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Stuttgart. Wie ivir vernehmen, ist man.im Ministerium des Kir­chen- undSchulwcsens dermalen mit einem Gesetzentwurf über Rege­lung der Verhältnisse der Dissidenten, der Baptisten, der Deutsch- Katholiken, der Jerusalems-Freunde, der Mormonen rc., überhaupt Derjenigen, welche sich nicht zu einer der drei christlichen Eonfes-

sionen bekennen, beschäftigt. ,

Der Prozeß gegen den Grafen Ehorinsky wird in Mün­chen im Juni zur Verhandlung kommen.

Berlin. Am Montag entstand im Zollparlament über die Aenderunq der Zollordnung eine längere Debatte. Im Lause der Diskussion erklärte Präsident Delbrück: die Regierungen er­kennen das Bedürfnis; einer materiellen und formellen Reform der Zollgesetzgebung an und würden auch aus ein umfassendes Gesetz zurückkommen. Im Zollparlament handelt es sich um die Stellung zu der am Donnerstag beginnenden Adreßdebatte. Von den zwei Referenten will m Bennigsen eine Adresse, v. Thüngen dagegen nicht. Am Sonnabend konnten sich Frei­händler und Schutzzöllner schon messen bei der Abstimmung über die Frage, ob der deutsch-österreichische Handelsverirag gleich uu Hause berathen oder einer Kommission zur Vorprüfung überwie­sen werden solle. Dabei unterlagen letztere (Mohl hatte für Kommissionsbericht gesprochen), obgleich 'die Fortschrittspartei mit den Schutzzöllnern stimmte. DieKöln. Ztg." meint: die beiden Hauptvorlagen, Tabakssteuer und Zolllarissreduktton, wer­den wohl ziemlich einträchtig erledigt werden; auch die Mehrheit der Norddeutschen dürfte dazu Helsen, die einzusührende Tabaks­steuer nicht über das in Preußen bestehende Maß hinaufzutreiben, und die Süddeutschen werden hoffentlich den Norddeutschen helfen, die Vereinfachung des Zolltarifs so weit auszudehnen, als es die Verhältnisse nur immer erlauben. Der Kronprinz wird am 12. Mai in Berlin zurückerwariet.

Im Zollparlament bildet die Adrcßfrage gegenwärtig den Brennpunkt der Verhandlungen. Nachdem über den Antrag der National-Liberalen die Ansichten der einzelnen Fraktionen weit aus­einander gingen und derselbe vielfach bekämpft wurde, versuchte man von verschiedenen Seiten eine Einigung der einzelnen Ansichten ins Werk zu' setzen. Als Resultat derselben ist folgender Antrag hervorgegangen:Das Zollparlament wolle beschließen: in Er­wägung, dag die Neugestaltung des Zollvereins ans Grund des Vertrages vom 8. Juli v. I. durch die Berufung der Vertreter des deutschen Volkes zu gemeinsamer gesetzgeberischer Tyätigkeit in einer Versammlung das Unterpfand stetiger Fortentwickelung nationaler Institutionen gewährt und dem berechtigten Ansprüche der Nation aus eine wirksame Einigung ihrer Lrtaatskrüste eine befriedigende Erfüllung sichert; in Erwägung, daß ein einmüthi- ges Zusammenwirken für die dein Zollparlamente obliegenden Aufgaben dieses Ziel am Meisten zu'fördern geeignet ist, über den Antrag der Abgg. Metz und Genossen zur Tagesordnung überzugchen." Als Antragsteller sungiren die Abg. Herzog v. Ujesl, Freiherr v. Roggenbach, Völk und Fenstel. Unterstützt ist der Antrag von mehr als stO Mitgliedern.

Berlin, 0. Mai. Die gestrige Konferenz war resultat­los. Die Nationalliberalen beharren aus der Adresse, die Eon- servativen sind dagegen. Roggenbachs und des Herzogs v. Ujest motivirte Tagesordnung erhält wahrscheinlich die Mehrheit.

Berlin, 0. Mai. Im Wahlverein der Fortschrittspartei sprachen vorgestern Abend Schulze-Delitzsch über die Ausgabe der Partei im Zollparlament und verbreitete sich darüber, baß eine Einheit nur auf wirthschaftlichem Gebiet ohne politische Gemeinschaftlichkeit nicht anzustreben sei. Mit großem Erfolge sprachen in demselben Sinne als Gäste die bairischen Abgeord­neten Völk und Erämer (Doos). Völk kam n. a. aus die Wah­len in Süddeutschland zu sprechen und führte aus, wie dieselbe nicht den Beweis lieferten, daß dort die deutsche Partei so un­bedeutend sei, als die Gegner wollten glauben machen; sie lehr- ; ten auch, mit welchen Kräften diese Partei rechnen, welche Kräfte sie besiegen müsse. Der Anfang zu besiegen sei gemacht; so habe z. B. ein Mann (Moriz Mohl), der gesagt habe, er werde nicht lebendig in Berlin gesehen werden, heute im Zollparlament ge­sprochen. Dem Vernehmen nach liegt es in der Absicht der Regierung, mit dem nächsten Jahre die gesonderte Vermattung der hohenzollern'schen Lande aufhören zu lassen.

Berlin, ist Mai. Der Zollbundesrath hat die Präsidial- »orlage, betreffend die Tabaksteuer/angenommen, wonach der in­ländische Tabak mit 12 Thlr. per Morgen, der ausländische mit 6 Thlr. pr. Etr. besteuert wird.

In Berlin hat der größte und reichste Getreidespeku­lant, der vor zwei Jahren noch durch riesige Käufe Aufsehen machte, Bankerott gemacht.

Vor Zeiten war Geld und Gut nirgends sicherer aufbewahrt als im Kirchengewölbe. Jetzt aber haben die Diebe vor gar nichts mehr Respekt. In Breslau haben sie die Domcapitels- kasse rein ausgestohlen. Mit den Werthpapieren werden sie nicht viel anfangen können, da die Nummern besonders aufge­schrieben sind. Sogleich nach vollbrachtem Diebstahl waren die Telegraphen überall hier thätig und man will bereits den Die­ben auf der Spur sein.

In Bornheim bei Frankfurt vertilgte ein junger Mann Abends 30 hart gesottene Eier. Er gewann seine Wette und verlor sein Leben, das durch Stickfluß endete.

In Wien ist in der Nacht vom st. auf den 6. ds. Baron v. Beust bedenklich erkrankt.

Wien, 0. Mai, Abds. Frhr. v. Beust.befindet sich in voller Besserung. Die heutige Abendpost meldet über das Un­wohlsein folgendes: Frhr. v. Beust wurde gestern Nachmittag von einem heftigen Anfall von Darmkolik mit Gallerbrcchungen betroffen. Um Mitternacht trat eine wesentliche Erleichterung ein ; heute haben wir die beruhigende Gewißheit, daß das Unwohlsein keine ernste Bedeutung hat.

Linz, st. Mai. Ein schreckliches Unglück hat sich so eben ereignet. Ein losgerissenes Schleppschiff brach einen Brücken­pfeiler, und viele Menschen (man spricht von 30) fanden im Hochwasser ihr Grab. Ganz Linz ist in Bewegung.

lieber den in Ofen zwischen den verschiedenen Ministerien vereinbarten Wehrgesetzemwurf erhält die GrazerTagespost" von bewährter Seite einige nähere Mittheilungen.Die künf­tige Wehrverfassnng würde danach auf folgenden Grundlagen ruhen: Allgemeine Wehrpflicht mit Beibehaltung der-Stellver­tretung ; diejenigen, die in das stehende Heer eintreten, sind im Ganzen zu einer zehnjährigen Dienstzeit verpflichtet, und zwar gehören sie drei Jahre der Linie, fünf Jahre der Reserve und zwei Jahre der Landwehr an. Diejenigen, welche durch Loskauf oder Ansloosung vom Eintritt in die Linie befreit werden, tre­ten sofort in die Landwehr, welcher sie alsdann ganze zehn Jahre angehören. Das stehende Heer soll im Ganzen etwa 300,000 Mann, die Reserve st00,000 Mann zählen. D^e Landwehr würde bei einer jährlichen Rekrutenbewilligung von etwas über hundert­tausend Mann etwa 200,000 gediente Soldaten zählen, unge­rechnet diejenige Mannschaft, die ihre ganze zehnjährige Dienst­zeit in der Landwehr zurückzulegen hat. Dieser letztere Theil der Mannschaft wird nach und nach eingezogen und kriegstüchtig ge­macht, und zwar soll behufs Ausbildung dieser Mannschaft von jedem Bataillon Landwehr stets eine Kompagnie unter den Waffen stehen. Die stehende Armee bleibt eine einheitliche, sie untersteht dem gemeinsamen Kriegsminister. Die Landwehr dagegen bildet in jeder der beiden Neichshälften einen gesonderten Truppenkör­per und untersteht dem Landesverlheidigungsminister.

Paris, st. Mai. In unseren Regierungskreisen, besonders im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, gibt man eine große Verstimmung über diejenigen französischen Blätter kund, welche Zeter schreien über die Heroorrnfung einer Adreßdebatte im Zollparlament. Das Tuilerienkabinet sei fest überzeugt da­von, daß sich die preußische Regierung jedem Akte des Parla­ments, der Verwicklungen Hervorrufen könnte, mit Energie und mit Erfolg widersetzen werde. Gewiß ist, daß der Graf v. Goltz dies; dem Marquis v. Moustier wiederholt versichert hat.

Der französische Gesandte in Berlin, Hr. Benedetti, hat über eine Unterredung hierher berichtet, die er mit Hrn. v. Bis- l marck hatte. Letzterer erklärte der Vertretung Frankreichs, daß die preußische Regierung dem nationalliberalen Adreßentwurf ferne stehe und auch keine Folge geben werde. Bemerkenswerth ist übrigens eine Ausführung des mit dem Ministerium des Aus­wärtigen in enger Verbindung stehendenEtendard", in welcher es heißt:Preußen wird das Werk der Einigung nach und nach, ganz im Stillen, unmerklich vollenden. Der Publicist hat dieser langsamen, aber ununterbrochenen Entwickelung zu folgen, um