seines Vesitzthums verloren und der heilige Vater außer Stand gesetzt worden, den Rest des Patrimoniums Pelri mit eigener Macht zu behaupten, sind neuerdings revolutionäre Banden in das päbstliche Gebiet eingefallen, mit der laut ausgesprochenen Absicht, die geistliche und weltliche Herrschaft des Pabstes zu ver­nichten und sich des Kirchenstaates zu bemächtigen. Unser hei­liger Vater, der Oberhirt der katholischen Christenheit, steht da wie ein rechtloser Greis, den Jeder mißhandeln und berauben darfst Wohl scheint es, als ob die französische Regierung wieder in eine Vermittlerrolle oder selbst sn ein Protektorat über den Papst eintreten möchte, und dürfen wir dabei nicht verkennen, daß der energische Schutz, den die französischen Waffen gegen den rebelli­schen Ueberfall dem heiligen Vater jüngst gewährt haben, den Dank aller Katholiken sich erworben. Aber dennoch widerstrebt cs unserem Nationalgefühl und unseren katholischen Interessen, daß der heilige Valer von dem Wohlwollen Frankreichs oder einer anderen einzelnen Macht abhangen soll, während unser deutscher König nicht minder berechtigt und berufen ist, unsere durch die fortwährenden Angriffe auf Rom so schwer verletzten Rechte zu beschützen. Die Adresse schließt niit der Bitte an Se. Majestät:diejenigen Schritte zu thun, welche dahin führen, daß die Freiheit und Unabhängigkeit des päbstlichen Stuhles und seines Besitzthums gesichert und erhalten werden."

Wien, ^21. Nov. (Nette Zustände.) Angesichts der von Tag zu Tag sich mehrenden Raub- und Mordfälle wurde, wie die Hermannstädter Ztg. meldet, höhereil Orts beschlossen, für die Stadt Klausenburg und deren Umgebung das Standrecht in Wirksamkeit treten zu lassen.

Paris, 17. Nov. Gestern Abend fanden wieder große Arbeiter-Versammlungen auf den äußeren Boulevards statt. Zu Konflikten ist es jedoch wieder nicht gekommen. Die revolutio­nären Bewegungen mehren sich.

Paris, 23. Nov. Die Verhandlungen wegen der Konferenz sind auf gutem Weg. Die meisten Mächte haben angenommen.

Italien hat nun auf Frankreichs Kongreßvorschlag geant­wortet, aber soweit der telegraphische Bericht erkennen läßt, ist diese Antwort keine Antwort. Italien macht fürs Erste seine Thciluahme an den Berathungen von verschiedenen Vorantzsetznn- gen abhängig und erklärt für's Andere, daß es sich die volle Freiheit seiner Entschließungen in Betreff der Berathungen und Beschlüsse des Kongresses Vorbehalte. DieItalic" versucht den Beweis, daß die Septemberkonvention nicht mehr zu Recht bestehe.

In Italien gestalten sich die Zustände geradezu trostlos. Die Wuth gegen Frankreich hält der gegen Viktor Emanuel die Wage. Die 30,000 Frs., welche der König den Angehörigen der Opfer von Mentana spendete, werden allgemein als blutiger Hohn aufgenommen. Die französischen Schauspielertruppen in Bologna und Turin mußten ihre Aufführungen einstellen, denn sie werden insultirt; man bildet Vereine, deren Mitglieder sich verpflichten, in Bouiiken, die Franzosen gehören, nichts mehr zu kaufen; die Schilder dieser Läden werden zerschlagen. In Turin wurde die Gräfin Miraflores, die Geliebte des Königs, auf offener Straße insultirt und der passive Widerstand, die Steuer­verweigerung, wird allerorts organisirt. Die Krise, weit ent­fernt, beschworen zu sein, beginnt erst recht.

Die Negierung hat Garibaldi den Vorschlag gemacht, er möge nach Amerika auswandern. Von Seiten des Generals ist hierauf noch keine Antwort erfolgt.

DerMovimento" meldet das Gerücht, daß die französischen Truppen in Rom bleiben werden, bis sich das Parlament über das Ministerium ausgesprochen habe, wird die­ses unterstützt, so ziehen die Franzosen ab, wird es gestürzt, so bleiben sie, um die Bildung eines Kabinets zu hindern, das sich cinfallen ließe, eine nationale Politik zu treiben.

London, 19. Nov. Für den Fall, daß die in Manchester zum Tode verurteilten Fenier hingerichtet würden, befürchtet man ernstliche Unruhen. In London finden Arbeiter-Versammlungen von Taufenden von Menschen statt, welche die Begnadigung fordern.

Die Schleppe der Prinzessin von Montpenper.

(Fortsetzung.)

Keine Einwendungen! sagte die Fürstin streng, Ihr habt wieder viel gut zu machen und ich erwarte Gehorsam. Du, Ivonne, fährst mit mir und bleibst in Andaie unter Obhut mei­

ner Kammerfrau, bis die Ceremonie vorüber ist, denn nach der Insel kann ich Dich in diesem Aufzuge nicht mitnehmen. Ihr aber, Herr Marquis, führte sie mit spöttischem Seitenblick hinzu, geht und pflegt Euern Fuß, damit ihr beim Einzuge der Königin Eure Pflicht wieder thun könnt.

Niit diesen Worten faßte sie die Hand der weinenden Uvonne und führte sie durch die Capelle dem Hinterpförtchen zu, vor dem ihr Wagen stand; Henri trat voll Schmerz und Grimm den Rückweg an.

-i- H

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Als die Fürstin Carignan die Fasaneninsel erreichte, fand sie die Vertreter beider Königreiche zum großen Friedenswerke im Conferenzsaale vereinigt. Während sich die Könige in eins der Nebenzimmer zurückgezogen hatten, wo sie mit Hülfe ihrer Dolmetscher Freundfchaftsverficherungen tauschten, ließen sich spa­nische Damen von französischen Cavalieren bewundern und die Granden seiner hispanischen Majestät schienen nicht abgeneigt, fran­zösischer Grazie ihre Huldigungen darzubringen.

Nur Mademoiselle hatte keinen Theil an der versöhnlichen Stimmung des Tages. Ihre Augen blitzten die Gegnerin an, und mit unverkennbarem Zorn wendete sie der 'Näherkommenden den Rücken.

Prinzessin, wir sind hier, um Frieden zu schließen, sagte Mazarin, an dem sie in diesem Augenblick vorüberging. Gebt nach, die Fürstin Carignan ist eine ältere Frau.

Und ich bin Mademoiselle! gab sie hochmüthig zur Autwort und rauschte weiter.

Mazarin ging der Fürstin Carignan entgegen.

Meine liebe Fürstin, was hat das zu bedeuten? sagte er. Gestern verspracht Ihr mir, dem Streit mit Mademoiselle ein Ende zu machen und jetzt finde ich sie unversöhnlicher als je. Ist Euer Versuch fehlgeschlagen?

Nein, Eminenz, er ist noch nicht gemacht.

Aber Fürstin! rief Mazarin.

Macht Euch keine Sorgen, siel sie ein. Ich habe mit Vor­bedacht gezögert. Jetzt schon Frieden zwischen uns konnte unr­und meinen Wünschen gefährlich werden. Bedenkt, in wenig Minuten wird sie den König von Spanien Wiedersehen!

Ihr meint doch nicht, daß sie der Etiquettenstreit gegen die Pfeile Eupido's schützen kann? fragte Mazarin mit feinem iro­nischem Lächeln.

Warum nicht, Eminenz! Nimmt doch Alles, was unsere liebe Prinzessin persönlich betrifft, so ungeheure Dimensionen an, daß sie immer nur das Allernächste zu überschauen vermag. Der lächerliche Streit beschäftigt die leidenschaftliche Frau so ausschließ­lich, daß sie alles Andere, selbst das Wichtigste, aus den Augen verliert.

Aber zwischen einem Thron und einem Schleppenträger, einer Heirath und einem Hoffest ist denn doch ein zu großer Unterschied, bemerkte Mazarin.

Für uns andere Sterbliche gewiß, für die große Mademoi­selle im Augenblick wenigstens nicht, entgegnetc die Fürstin mit gutmüthigem Spott. Länder und Völker, Krieg und Frieden verschwinden jetzt vor ihren Augen unter den Falten ihrer ge­waltigen Schleppe.

Ihr unterschützt Eure Gegnerin sehr, sagte der Cardinal.

Keineswegs, Eminenz, fiel die Fürstin ein, ich berechne nur ihre Schwächen. Der Ehrgeiz treibt sie an, ihre Hände nach dem Höchsten auszustrecken und sie läßt sich mit einem Spielzeug abfinden, wenn man versteht, ihre Eitelkeit unzuregcn. Ich erin­nere Euch nur an das Scheitern eines ihrer früheren Heiraths- projecte. Der König von Polen, auf den sie es abgesehen hatte, verlobte sich mit Maria Gonzaga. Zur Feier dieser Verlobung war große Cour; wir fürchteten, daß Mademoiselle während der­selben in ihrer Leidenschaftlichkeit einen Eclat herbeiführeu könnte da hatte Königin Anna den glücklichen Gedanken, der Prin­zessin für diesen Abend ihre Diamanten zu leihen. Mademoiselle schmückte sich damit und fand sich durch den verborgten Glanz für alle getäuschten Hoffnungen entschädigt. Sie schien sich kaum noch zu erinnern, daß ein König von Polen in der Welt war und daß sie ihrer glücklichen Nebenbuhlerin gegenüberstand.

(Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der G- W. Zaiser'schen Buchhandlung.