des Referenten auf allgemeine Münzeinheit, Anfgcbcn der Sil­berwährung, alleinige Goldwährung mit Werlh- und Rechnungs- einheit, wie das goldene Fünffrankcnstück an. (S. Al.)

Ist es nicht ein bemerkenswcrthes Zeichen, daß man gebil­dete Leute zwingen muß, der Ausübung der Todesstrafe bei- zuwohnen? Als in Danzig dieser Tage ein Mörder in dem Hofe des Gcrichtsamtes hingerichtet wurde, wollte unter den 00 Stadt­verordneten niemand freiwillig Zeuge sein, das Loos mußte ent­scheiden und von den 12 Ausgeloosten erschienen nur 6. Da ist es das einfachste, um die gesetzliche Zahl von Hinrichtungszeugen zu erhalten, man nimmt solche immer aus den Reihen der Per- theidiger der Todesstrafe.

Wien, 18. Okt. In Wien ist jetzt eine große Wohnungs- noth eingetreten. Die Zahl der Häuser ist von 9400 im Jahr 1867 nur auf 10,500 gestiegen, während sich die Bevölkerung von 460,000 auf 590,000 hob.

Wien, 20. Ott. In der heutigen Neichsrathssitzuug legte der Finanzminister den Gesetzentwurf, betr. die Reduktion des Lankkapitals um 2097 Mill. Gulden vor und begründete den­selben. Eine Staatssubvention werde, hofft der Minister, nicht nöthig sein. Der Präsident des Reichsministeriums Graf Taafe legte darauf die Gesetzentwürfe über die Wehrkraft des Landes inbegriffen Landwehr und Landsturm vor, mit der Erklärung, diese Entwürfe beruhten auf freiheitlicher Grundlage^ Die Dienstzeit der Linie ist aus 3 Jahre, für die Reserve aus 7 Jahre festgesetzt. Die gestimmte Kriegsstärke, Heer und Marine zu­sammen, beträgt nach den Entwürfen 800,000 Mann. Graf Taafe betonte, daß diese Gesetzentwürfe die Zusammengehörigkeit beider Reichshälften offenkundig maniseslirten und empfahl die­selben angesichts der Weltlage für dringlich zu erklären.

Der österreichische Ministerpräsident Fürst Auersperg soll vor seinem Rücktritt eine sehr ernste Unterredung mir dem Kaiser gehabt haben, die namentlich die Wühlereien und Unru­hen in Böhmen betraf. So lange die Regierung, sagte er, nicht den Muth habe, die Unruhestifter und Vaterlandsverräthcr in den bischöflichen Palästen aufzusuchcn, so lange werde das Land nicht zur Ruhe kommen. Ist dies Ihr Ernst? fragte der Kai­ser finster. Ja, Majestät; wenn man das Unglück hal, mit diesen Herren in Streit zu gerathen, darf man keine Glacehand­schuhe anziehen; Ew. Majestät kennen das Wort Mirabeaus: Der römische Stuhl und die Jesuiten fürchten nur Die, welche sie nicht fürchten. In düsterer Stimmung vcrabschiedere der Kaiser seinen Minister.

Der Männergesangverein in Wien hal sein 25jähriges Jubiläum gefeiert. Das ist dort eine große Seltenheit. Er sang unter Metternich und singt noch unter Herrn v. Beust; er be­sang alles, was das Menschenherz bewegt, die Liebe, den Früh­ling und den König von Hannover. In seinen künstlerischen Lei­stungen steht er sehr hoch.

Bern, 19. Okt. Der König von Preußen hat seinem Ge­sandten bei der Eidgenossenschaft Hrn. General v. Röder auf dessen Bericht über die Wasserverheerungen beauftragt, dem Bun­despräsidenten seine aufrichtige Theilnahme auszusprechen und sofort 20,000 Franken zur Verfügung zu stellen.

Zürich, 18. Okt. Ein Augenzeuge der gesummten Ueber- schwemmungen schätzt den materiellen Schaden mindestens auf 10 Millionen, die 60 Menschen natürlich nicht gerechnet. Davon fallen 56 Millionen aus Tessin allein und zwar nur auf den oberen, gebirgigen Theil und hier kamen etwa 50 Personen um. Graubünden und St. Gallen seien ungefähr gleich stark geschä­digt, erheblich geringer dagegen Uri und Oberwallis. (S. M.)

Florenz, 17. Okt. (Zur römischen Frage.) Man schreibt demJurual des Debüts": In Betreff Noms bereitet sich augenscheinlich etwas vor. Broglio, der Minister des öffent­lichen Unterrichts, sagte kürzlich in einer Rede, die er an seine Wähler hielt:Rom wird unser sein und bald." Diese Rede ist sehr gemäßigt, sehr weise und voller guter Rathschläge; aber es ist gewiß, daß Broglio nicht in den Tag hineingespro- chen Hut; und obwohl die Unterhandlungen mit einem großen Geheimmß geführt werden, so muß man doch in der Kürze ein Resultat erwarten. Der Minister des öffentlichen Unterrichts ist ein zu kluger und verständiger Mann, um so in den Tag hincingesprochen zu haben.

Madrid, 20. Okt. General Prim hat in einem Schrei­

ben an Girardin erklärt, die konstitutionelle Monarchie sei allein für Spanien möglich, die Republik unmöglich, iveil die Spanier nicht republikanisch gesinnt seien. Die Gemahlin des Generals wird hier erwartet; sie wird mit einem Extrazug von Galopagos abgeholt werden. Wie demGaulois" geschrieben wird, hat General Prim den Marschallsstab aunehmen müssen. General Dulce, Marquis von Castelflorite, ist zum Lohne für die vielen Geldopfer, die er der Sache der Revolution gebracht, zum Her­zog ernannt worden. Auch Graf von HcrnachidoS wurde zum Herzog ernannt, und zwar beide durch die provisorische Regie­rung, was allerdings keinen sehr republikanischen Anstrich hat.

Närrische Leute.

(Fortsetzung.)

Eger wiederholte seine Bitte und weder der Hauptmann'noch Horst konnten es ausschlagen. Zusammen schritten Sie der Stadt zu.

Der Hauptmann hatte sich zuerst wieder gefaßt.

Herr Vetter," sprach er, indem er an Horst's Seite trat, der Assessor hat uns beide hinter das Liclft geführt. Haha! Ich habe den Menschen für durchaus unschuldig gehalten und er ist schlauer als wir beide. Jetzt freut es mich übrigens, daß Sic mein Anerbieten zurückgewiesen haben, denn ich würde mich schändlich ärgern, wenn ich jetzt Ihre Schulden bezahlen müßte!"

Horst biß sich auf die Lippen. Auch er ärgerte sich. Vor die Stirne hätte er sich schlagen mögen seiner Thorheit wegen.

Ich Hobe Pech!" gab er dem Hauptmann scheinbar mit größter Ruhe zur Antwort!"

Außerordentlich viel Pech!" wiederholte der Hauptmann lachend;hätte übrigens die kleine Schlaue unser Duell nicht gestört, so würde ich Sie todlgeschoffen haben, dann hätten Sie es noch schlechter gehabt!"

Ich hatte dieselbe Absicht," erwiderte Horst trocken.

Sie langten auf Egers Besitzthum an.

Im Garten unter dem Schatten der Bäume wurden die Anstalten zum Frühstück getroffen. Bald schäumte der Champag­ner in den Glasern und scheuchte selbst aus Horst's Gemüth die Schatten vernichteter Hoffnungen und zerstörter Träume. Die heiterste Stimmung brach sich Raum. Der Hauptmann schwor, daß dies Frühstück mindestens bis zum späten Abend währen müsse und suchte Eger auseinanderzusetzen, weßhalb vernünftige Leute nur srühnückleu.

Trinken Sie, trinken Sie, Herr Vetter!" rief er dem Lieu­tenant zu.Da es mir nicht vergönnt gewesen ist, Sie todtzu- schießen, so will ich Sie zum wenigsten unter den Tisch trinken! Trinken Sie! haha! der Assessor hat uns doch beide geleimt!"

Schovien Hane sich längst mit Cläre aus dem Reiche der lustigen Zecher entfernt. Hand in Hand gingen sie durch den Garten und suchten den Ort, an dem sich ihre Herzen am Abend zuvor gesunde» hatten. Sie sprachen von Glück und Liebe und einer goldenen Zukunft. Verliebte wissen sich unendlich viel zu sagen, alleiit in einer guten Erzählung darf man das nicht wie­der erzählen, sonst klagen alle Leser, welche nicht verliebt sind, über Langweiligkeit.

Der Hauptmanu hatte wirklich seine Wünsche ziemlich er­reicht. Horst war mit schwankenden Schritten heimgekehrl und die Mittagszeit war längst vorüber, als er sich endlich von dem Frühstück erhob. Er war in seligster Stimmung.

Sie sind sind mein bester Freund und Ihr Champag­ner ist famos!" rief er Eger zu, als der Diener ihm mit ziem­licher Mühe auf das Pferd half.Ich hätte Lust, L>ie alle Tage zu besuchen - Sie Sie altes Haus, aber ärgern thut es mich doch, daß daß ich meinen Herrn Vetter nicht todt geschossen habe!"

Dann gab er seinem Thiere die Sporen und sprengte da­von.

Horst ließ sich länger als acht Tage nicht bei dem Assessor sehen, dieser hatte ihn wiederholt vergebens in seiner Wohnung aufgesucht. Die vernichteten Hoffnungen, auf welche er so sicher gebaut hatte, schienen ihn doch tief gekränkt zu haben.

(Schluß folgt.) ,

Redatüsa, Druck und Verlag der G. W- Zaiierhchen Buch Handlung.