quels bezüglich der Budgetfeststellung zu Art. 65, 67, 68, 69 angenommen. An. 66 wurde in der Regierungsfassung angenommen. Abendsitzung. Art. 68 wurde mit einem Amendement Twestens, betreffend die Beseitigung der Strafbestimmungen wegen Erregung von „Haß und Verachtung" angenommen, dergleichen Art. 69 mit dem Amendement Schwarze, wonach es bis zum Erlaß eines Bundesgefetzes bei den zuständigen Gerichten fein Bewenden hat, desgleichen Art. 70 mit dem Ansatz Wiggers (Rostock), betreffend die Jnstanzverweigerung. 'somit bleibt nur noch die Berathung von Abschnitt XlV, Art. 71, betreffend das Verhältniß zu den süddeutschen Staaten, übrig.
Berlin, 10. April. Im Reichstag kam heute Art. 71 zur Generaldebatte. — Der hessische Bundeskommissär v. Hoff- mann dankte dem Grafen Bismarck für die bundesfreundliche Beantwortung der gestrigen Interpellation und glaubt auch die hohe Befriedigung der Darmstädter Regierung darüber ausdrü- cken zu dürfen. Die einfachste Beseitigung der schwierigen Lage des Großherzogthums sei allerdings dessen Eintritt in den norddeutschen Bund, es müsse jedoch wegen der dadurch erwachsenden Mehrkosten die Landesvertretung befragt werden, der Redner spricht aber seine Ueberzeugung dahin aus, daß letztere damit einverstanden sein, und daß die gestrige Interpellation im Sinne der Interpellanten erledigt werden wird. (S. V.)
Der Reichstag gelangte in der Sitzung am 10. an den letzten Abschnitt und Artikel des Bundesverfassungsentwurss, Abschn. 14: Verhältniß zu den süddeutschen Staaten, Art. 71: „Die Beziehungen des Bundes zu den süddeutschen Staaten werden sofort nach Feststellung der Verfassung des norddeutschen Bundes durch besondere dem Reichstag zur Genehmigung vorzulegende Verträge geregelt werden." Der Artikel wird mit dem Amendement Miquel-Lasker, wonach der Eintritt der süddeutschen Staaten in den Bund auf Vorschlag des Bundespräsidiums im Wege der Bündesgesetzgebung erfolgt, angenommen, ebenso Titel und Eingang des Entwurfes. Damit ist die Versassungs- vorberathung geschlossen. Nächste Sitzung am 15. April, zur Schlußberathung.
Berlin, 10. April. Die Luxemburger Frage ist gegenwärtig in eine friedlichere Phase getreten, wie namentlich die neueste Haltung der französischen Regierung und der französischen wie preußischen Presse erkennen läßt. Frankreich will sich, scheint es, mit der Neutralisirung Luxemburgs begnügen. Doch ist das ein weiter Begriff, und sind keineswegs alle Schwierigkeiten mit diesem Auskunftsmittel gehoben. Indessen hat die Friedenshoffnung doch wieder neue Chancen bekommen. Die am leidenschaftlichsten zum Krieg hetzende radikale Liberia ist wegen eines Artikels, überschrieben: „Was es kostet, die Wahrheit zu sagen," in Anklagestand versetzt worden. — Die drohenden Verwicklungen haben die unsaubern Elemente des Partikularismus bereits wieder mit neuen Hoffnungen erfüllt. Man ist Jntriguen des Marienburger Hofs in Hannover auf die Spur gekommen. Sollte die Exkönigin die ihr gewährte Gastfreundschaft wirklich so schnöd mißbrauchen, so dürfte ihr Aufenthalt in Hannover nur mehr von kurzer Dauer sein.
Berlin, 11. April. Provinzialkorrespondenz: Reichstags- Diätenbeschluß von Seiten der Regierung unannehmbar, ebenso gewisse Abänderungsbeschlüsse: Heereseinrichtungen, Bundesfinan- zen, seien geeignet, ein? Bundesauflösung, Bundesstillstand durch Volksvertretungsbeschlüsse herbeizuführen. (s. M.)
Berlin., 11. April. Eine europäische Conferenz steht noch nicht bevor. — Die militärischen Arrangements mit Darmstadt sind abgeschlossen. — Die Nachrichten wegen eines Abkommens bezüglich der süddeutschen Festungen sind verfrüht. — Es wird bemerkt, daß Süddeutschland mit seinen neuen Heereseinrichtungen noch stark zurück sei.
Hamburg, 11. April. Die Börsenhalle hat folgendes Privattelegramm (dessen Richtigkeit wir dahin gestellt sein lassen): Der König von Holland dankte als Großherzog von Luxemburg zu Gunsten des Prinzen Heinrich ab. Vor 14 Tagen bot Frankreich Oestreich ein Offensivbündniß gegen Preußen an. Oestreich schwankte. Beust war dagegen, eine Militärpartei dafür. Frankreich zog sich zurück und tritt deßhalb seitdem Preußen wieder näher.
Lichtenstein. Sichere Nachrichten aus Vaduz melden, daß in unserem Ländchen stark gerüstet wird; der Tambour der Armee erhielt bereits neue Schlägel.
Wien, 8. April. Das Gerücht, daß der Kronprinz von Preußen hier eingetroffen sei, um wegen eines Bündnisses mit Preußen zu verhandeln, ist falsch. Das Aeußerste, was man hier im deutschen Interesse leisten wird, ist strenge Neutralität.
Luxemburg, 7. April. Hier ist das Gerücht aufgetaucht: der König der 'Niederlande beabsichtige, seine Souveränetätsrechte als Großherzog von Luxemburg auf seinen bisherigen Statthalter, den Prinzen Heinrich der Niederlande, zu übertragen. Vielleicht liegt dem Gerüchte nichts als der allgemeine Wunsch der Bevölkerung zu Grunde. Allein es würde dies vielleicht noch der Weg sein, das politische Problem, welches zur Stunde die Staatsmänner und die europäische Presse so angelegentlich beschäftigt, in einer für Deutschland, Holland und die Luxem-' burgische Bevölkerung befriedigende Weise zu lösen und die Gefahr eines Krieges abzuwenden. (Mg. Z.)
Die französischen Studenten haben eine Adresse an die deutschen erlassen. Dieselbe lautet: „Deutsche Brüder! Der Horizont ist umwölkt und finster. An beiden Usern des Rheines erdröhnt der Kriegslärm. Die Völker schauen erschreckt auf das, was die Zukunft bringen soll. Und ist denn doch nicht die Zeit des Völkerhasses vorüber? Weit von uns liegen diese Ideen eines anderen Zeitalters! Die Völker sind groß nicht vermöge ihres Landbesitzes, sondern vermöge ihrer Verfassung! Frankreich und Deutschland müssen keine Erweiterungen ihrer Landesgrenzen , wohl aber die ihrer Freiheiten verlangen. Kein Mann von Herz hat je Furcht vor Krieg gehabt, aber jeder Ehrenmann muß ihn verabscheuen. Zollen wir ihm unseren Haß wegen des Elendes, welches er nach sich Zieht, und wegen des Despotismus, den er erzeugt. Liegt es nicht gerade an den Srudirenden, laut diese großen Wahrheiten zu bestätigen? Mar- schiren wir nicht auf diesem fruchtbringenden Wege zusammen, deutsche Brüder? Möge durch und mit Euch der Friede mit allem Glanze kommen, welcher fürderhin die Völker leite zur Wohlfahrt, zur Größe und zur Freiheit!"
Paris. Gegen die projektirte Armee-Reorganisation regnet es von allen Seiten Proteste. — Kaiser Napoleon soll über den Gang der Ereignisse sehr niedergeschlagen sein.
Paris, 10. April. In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers ist die von der Majorität gestellte Interpellation über Luxemburg zurückgezogen worden, während die Interpellationen der Opposition und der Mittelpartei von allen Bnreaux verworfen worden sind. — Fast alle heutigen Abendblätter sprechen sich für die Neutralerklärung Luxemburgs aus. — Herzog v. Gramont, franz. Botschafter am Wiener Hofe, ist heute hier eingetroffen. ' (S. V.)
Paris, 10. April. Die „France" schreibt: „Keine Konferenz wixd über die Luxemburger Frage stattsinden. Frankreich wird mit den Mächten direkt unterhandeln.
London, 4. April. Die Besorgniß vor einer Störung des europäischen Friedens ist hier wieder im Steigen. Korrespondenten aus Paris schildern den Eindruck des ins Stocken gerathenen Geschäfts in drastischer Weise und tragen dadurch eben nicht zur Beruhigung des Publikums bei. Der Daili-News- Correspondent bemerkt: Der jetzt — eingestandenermaßen fehlgeschlagene — Versuch, Luxemburg zu annektiren, war ein furchtbarer Fehler, dessen Folgen sich schwer ermessen lassen. Der Kaiser hat es mit seinen ZntrigueN dahin gebracht, daß er jetzt nur zwischen einem grauenhaften Kriege und bitterer Demüthi- gung zu wählen Ihat. In dem Handel mit dem Könige von Holland lag etwas Schmähliches.... Solch ein schnödes Geschäft anzuknüpfen und nicht aussühren zu können, hat etwas Klägliches. Der Kaiser hat seinen unverantwortlichen Schreibern von der Cassagnac-Elasse befohlen, zu erklären, daß der Handel abgeschlossen sei, und daß die Luxemburger sich zu Tode sehnen, französisch zu werden. Vor zwei Tagen gab es nicht einen halbamtlichen Redakteur in Paris, der nicht privatim wie in seinem Blatte behauptete, daß die Sache abgemacht sei. Und nun kommt der amtliche Widerruf im Haag, in Berlin, in Luxemburg, und an letzterem Ort „Illuminationen" und „große Freude" darüber, daß die angebliche Sehnsucht nach französischer Herrschaft ungestillt bleiben soll.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'sche» Buchhandlung.