Bundesregierungen den Reichstagsbeschluß über die Bewilligung von Diäten abtehnen werden, weil sie diesen Beschluß dem allgemeinen Wahlrecht gegenüber prinzipiell sür unzulässig erachtet. — Der Schluß der Reichstagssitzungen wird am 17. April erwartet.
Berlin, 7. April. Die Vorkehrungen der süddeutschen Staaten sollen noch immer viel zu wünschen übrig lassen. Hier wird über die Säumigkeit lebhaft geklagt. Auch soll eine diplomatische Mahnung an die süddeutschen Regierungen ergangen sein. ' (S. M.)
Berlin, 7. April. Eine Volksversammlung in der Alhambra beschloß: Luxemburg darf nimmer von Deutschlend abgetrennt werden. Es ist Pflicht des deutschen Volkes, nach allen Kräften für die Zugehörigkeit Luxemburgs zu Deutschland einzustehen. Die Vereinigung Luxemburgs mit Deutschland müsse schleunigst erfolgen.
Berlin, 8 April. Der Reichstag nahm heute nach kurzer Debatte die Artikel 59—04 der Bundesverfassung an und lehnte einen von den Abgeordneten Waldeck und Dunker vorgeschlagenen Zusatzartikel ab, wonach das Bundespräsidium verantwortliche Kriegs- und Marine-Minister ernennen sollte. Die Generaldebatte ist erledigt, die Vorberathung des Finanzabschnitts wird Mittwoch beendet werden. — Der Finanzminister v. d. Heydt theilte mit, daß die Bundesausgaben ca. 75 Millionen, die Einnahmen aber nur etwa 50 Mill. Lhaler betragen werden. Da nun das Präsidium allein die 25 Mill. nicht decken könne, so werden Matrikularbeiträge ausgeschrieben werden müssen. Die Regierung gesteht die Budgetvorlage und die Anleihebewilligung zu, nicht aber Abstriche feststehender Einnahmen. — Wie der St.-Anz. meldet, beabsichtigt die Regierung die sofortige Berufung des Preußischen Landtags, nachdem die Vereinbarung der Bundesverfassung hergestellt sein wird. Die Konferenzen der Lundesbevollmächtigtcn werden am 10. d. M. beginnen, um über die vom Reichstage beantragten Verfassungsänderungen Beschluß zu fassen. Der Zusammentritt des preußischen Landtags soll bald nach Ostern erfolgen. Dasselbe Blatt publicirt die Frankfurter Stadtverfassung. —- Indem die R. A. Ztg. die beunruhigenden Gerüchte über die Luxemburger Frage bespricht, bemerkt sie: die Entscheidung liege nicht in Berlin, da der Charakter des Bundesstaats nur defensiv sei.
Berlin, 9. April. Die Bankzeimng will wissen, Bismarck bezeichne Abgeordneten gegenüber die Situation als sehr ernst. Die beabsichtigte Verlegung von Husaren nach Luxemburg werde wegen Möglichkeit der Mißdeutung unterlassen. Es finden keine Rüstungen statt, nur werden auf den September ausgeschriebene Rüstungen aus den Juni beschleunigt. — Die Oberhessen interpelliren in der heutigen Reichstagssitzung: Da Deutschland jetzt fremde Einflüsse abweisen könne, warum nicht das ganze Großherzogthum Hessen in den Nordbund eintrete? Ob dauernde Hindernißgrnnde vorhanden seien? (S. M.)
Rendsburg, 5. April. Die Erhebung Rendsburgs zu einem Wasfenplatz ersten Ranges wird in militärischen Kreisen als definitiv beschlossen bezeichnet.
Wien, 8 . April. Der französische Botschafter ist heute nach Paris abgereis; dessen Zurückkunft wird nächste Woche erwartet. .
Die Wiener „N. Fr. Pr." schreibt, zwischen Preußen und den süddeutschen Staaten stehe ein Abkommen über die Verthei- dignng der Festungen in Süddeutschland bevor. — Eine aus der France in die Wiener „Presse" übergcgangene Nachricht besagt: „In offiziellen Münchener Kreisen versichert man, daß zwischen Preußen und den süddeutschen Staaten geheime Verträge existi- ren, nach welchen diese Staaten in den Nordbund eintreten sollen, sobald die Bundesverfassung von dem norddeutschen Bunde votirt worden wäre."
Der Austrag der luxemburgischen Angelegenheit wird auf den diplomatischen Weg verwiesen — dies ist der kurze In- ! halt der Nachrichten, welche neuestens hierüber aus den Sitzen ^ der europäischen Regierungen zusammenlaufen. Die Frage, ob auf diesem Wege eine Lösung gefunden werden wird, ist es, welche Grund zur Beunruhigung gibt. Man hat sich aber vorerst daran jzu halten, daß nunmehr neben der preußischen Regierung auch die französische öffentlich vor der Volksvertretung die Hoffnung, der Friede werde nicht gestört werden, ausge
sprochen hat. Sache der Bevölkerungen ist es, Alles zu thun, was zur Verwirklichung dieser Hoffnung beitragen kann. Wer in Deutschland annehmen würde, das französische Volk finde sich wegen Luxemburg in einem Zustand gereizester Kriegslust, der gäbe sich zweifellos einem schweren Jrrthum hin. Trotz der Hetzereien eines Theils der Presse herrscht nach neueren Berichten in Paris mehr Erbitterung gegen die eigene Regierung, welche Frankreich abermals in einen wahrscheinlich mit Rückzug endenden, einstweilen das Erwcrbslebeuden störenden Handel hin- eingesührt hat, als gegen Deutschland vor. (S. M.)
Paris, 7. April. Große Beunruhigung. Man spricht von einer nach Berlin abgegaugenen Note. Mac Mahon soll nach Paris berufen sein. Man hält den Krieg für gewiß. 5 — Ein amtlicher Maueranschlag zieht in Abrede, daß ein Ultimatum an Preußen gestellt worden sei. — Die „Patrie" dementirt andere Gerüchte, aber verlangt, daß Preußen Luxemburg übergebe. — Es herrscht allgemein der Glaube, der Krieg werde bald ausbrechen.
Paris, 8 . April. Die Standarte sagt: Da Preußen glaubte, die Mitunterzeichncr der Vertrüge von 1839 befragen zu müssen, mußte Frankreich gleichfalls sich in Beziehung zu den Mächten setzen. Die Angelegenheit ist somit zur Zeit auf das diplomatische Feld gestellt, und alles läßt hoffen, daß sie aus demselben nicht herausschreiten wird.
Paris, 9. April. In der gestrigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers gab Mousrier eine Erklärung über die Luxemburger Frage: Frankreich rief die Frage nicht plötzlich hervor. Die unentschiedene Position Limburgs und Luxemburgs führte vielmehr Vorbesprechungen zwischen Holland und Frankreich herbei. Auf Anfrage Hollands berief sich Preußen auf die Verträge von 1839. Frankreich mache die Erwerbung Luxemburgs von drei Seiten abhängig: Einwilligung des Königs von Holland, loyale Prüfung der Interessen der Großmächte, Ausspruch des Volkswilleus vermittelst allgemeinen Stimmrechts. Dann sei Frankreich geneigt, mit anderen Mächten die Vertragsbestimmungen von 1839 zu prüfen, geleitet von persönlichen Gesinnungen. Wir glauben fest, daß der Friede von Europa nicht gestört wird. (Daß es überhaupt nöthig ist, diesen Glauben jetzt, zur Zeit der Ausstellung,- so öffentlich und feierlich auszusprechen, das ist gerade das Bedenkliche.)
Turin, 3. April. Das auch in deutschen Blättern kur- sirende Gerücht von geheimen Unterhandlungen zwischen der preußischen und italienischen Regierung in Betreff Zurückgabe Savoyens an Italien, für den Fall, daß dieses bei der Möglichkeit eines Kriegs zwischen Frankreich und Deutschland sich neutral verhielte, wird hier täglich mit größerem Nachdruck wiederholt, mit dem Beifügen, daß der russische Gesandte zu Florenz für diese Neutralität, welche durch die Gewalt der Dinge in eine russisch-preußisch-italienische Allianz übergehen könnte, fast noch thätiger sei, als der preußische.
Einsicht ohne That.
Ihr rühmt die Einsicht, die durch deutsche Laude,
Ein wachsend Lebensfeuer, sich ergossen:
Der Wahrheit Licht, dem klarsten jüngst verschlossen,
Schon strahl' es hell dem dunkelsten Perstande.
Die nnS bisher im feindlichen Gewände Voll Wahn bekriegt mit irrenden Geschossen,
Viel ständen jetzt zur Seit uns als Genosten,
Im Geist bereit zum Brechen schnöder Bande. —
Ja, ja, den Geist, den seh' ich wortreich ringen:
Nur schwingt kein Muth ihm helfend auch die Waffen,
Und Muth nur führt zum glücklichen Gelingen.
So ist das Schwerste immer noch zu schaffen.
Die Einsicht mag der Geist zum Theil erzwingen,
Doch Wollen nicht. Nie werden frei die Schlaffen.
Georg Fein.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.