London, 18. Sept. Garibaldi, auf den 30. d. zum Re- sormfeste im Krystallpalaste eingeladen, hat wegen möglicher Weise bevorstehender italienischer Ereignisse abgelehut.
Die Blutrache.
(Schluß.)
Wieder eilt Giovanni durch das brennende Haus, laut Giu- lia's Namen rufend, — aber nur die Flammen antworten ihm mit leisem Knistern und Pfeifen. Da hörte er einen Hülferuf. Er horcht und stürzt zu der Treppe, wo mit fliegenden Haaren und bleichen Lippen Hyacinth's Mutter steht. Sie vermag sich kaum aufrecht zu erhalten, der Rauch benimmt ihr Blick und Athem — die Treppe brennt. Schweigend umfaßt sie Giovanni und trägt sie mit kräftigem Arm durch das brennende Haus nach dem Giebelfenster. Seine Haare sind versengt, sein Gesicht voll G Brandwunden — seine Kleider klimmen — er achtet dessen nicht. Edlen Eifer in dem schönen Gesichte, setzte er vorsichtig einen Fuß aus dem Feuster, mit einer Hand das schwache ohnmächtige Weib, mit der andern das Fensterkreuz umfassend. Jetzt stürzten die Balken hinter ihm, aber er steht draußen, schwebend über der Erde, halb ohnmächtig vor Anstrengung. Da wie die Flammen aus dem Fenster schlagen, mit gierigen Zungen nach seinen Kleidern fassend, da faßt er einen kühnen Entschluß und springt mit seiner ohnmächtigen Last in den Garten hinunter, wo bereits die Diener angekommen waren und dem kühnen Retter Haufen von Laubzweigen aufgeschichtet hatten. Jubelnd empfängt man ihn, der mit fast übermenschlicher Willenskraft im Falle die alte Frau zu schützen suchte. Besinnungslos sank er in die untergebreiteten Zweige, als das Werk vollbracht, und weiche Frauenhände lösten die sengenden Kleider von seinen Gliedern und legten kühlende Tücher um sein brennendes Haupt. Man hatte ihn nach dem Ende des Gartens getragen, wo Vanina mit dem kleinen Pauli bebend saß, der bitterlich weinte. Jetzt schlägt Giovanni die Augen auf, eben als Felicia, von Bater, Mutter und Bruder begleitet in den Garten tritt. Mit einem Schmer- zeuschrei wirft sie sich auf Giovanni, wähnend, die Kugel Hyacinth's habe ihn getroffen. Aber einige Worte der Umstehenden und der Anblick seines verbrannten Gesichts, der versengten Haare sagen ihr, was sie noch nicht weiß. Jetzt kommt Banina mit dem Kleinen herbei, welcher weinend nach seiner Mutter verlangt. Die Züge Giovanni's drücken bei ihrer Erwähnung Angst und Schmerz aus — aber er kann noch nicht völlig zur Besinnung kommen. — Da stürzt ein Weib in den Garten; mit wilden Augen blickte sie um sich, das Gewand flatterte dunkel um ihre Glieder. „Mein Kind! mein Kind! rette mein Kind!" ruft sie verzweifelnd und will nach dem brennenden Hause stürzen — da reicht ihr Banina den Knaben entgegen. „Mutter! Mutter!" ruft der Kleine. Da reißt sie ihn mit fast wahnsinniger Freude an ihre Brust und weint — sie drückt das verloren Geglaubte an ihr zuckendes Herz mit wildem Entzücken, und große Thränen rollten auf sein holdes Gesicht. Hinter ihr steht Hpacinth. Auch in seinen Augen zittert eine Thräne ; auch er küßt mit bebenden Lippen den lächelnden Knaben.
Jetzt erzählen die Umstehenden den Hergang der Sache, zeigen den Blicken der beglückten Eltern die ohnmächtige Mutter, den edelmüthigen Retter, der bleich im Gebüsche liegt, von dem Arm seines Weibes umschlungen. Da ergreift ein gewaltiger' Schmerz die Brust Hyacinth's. Er kniet nieder neben dem noch halb ohnmächtigen Giovanni und küßte seine brennende Lippen. „So schwöre ich Dir, Du Edler, ewige Freundschaft bis über das Grab hinaus! Und alles Glück dessen die Erde mächtig ist, ströme mit dem Segen des Himmels über Dich und Dein Weib!"
Giovanni richtete sich matt auf und reichte ihm die Hand — eine letzte Flammensäule beleuchtete als ernster Zeuge die Gruppe der versöhnten Feinde, dann sank das Haus zusammen.
Gewiß möchte der Leser noch erfahren, wie es zugiug, daß Giulia fern war, als die Flamme ihr Haus zu verzehren begann. Sie hatte nicht ruhen können; eine namenlose Unruhe und Angst hatte sie fortgetrieben, als die Nacht immer tiefer herabsank und Hyacinth nicht erschien. Sie hatte ein schwarzes Gewand angelegt und schritt zagend und angstvoll den Bergen zu, den Gatten zu suchen, den sie nochmals bitten wollte, wenigstens des unschuldigen Weiches zu schonen. Das Glück war ihrem freund-
, lichen Streben hold, sie fand ihren Gatten, und eben bat sie ihn mit küssenden Lippen, Felicia zu schonen, da wendete Hya- ciuth die Blicke nach der Richtung seines Hauses und sah die Helle Flamme zum Himmel schlagen, da sie gerade auf der Spitze eines Berges standen. Das ganze Haus mußte bereits brennen, denn die Flamme war breit und der Rauch wälzte sich schwer am Himmel fort.
Beide stürzten mit wilder Angst über Klippen und Gestein; oft mußte Hyacinth sein Weib stützen, die halb ohnmächtig, mit verzweifelnder Stimme den Namen ihres Kindes rief. Und sie kamen an und fanden das Geliebte unversehrt, gerettet durch den Feind, den die Vendetta verfolgte.
Und als der Morgen seine Strahlen goldflimmernd über Corsika sandte, da saßen in der Locanda der Variani der Versöhnten in friedlicher Gemeinschaft, Felicia hatte den braunlockigen Knaben auf dem Schooße, der sie mit eben gepflückter Olean- derblüthen und Loorbeerrosen schmückte. Neben ihr saß Giovanni, zwar mit einigen Wunden im Gesicht, aber doch schön, wie ein Held, und mit strahlenden Blicken den Sohn seinxs versöhnten Feindes betrachtend. Ihnen gegenüber saßen, Hand in Hand, Hyacinth und Giulia, im Gespräch mit Felicia's Eltern und und ihrem jungen Bruder Theodors. Seitwärts aber, auf einem Ruhebett, lag mit weichen Zügen Hyacinth's Mutter, Marianna, durch die offenen Fenster strömten Blumendüfte; in's Gemach lachte der blaue Himmel herein, und die Kastanien rauschsen ihre Psalmen empor zu dem Geiste der Schöpfung. Die Oliven flüsterten im Morgenwinde ihre Friedensgesänge; Frieden, stillen Gottesfrieden in der Natur — heiliger hoher Gottesfrieden auch in der Brust der versöhnten Feinde.
— Einem englischen Blatte wird von seinem schottischen Correspondenten über den Kampf eines Adlers mit einem Fuchs geschrieben: Der Adler war beim Verzehren eines Hasen«, den er todt aus freiem Felde gesunden hatte, als plötzlich ein Fuchs, der an einem nahen Strauche sich auf die Lauer gelegt hatte, sich auf den Vogel stürzte, und ihm die Beute streitig machte. Der Vogel leistete mit Krallen und Schnabel tapfere Gegenwehr und es gelang ihm auch, sich loszumachen; doch bevor er sich noch aufwärts zu schwingen vermochte, stürzte sich der Fuchs von Neuem auf ihn und packte ihn diesmal bei der Brust. Da nach einigen fruchtlosen Flügelschlügen des Gegners der Vierfüßler nicht loslies, so entschloß sich der Vogel Jupiter, sich himmelwärts zu schwingen, und plötzlich sah man ihn sich in die Luft erheben und den Fuchs mit sich empornehmen. Einige Secun- den lang gewährte es ein interessantes Schauspiel, die beidctr Thiere fest aneinander zu hängen zu sehen, den Vierfüßler unbeweglich, den Vogel sich in gerader Linie emporhebend. Doch bald fand die unvermeidliche Trennung statt. Der Fuchs umkollerte sich jetzt mehrmals in 'der Lnst und lag zerschmettert am Boden. Der Adler dagegen, seiner unbequemen Last ledig, nahm seine Richtung südwärts und verschwand in den Wolken.
— Eine Bienenschlacht. Ein Besitzer vieler Bienenstöcke'zu Concaunt im Staate Ohio, Namens Dibble, beobachtete am 14. August 1853 gegen drei Uhr Nachmittags »die auffallende Erscheinung einer großen Bienenschlacht. Er sah 70 Bienenschwärme ziemlich gleichmäßig auf der östlichen und westlichen Seite seines Hauses vertheilt. Zur angegebenen Zeit drangen große Bienenmassen in dasselbe, so daß alle Bewohner sich flüchten mußten. Herr Dibble begab sich auf einen gesicherten Beobachtungsstandpunkt und glaubte zu bemerken, daß die sämmtlichen 70 Schwärme, in zwei Parteien gesondert, zu beiden Seiten des Hauses im Freien waren, beinahe einen Acker Landes bedeckend. Bald entspann sich der Kampf zwischen beiden Bienenmassen, drei volle ' Stunden anhaltend. Kein lebendes Wesen konnte sich zu dieser Zeit ungefährdet dem Platze nahen und eine zahlreiche Brut Hühner wurden dermaßen zerstochen, daß fast alle starben. Etwas nach 6 Uhr stellte sich die Ruhe und Ordnung wieder her, und was von den Bienen den Streit überlebte, kehrte in seine Stöcke zurück. Der Boden war buchstäblich mit Getödteten überdeckt. Zwei junge Schwärme wurden gänzlich vernichtet und alle andern sehr geschwächt. Die Erschöpfung, nicht der Sieg einer Partei, schien die Schlacht beendigt zu haben.
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchhandlung.