Berlin 23. Inn. Nach derElberfclder Ztg." haben in den letzten Wochen im Bundeskanzleramt!: für nufere wirthschaft- lichen Berhälnisse sehr wichtige Verhandlungen stattgefunde», de­ren Resultat jedoch noch nicht mit Sicherheit vorauszusehen ist. Graf Bismarck wünscht nämlich zur Durchführung des Artikels 4 der Verfassung des Norddeutschen Bundes das gesammte Ei­senbahnwesen schon jetzt (nicht erst im Jahre 1870) auf den Norddeutschen Bund zu übernehmen. Im preußischen Handels- Ministerium ist man einer solchen Neuerung, die den Wirkungs­kreis des Ministeriums ans ein Minimum beschränken werde, natürlich sehr entgegen und versucht alles, um sie zu verhindern.

Wien, 24. Jan. Die heutige Presse erfährt, daß die Pforte eine Rundnote an die Mächte gerichtet habe, in welcher sic sich über den Verlaus der Pariser Konferenz befriedigt ans- spricht, da ihr derselbe gestatte, ihr Ultimatum als erledigt zu betrachten. (S. M.)

Siebenbürgen. In Kleinschelken überfiel ein Nudel Wölfe eine Schasheerde und raubte nicht weniger als achzig Stück. Im nahen Walde, wohin die Wölfe ihre Beule schleppten, wurden am nächsten Tage noch zwanzig getödtete Schafe ausge­sunden.

Paris, 48. Jan. Ein eigenthümlicher Vorfall ereignete sich heute bei Eröffnung der Kammern. Ein neuer Sekretär der amerikanischen Gesandtschaft, der im Hotel du Louvre wohnt, und sich nach dem Ständesaale begeben wollte, wurde von zwei Polizeidiencrn angehalten, die ihn fragten, wohin er wolle. Er antwortete aus Englisch einige Worte, worauf sie ihn sestnchmen wollten. Der Amerikaner wurde aber wild und nahm die bei­den Agenten am Kragen, indem er ihre Köpfe gegen einander stieß. Ein Offizier, der dieses sah, sprang herbei und fragte den Amerikaner nach seiner Karte. Derselbe zeigte diese nun vor, worauf der Offizier sowohl als die beiden Agenten tiefe Bücklinge machte», und ihn passiren ließen. Für den Amerikaner war es ein Glück, daß er kein Franzose, es würde ihm sonst schlecht ergangen sein.

Paris. Der Exherzog Carl von Braunschweig, welcher im Jahre 1830 von seinem Volke verjagt wurde, ist im 30.' Jahre seiner Verbannung hier gestorben. Der Reingewinn der Spielhölle in Ems und Wiesbaden hat im Jahre 4868 die schöne Summe von 860,000 fl. betragen. Die Hälfte davon haben sic dießmal zum Kurfonds abgeben müssen.

Madrid, 24. Jan. Am heutigen Sonntag wurde der öffentliche protestantische Gottesdienst eingeweiht, in vollkomme­ner Ordnung. (S. M.)

Madrid, 24. Jan. Ein Dekret Zorilla's ordnet die Er­richtung von Schulen an für alle Gemeinden, die keine haben, und dieß innerhalb einer Frist von 2 Jahren vom Tage der Veröffentlichung dieses Dekrets an.

London, 23. Jan. DemRecord" zufolge sind zwei Geistliche der St. Mary's Kirche im hauptstädtischen Bezirke Soho zur katholischen Religion übergetreten. (St.-A.)

K onstantinopel, 24. Jan. Der Vicekönig von Egyp­ten hat 50,MO Mann zur Verfügung des Sultans gestellt.

Aus K onstan tiu op el, 15. Jan., berichtet ein Korresp. des Pesiher Loyd:Griechenland will den Krieg haben es soll ihn haben", sagte der Großvezier zum englischen Gesandten. Das ganze Trachten der Pforte gehet von heute ab nur dahin, den Krieg mit möglichstem Nachdrucke und äußerster Schnellig­keit zu führen. Die Sireitkrüfte sollen gegen Griechenland kon- zentrirt, Rumänien gegen ein Observationscorps von 10,000 Mann lahm gelegt werden. Der Korrespondent bestätigt die schlechten Beziehungen zwischen der Pforte und dem amerikani­schen Gesandten Morris, welcher, vom Großvezier wegen des Verkaufs amerikanischer Panzerfregatten an Griechenland inter- pellirt, geantwortet habe, seine Regierung frage nur nach den eigenen Landesgesetzen. In Folge dieses Vorfalls wolle die Pforte bei den Vertragsmächten beantragen, diese mögen die ! Giltigkeit des Nichtinterventionsprinzips erklären. Die Türkei wolle sich diesmal ganz auf eigene Kraft stützen, um ihre Lebens­fähigkeit im Angesicht Europa's zu dokumentiren. Die 'Nach­richten über die Aufnahme, welche die Konferenz-Deklaration bei der Pforte gesunden hat, zeigen, daß dieselbe keineswegs auf diese Ehre erpicht ist, und daß jetzt Griechenland die ganze Vereint- ! wonnug eines etwa ausbrechendcn Kriegs zu tragen hätte. i

In Mexiko ist eine Frau in ihrem l.I8. Jahre gestorben; der betrübte Wittwer ist 120 Jahre alt und vermag noch nus­zugehen.

Allerlei.

Wie riesenhaft der Wasserdruck ist, gegen den das at­lantische Kabel zu kämpfen hat, zeigt eine Thatsache, die noch nicht viel bekannt sein dürfte. Wenn ein Schiff auf der Fahrt nach Amerika die Region der großen Tiefen erreicht hat, wird dem Reisenden jetzt gewöhnlich folgender interessante Versuch ge­zeigt: Eine Flasche Champagner, die vollkommen unberührt und verschlossen ist, wird mit dem Senkblei so tief wie möglich hin­abgelassen und nach einigen, vielleicht 10 Minuten wieder her­aufgezogen. Statt des Champagners findet inan jetzt beim Ab­lösen des Drahtes und Ocffuen des Korkes eitel Meerwasser, trotz dem der Flaschenverschluß vollkommen unversehrt war. Der starke Druck der über der Flasche lastenden Wassersäule hat nem- lich das schwere Meerwasser durch die Poren des Korkes und des Glases hineingepreßt, während der leichtere moussireude Wein herausgedrückt wurde. (Kauft also keinen Champagner, der die See passirt und diese Meerwunder erlebt hat.)

Ein Brauer in Essen ließ einen Keller graben und trieb die Arbeiter zur Eile, weil Frost und Winter nahte, aber die Arbeit wollte nicht vorwärts. Plötzlich änderte sich die Sache, die Arbeiter stellten sich vor der Zeit ein, gruben mit merkwür­digem Eifer und waren wie verwandelt; sie wollten selbst mit dem Arbeitgeber nicht mehr plaudern und sagten: Bei der Arbeit muß man Niemand stören. Als der Grund 30 Fuß tief gegraben war, mußten sie fast mit Gewalt zum Entstellen der Arbeit gezwungen werden. Wie kam das? Ein alter, irdener, von Salz zerfressener Topf hatte das Wunder bewirkt. Dieser Topf war in der Erde gefunden worden und in ihm ein Per- gamenlstreisen, auf dem in alter Schrift zu lesen war:Hierun­der ligt vill Geld begraivc, Und wer er sint, der soll et hawe. Gedenke der Armen." Wer aber den Zauberlopf dort heimlich vergraben hatte, das mar der Brauer.

(Bismarck aus A rabi s ch.) Gerhard Rohlss erzählt in seinem Buche über die Expedition in Abyssinien:Ich fuhr auf einem egyptischen Schisse und da ich im Arabischen z» Hause bi», so erzählte ich an Bord desJambo" viel vomSultan Mein" und dem GroßvezierBi Tmarck"; der Name BuSmarck machte besonderen Eindruck: er bedeutetSchnellfeuer" oderra­sches Handeln" auf Arabisch.

Moderne Lebcnspraxis.

Willst du den Menschen imponiren? Sei rauh!

Willst du bei ihnen reussiren? Sei schlau!

Soll dir das Schicksal freundlich lachen? Sei dumm!

Willst du dein Glück nach Oben machen? Sei krumm!

Nach den Analysen des berühmten Chemikers M. Payen zählt die Cacaopflanze zu den nahrhaftesten Produkten der Erde. Dieser Gelehrte sagt, daß eine gute Tasse Bouillion von Rind­fleisch 28 Gramm Nährstoff enthalte, während sich in einer Tasse mit Milch zubereiteter reiner Chocolade 188 Gramm nährende Bestandlheile vorsändcn.

Nach einem englischen Blatte hätte eine ärztliche Untersuchung der Chocoladen 70 verschiedener Fabriken von London und Pa­ris eine Verfälschung der Ware in 30 derselben erwiesen, ein gewiß trauriges Resultat! Da auch in Deutschland eine unver­fälschte Chocolade zur Seltenheit geworden ist, so verdient be­sonders hervorgehoben zu werden, daß sämtliche Cacaoprä- parate des Hauses Franz Stollwerck und Söhne in Köln als durchaus frei von jeder Beimischung garantirt sind und wegen dieser Eigenschaft von den Aerzten vielseitig empfoh­len werden.

In den hauptsächlichsten Geschäften Deutschlands sind diese Chocoladen vorrüthig.

Redaklion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schcu Buchhandlung.