E a g e s - A e u i g k e i t e n.

Tie badischen Jnstruktionsosfizicre haben, 12 an der Zahl, württembergischc Orden erhalten, nämlich ein Major das Kom­menthurkreuz 2. .Klasse des Fricdrichsordens und 11 Hauptlente ebenso viele Ritterkreuze des Friedrichsordens.

Bei Neuenbürg, auf der im Bau begriffenen Bahnstrecke nach Pforzheim, soll, wie dieBad. Ldsztg." ans Pforzheim berichtet, ein Wirth und Menagehalter einen italienischen Arbei­ter, der ein Trinkglas zerbrach und Zahlung dafür zu leisten verweigerte, mit zwei Schüssen todt niedergestreckl haben. Der Verbrecher fei indeß, wie sich übrigens von selbst versteht, von der württembergischen Behörde sogleich gefänglich eingezogen worden.

Die zweite badische Kammer hat nach mehrstündiger Debatte die Adresse an den Großherzog mit allen gegen 5 Stimmen un­verändert angenommen, nachdem alle Angebrachten Amendements verworfen und zurückgezogen waren. Die Adresse tritt noch viel energischer auf als die Thronrede selbst, die in den offiziellen französischen Blättern keinen Abdruck finden durste.

Der bayerische Ministerpräsident Fürst Hohenlohe will nichts von einer Protektion des Fröbel'schen Zeitungsprogrammes von seiner Seite wissen. Das Protektorat soll vielmehr in dem Ka- binets-Sekretariat zu suchen sein. Man spricht davon, das; das ganze Unternehmen mit der Protektion der Zukunftsmusik in Zu­sammenhang stehe. Da wird's noch manche Dissonanzen geben.

Berlin, 19. Sept. Kreuzzeitung: Die Regierung beab­sichtigt die Einbringung eines Portogesetzes, worin das Porto für den einfachen Brief durchweg ans einen Silbcrgroschen her­abgesetzt wird. (St.-A.f

Berlin, 20. Sept. Tie Nossische Ztg. vernimmt: Mit Braunschweig ist der Abschluß einer Militärkonvention zu Stande gekommen. Mit den Mecklenburgischen Staaten sind gleichfalls Verhandlungen eingeleitet, so daß dann alle kleineren Bundes­staaten in Konvenüons*crhältnissen mit Preußen stehen. Am 1. Oktober findet allerwärts die Jnpflichtnahme, respektive Vereidi­gung der norddeutschen Koutinqcnlstruppen für den König von Preußen statt. (Si.-A.)

Dresden, 18. Sept. Frhr. v. Beust traf heute Nach­mittags hier ein, und wurde im Bahnhof von dem französischen Gesandten und dem österreichischen Geschäftsträger begrüßt. Er­ging sofort nach seiner Besitzung Laubegasl, wo seine Familie weilt; sein Aufenthalt wird nur wenige Tage währen.

Wien, 10. Sept. Der ehemalige Kurfürst von Hessen wird schwerlich mehr nach Hanau zurückkehren, da er die Absicht hat, in Prag seinen bleibenden Aufenthalt zu nehmen. Er steht dort wegen Ankaufs eines fürstlichen Palais in Unterhandlung. Die dem Grafen Kinsky gehörende Villa am Smichow ist be­reits in das Eigenthum des Kurfürsten übergegangen.

Wien, 20. Sept. Die N. Fr. Pr. veröffentlicht aus au­thentischer Quelle das Promemoria über die Unterhaltung Fuad Pascha's mit dem Czaaren in Livadia. Der Czaar versicherte, des Sultans Freund zu sein und aus prinzipiellem Konservatis­mus die Erhaltung der Türkenherrschaft in Europa zu wünschen. Der Czaar proponirte einen Allianz-Vertrag mit der Pforte, ba- sirt auf Politischer und administrativer Autonomie Kandia's und Neutralität der Pforte in etwa eintretenden Verwicklungen, mit dem Versprechen direkter Regulirung streitiger Fragen mit Ruß­land unter Ausschluß anderer Mächte. Fuad erklärte die Ver­zichtleistung auf Kandia als gefährlich für die Türkei, weil an­dere Inseln des Archipels Krcta's Beispiel folgen würden. Der Czaar protestirte, versprechend, daß alsdann die Pforre auf Ruß­lands Beistand rechnen könne, daß der Czaar nichts den Inte­ressen des türkischen Reiches Zuwiderlaufendes dulden würde. Der Czaar fügte die Drohung hinzu, Rußland könnte im Ab­lehnungsfälle gelegentlich aufhören, konservativ zu sein. Nach Fuad's Rückkehr legte der russische Gesandte die Grundzüge einer russisch-türkischen Allianz vor, welche die Pforte ablchntc.

Paris, 17. Sept. Die Ankunft des Kaisers und der Kaiserin von Oesterreich in Paris ist auf den 25. Oktober an­beraumt. Das Journal Siecle veröffentlicht einen mit ge­sperrter Schrift gedruckten, vom Sekretär der Rcdaction Unter­zeichneten Artikel, welcher sagt: Nach dem Kriege von 1866 hätte Frankreich dieNeutralisirung der Rheinprovinzen" fordern sollen.

Die zweite Etappe Preußens wird die Einverleibung des Süden und die dritte Etappe der Krieg gegen Oesterreich sein, um ihm seine deutschen Provinzen zu entreißen. Frankreich wird früher oder später mit Preußen abzurechnen haben. Der Artikel ge­langt zu dem Schlüsse, daß Polen hergestellt werden müsse.

Paris, 18. Sept. Mr. Rouher hat zu Nantes nicht blos eine Lobrede auf Mr. Billanlt gehalten, sondern auch eineFrie- deusrede ersten Ranges, in welcher es z. B. heißt:Alle An­strengungen der Regierung, alle und jede Politik des Kaisers haben zum Zweck die Ausrechterhaltuug und lange Dauer des Friedens. Glauben Sie mir (und ich bin glücklich, es in dieser Versammlung den Vertretern des Großhandels und der Industrie aussprechen zu können), der Kaiser wird sich von dem segenstis- tenden Ruhm des Friedens nicht abbringen lassen. Die großen Kriege sind heutzutage nur noch möglich, wenn die Ehre, die Würde, die grundlegenden Interessen gefährdet sind. Gott sei Dank, diese kostbaren Güter, unter den Schutz des französischen Patriotismus gestellt, sind bei uns !gegen jeden ernstlichen An­griff gesichert.

Paris, 19. Sept. Die Pariser Journale beschäftigewsich fast sämmtlich mit dem Rundschreiben und schreiben ihm (obgleich dasselbe in Bezug aus das Verhältnis zzu den Südstaaten nur wiederholt, was Bismarck schon auf dem ersten Reichstag laut und deutlich vor aller Welt erklärte) große Konsequenzen zu. Die offiziöse France gesteht ein, daß die Einigung Deutschlands nunmehr unumgänglich, und frägt nur, ob man dem nicht mit Gewalt Einhalt thun müsse, ob nicht wenigstens Frankreich einer Entschädigung bedürfe! Die Patrie verweist ihre Leser auf mor­gen, hebt aber bereits die Bedeutsamkeit des Aktenstücks hervor. Der Etendard ist sehr philosophisch ruhig. Die Epoque stellt die Behauptung auf, jetzt müsse die französische Negierung sich endgültig über Krieg oder Frieden entscheiden, ein Schwanken sei nicht mehr möglich. Die Situation schäumt natürlich vor Zorn und tröstet sich nur mit dem Gedanken, daß wir am Vor­abend von Jena seien! Die Liberto führt das Rundschreiben als Kontrezirkulär gegen Moustier auf. Die Presse ist stolzer als die andern Blätter, hält die Depesche für eine Fanfaronade und sagt: Wagt den Main zu überschreiten, und wir werden sehen!" Der Temps findet, daß die preußische Regierung sich über die französische lustig macht, und daß das Rundschreiben eine Auf­kündigung des Prager Friedens sei. Die Gazette de France sinder das Rundschreiben schroff, scharf, hochfahrend, mit der Spitze des Degens von Sadowa geschrieben. Opiniou Nationale for­dert laut Krieg, Krieg! Eine solche Verspottung Frankreichs sei unerträglich. (S. M.)

Paris, 21. Sept. Die amtlichen Blätter fahren fort, sich einer Aeußerung über das Bismarck'sche Rundschreiben zu enthalten; die andern Blätter liefern weitere lebhafte Kommen­tare über das Schriftstück, in welchem sie eine Herausforderung erblicken. (S. M.)

Florenz, 15. Sept. Rattazzi wird seine Obligationen am 25. d. M. ausgeben. Man spricht von einem Emissions­preis von 78. Der Erfolg scheint gesichert. Ueberhaupt be­festigt sich die Regierung zusehends und die strengen Maßregeln des Ministerpräsidenten in Neapel haben sehr dazu ibeigetragen, Vertrauen in die Regierung zu erwecken. Dort sah es aller­dings sehr verwunderlich aus. In den letzten 14 Tagen kamen blos folgende Fälle heraus: 1) Der Kassier der Bank entführt seine Kasse, 2) der Kassier des Staatsschatzes wechselt sein Geld gegen Billete und steckt 6 Prozent Agio in die Tasche; Betrag Million, 3) die Zollbeamten bestehlen den Staat um 15 Mill. jährlich, 4) ein Marineoffizier bestiehlt den Staat um eine enorme Quantität Kupfer u. s. w., kurz, man erwartete viel von den Neapolitanern, aber sie übertreffeu alle Erwartungen. Rattazzi setzte 180 Zollbeamte ab und 180 Piemontesen an ihre Stelle. Was die Rechtspflege betrifft, so stellte Rattazzi ebenfalls eine Untersuchung an, welche ergab, daß in'Neapel 34000 Prozesse liegen, die nicht abgeurtheilt sind, die einfüch auf die Seite ge­legt sind, den Würmern übergeben, ohne Prüfung des Inhalts. Daher häufig die dreijährige Untersuchungshaft!

Rom, 20. Sept. Der Papst hat heute Morgen im Kon­sistorium eine Ansprache gehalten, worin er das jüngste Dekret der italienischen Regierung, welches daraus abziele, die Kirchen­schändung in Italien durch den Raub der geistlichen Güter zu