gung sich für die Folge zu ihrer Verständigung nicht mehr der Zeichen, sondern der Stenographie bedienen.
Welchen wirksamen Schutz der norddeutsche Bund seinen Angehörigen bis ins entfernteste Ausland gewährt, erhellt aus der Thatsache, daß kürzlich einem Schiffseigenthümer in Stralsund die Summe von 1700 Pfd. St. eiugehändigt wurde, welche der norddeutsche Gesandte von der chinesischen Regierung als Entschädigung für die in China einem Srralsunder Schiff zugefügten Schäden gefordert und durchgesetzt hat. Die norddeutsche Seemacht flößt selbst dem Kaiser von China Respekt ein.
Hamburg, 5. Sept. Zu dem Empfange des Königs von Preußen hat der Bürgcrausschuß 10,000 M.-C. und nötigenfalls mehr dem Senate bewilligt.
Wien. 8. Sept. Die N. fr. Pr. schreibt: Die Eröffnung des Reichstags findet am 17. Okt. statt. Im Justizministerium werden Gesetzentwürfe über Verhängung des Belagerungszustandes und über ein Reichsgericht zur Vorlage für den Reichsrath vorbereitet. — Pesthcr Telegramme.einiger Morgenblätter melden, daß die bei Alexander Karageorgievich konfiszirten Dokumente, sowie seine Sclbstaussagen die Schuld des Exfürstcn zweifellos erscheinen lassen. Die Untersuchung sei nahezu vollendet. (S. M.)
Wien, 4. Sept. Das Bemerkenswerthcste aus den Landtagen ist heute eine Kaiserfeld'fchc Adresse an den Kaiser, die dem steiermärkischen Landtage vorliegt und ein lauteres Zeug- niß der Verfassungstreue ist. Dieselbe gewinnt ein besonderes Interesse dadurch, daß Kaiserseld, wie bekannt, Vicepräsident des Abgeordnetenhauses ist. Hinsichtlich der Staatsgruudgesetze überhaupt erklärt die Adresse, der Landtag erblicke in denselben die Fundamente, auf welchen nach so tiefen Erschütterungen das Reich allein seinen inneren Frieden wieder zu finden und sich wieder auszurichten vermag. Nur diese Gesetze und kein anderes verwegenes Gebilde können die staatsrechtlichen Grundlagen bieten, welche das Reich vor weiterer Zcrbröcklung und damit vor einem Loose sichern, das heute Niemand zu berechnen vermöge. Speziell kommt dann die Adresse auf das Konkordat zu sprechen , von dem gesagt wird: Mit ihm war der Kirche eine Machtfülle eingeräumt worden, welche sie in dieser Ausdehnung niemals und zu keiner Zeit in Oestreich besessen hat. Die extreme kirchliche Richtung, welcher Staat und Gesellschaft unterworfen werden sollten, hätte das Konkordat auch unter einer absoluten Negierung unhaltbar gemacht, denn auch eine solche hätte sich dem überwältigenden Einflüsse der Zeit nicht entziehen können; auch eine absolute Regierung hätte das Joch abschüttcln müssen, das sie mit diesem Vertrage sich, der Gesellschaft und dem Staate auferlegt hatte. Die Volksvertretung aber, welche im Staate eine Rechtsanstalt, eine Anstalt zur Wahrung des Friedens und für die Wohlfahrt der Bürger sieht, mußte die volle, unver- kümmerte Souveränetät desselben in Anspruch nehmen, und nimmer konnte sie vor den Schranken stehen bleiben, welche ein rechtlich unmöglicher Vertrag ihrem Gesetzgebungsrechte zog.
Wien, b Sept. Ein offiziöses Organ des Kriegsministeriums kündigt an, daß der Feldmarschalllieutenant v. Kuhn sich mit dem Jnstizminister Herbst und dem Kultusminister Hasner in Verbindung gesetzt habe, um eine Gesetzvorlage zu vereinbaren, durch welche die bis jetzt in der gcsammten östreichisch-ungarischen Armee noch in Kraft stehenden Bestimmungen des Konkordats über die gemischten Ehen und die konfessionelle Erziehung der Kinder aus solchen Ehen ausgehoben werden sollen. Es zeigt sich dabei wieder, daß die k. k. Armee immer noch als ein Staat im Staate betrachtet wird, der seine eigenen Gesetze und seine Justiz besitzt, und in welchem weder die ungarische, noch die öst- reichische Legislative etwas zu sagen hat. Das Ofsiziercorps ist übrigens mit wenigen Ausnahmen antiklerikal gesinnt. Die Militärzeitung erklärt, daß cs an der Zeit sei, die geistliche Ober- bchörde der Armee, das apostolische Feldvikariat abzuschafsen. Dieses Feldvikariat steht unter dem Kardinal Rauscher, dem bis jetzt der Trost geblieben ist, daß wenigstens innerhalb der kais. Arme das Konkordat noch volle Geltung hat.
Paris, 0. Sept. Der „Moniteur" theilt mit, daß der Kaiser vom Bahnhofe in Chalons bis zum Lager, einer Strecke von 28 Kilometer, auf einer mit Petroleum geheizten Lokomotive fuhr. Es ist dies der erste derartige Versuch in Frankreich. (St.A)
Paris, 7. Sept. In der neulich zwischen dem Marquis v. Moussier und dem Lord Stanley stattgehabtcn Zusammenkunft haben diese beiden Staatsmänner gegenseitig die friedlichsten Zusicherungen über alle schwebenden Fragen ausgctauscht. — Die France bestätigt, daß der Kaiser sich mißbilligend über die aufreizende Sprache der französischen regierungsfreundlichen Presse ausgesprochen hat. — Dasselbe Blatt will' wissen, daß in Bulgarien neue Aufstandsversuchc vorbereitet werden.
London. Der Kapdampfer „Cimbrian" bringt Nachrich- teu vom Kap der guten Hoffnung vom 22. Aug.: Die Gold- s-'selderentdeckungen in Natal werden allseitig bestätigt, Goldquarzproben und Goldstaubproben gehen reichlich ein. Es hat sich eine zahlreiche Goldgräberexpedition gebildet und sind bereits Bestellungen auf Goldquarzzermalmungsmaschiuen nach England abgegangen. Die Republik Transval versucht eine Erweiterung über die Goldgegend. Preußische Reisende schlugen dem Präsidenten der Republik und dem Häuptling des Golddistrikts die Organisation einer deutschen Einwanderung und die Erstrebung des Protektorats des norddeutschen Bundes vor. Der Häuptling zieht das Protektorat Englands vor. Die Kapkolonie wünscht, daß das Parlament eine Kommission zur Untersuchung der Goldfelder absende.
London. Für die bevorstehende Wahlkampagne haben die Conservativcn einen Fond von nahezu einer halben Million Pf. St. zusammengeschossen, wozu Lord Portmann allein 20,000 Pfd. beigctragen hat. Wozu diese große Summe, wenn jede Bestechung ausgeschlossen sein soll?
In Mexiko haben nach einem Telegramm der Times die Indianer einen Wagentrain verbrannt und sechszehn Schaffner scalpirt.
Allerlei.
— (Einträgliche Frömmigkeit.) Kürzlich starb in St. Gallen eine Frau Nägcli, welche von ihrem Manne Diem in Herisau geschieden war und sich in St. Gallen durch Nähen, hauptsächlich aber durch Betteln, ihren Unterhalt erworben. Sie gehörte zu den Frommen, wurde deßhalb hauptsächlich von den vornehmen pietistischen Familien stets als Näherin gebraucht und wesentlich unterstützt, wie denn in dieser Hinsicht die Betreffende gar manchen Wunsch äußerte, der ihr aber daun stets gern erfüllt wurde; daß aber die fromme Näherin sich Unrechter Weise etwas aneignete, glaubte man in den vornehmen Familien nicht, obgleich man in der L-tadt schon früher dieß und das gemunkelt hatte. Nach ihrem Tode fand sich nun ein Vermögen nicht blos von 10,000 Franks, sondern auch werthvolle Geräthschaften, Uhren, Silberzeug, feine Wüsche, Kleidungsstücke rc., nebstdem aber noch eine Menge Hauptschlüssel, Dietriche rc. Es scheint somit, daß sie aus ihrer Frömmigkeit ein sehr einträgliches Geschäft gemacht hat. Bemerkenswerth ist noch, daß die betreffenden Familien sich gar nicht um die ihnen gestohlenen Sachen melden, denn sie schämen sich, daß sie sich von der schlauen Heuchlerin haben an der Nase herumführen lassen.
— Die Engländerinnen halten nicht viel auf Runzeln, desto mehr auf hübsche, glatte Haut und Farbe. Frau Oberst Bo- radaille in London war deßhalb der Meinung, daß ihr eine kleine Verjüngung nicht übel stehen würde und ging zu Madame Rachel in London, der bekannten Haarkünstlerin, welche öffentlich angezeigt hatte, sie verstehe sich aus das Verjüngen. Frau Rachel verlangte 1000 Pfund für das Verjüngungswerk, das schien Frau Borradaille etwas viel; denn sie hatte nur 4000 Pfd. Sterl. alles in allem. Da sie indeß erfuhr, daß Lord So und So sich sterblich in sie verliebt habe, so ergab sie sich in die Verjüngungskur. Sie wurde gebadet, geknetet, eingcrieben von Kopf bis zu Fuß, die Kur kostete nach und nach 4000 Pfd. Sterl., ihr ganzes Vermögen und dennoch wurde sic keine Venus und der Lord 'hielt sich fern. Da klagte die Frau Oberst über Betrug und Herausgabe der Kurkosten, der Prozeß wird soeben vor Gericht öffentlich verhandelt. Richter und Publikum überzeugen sich täglich, daß die 4000 Pfd. der Frau Oberst zum Fenster hinausgeworfen sind, da Frau Rachel selber gesteht, daß sie niemals eine so schwierige Kur unternommen habe.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.