche damals und lauge hernach noch für ein sehr be­denkliches Wagniß galt, erwarb ihm das vermehrte Zutrauen der Königin; zur Belohnung ward Struensee zum Vorleser des Königs und zum Kabinets-Sekretär der Königin ernannt, mit ansehnlichem Gehalt unter Ertheilung des Konferenzraths-Titels.

(Fortsetzung stlgt.)

In der Pariser Oper bemerkte ein Engländer im Pqr- quet plötzlich, daß man seine der Bühne zugewandte Aufmerksam­keit benutzt hatte, ihm die kostbare goldene Uhr zu entwenden..,» Mit lauter Stimme rief er in's Publikum hinein:Der HM' der meine Uhr gestohlen, möge sich in Acht nehmen, sie öestetirt sehr laut und zwar alle Viertelstunden!" Kaum hatte'der Be­stohlene dies gesagt, als ein in seiner Nähe stehender Herr Miene machte, sich zu entfernen. Unser Engländer faßte ihn sofort und nahm ihm unter allgemeiner Heiterkeit des Publikums die gestoh­lene Uhr mit den Worten ab, er möge sich davon machen, um anderswo den Strick zu verdienen.

Acratcien, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.