hier vorüber: bei letzterer war die Theilnahme etwas flau; da- l gegen bei ersrerer desto lebhafter, indem nach Ablauf von acht Stunden dieselbe schon beendigt war. Von drei ansgetretenen ! Mitgliedern wurden zwei wieder gewählt, für das dritte, sowie ! für zwei durch den Tod Abgegangene wurden drei tüchtige Männer in den Gemeinderath gewählt.
Stuttgart, 1. Jan. Wie wir hören, ist man im Ministerium des Innern gegenwärtig mit der Ausarbeitung eines Ge- setzes-Entwurfes über einen Verwaltungs-Gerichtshof beschäftigt. Dieser Gerichtshof soll nach der neuesten Anlage des Drganisa- tions-Eniwurfls ein für sämmtliche Departements gemeinsamer Gerichtshof für Sireitigleiten ans dem öffentlichen Rechte werden pnd "soll in dieser Richtung den bisherigen Geheimraih ersetzen.
Tübingen. NI. Dez.' Gestern Vormittag begannen die Asfisen des lebten Dnartals mit der Anklage geaen den Flöger Job. Jak. Kern von Petersmnkke. Gein.-Be; Enztba!, DA- Angeld, wegen Brandstiftung. Der A. ist 47 I. alt/ Vater von t Kindern, und besitzt kein günstiges Prädikat, da er schon zweimal wegen Diebstahls beNrasl wurde und auch z» denjenigen Bewobnern der einsam im Waid gekegenen, nur aus 3 Hänschen beliebenden Pelersinübte gebürt, welche „als tem Wald und der Jagd gesäbrliche Leute" geschildert werden. Derselbe bewohnte ein ibm und sein-:» Bruder gemeinschastlich gehöriges, aber sehr baufälliges Gebäude. Leine Vermögen-Verhältnisse waren ungünstig, er ging mit dem Vorhaben um, nach Amerika anszuwandeen: da aber das Geld biezn nicht reichte, so kam er ans den Gedanken, das Haus, diese „Barracke" niederznbrennen, nur sich von der württ. Mvbiliarieuerver- sichenmgsgcsellschait, bei der er hoch versichert war, Geld zu verschaffen. Nachdem er daher am samstag den 8. Juni d. I. bei Kellern Tage fast seine sämmtliche Habe in ein anderes Haus geschasst batte, ging alsbald die Propbczeiung einer Nachbarin, welche das Austrage» bemerkt hotte, „heute "Nacht wird dort brühen angezündel", buchstäblich in Erfüllung, indem Nachts imKern'schcn Hans Jener ausbrach, welches dasselbe gänzlich zerstörte. Ter Verdacht leukre sich alsbald auf den A. und bat die Untersuchung die gravirendsten Beweise wider ibn erbracht. Er selbst längnete zwar jede schuld, allein die Geschworenen sprachen am zweiten Tage der Verhandlung trotz einer vortrefflichen Vertheidigung von Hrn. R--E. Hak» von Reutlingen, das Schuldig aus. Das Unheil haben wir in voriger Nummer mitgetbeilt. — 2. Jan. Anklage gegen den 19 Jahre alten, ungünstig beleumundeten Schlossergesellen Gustav Roller von Hcrrenberg wegen versuchten Todtschlags und erschwerter Landstrei- cherei. Vertbeidiger R.-C. Müblbäußer von Reutlingen. Am 2. Iebr- vor. I. scblick sich der A. Nachts in das Hans seines früheren Lekr- herrn, deS Lcklopers Ebristian Verlach, um der Magd desselben noch einen Besuch zu machen. Da er aber ziemlich angetrunken war, siel er von der obern Stiege herunter, wodurch großes Gepolter entstand, und die Gerlach'schen zur Sinbenthüre herauskamen. Nachdem Gerlach den A. unter das Hans beruntergesübrl batte, machte ihm dieser, obne daß er nur im Geringsten mißbandelt worden wäre, plötzlich die gröbsten Vorwürfe und stieß ihm, währendGerlack sich von ibm wegbegeben wollte, ein scharf geschlissenes Messer satt 3 Zoll tief in die Brust, indem er schrie: „Hin müßt Jbr sein!" Ais er dann noch in das vor ibm verschlossene Haus einzudringe» versuchte und an die Tbüre wie ein Rasender gestoßen hatte, wurde er endlich von seinem Vater nach Haus und nur dadurch zur Ruhe gebracht, daß dieser ihn tüchtig durchprügelte. Tags darauf aber machte sich der A. flüchtig und trieb sich in Baden und der Schweiz berum, wo er in Bern in einen Keller einbrach, und Käse und Wein stabt, dabei er aber ertappt und 2Monate ins Korrektionshaus gesperrt wurde. Nachdem er nach Württemberg ansgeliefert war, entsprang er demCivilkondukteur in der Nabe von Kapb und trieb sich dann arbeitslos und mit falschem Pape 2 Monate taug herum, bis er endlich wieder verkästet wurde. Der Beschädigte selbst kam trotz des gefährlichen Stichs mit I4tägigem Kranksein davon. Ter Angeklagte will in völliger Bewußtlosigkeit gebandelt haben. Tie Geschworenen schenkten aber dieser Ausflucht keinen Glauben, sondern sprachen ibn für schuldig, und das Urtheil lautete auf öjähriges Zuchthaus. (T EP -
Vom obern Schwarz walde, den 3. Jan. Ain^^P Dez., Sylvester-Abend, begegnete auf der Fahrt von Thalhausrn nach Tuttlingen dem Postwagen ein großes Unglück. Bei dem Bohrhause zwischen Rottenmünster und Neusra glitt der Rottweiler Postillon auf dem gefronten Bockbrett aus, stürzte zwischen die Stangen-Pferde hinunter. Die Pferde wurden scheu und rannten im gestreckten Galopp davon. Dem Post-Condnkteur Dapp, der hinten im Wagen saß, gelang es jedoch, mit eigener Lebensgefahr verbunden, durch Uebersteigung des hochgeladenen Wagens, die Pferde nach einer Viertelstunde zu bändigen. Der Condukteur überführte dann den Wagen nach Spaichingen, der Postillon aber wurde mit gebrochenem und zerquetschtem Schenkelknochen in das Spital nach Roitweil gebracht. Die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. sS. B.s
Karlsruhe, 30. Dez. Bei der heute stattgehabten Gewinnziehung der badischen 30 fl.-Loose wurden folgende Nummern gezogen; 30324, 82422, 197988, 197990, 203710, 209951, 209982, 229750, 320888 und 346638 mit je 1000 fl.
Bamberg, 23. Dez. Gestern und vorgestern fand hier
eine Delegirtenversammlung der deutschen Volkspartei statt, welche von Sachsen, Thüringen, Hessen, Hannover, Frankfurt, Baden, Württemberg und Bayern beschickt war. Die deulsch-östreichischen Volksvereine hatten schriftliche Vota eingesandt und die Beschickung der nächsten Parteiversammlung zugcsagt. Ans Preußen war Niemand anwesend. Die wesentlichsten der gefaßten Beschlüsse betreffen die Einsetzung eines Centralausschusfes für die deutsche Volkspartei aller deutschen Länder, zu dessen Sitz Stuttgart gewählt wurde, die Gründung einer autographirten demokratischen Zeilungskorrespondenz, welche, da die Mittel zur Herstellung bereits gesichert sind, vom 1. Jan. k. I. an gleichfalls von Stuttgart aus versandt werden wird; die Aufnahme des schweizerischen Milizsyslems in das Parteiprogramm (ohne Diskussion einstimmig genehmigt); den Zutritt zu der vielleicht späterer Bedeutung gelangenden Genfer Fricdensliga.
Berlin, 31. Dez. Die von den Universitäten Göttingen und Marburg präsentirlen Kandidaten, die Professoren Zachariä und Pauli, sind vom Könige in's Herrenhaus berufen worden. — Gestern har Kriegsminister v. Roon seine mehrbesprochene dreimonatliche Urlaubsreife nach dem südlichen Frankreich wirklich angeireien.
Berlin, 2. Jan. Bei dem gestrigen Neujahrsempfang begrüßte Feldmarschall Wrangel den König als Bundesseldherrn. Der König sprach darauf sein Vertrauen in die Tüchtigkeit der Armee aus und seine feste Zuversicht in ihre friedliche Weiter- eutwickclung.
Wien. (Ein eigenthümlicher Todesfall.) Am heiligen Abend scherzte ein junger Mann, der sich in der heitersten Laune befand, mit seiner Schwester über das unangenehme Schnarchen im Schlafe und begab sich nach eingenommenem Abendessen kurz nach diesem Gespräche zur Ruhe. Die Schwester, welche in dem 'Nebenzimmer schlief, wunderte sich, bald darauf, ihren Bruder sehr stark schnarchen zu hören, was sonst nie der Fall war, und ries ihm verwundert, zugleich aber auch ärgerlich zu, er möchte doch den schlechten Witz unterlassen. Das Schnarchen Hörle indes; nicht aus und da das junge Mädchen nicht entschlafen konnte, ging es zu dem Bruder hinüber und rüttelte und schüttelte denselben unter der Ermahnung, das Schnarchen zu lassen. Es verstummte aber nicht und verwundert darüber, keine Antwort zu erhalten, machte das Mädchen Licht und sah mm, daß ihr Bruder, der kein Zeichen der Erkennung gab, von einem heftigen Erbrechen befallen worden war. Voll Angst holte sie einen Arzt herbei, als aber derselbe kam, war der junge Mann bereits todt. Er wurde nun am anderen Tage sezirt, weil man glaubte, er hätte sich selbst das Leben genommen, da er sich in mißlichen Verhältnissen befand und schon seit langer Zeit vergebens nach einer Anstellung gesucht hatte. Es fand sich indeß bei der Se- zirung eine eigenthümliche Ursache des Todes und zwar — die Haut einer Blutwurst, die ihm bei dem Erbrechen in die Kehle gekommen war und ihn so erstickt hatte.
Bern, 31. Dez. Den hannoverschen Flüchtlingen ist das Asylrecht in der Schweiz verkündigt worden, wenn sie nicht im Stande sind, Hcimatscheine beizubringen.
Paris, 2. Jan. Beim Erscheinen des Grafen v. d. Goltz "m den Tuilerien spielte die Mnsikbande einen deutschen Marsch auf. Sonst ist es bei solchen Gelegenheiten Sitte, die Nationalhymne des Landes, das der Botschafter vertritt, ertönen zu lassen. Da Norddeutschland aber noch keine besitzt, so hatte man einen deutschen Marsch gewählt. Wir nehmen das als gutes Vorzeichen an.
Paris, 2. Jan. Das Wochenbulletin des Abendmonitenr sagt: Das Jahr beginnt unter günstigen Auspicien. Der Friede ist an keinem Punkt Europa's gestört. Es besteht die Hoffnung, daß die schwebenden Fragen auf diplomatischem Weg in zufriedenstellender Weise gelöst werden, Dank der Klugheit der Völker und der Regierungen. Die Lehre vom Jahre 1867 wird nicht verloren sein. Die anarchischen Versuche in Spanien, England und Italien haben ihre gerechte Züchtigung in dem gesunden Sinn der Bevölkerungen gefunden. Die jüngsten Berathungen der Kammern bezeugen ein inniges Einverständniß zwischen Land und Regierung. Außerhalb Frankreichs ist unser Einfluß zur Aufrechterhaltung des europäischer Friedens und der allgemeinen Interessen angewendet worden. Die Sache des Papstes wurde energisch unterstützt, weil sie die Sache der Gerechtigkeit und der