T n g c » - e u i g Ir e ! t e n. !

>

Unsere schwäbischen Landsleute in New-Aorkj haben auf's Neue ihre treue Anhänglichkeit an die Heimat be- ? wiesen; drei schwäbische Vereine daselbst haben am Ostersonntag eine gemeinschaftliche Aufführung veranstaltet und den Ertrag derselben, und zwar 392 fl. für die Abgebrannten in Rosenfeld und 196 fl. 20 kr. für die Abgebrannten in Gaildorf an den Ausschuß des schwäbischen Sängerbundes in Stuttgart übersandt.

Die eingegangcnen milden Beiträge für Rofenfeld errei­chen bereits die Höhe von 44,000 fl. Außerdem sind eine enorme Menge von Naturalien und Kleidern eingegangen, welch letztere zum großen Theile versteigert worden sind.

In Müh rin gen schätzt man den Schaden, welchen das Gewitter am lO. angcrichtet hat, auf mindestens 36,000 fl.; vier Häuser sind fast ganz demolirt, 58 weitere sehr stark be­schädigt. Der Boden von Acckern und Gärten am Abhange des Berges ist bis aufs Gestein weggeschwemmt; in den Gassen lie­gen Massen von Schutt und Gerolle 1012 Fuß hoch, da­runter Steine von 6 Centnern. Auf der Bühne eines Hauses liegt ein Felsstück in der Größe eines deutschen Kachelofens. Eine Menge Wohnungen sind aller Möbel vollständig entblöst.

In Offenburg wurden am Dienstag die ersten Kirschen zu Markt gebracht.

Berlin, 12. Mai. Angesehene Männer der verschiedenen liberalen Fraktionen, Nationalliberale wie Fortschrittler, beab­sichtigen nach der Köln. Z. den süddeutschen Zollparlamentsmit­gliedern am Tage vor dem Schluß ein Fest bei Kroll zu veran­stalten. Der Gedanke findet verschiedene Beurtheilung. So schreibt die Z. f. Nordd.:Will man begeisterte Toaste auf die deutsche Einigung ausbringen, um damit Männer zu feiern, die uns erklären, daß sie so wenig wie möglich mit dem Norden zu thun haben wollen? Reden für die deutsche Einheit hatten schon etwas Zweideutiges, alsThaten noch unmöglich waren; Reden aber Angesichts von Männern, welche zu Thaten für die nationale Einigung die Gelegenheit in der Hand hatten und sie mit bewußter Absicht von sich wiesen, laufen Gefahr, lächer­lich zu werden. Zudem hat es wenig Sinn, seitens der libe­ralen Parteien die Vertreter Süddeutschlands zu feiern, die zum größten Theil im Parlament mit den Konservativen gehen und gemeinsam mit diesen die Liberalen niederstim­men. Außer bad. und württ. Offizieren sind nun auch hes­sische zu einer 6wöchentlichen Dienstleistung bei Truppentheilen des Gardekorps nach Berlin und Potsdam kommandirt worden und bereits hier eingetroffen.

Berlin, 13. Mai. Nach den Motiven, welche der Vor­lage, betr. die Abänderung des Vereinszolltarifs vom 1. Juli 1865, bcigegeben sind, betragen die in Folge der Zollbefreiun­gen und Zollermäßigungen eincretenden Ausfälle 274,721 Thlr., und außerdem die Zollausfälle, welche sich in Folge der in dem Handels- und Zollvertrage mit Oestreich pom 9. März d. I. zugestandenen Zollbefreiuungen und Zollermäßigungen ergeben werden, 1,253,184 Thlr., so daß sich ein Gesammtausfall von 1,527,895 Thlr. ergibt. Gegen diese Mindereinnahmen kommen dagegen als Mehreinnahmen in Rechnung: 1) für Petroleum 500,000 Thlr., 2) für Tabak 1,843,392 Thlr., zus. 2,343,392 Thlr., so daß sich also nach Abzug des Gesammtausfalls noch eine reine Mehreinnahme von 815,497 Thlr. ergeben würde, wo­von übrigens für Rechnung des nordd. Bundes etwa 200,000 Thlr. an bisheriger Tabakssteuer und Uebergangsabgabe an Ta­bak abgehen. So die offizielle Berechnung in den Motiven.

Berlin, 14. Mai. Heute fand die Unterzeichnung des Vertrages mit Lübeck über dessen Eintritt in den Zollverein statt.

Berlin, 15. Mai. Tagesordnung: Vorberathung über die Tabaksteuervorlage. Es werden Abänderungsanträge von Runge, Hagen, Krieger, Fabricius, Twesten und Schleiden eingebracht. Zur Generaldebatte haben sich 35 Redner gegen die Vorlage ge­meldet. Gumbrecht erklärt sich für die Vorlage und sagt, die Erhöhung einer Produktionssteuer vermindere den kolossalen Ta­bakschutzzoll. Der Entwurf sei ein Kompromiß der Regierungen, dem man nicht schroff entgegentreten solle. Er gibt den direkten Steuern den Vorzug. Der Tabak sei das beste Objekt zu direkter Besteurung, weil er bis jetzt in Deutschland geringer als in England und Frankreich besteuert sei. Weber spricht gegen die

§ Vorlage und bemerkt, der Gesetzentwurf erhöhe den Schutzzoll, l statt ihn zu vermindern. Mey spricht gegen die Vorlage. Die j Steuer ohne Rücksicht auf Qualität des Tabaks bedrücke nur ? den ärmeren Mann. Sie sei unklug, weil sie einen schon be­drängten Theil belaste. Die Annahme wäre ein moralischer Nach­theil, welcher nicht durch Millionen gut zu machen wäre. Wede- meyer spricht für die Vorlage, indem dieselbe einen Artikel be­steuern wolle, welcher nur ein Luxus und eine schädliche Gewohn­heit sei. Twesten motivirt sein Amendement. Der Bundestom- missär Michaelis führt aus, die Steuerfrage und Zollerträge müßten Schritt halten mit der Entwicklung der Bevölkerung. Die Tarifermäßigungen betrügen schon 5 Millionen. Von allen besteurungsfähigen Gegenständen sei der Tabak am wenigsten besteuert. Schlör spricht für die Vorlage. Bebel spricht gegen die Tabakssteuervorlage. Bei Errichtung des Nordbundes habe man eine Verminderung der Lasten in Aussicht gesteckt, und nun bringe man den Süddeutschen als Morgengabe eine Mehrbe­lastung. L>chleiden spricht für, Cramer gegen die Vorlage, wo­rauf der Schluß der Generaldebatte und der Sitzung stattfindet.

Die Mehrheit der nationalen Fraktion des Zollparlaments hat Twestens Antrag angenommen, wonach die Tabaksteuer pro Morgen 6 Thlr., anstatt der von der Negierung vorgeschlagenen 12 Thlr. betragen soll, und beschloß, bei einer geforderten Zoll­erhöhung von 46 Thaler für den Centner fremden Tabaks, abzulehnen.

Am Donnerstag fand eine demokratische Volksversammlung in Berlin statt, auf welcher Oesterlen, Kolb (Pfalz), Freis- leben, und die Sachsen Liebknecht und Bebel als Hauptredner auftraten. Es handelte sich um eine gemeinschaftliche Organisa­tion der norddeutschen und süddeutschen Demokratie, wobei gegen­seitige Konzessionen gemacht werden sollen, um ein Programm aufstellen zu können. In parlamentarischen Kreisen Berlins geht nach der Franks. Ztg. die Sage, Prof. Schäffle werde dem­nächst die Redaktion derAllgem. Zeitung" in Augsburg über­nehmen.

In Glückstadt fand am 13. Mai, den Hamb. Nachrichten zufolge, die Vollstreckung des Todesurtheils an Timm-Thode (Eltern- und Geschwistermörder) statt. Er wurde vom Scharf­richter mit dem Beil enthauptet; der Delinquent mußte den Kopf auf den Block legen und vor demselben niederknieen.

Aus Thüringen, 12. Mai. Die Gerüchte von einer Absicht des Herzogs von Koburg-Gotha, zu resigniren und das Land an Preußen zu übertragen, erneuern sich so unablässig, daß unmöglich anzunehmen ist, dieselben können auf bloßer Vermu- thung beruhen.

Wien, 15. Mai. Abgeordnetenhaus. Der mit den deut­schen Zollvereinsstaaten abgeschlossene Zoll- und Handelsvertrag wurde nach nochmaliger Befürwortung des Handelsministers ge­nehmigt.

Im Abgeordnetenhanse hat am Donnerstag die Debatte über den deutsch-österreichischen Zoll- und Handelsvertrag begonnen. Der Reichskanzler und der Handelsminisier befürworten die An­nahme des Gesetzes. Tomann und Schindler sprachen dagegen.

Im Herrenhaus wird das interkonfessionelle Gesetz nach dem Antrag der Ausschußmajorität mit wenigen Modifikationen in der Fassung des Abgeordnetenhauses angenommen. Der Kultus­minister empfahl die Annahme des Gesetzes, welches, als Aus­führung des Staatsgrundgesetzes, zur Herstellung des religiösen Friedens geeignet erscheine.

In dem französischen gesetzgebenden Körper hielt Thiers seine allgemein mit Spannung erwartete Rede gegen den Frei­handel. Der Vertrag mit England bleibt jedenfalls bis zum 4. Februar 1870 in Kraft, und müßte ein Jahr vorher gekün­digt werden. Wie würde England diese Kündigung aufnehmen? Ein englischer Kaufmann hat gesagt, daß der Vertrag nur unter dem Donner der Kanonen gelöst werden würde. Thiers hält die Sache für ungefährlich.

Marquis vou Moussier hatte am 14. d. längere Konferen­zen mit Graf v. d. Goltz und dem türkischen Gesandten Djemil Pascha. Die Regierung ließ durch den Gesandten ihre Glück­wünsche wegen der eingeführten Reformen nach Konstantinopel richten.General Faillp soll laut eingelanfenen Briefen nach einer Revue im Lager von Chalons zu den Offizieren gesagt ha­ben:Legen wir jetzt weniger Gewicht auf die Detail-Jnstruktio-