Vertreter in Belgrad vielmehr dazu crmnihigen. Wahrscheinlich rechnet Italien, daß bei einem Zusammenstoß im, Orient ihm selbst die dalmatinische Küste, sowie Triest u. s. w. Zufällen könnten. Doch wird die Frage wahrscheinlich nicht so bald bren­nend werden. Bis zum li. war ein Wunsch Englands we­gen der Entwaffnung hier nicht ausgedrückt worden. An jenem Tage erwartete Lord Lostus einen Kurier aus London. Es steht dahin, ob seitdem ein Schritt von englischer Seite geschehen ist. Die Organisation der norddeutschen Friedensarmee kann jeden­falls nicht aufgehalten werden, und sonstige Rüstungen haben in Preußen gar nicht stattgesnnden.

20. Mai. Man vernimmt hier nicht ungerne, daß die Stimmung in Paris durch den wenig rühmlichen Frieden eine noch gereiztere geworden ist, als bisher. Schon beginnen offiziöse Pariser Blätter das.verhüngnißvolle Thema von der Räumung Nordschleswigs, der Freigebnng Süddentschlands und der Festung Mainz zu variiren. Die Rüstungen nehmen ihren unausgesetzten Fortgang, und Mac Mahon und Niel haben einen Plan erson­nen, nach welchem die Zurückziehung von zwei Dritttheilen der bisherigen algerischen Armee nach Frankreich ermöglicht ist. Wie derAllg. A. Ztg." aus London geschrieben wird, Hütte jedoch Kaiser Napoleon der britischen Regierung persönlich sehr bestimmte Versicherungen seiner Friedensliebe gemacht.

Berlin, 2l. Mai. DerRordd. Allg. Ztg." zufolge sind bei dem Bankier Meyer in Hannover 40,000 Thaler, als zum Privatvermögen des Königs Georg gehörig, süsirt worden. In gleicher Weise sind bei einem andern hannoverschen Banqnier 20,000 Thlr. mit Beschlag belegt worden. Ueberhanpt haben in den letzten Tagen in Hannover umfassende Haussuchungen und Verhaftungen bis in die höchsten Stände hinaus stattgesnnden, über deren Resultat und Veranlassung wohl späterhin Näheres bekannt werden wird. Die aus Hildesheim gemeldeten Vcr- ^ Haftungen von Falschwerbern haben zu der Entdeckung geführt, i daß Mitglieder des hannover'schen Hofadels über das Land ein . verborgenes Netz von Vereinen zu legen in Thätigkeil waren, : Durch ihre Vermittlung sollte die Auswanderung Militärpflich- > tiger und Beurlaubter nach Arnheim in Holland geleitet werden, ^ um dort mit einer hannover'schen Legion an der Seite Frank- § reichs gegen Preußen bei dem erwarteten Kriege in der luxem- ! bnrgischcn Angelegenheit anfzutreten. Auch aus Schleswig wer­den fortwährend Symptome der Unzufriedenheit gemeldet. Auch da scheint die Regierung zum Aenßersten entschlossen zu sein, um Herr über die Widerspenstigen zu werden. fSt.-A.j

Berlin, 22. Mai. Die Zeidler'sche Korrespondenz spricht von der Entdeckung einer weitverzweigten Verschwörung in Han­nover, deren Zweck die Organisnmng bewaffneten Widerstandes gegen die preußische Regierung wäre.

Die französische Regierung h'at einen Preis von i 00,000 Franks zu vergeben, welcher für den Mann bestimmt ist, der sich um die arbeitende Elaste am meisten verdient gemacht hat. Preußen hat S ch ul z e - D e li tz s ch dazu vorgeschlagen, den Grün­der der Spar-, Vorschuß- und Eonsum-Vereine. Mitbewerber ist der Elsäßer Fabrikant Dolfnß in Mühlhausen, der Gründen­der Arbeiter-Colonien. >

Wien, .10. Mai. Nichts bezeichnet präciser die ganze i Wandlung, die seit 6 Jahren vor sich gegangen ist, als die so- ! eben erfolgte Ernennung des Präsidiums des Reichsrnths. Wäh- > rend der erste Präsident des Abgeordnetenhauses der nachmalige ^ Justizminister Dr. Hein war, wird jetzt Dr. Giskra, der vor- ^ geschrittene liberale Oppositionsmann, von der Krone zu dieser ^ Stellung berufen, und zum zweiten Viccpräsidenten wird der ^ Abgeordnete aus Lemberg, Dr. Ziemialkowski ernannt, der der ! äußersten Linken angehört und ein Anhänger demokratischer Ideen ^ ist, der sogar zu wiederholtenmalen und zuletzt im Jahre 1064 wegen politischer Verbrechen zu vieljährigcm Kerker verurtheilt worden ist. Ausgesprochenere Parteimänner und gewandtere Vorsitzende hätte die Versammlung in freier Wahl auch nicht wählen tonnen.

Wien, 20. Mai. Nach den 'Nachrichten der Dcbats aus ^ Wien wird die Krönung in Ofen zwischen dem 13. und 20. Juni Statt finden und der Kaiser und die Kaiserin am Ende i des Monats nach Paris gehen, begleitet von einer zahlreichen ! Suite und von den Ministern v. Beust und v. Andrassy. In s dem unverbesserlichen Landtag zu Agram hat die Unzart: feind- ,

lichc Partei gesiegt und eilt Adreßenlwurf ist durchgegangcn, der für Eroatien nichts Geringeres fordert, als ein eigenes Ministerium.

Wien, 22. Mai. Die bei Eröffnung des Neichsraths ge­haltene Thronrede sagt, daß der Kaiser die Herstellung konstitu­tioneller Einrichtungen nnverrückt im Auge behalten habe. Die Thronrede geht dann ans das befriedigende Abkommen mit den ungarischen Kronländcrn über, welches deren Zusammengehörig­keit mit der Gesammtmonarchie, den Reichsfrieden im Innern und die Machtstellung des Reiches nach Außen sicher stellt. Der Kai­ser hofft, der Reichsrath werde dieser Vereinbarung seine Zu­stimmung nicht versagen und die Vortheile nicht unterschätzen, welche auf der vom Kaiser eingeschlagenen Bahn für die Stel­lung Oestreichs im Stnatenverbande Europa's bereits fühlbar geworden sind; ferner betont er, daß die neue Verbürgung der Rechte und Freiheiten der ungarischen Kronländer die gleiche Sicher­heit für die übrigenLänder nothwendig im Gefolge haben müsse. Die Thronrede spricht die Absicht des Kaisers ans, den einzelnen Kronländern im Wege der Vereinbarung mit dem Reichsrathe jede Autonomie-Erweiterung zu gewähren, die ihren Wünschen entspricht, und ohne Gefährdung der Gesammtmonarchie zuge­standen werden kann. Als Gesetzesvorlagen werden verheißen: Ministerverantwortlichkeit, Modifikation des Paragraphen 13 der Verfassung. Für die Ausgaben des laufenden Jahrs sei vorge­sorgt, so daß der Reichsrath sich der Lösung dauernder Finanz- ansgaben hingeben kann. Schließlich sagt die Thronrede: Nicht ein geheimer Gedanke der ^Wiedervergeltung ist es, der unsere Lchritte leitet, sondern das Bestreben, durch unser Schaffen die Ungunst und Feindschaft in Achtung und Zuneigung zu verwan­deln. Die Rede wurde öfters durch Beifallssturm unterbrochen.

DerPester Eorr." meldet über den ungarischen Krönungs- ornat: Der Kaiser trägt einen rothen, reich mit Gold verzierten Dolman, dazu ein ähnliches ungarisches Beinkleid, lichtgelbe Stiefel, deren Stulpen bis zur halben Höhe der Waden reichen; ferner den blauen Königsmantcl mit kurzem Kragen, unter demselben das große Toison-Band, um den Hals den Orden des goldenen Vließes; aus dem Haupte die Krone und um die Hüften das Schwert des heiligen Stephan. Der Schim­mel, den der Kaiser reiten wird, ist reich in Gold gezäumt: die bis zum rückwärtigen Gelenke des Thieres herabreichende Scha­hracke, sowie das Iaumzeng ist ringsherum mit den verschiede­nen Wappen der.Komilaie in kleiner Form geziert. Die Mäh­nen des Pferdes sind mit Goldschnürcn eingeflochtcn.

Haag, 21. Mai. Der Großhcrzog von Luxemburg Unter­zeichnete gestern den Londoner Vertrag.'

Paris, 10. Mai. Im Kriegsministcrium studirt man den Plan eines verschanzten Lagers, das bei Ranzig zwischen Straß- bnrg und Metz errichtet werden soll und 130,000 Mann auf­zunehmen im Stande sei. 1813 und >814 drangen die Alliirten gerade ans diesem Punkte in Frankreich ein, und deshalb soll diese Lücke ausgefüllt werden. Die Errichtung dieses verschanz­ten Lagers würde eben so wenig eine kriegerische Bedeutung ha­ben, als die Umwandlung Triers in einen großen Waffenplatz von Seiten Preußens, so bald Luxemburg geräumt worden ist.

In Straß bürg sind durch die Viehsperre die Fleischpreise so gestiegen, daß schon vor einigen Lagen das Pfund 24 Sous kostete. jS. M.j

London, 18. Mai. Lord Montagn thcilt mit, daß die Rinderpest in London an 8 verschiedenen Punkten ausgebrochen ist. 78 Kühe sind von der Seuche ergriffen worden, 23 sind gefallen. Die Rinderpest ist sehr verbreitet in Deutschland, die Regierung hat cnsprechende Maßregeln getroffen.

London, 22. Mai. Ein Regierungserlaß verordnet, daß das Importvieh in den Landungshäsen sofort geschlachtet werde. Nur London, Harwich und Southampton dürfen das Jmport- vieh lebendig weiter befördern.

Türkei. Die Reise des Sultans nach Paris, die nun in einem zur Besprechung dieser Frage abgchaltencn Ministerrath definitiv beschlossen worden ist, erfolgt Anfangs Juli. Der Sul­tan kommt mit einem Gefolge von 300 Personen zum Besuche der Ausstellung. Es ist dies, wie der Abendmoniteur hervor­hebt, das erste Mal, daß der Großherr ein christliches Land besucht.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.