der jetzige Augenblick für solche Verdandlungrn gewiß nicht geeignet. Sobald die Verbandlungen zum Abschlüße gekommen, werden der Kam­mer Vorlagen gemacht werden. Es wird zur Tagesordnung übergegan­gen, zur Berathung des Gesetzesentwurfes, betreffend eine neue Ltras- prozeßorduung. Die Kommission stellt einstimmig den Antrag auf An­nahme im Ganzen. Dieser Antrag wird schließlich auch mit allen gegen 2 «stimmen angenommen. Eine längere Debatte erregt der am 3. Jan. von Mobl gestellte Antrag, es sollen die gegen auswärtige Regenten und Negierungen, Behörden und Gesandte begangenen Vreßvergeken dem Schwurgerichte überwiesen werden. Hiegegen erklären sich v. Mitt­nacht und v. Varnbüler aus das Bestimmteste wegen der Möglichkeit von Konflikten mit auswärtigen Regierungen. Römer: Der Antrag sei nur ein Freibrief für maßloses Schimpfen gegen die preußische Negie­rung. v.' Wiest: Und ein Mißtrauensvotum gegen die ordentlichen Rich- ter. Becher, Probst, Mobl, Ketzer sprechen sich für den Antrag aus, der endlich mit 4', gegen 33 Stimmen angenommen wird. Die nächste Sitzung ist am kommenden Mittwoch um II Uhr. Tagesordnung, Ura cher Wahl, Apanagenuachtrag, Eisenbahn von Waldsee »ach Leutkirch.

Tübingen, 13. Jan. Gestern beschloß eine sehr zahl­reich besuchte Volksversammlung im K. KommereU'scheii Saale, eine Adresse gegen das neue Militärgesetz an die 2. Kammer zu richten. Hr. Elivert cröfsnete und Hr. Werkmeister Haller lei­tete die Versammlung. Rechtskonsulent Gös motivirte die Er­lassung der Adresse, die sofort seitens der Bürger sehr viele Un­terschriften fand.

Rottenburg, 12. Jan. Nach der Volkszählung vom 3. Dez. befinden sich hier 1360 Familien und 6222 Einwohner, darunter 264 weibliche mehr als männliche, 442 Protestanten und 8 Inden.

Von der Donau, 14. Jan. Ans den Ulmer Blättern entnehmen wir, daß es mit der angekündigten Lotterie zu Re­stauration des Münsters Ernst wird. Wir glauben Ihren Lesern einen Dienst zu erweisen, wenn wir bei Zeiten darauf aufmerk­sam machen. Mit 3!) Kreuzern Einsatz kann man sich Hoffnung ans einen schönen Gewinn machen. Neben den Hanptgewinnstcn von 20,000 fl., 10,000 ft. und 5000 fl. gibt cs verschiedene und viele Gewinnste von 1000 ft., 500 fl., 250, 100, 25 und 5 fl. Außerdem aber ist Aussicht gegeben, noch andere Werthsachen zu gewinnen, so daß man diese Lotterie mit Recht empfehlen kann, abgesehen davon, daß die Sache selbst eine Betheilignng recht­fertigt. Der Ulmer Münster steht dem Kölner Dom nicht nach; er ist ein ebenso schöner, als kühner Ban und seine Restauration eine Ehrensache für das ganze deutsche Volk. Wer also auch nichts gewinnt, trägt mit seinem Einsatz zu einer wirklich schönen ! Sache bei. Die Generalagentur ist den Kanfleuten Klemm und Th. Kölle in Ulm übertragen. (S. BI

Ulm. Das allgemeine Liederfest des schwäbischen Sänger­bundes wird dieses Jahr am Abend deH 28. Juni und am Feier­tag Peter und Paul, Montag den 29. Juni in Eßlingen gehal­ten, und soll damit die Enthüllung der Erzbüfte Karl Pfaffs auf der Maile verbunden werden.

Karlsruhe, 13. Jan. Die Abg.-Kammer hat heute mit 52 gegen 1 Stimme ein Minister-Verantwortlichkeits-Gesetz an­genommen.

A ngSbnrg, 15. Jan. Ans Wien wird derAllg. Ztg." offiziös bestätigt, daß Frankreich auf Oestreichs Betreiben Meck­lenburg ans dein Handelsvertrag entläßt. Durch Oestreich be­wogen, widerstrebt Frankreich ferner weder der Zolleinheit noch der Militär-Einheit Norddeutschlangs. Des föderativ-konstitu­tionellen Oestreichs Aufgabe sei es, den Frieden zwischen den europäischen Staaten zu erhalten.

Von den Invaliden ans den Befreiungskriegen der Jahre 181315 leben in Preußen noch 28,756, von denen die Hälfte, 14,405, sich in nnterstntznngsbedürftiger Lage befindet, da die Greise selbstverständlich durchaus nicht mehr erwerbsfähig sind. Die jüngsten Feldzüge mit ihren zahlreichen neuen Invaliden haben die Berücksichtigung jener in den Hintergrund gedrängt. Der ,,Nationaldank" , die Stiftung zu ihrer Unterstützung, konnte nach seinem Jahresbericht für 1866 nur 97,849 Thlr. für die Bedürftigen verwenden, was auf den Kopf nicht mehr als 7 Thlr. ausmacht. Das Vermögen der Stiftung betrug zu An­fang des vorigen Jahres 264,518 Thlr.

sondern Preußen nach und nach in Deutschland aufgehen wird. Für die Nothleidenden in Ostpreußen soll der König eine namhafte Summe, isian spricht von 20,000 Thlrn., zur Verfü­gung gestellt haben.

Wien, 14. Jan. Die Brüder des Kaisers werden mor­gen nach Triest abreisen, um die Leiche des Kaisers Maximilian einznholcn.

Wien, 14. Jan. Der Kaiser verlieh dem Baron Magnus den Orden der eisernen Krone erster Klasse.

Im Tanbstnmnien-Jnstitnt in Prag führten die Zöglinge neulich das SchauspielJoseph in Egypten" auf. Ihre Zeichen­sprache war so verständlich, daß die geladenen Gäste äußerst über­rascht waren.

Im Jahre 1867 wurden von den europäischen Staaten im Ganzen 43 Anlehen im Gesammtbetrag von 728,176,922 fl. 27 kr. abgeschlossen.

Paris, 13. Jan. Die Nachrichten über die Noth in Algerien lauten immer betrübender. Man befürchtet in Konstan­tine und Oran eine Epidemie in Folge des Hereinströmens kran­ker und ausgehungerter Araber in die Städte. Die Behörden müssen bereits die Leichname buchstäblich Verhungerter auf den öffentlichen Straßen anflescn lassen. In der Verzweiflung be­gehen die Eingebornen nicht bloß Diebstähle, sondern sie rotten sich zu Banden von 20, 30 Manu zusammen, um die Handels­leute zu überfallen, Heerden wegznführen und einsame Meierhöfe zu belagern. In Frankreich selbst leiden die Bevölkerungen der großen Städte am meisten durch die Thenerung der Lebensmittel und die Strenge des Winters. Die Präsekten in Lyon, Nantes, Rouen, Roubaix wissen nicht mehr, mit welchen Maßregeln sie die wachsenden Schwierigkeiten bekämpfen sollen. In Lille, Aurerre, Limoges und andern Städten genügen die größten An­strengungen der Wohlthätigkeitsbureanx nicht, um der Noth zu steuern. In Bordeaux mußte das Stadthaus mit Wachen zum Schutz gegen die Menge umgeben werden. Hier in Paris hat der Finanzminister der Verwaltung der öffentlichen Wohlthätig- keit 400,00l> Fr. angewiesen; in den ärmsten und volkreichsten Stadtvierteln sind Snppenanstalten und Bnreaux zur Vertheilung von Brennmaterialien errichtet worden. Allein trotz dieser Vor­kehrungen hat der Hunger auch hier die Zahl der Kranken in bedenklicher Weise vermehrt, und bereits mußten die allgemeinen Spitäler eine Menge neuer Betten ausstellen.

Paris, 13. Jan. Die Operation an Hrn. v. d. Goltz hat Dr. Nelaton vollzogen, unterstützt von dem Arzt der Ge­sandtschaft Dr. Kolb. Der Gras wurde chloroformirt, aber nur theilweise, so daß ihm das Bewußtsein nicht ganz genommen war. Drei Personen mußten den Kranken halten. Die Ope­ration war schwierig, und dauerte 10 Minuten, aber sie glückte vollständig. Der Kaiser erkundigt sich täglich, und auch aus Berlin laufen von dem Könige und dem Grafen Bismarck täg­lich telegraphische Anfragen ein, während die Königin auf dem­selben Wege mit einer Hrn. v. d. Goltz befreundeten Dame kor- respondirt (der Botschafter ist bekanntlich nicht verheirathet). Die hiesige Bevölkerung widmet dem Befinden des norddeutschen Ge­sandten große Thcilnahme. (S. M.)

Paris, 15. Jan. Der gesetzgebende Körper hat gestern das ganze Militürgesetz mit 200 gegen 60 Stimmen genehmigt.

Florenz, 15. Jan. Der Verkauf der Güter des Klerus hat seit Ende Dezember begonnen und hat das Verkaufsresnltat den Stenerschätzungswerth bis jetzt bedeutend überstiegen.

Auch in Spanien ist der Winter sehr hart; in Katalonien mußten die eingefrorenen öffentlichen Brunnen mit heißem Was­ser aufgelhant werden; viele Fabriken stehen still und von den Bergen kommen die Wölfe in die Thäler.

St. Petersburg, 16. Jan. Der Russische Invalide äußert in seinen Nenjahrsübersichten, daß die schwebenden euro­päischen Fragen voraussichtlich auch 1868 keine Lösung erhallen dürften. sS. M.f

K a ukas u s. Der Kub. Ztg. wird ans Knkado geschrieben, daß beim Bohren eines neuen Bohrloches in der Tiefe von 274 Fuß ein großer Naphthavorrath gefunden worden ist, der seit dem

Die Köln. Ztg. schreibt: ,,Nachdem mit dem 1. Jan. an Stelle der Preußenpostmarken solche des norddeutschen Bundes getreten, sind nunmehr auch an Stelle der Preußen-Telegramm­formulare solche des nordd. Bundes in Anwendung gekommen. Es scheint hiernach doch, daß Deutschland nicht in Preußen,

24. Oktober nn Laufe von 4 Wochen täglich 1500 Eimer gelie­fert hat. Darauf wurde die Quelle noch ergiebiger, und seit ^ dem 24. Nov. springt ein Strahl von 4 Zoll im Durchmesser ^ 40 Fuß hoch empor, der täglich 6000 Eimer Erdpcch liefern soll