Herzens zu besinnen und alles andere darüber zu vergessen, denn heme haue sie, nach mehr als dreißigjähriger Trennung, ihren Bruder, den völlig von Spanien, zum ersten Male wieder gesehen. Die Eliquette gestattete nicht, daß sich die königlichen rvesapvister in Spanien oder Frankreich besuchten, denn wer sollte sich dazu heravlasseu, dem andern einen Schritt entgegen zu lhun? Auf dem neutralen Gebiet der Conferenzinfel hatte die Znsammentunst statlsinden müssen. Neugierige Augen harten nur angesehen, wie sich Bruder und Schwester umarmten, die, jung getrennt, in den alternden Gesichtern von heute kaum noch die Zuge von ehemals wieder fanden. Jedes Wort, das sie sprachen, wurde von andern gehört, und nach kurzer Unterredung mussten sie sich trennen, weil die Königin in St. Jean-de-Lnz einen Lall zu geben hatte. Ohne Wrdersprnch war sie den Anordnungen der Oüerhosmeislerin gefolgt; doch nun waren ihre bedanken trotz aller Anstrengungen, die sie machte, weit ab von dem, was sie umgab, und sre hörte nur Worte, ohne den Sinn zu verstehen.

Ader auch die Fürstin von Earignan, die sich im Kreise der Auserwählien befand, schien des Gespräches müde zu werden. Ihre Bücke wendeten sich mehr und mehr nach dem "Nebenzimmer, rn dem Ljvonne um dem Grafen.Frontenac tanzte. Auch der König war dort hineingegungen. Wenn sich der Menschenstrom lheille, sah ihn die Fürstin siehen oder sah Ljvonne's anmuhthige Gestalt voruderschweven eine Verkörperung des Frühlings in ihrem weißen tNewande, einen Maiblumenstrauß am Mieder und Maiblumen im dunkeln Haar.

Die Quadrille ging zu Gnde, der König verschwand, Graf Fronrenae kam in den Saal zurück wo blieb Dvonne? der Fürstin wurde unruhig, warum, gestand sie sich selber kaum, aber sie erhob sich schnell, um das junge Mädchen zu suchen.

Im ersten Zimmer war sie nicht. Am Eingang des zweiten stieß oie Fürstin aus Henri von Montgkar. Sein Gesicht war geroihel und seine Augen sahen noch zorniger aus, als am Morgen, aber die Fürstin achtete nicht darauf sie fragte nach 2-vonne. Mil bitterem Lächeln deutete Henri nach dem letzten Feilster und ging weiter.

An diesem Fenster stand das junge Mädchen mit dem Kö­nig, der lebhaft zu ihr sprach, während sie erreichend zu Loden sah und eine Blume, die ihrem Bußensirauße entfallen war, in den Fingern drehte.

Arme Kleine! murmelte die Fürstin und drängte sich Lurch die Gruppe, um der Unterredung ein Ende zu machen.

Als sie heraiurat, wendete sich der völlig hastig um; seine Miene verrierh, daß ihm die Störung unbequem war, aber, die Fürstin erkennend, vezwang er sich und sagte gnädig:

Wie gerufen, Fürstin! Ihr werdet mir Helsen , diese kleine Widerspenstige zu zahmen, Könnt ihr es glauben ich biete ihr eine Stellung als Ehrensräulein meiner Gemahlin und sie schlügt dieselbe aus, »nc der Versicherung, daß sie nicht dazu taugen würde.

Die Fürstin wollte nicht verstehen.

Sie kennt ihre Mängel, Lire, ich kann ihr nur beistimmen, gab sie zur Antwort.

Der König runzelte die Stirn.

Uebergroße Bescheidenheit, Bladame, ist eben so lästig, als Selbstüberschätzung, sagte er, und zu äsvonne gewendet, fuhr er in leichterem Tone fori: Habt keine Sorge, holdes Kind. Die Pflichten, die ich Euch ausbürde, sind: schön zu sein, heiler, liebenswürdig das Alles leistet Ihr ohne jegliche Blühe. Wie, Ihr schüttelt den Kops auch das glaubt Ihr nicht V Nun, so werde ich mich besinnen, daß ich der König bin und werde befehlen. Ihr sollt die Stelle entnehmen, die ich Euch ausgesucht habe, Ihr sollt ein Schmuck meines Hofes sein, wie diese Bluten ein Schmuck des Gartens waren. Dabei nahm er die Blume aus ihrer Hand und befestigte sie zwischen den Diamantknöpfen seines blauseidenen Kleides. Eilt glühender Blick traf Dvonne, dann neigte er das Haupt und ging durch die Menge, die ihm ehrfurchtsvoll auswich, dem Saale zu.

Kind, Du warst ungeschickt Du hättest Dich für die Gnade Sr. Majestät bedanken müssen, sagte die Fürstin, indem sie sich, von Ljvonne gefolgt, nach der entgegengesetzten Seite wendete. Die Ironie ihrer Worte war dem jungen Mädchen entgangen.

, Frau Pathe, ich soll doch nicht in. Ernste Hoffränlcin wer-- I den2 fragte sie, doch ehe die Fürstin antworten konnte, schoß ! aus dein angrenzenden Gemach der kleine La Feuillade, der hübscheste Page der Königin, ans sie zu.

Verzeihung, Fürstin Fräulein von Ehavigny, Ihr habt mir eine Quadrille versprochen, sagte er und führte die Königin seines sechzehnjährigen Herzens trinmphirend ab.

Gedankenvoll ging die Fürstin weiter. Endlich kam sie in eine Gallerte, die nach dem Garten hin offen war. Zwischen den Pfeilern hingen Lampen, die ein wohlthnendes Dämmerlicht verbreiteten. Blühendes Geisblatt umrankte die Ballustrade, Düfte von Jasmin und Orangenblüten stiegen von unten ans; im Lostet sangen Nachtigallen und in der Ferne rauschte das Meer. Aber die Fürstin hatte jetzt nicht Zeit, sich dein Zauber der Sommernacht hinzugeben. Im Schatten des ersten Pfeilers lehnte Henri von Montglat und am Ende der Gallerie saß eine Gestalt in purpurnen Gewändern. Das mußte Mazarin sein!

(Fortsetzung felgt.)

Allerlei.

-- In einem jüdischen Hause in Wien sollte Hochzeit sein; in dem einen Zimmer wurde die Braut angekleidet, in dem an­dern wartete der Bräutigam aus die Auszahlung der versproche­nen 1000 Gulden Mitgabe. Der Schwiegervater hatte nur 950 Gulden aufgebracht, der Bräutigam bestand aus 1000 sl. und wurde auch nicht zusriedengestelll, als die Zeugen 25 sl. zusam- menlegten. Bei dem Lärm trat die geschmückte Bram herein, sah und hörte, waS es gab, riß den Schleier vom Kopfe, warf ihn dem Bräutigam vor die Füße und aus war's mit der Hochzeit.

(Grenelthat der Indianer an der Pacific-Eisenbahn). Am Mittwoch den 7. August um 12 Uhr Nachts verließ ein Gnterzug die Station Plnm Creek, 232 Meilen westlich von Omaha. Derselbe war von einem Conducteur, Ingenieur, Feuer­mann und zwei Bremsern begleitet. Als sie sechs Meilen west­lich von der Station gefahren waren, wurde der ganze Zug von 17 Wagen von den Schienen geworfen. Die Wagen wurden total zertrümmert und die Bruchstücke derselben, sowie die Fracht­güter flogen in jeder Nichlung umher. Sobald der/ Zug vom Geleise war, sprangen etwa' 100 Indianer aus der Wildniß hervor, umringten den ganzen Zug und machten ein Entkommen beinahe unmöglich. Der Ingenieur, Feuermann und die zwei Bremser wurden sofort von ihnen erschossen und sealpirt. Nur dem Eondnclenr, der in der Eaboche war, gelang es, sich zu retten. Er lief eine große Strecke, bis er einen andern Zug Nachkommen sah, dem er sogleich das Signal gab, anznhalten. Er wurde glücklicher Weise bemerkt und ausgenommen. In die­ser Zeit hatten die Indianer das Feuer aus der Maschine ge­nommen und damit den ganzen Zug in Brand gesteckt; die Flam­men schlugen zum Himmel und bei ihrem Scheine konnte man die dunkeln Gestalten der Indianer um den Ort ihrer schreckli­chen Grenelthat umhertanzen sehen. Den Abend zuvor war der Telegrapendraht durchschnitten worden und sechs wohlbewassnete Männer waren herausgeritten, um ihn zu repariren. Als sie an die Stelle kamen, wo der Draht herabging, wurden sie von im Hinterhalt lauernden Indianern angegriffen, drei von ihnen wurden sofort getödtet und die anderen drei retteten sich nur durch rasche Flucht in die Sandhügel, wo sie bis zum Morgen blieben. Die Indianer ritten beständig in großen Hansen hin und her und verhinderten dadurch, daß Nachricht von ihrer Nähe nach Plnm Creek-Station gelangte, wodurch das Unglück hätte verhütet werden können. Der Schaden wird auf 200,000 Doll, geschätzt.

(Heirathsmotiv.) Pfarrer:Ja, Frieder, jetzt hat Er schon drei Schwestern zu Frauen gehabt, und mit allen dreien gleich schlecht gehaust, nun will er noch die vierte heirathen?" Frieder:Ja, Herr Pfarrer, ich will eba dees ganz Geschlecht von der Welt vertilge!"

R ä t h s e l.

Wer daraus steht, der hczrrt und hofft,

Wer viel erwäget, nimmt mich oft,

Niemand erwarb mich je für Geld Und dennoch forderts alle Welt.

Redaktion, Truck und Verlag der G- W. Zaiser'schen Buchhandlung.