beantragen, da §. 18 des dcursch-östreichifchen .Handelsvertrags den Oeftreichcrn größere Rechte in Norddeutschland gewährt, als den Süddeutschen. — Der ivürtt.. Oberst und Wes des Generalstabs, v. Suckow, ist von Stuttgart hier eingctrofsen.
Berlin, 8. Mai. Die schiveizerischen Kommissäre reisen erst heute Abend oder morgen srüh. Entgegengesetzte Nachrichten sind irrthümlich. Die gestrige Unterredung mit BiSmarck ließ so gut wie keine Aussicht auf das Zustandekommen des Handelsvertrags. (S. M.)
Der Nothstandsbcricht der „Prov.-Korr." aus Königsberg schließt: Man darf den eigentlichen Roihfrand nunmehr als im wesentlichen überwunden halten, abgesehen von der noch bestehenden Nothwendigkeit, die öffentlichen Arbeitsstellen bis zur Ernte zu unterhalten und für Kranke, Schwache, Wittwcn and Waisen weiter zu sorgen.
Breslau, 8. Mai. Heute Morgen um 9 Uhr stürzte plötzlich der im Bau begriffene Thurm der beinahe vollendeten neuen Michaeliskirche zusammen, so daß nur noch die Hälfte desselben übrig blieb. Es ist noch nicht festzustcllcn, wie viel Menschenleben dabei zu beklagen sind.
Aus Sachsen, Ans. Mai. A. Henze's Preisausschreiben zur Begründung einer deutschen National-Handschrist hat einen erfreulichen Erfolg gehabt. Es sind 754 Konkurrenzalphabete (darunter 28 aus Württemberg) eingegangen, aus welchen durch einen engeren Verein von Schriftkundigen eine Anzahl muster- giltiger Handschriften ausgclesen und an 50 sachverständige Preisrichter verschickt wurde. Das Resultat wird bald bekannt gemacht werden können. (S.M.)
Wien. Das Abgeordnetenhaus begann die Debatte über das Gesetz, betreffend die Frcigcbung der Advokatur. Der Justizminister beantragt die Annahme des Gesetzes.
Wien, 7. Mai. Von Seiten Oestreichs geschieht alles Mögliche, um Frankreich und Preußen zu einer Abrüstung oder, genauer ausgedrückt, dazu zu bewegen, den Rüstungen, die beiderseits in einigen Monaten vollendet sein müssen, eine Entwaffnung folgen zu lassen. Es wird von Interesse sein, zu erfahren, daß das Münchener Kabinct eine besonders lebhafte Theil- nohme an dieser Frage entwickelt, auch in Wien eine Aktion in der angegebenen Richtung dringend befürwortet.
Wien, 7. Mai. Das Abendblatt der Wiener Presse erfährt angeblich als zuverlässig aus Berlin, Gras Bismarck sei überzeugt, daß bei den Kopcnhagener Ansprüchen kein unmittelbares Abkommen über die nordschleswig'sche Frage erzielbar sei. Er werde sich wegen Lösung der Frage zunächst nach Wien wenden. Das Wiener Kabinet soll von der Ergednißlo- sigkeit der Verhandlungen in Kenntniß gesetzt werden. Das Berliner Cabinet gedenkt sich bestimmt über die vom Standpunkt des deutschen nationalen Interesses möglichen Abtretungen auszusprechen. Oestreich möge Preußens Anerbieten in Kopenhagen als Erfüllung des Art. V des Prager Friedens annehmen. Auch das französische Kabinet soll von den Absichten der preußischen Regierung unterrichtet werden. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß Preußen ernstlich in der Annäherung an Oestreich eine Bürgschaft des Friedens sucht. (S. M.)
Aus Pesth, 5. Mai, wird der „Presse" tclcgraphirt: Wie in gut unterichteten Kreisen verlautet, wird die äußerste Linke in einigen Tagen schon die Regierung wegen Auflösung des De- mokraten-Clubs in Anklagczustand versetzen.
Unter den Begnadigten, denen der Kaiser von Oesterreich bei der Geburt der jüngsteu Tochter die Freiheit schenkte, befindet sich auch der ungarische Räuberhanptmanu Rosza Sandor.
Bern, 5. Mai. Eine aufregende Nachricht durchläuft seit vorgestern die Blätter: der drohende Untergang des Dorfes Billen im Kanton Glarus. Das an einem steilen Bergabhang liegende Dorf mit seinen Acckern und Baumgärten ist zum Theil schon allerdings, nachdem vorher die zunächst bedrohten Häuser geräumt werden konnten, von heruntcrkommcnden Erd-, Fels- und Schlammmassen verschüttet, und es ist kein Absehen, wann der einmal in Bewegung gerathene Berghang einhalten wird. Das Unglück ist größer, als wenn eine Feuersbrunst gewüthet halte; denn die verschütteten Grundstücke sind für immer werthlos und mancher »ermögliche Grundbesitzer ist in wenigen Tagen ein armer Mann geworden und andere werden noch Nachfolgen.
Paris, 7. Mai. Die Zwietracht zwischen dem Staats
minister Rouher und dem Marschall Niel hat in der gestrigen Sitzung des Ministerrathes abermals zu einem heftigen Zusammentreffen zivischeu beiden in Gegenwart des Kaisers Veranlassung gegeben. Schließlich hat Rouher den Kaiser ersucht, um die Zweideutigkeiten der Lage nicht noch zu vermehren, lieber jede Ansprache in Orleans zu unterlassen. 'Napoleon Hl. hat sich auch den Gründen seines ersten Rathgebers gefügt, doch hat er denselben gebeten, künftighin den Ansichten des Kriegsministers mehr Schonung angedeihen zu lassen. ' (S. M.)
London, 8. Mai. Aus Abessynicn den 24. April. Magdala ist eingeäschert. Die Engländer werden bis zum 25. Mai wieder nach der Küste zurückgekehrt sein.
Die zwei berühmten Löwen des Königs Theodor von Abes- synien werden nach England gebracht, die Kette, welche sie verbindet, ist von massivem Golde.
Die A. A. Z. bringt weiter beunruhigende Nachrichten von der polnischen Grenze, wo sowohl Rußland als Oestreich, eines dem anderen nicht trauend, Truppenmassen beisammen halten. — Aus Montenegro wird gleichfalls nichts Erfreuliches berichtet; zwar wird die neulich gebrachte Nachricht von der Gefangenhaltung des Fürsten von Montenegro zurückgenominen, doch soll derselbe in seinem eigenen Lande mediatisirt und gleichsam nur als. Vertreter vor dem Ausland beibehalten sein, während die innere Verwaltung an den Senat übcrgegangen sei. — In Bosnien wurde die Stadt Bischtscha, die nur von Christen bewohnt wird, von einer türkischen Räuberbande überfallen und geplündert; die Herzegowina ist von einer Hungersnoth heimgesucht, Bulgarien von Einquaptirung türkischer Truppen; im Libanon endlich soll die maronilische Geistlichkeit eine ernste Bewegung vorbercitcn.
Drc geheuliilchvoLe Skizze.
(Fortsetzung.)
Um zehn Uhr trat der Schließer in meine Zelle und rief, verwundert auf meine Wandzeichnung blickend: „"Was soll denn das?"
„Gehen Sie," ries ich erhitzt, „und bitten Sie die beiden Criminalräthe, sich ohne Verzug zu mir zu bemühen!"
„Sie sind beschäftigt in der Halle," entgegnetc kopfschüttelnd der Schließer.
„Ich habe ihnen eine wichtige Eröffnung zu machen," fuhr ich fort, „im Namen der Gerechtigkeit — erfüllen Sic meinen Wunsch!"
Der Ton, mit welchem ich diese Worte sprach, war so drin-^ gend, daß der Mann nicht zu widerstehen vermochte, er entfernte ^ sich. Ich setzte die letzte!: Drucker in das Gesicht des fürchterlichen Frevlers. Es war sprechend ähnlich und trat von der weißen Mauer mit einer Wahrheit hervor, die mich selbst erstaunen machte. Das Bild war fertig, als die beiden Räthe eintraten. Ich deutete, an allen Gliedern bebend, auf dasselbe hin uno stammelte: „Sehen Sie hier, das ist der Mörder!"
Herr von Dahlheim prüfte mit Ruhe die Wandzeichnung, dann richtete er an mich die Frage, ivie der Mensch heiße?
„Das weiß ich nicht," antwortete ich fast athemlos, „aber vor ein paar Minuten schritt er über den Markt. Er trug einen fetten Hammel in den dritten Scharren, links von der Tra- bantenstraßc ans."
„Was meinen Sie zu dieser seltsamen Dcnnncialion?" fragte Herr von Dahlheim den anderen Rath, während ich in unbeschreiblicher Spannung an seinen Lippen hing.
„Ich halte dafür," entgegnetc dieser, „daß der bezeichnete Mensch sogleich ausgesucht werde" — mir siel eine Centncrlast von der Brust — „sollte er auch fremd in dem Scharren sein," fügte der Rath hinzu, „so hat es ja keine Schwierigkeit, dort zu erfragen, wer er ist und wo er arbeitet."
(Schluß folgt.)
- (Das treue Roß.) Osfizürsdiener: „Melde gehorsam!? : der Fuchs, den Herr Rittmeister gestern dem Herrn Lieutenant verkauft ha- - den, ist wieder da." — Rittmeister: ,,Ja, wie so denn?" — Offiziers-: diener: „Er ist dem Herrn Lieutenant durchgegangcn und schnurstracks iu unsern Stall zurückgekebrt." Rittmeister: „Diese Anbäuglichkeit der Thiere an ihre alte Behausung! Laufe schnell zum Herrn Lieutenant und benachrichtige ihn davon". — Offiziersdiener: „Bitte, ist nicht- notbwendia, der Fuchs hat den Hrn. Lieutenant gleich selbst mitgebracht."
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiscr'schen Buchhandlung.