setzt und selbst die Konspiration mit dem Auslande nicht ver­schmäht. Bei der Abstimmung wurde der Kommisstonsantrag angenommen. (S. M.)

Berlin. Ein ganz extravaganter Fall geistlicher Ucberhe- bung hält setzt die Bevölkerung in Arhem. Vor Kurzem berich­tete ein hiesiges Lokalblatt, der Oberkonsistorialrath Fournier (an der französischen Kirche) habe eine Braut gezwungen, den Kranz vor der Trauung abzunchmen- aus den Gründen, welche gewöhnlich dafür geltend gemacht werden. Nicht genug damit, habe er aber in der Sakristei, wo die Trauung vor sich gehen sollte, eine lange Strafpredigt gehalten, der Braut fast un­glaublich einen Schlag in's Gesicht versetzt und schließlich nur auf die endliche energische Einsprache des Bräuti­gams, an dessen Stelle jeder Andere wohl noch etwas energischer verfahren wäre, die Trauung vollzogen. Wir hielten die Anga­ben für so unwahrscheinlich, daß wir die Sache in Erwartung einer Erklärung des Herrn Fournier zunächst nicht erwähnten. Eine solche erschien denn auch in derKreuzztg." des Inhalts, daß die ganze Erzählung unbegründet sei, bis auf die Angabe, daß das Abnchmen des Kranzes verlangt worden. Heute aber erklärt dieStaatsb.-Ztg.", der Bräutigam, resp. jetzige Ehe­mann, sei in ihrer Redaktion mit der Erklärung erschienen, der Vorgang habe sich genau so zugetragen, wie er in dem genann­ten Blatte geschildert worden, die Frau sei in Folge der durch Herrn Fonrnier erlittenen Behandlung krank und die Sache der Staatsanwaltschaft übergeben. Die Moral der Geschichte läßt sich wohl am besten zusammenfassen in der Forderung: Ci­vil e h e^ (S. V.)

In Schneeberg hat ein verruchter Sohn seinen ^jähri­gen Vater, den Böttcher Leisching, mit dem Hammer erschlagen, weil er ihn: kein Geld geben wollte.

Wien, 28. Jan. DerWanderer" meldet: Im konfessio­nellen Ausschüsse des Abgeordnetenhauses erklärten sich die Mi­nister Herbst und Haßner entschieden gegen die Einführung der obligatorischen Civilehe. Die Institution der Nothcivilehe genüge dem Bedürfnisse der Bevölkerung. - Heute Nacht ist der Eiscn- bahnhof in Triest abgebrannt.

Der Chef des Hauses Rothschild in Wien, Herr Baron Anselm v. Rothschild, hat dxm Vorstände der israelitischen Cnl- tusgemeinde 200,000 fl. znm Baue eines israelitischen Kranken­hauses, in welchem 100 Betten Raum finden sollen, angcboten. Es wird nur die Bedingung daran geknüpft, daß am Giebel des Hauses der Name des verstorbenen Vaters, des Herrn Salomon Freiherr v. Rothschild, angebracht werde.

Der arme Königssohn in Belgien hat lange und furchtbar gelitten, bis er starb. Der Jammer übermannte oft den Vater und König, er ging vom Krankenbett hinaus in den Park und weinte bitterlich. Bei dem Begräbnis? mußte er sich auf seinen Bruder, den Grafen von Flandern stützen, um sich aufrecht zu erhalten.

Die beiden Waisen.

(Fortsetzung.)

,,Du bist ein glücklicher Mensch, Hndel!" sagte er zu ihm; ein Anfall verhinderte, daß es in dieser Gegend zu einer Schlacht kam, "sonst würden Deine Felder zertreten, Deine Obstgärten zer­stört, vielleicht Dein Gehöfte zusammen geschossen, oder in Flam­men anfgegangen, und vielleicht gar das Leben der Deinigen be­droht worden sein. Aber ich bin froh, daß Dir diese Schrecken erspart worden sind. Ein Theil meiner Streitkräfte ist nun un­weit von hier auf dem Marsche und der Feind ist überall in der Runde. Ich habe die ganze Gegend recognoscirt; aber Du darfst ruhig sein. Hier herum wird kein Kanonenschuß abgefcuert wer­den. Ueberhanpt wird es mit den Gefechten zu Ende sein; es wäre unnöthiges Blutvergießen! Ich bin verrathen. Das Abend- brod kam mir sehr gelegen, denn wir haben heute wenig Zeit znm Essen gehabt. Kommen Sie, meine Herren!" rief er dann in die Wohnstube hinaus,lassen Sie uns aufbrechen: die Zeit drängt!"

Als er über den Flur schritt, um zu Pferde zu steigen, sah er Pierre und Panline, die mit Lichtern am Thore standen, um zu leuchten; da sagte er zu Paulinen:Komm, meine Kleine! gib mir zu guter Letzt einen Kuß! Wäre Dein Vater am Leben

geblieben und Kommandant von Paris gewesen, so hätte das Schicksal Frankreichs vielleicht eine andere Wendung genommen!"

Ein Klirren von Sporen, Säbeln, ein Pferdcgetrappel, und alles war wieder dunkel und still. Der ganze Auftritt war vorüber wie eine Vision. Keiner von allen Hausgenossen sah den Kaiser jemals wieder; allein der Teller, von welchem er ge­speist, das Ellas, woraus er getrunken, der Stuhl, worauf er gesessen hatte, werden noch heulzutage als köstliche Erbstücke in dieser Familie aufbewahrt.

Drei weitere Jahre waren vergangen. 'Napoleon war von Elba znrückgekehrt und hatte den Königen und Fürsten Eu- ropa's noch einen kurzen Schrecken bereuet, um dann bei Water­loo gänzlich zu erliegen. Ans Frankreichs Thron saß wiederum ein Bourbon, der achtzehnte Ludwig, und Napoleon weilte ent­thront und verbannt auf dem kahlen Fels von St. Helena. Die Pariser aber schienen den Glanz des Kaiserreichs" und all die Begebenheiten, welche sich an den Sturz desselben knüpften, ver­gessen zu haben und waren lustig. Große Gesellschaften wurden gegeben, und den neuen Hof umgab neuer Glanz. Mit der Re­stauration waren andere Sitten und Geschmacksrichtungen aufge­kommen, und die gebildeten Klassen wandten sich wieder mit Vor­liebe der schönen Literatur und der Poesie zu, welche im eiser­nen Zeitalter des Kaiserreichs ziemlich vernachlässigt worden waren. Das Wunder der dießjährigen Saison war ein junger Dichter und Novellist, dessen Schöpfungen großes Aufsehen er­regten und dessen 'Name nun in aller Munde war. Er war ein angehender Advokat, der auch in dieser Richtung zu großen Hoffnungen berechtigte. Er hatte Gönner gesunden, der wackere, hochbegabte Pierre Hndel, und so kam es denn, daß eine Dame, deren Salon ein halbes Jahrhundert hindurch der Sammelplatz aller hervorragenden Menschen, aller geistigen Berühmtheiten war, sich eines Abends veranlaßt fühlte, eine große Gesellschaft zu geben, in welcher sie den jungen Dichter und dessen anmuthige, liebenswürdige, junge Frau Panline einem größeren Kreise vor- sührte, in welchem Beide die schmeichelhafteste Aufnahme fanden. Als die Gesellschaft in später Stunde der Nacht auseinander ging, beschloß Pierre, der bei seinen näheren Bekannten für einen Sonderling und Wagehals galt, den Heimweg nach seiner Woh­nung in einer der Vorstädte zu Fuß zu machen, da die Nacht so wunderschön war. Panline war damit einverstanden, und einige lustige Freunde erboten sich sogleich, ihm Gesellschaft zu leisten. Schon waren sie in die 'Nähe von Pierre's Wohnung gelangt, als ein schönes, junges Frauenzimmer, dessen dünne, armselige Kleidung nicht ohne Geschmack und Koketterie die For­men ihres herrlich gebauten Körpers zeigte, über die Straße her­über kam und dicht vor der Gesellschaft unter einer Straßenla­terne stehen blieb. Als Panline an der Unglücklichen vorüber­ging, in welcher die Herren der Gesellschaft sogleich eine der be- dauernswerthesten Unglücklichen, die sich vom Laster ernähren, erkannten, stieß sie einen Schrei der Ueberraschung ans, und eilte auf die melancholische nächtliche Erscheinung zu.

Camilla!" rief sie, und wollte sie umarmen. Die beiden Cousinen waren einander wieder begegnet.

Camilla aber stieß Paulinen mit einer wilden Geberde von sich, und flüchtete sich eine enge Straße hinab, welche in undurch­dringlicher Dunkelheit endete.

(Schluß folgt.)

Allerlei.

Professor Dr. Fleck hat eine Erfindung gemacht, die, wenn sie sich bewährt, die gefährlichen Sir e i ch zünd h ö lz ch e n ganz verdrängen würde. Er verwendet statt Phosphor Natrium, wel­ches in Berührung mit Wasser sich sofort entzündet, während es durch Schlagen oder Reiben nicht zu entzünden ist.

Man rechnet jetzt allen alles nach. Der großen Welle z. B., welche am. Aug. v. I. gegen die Küste von Neusee­land sowie Ost- und Südanstralien anschlug, hat man nachgerech­net, daß sie die Reise über den stillen Ocean in 18 Stunden (also 338 Seemeilen in 1 Stunde) zurückgelegt haben muß.

N-datrien, Truck und Verlag der G. W. Zatser'ichen Buchhandlung.